Auf leisen Sohlen tapste die junge Frau über den mit Teppich besetzten Boden. Beinahe geräuschlos eroberte sie die hölzernen Stufen der Treppe, die zum Kanonendeck und der Proviantkammer der Flying Lamb führte. Sachte hob sie den Deckel der Luke, huschte durch die Öffnung und verschloss jenen Eingang zu ihrer Kajüte so lautlos es ihr möglich war.
Vivi, die Prinzessin Alabastas, schlief seelenruhig in dem weichen Lager. Sie hatte ihrer Freundin den Platz bereitwillig überlassen, nachdem die Navigatorin der Strohhut-Piraten selbst für Tage, aufgrund einer Virusinfektion, dazu verdonnert wurde, das Bett zu hüten. Und nun, so kurz vor dem Ziel, den Wüstenstaat aus den Fängen eines Tyrannen zu befreien, sollte sich Vivi ausruhen und Kräfte sammeln.
Katzengleich schlich Nami über die Dielen und bemerkte die nächtliche Kälte erst, als sie die Tür des Speichers hinter sich schloss. Bibbernd fuhr sie sich über die Arme, ehe sie die Umgebung einer akribischen Sichtung unterzog. Vorn am Bug, wo sich als Galionsfigur ein riesiger Schafskopf erhob, der zugleich Ruffys Lieblingsplatz war, flackerte das kleine Licht einer Laterne. Erleichtert entließ sie die angehaltene Luft aus ihren Lungen und steuerte den vorderen Teil der Karavelle an. Die Flamme der Petroleumlampe zuckte kaum merklich, als Nami jene Stelle erreichte, auf die sie es abgesehen hatte.
In eine Decke gehüllt saß jene Gestalt, die sie hatte aufsuchen wollen. Wortlos ließ sich die junge Frau auf das Holz sinken und sog den Duft ein, der ihr seit einiger Zeit mehr als vertraut geworden war. Das Glimmen der Zigarette, die zwischen seinen Lippen hing, erlosch, als der junge Mann den Kippen in dem kleinen Aschenbecher ausdrückte. Unaufgefordert schälte sich Sanji halb aus dem Überwurf und gebot ihr so, sich an seine Seite zu begeben, ehe er beide erneut in den weichen und von seinem Körper erwärmten Stoff hüllte. Nami bettete ihren Kopf an seiner Schulter, rückte näher zu ihm auf und genoss das Geräusch seiner gleichmäßigen Atemzüge.
»Schläft sie endlich?«, durchbrach seine Stimme die Stille.
»Hmhm«, murmelte sie an seinem Hals und schloss die Augen. Diese Momente erschienen kostbar und waren rar gesät, denn in nicht weniger als ein paar Stunden würde der junge Mann, trotz nächtlicher Wache, wieder in der Kombüse stehen, um für die Crew ein nahrhaftes Frühstück zuzubereiten. Dann würde der übliche Tumult losbrechen und von trauter Zweisamkeit bliebe nicht mehr viel übrig.
»Dass sie ihre Ruhe braucht, kann ich nur zu gut verstehen, doch ich habe fast schon die Hoffnung aufgegeben.«, flüsterte der Smutje und drückte ihr einen kleinen Kuss aufs Haar, nicht ohne jedoch die junge Frau noch etwas dichter zu sich heranzuziehen.
»Ach ja? Du meinst, dass du sonst hier hättest allein sitzen müssen ...?«, neckte sie und konnte sich das Grinsen auf seinem Gesicht mehr als deutlich vorstellen, auch, wenn sie es nicht sah. »In der kalten, finsteren Nacht.«
»Ja«, bestätigte er. »Nur ich, allein, mit der Laterne und meinen Kippen.«
»Wie einsam«, wisperte sie.
»Hm«, brummte Sanji zustimmend. »Ist dir kalt?«
Seine Finger tasteten nach ihren Händen, ehe er diese zu seinem Gesicht führte und Nami die Wärme seiner Wangen in ihren klammen Gliedern spürte. Die stoppelige, weiche Haut unter ihren Fingerspitzen schwand, als er diese zu seinen Lippen führte und jene empfindlichen Stellen mit kleinen Küssen bedachte.
»Ein wenig«, gestand sie, mühte sich jedoch um Fassung. Ob er die Röte auf ihren Wangen bemerkt hatte? Oder das Rauschen ihres Blutes hörte, dass stromschnellenartig durch ihren Körper jagte?
»Soll ich dich wärmen?«, bot er an, und ein wissendes, wenngleich auch amüsiertes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
»Wie immer«, schmunzelte sie und entließ ein genüssliches Seufzen, als Sanji seinen Mund auf ihre Lippen legte.