B O Y S of S U M M E R
CRAZY little thing called LOVE.
Heiß und unnachgiebig brannte die Mittagssonne auf sie herunter. Die Eiswürfel in den Longdrink-Gläsern waren schon längst geschmolzen, während sich der perlweiße Strand Kretas vor ihnen ausbreitete.
»Ah, Griechenland«, seufzte Molly selig, streckte sich katzenhaft und ausgiebig auf dem Liegestuhl aus.
»Mir war egal, wo wir unseren Urlaub verbringen, Hauptsache, ich habe Wasser vor der Nase«, pflichtete ihr Audrey bei und richtete den großen Sonnenhut, der ihr brünettes Haupt bedeckte.
Lautes Kreischen erregte die Aufmerksamkeit der jungen Damen, denn zwischen ihren Liegen schlüpfte Lily Potter unter dröhnendem Giggeln hindurch, dicht gefolgt von Lorcan, der mit einer Wasserflasche versuchte, dem Mädchen mit dem kühlen Nass eins auszuwischen. Der Potter-Spross lief bereits in Richtung Meer, als ihr ihre Cousinen Rose und von Lucy entgegen kamen. Verwundert über den Lärm verdrehte die Hexe mit den rotbraunen Locken die Augen und schüttelte den Kopf. Während Lucy die Beine ihrer Schwester Molly beiseite schob, um auf deren Liegestuhl einen Platz zu finden, fischte Rose nach einem Handtuch, um die Spitzen ihrer wilden Mähne zu trocknen.
»Hat jemand meine Sonnencreme gesehen?«, verlangte die junge Frau zu wissen und fing das kleine Plastikfläschen auf, das Audrey ihr zu warf. »Danke.«
»Brauchst du Hilfe?«, Rose nahm das Angebot des Mädchens dankend an und setzte sich, ebenso wie Lucy, auf das Ende der Liege, um sich von ihrer einstigen Klassenkameradin beim kremen des Rückens behilflich zu sein.
»Hey Rosie, wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich dir statt Flint deine Rückansicht eingeschmiert.«, den großspurigen Tönen des jungen Malfoy lauschend, schüttelte Rose das lockige Haupt.
Audrey jedoch, schob ihre Sonnenbrille etwas tiefer und blickte dem jungen Mann mit belustigter Skepsis entgegen. Doch zur Überraschung aller, und eher etwas unbeholfen und umständlich, schraubte sich das Fräulein aus der Liege und gebot dem Jungen, den bereits leicht sonnenverbrannten Rücken des Weasley-Mädchens einzuölen.
»Tu' dir keinen Zwang an«, meinte Audrey, zwinkerte dem blonden Jungen zu und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. »Hast du Jackson gesehen?«
Scorpius ließ sich gerade hinter Rose auf den Liegestuhl nieder, ehe er breitgrinsend erklärte, dass Audrey ihr Glück beim »Paintball«-Parcours versuchen sollte.
»Paintball?«, hakte sie ungläubig klingend nach.
Die junge Hexe überblickte die hiesige Anlage, die zum Resort gehörte. Dass sie ihren Urlaub in einem Luxushotel verbringen würden, war einzig und allein auf dem Mist von Malfoy und Zabini gewachsen. Die Zöglinge der wohl reichsten Zaubererfamilien waren es gewohnt, von Prunk und Protz umgeben zu sein, doch zum Glück und zur Freude aller, waren die Eltern der Sprösslinge spendabel genug, um ihren Freunden diese Reise zu finanzieren. Mittels Portschlüssel waren sie nach Griechenland gereist und hatten in dem großen Hotel, das einen direkten Zugang zum Strand bot, eingecheckt.
So weit, so gut.
Nur bei der Verteilung der Zimmer schien die Harmonie der jungen Leute ein wenig ins Straucheln zu geraten. Während jene Jungen, die eine Freundin ihr Eigen nannten, das jeweilige Zimmer mit dieser zu teilen versuchten, war jedoch die Mehrheit der jungen Damen darauf bedacht, dass dies nicht vollzogen wurde. So also einigte man sich schließlich darauf, dass Jungen und Mädchen getrennt von einander die jeweiligen Räumlichkeiten belegten.
Bei einer geraden Anzahl von Zauberern, stellte sich dieses Unterfangen als weniger problematisch heraus, als es bei den Hexen der Fall war. Während jeweils zwei Jungen ein Zimmer bezogen, mussten sich drei der Mädchen eine Unterkunft teilen. So kam es, dass man Audrey und Rose ein Zimmer zuteilte, ebenso wie den Schwestern Molly und Lucy Weasley. Die drei jüngsten Damen, Dominique, Lily Luna und Ashley störten sich jedoch nicht daran, zusammen in einem Raum zu nächtigen.
Bei den Jungen regelte sich die Verteilung der Betten wie folgt:
Jackson und Mason teilten sich ein Hotelzimmer, sowie Scorpius und Albus Potter. Die Zwillingsbrüder Lorcan und Lysander bezogen eines der Zimmer und zu guter Letzt kamen die Cousins Hugo und Louis Weasley in einer Räumlichkeit unter.
Mehr oder weniger zufrieden mit der Zuteilung, gestattete man sich einen ersten Eindruck der Schlafstätten. Die Zimmer besaßen nicht nur Kabelfernsehen und Telefon, sowie einen W-Lan-Anschluss, sondern auch die luxuriösesten Badezimmer, die das Gros der jungen Leute je zu Gesicht bekommen hatte. Jedes der Bäder verfügte nicht nur über eine hiesige Badewanne, sondern auch über eine Dusche, unter der man sich vorkam, man stünde unter einem warmen Sommerregen.
Das Buffet servierte Gerichte, die sie zu Haus, in England, wohl nie zu sich genommen hätten. Zwar passte sich das Hotelpersonal auch den kulinarischen Vorlieben seiner Gäste an, doch auch den einheimischen Speisen bot man genügend Aufmerksamkeit.
Alles in allem schlief und aß man vorzüglich und genoss die Annehmlichkeiten, die diese Reise mit sich brachten. Neben den Freizeitaktivitäten wie Skaten, Beachvolleyball und der Paintball-Anlage, geizten die Manager nicht mit einem Wasserrutschenpark und den hauseigenen Pools. Dass sich größte Teil ihrer Gesellschaft unter nicht-Magiern aufhielt, störte die jungen Leute nicht. Jedoch galt es vorsichtig zu sein, denn die Muggel waren magisch-begabte Menschen nun einmal nicht gewohnt und niemand wollte einen Skandal auslösen oder für unnötiges Chaos sorgen.
Mit gemächlichen Schritten hielt Audrey auf den mit Heuballen umsäumten Platz zu, von der man vereinzelte Flüche und das Zerplatzen von Farbbeuteln vernehmen konnte. Ein platschendes Geräusch ließ sie kaum merklich zusammenzucken, doch als johlendes Gelächter an ihre Ohren drang, war sich die junge Hexe sicher, dass wohl niemand zu Schaden gekommen war.
»Hey Wood, aus dem Weg!«, brüllte Mason und stiefelte an dem hochgewachsenen Jungen vorbei.
Hastig sprang Jackson beiseite und ließ dem grimmig dreinblickenden Zabini-Zögling den Vortritt, als dieser unter wachsamen Augen versuchte, seine Gegner zu erspähen. Ein weiterer Knall folgte, und das Zerbersten von Farbpatronen war unüberhörbar.
»Gewonnen!«, jubelte Mason überschwänglich und hielt das Gewehr wie einen Quidditch-Pokal in die Höhe.
In geknickter Haltung kamen die anderen beiden Jungen aus ihrem Versteck, bespritzt mit Farbklecksen die wohl jeden Maler vor Neid erblassen ließen. Hugo und Louis schlurften, die Köpfe hängend, vom Parcours, gefolgt von Mason und seinem Kumpel Jackson.
Die Arme vor der Brust verschränkt und mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen, beäugte Audrey die Gruppe um den jungen Mann, der seit mehr als einem halben Jahr als ihr fester Freund zu bezeichnen war. Vielleicht war ihre Verbindung nicht bei jedem gern gesehen, doch Jackson wusste die Befangenheit des Mädchens gewusst zu zerstreuen. Mit einem breiten Grinsen schlenderte er auf sie zu, umfasste ihre Taille mit beiden Armen und drückte Audrey einen zarten Kuss auf die Lippen.
»Du bist voller Farbe!«, murrte das Mädchen und versuchte die Kleckse aus seinem Gesicht zu wischen. »Die armen Jungs.«
Jackson folgte ihrem Blick und sah, dass die Weasley-Cousins noch immer ziemlich missmutig und enttäuscht wirkten.
»Mason konnte es also wieder einmal nicht lassen, oder?«, zischte die brünette, junge Frau und schüttelte den Kopf. Ein erneutes Lächeln legte sich plötzlich auf Jacksons Züge, als er sich gegen Audrey drängte und ihr abermals einen Kuss auf die Lippen drückte.
»Du hast Sonnenbrand«, murmelte er und fuhr mit seinen Fingern über ihre erhitzten Wangen. Hastig entwand sie sich seiner flüchtigen Berührung und verzog das Gesicht zu einer Schnute.
»Hast du vergessen, dich einzukremen?«, hakte er nach und konnte das Grinsen nicht unterdrücken.
»Was? Nein, na ja ... vielleicht doch. Bin wohl eingenickt.«, versuchte sich Audrey zu rechtfertigen, wirkte jedoch ein wenig beschämt. Doch das plötzliche Lachen, das an ihre Ohren gelangte, ließ sie ihre Beklommenheit vergessen. Sie mochte Jacksons Lachen, ebenso wie die kleinen Grübchen, die sich in seine Wangen gruben, wann immer er lächelte. Dieser Junge vermochte es wie kein anderer, ihre manchmal aufkommende, aufbrausende Art zu mildern und wirkte unweigerlich wie ein Ruhepol, der das erhitzte Gemüt des Mädchens abzukühlen wusste.
Wenn Audrey daran zurück dachte, war es gar nicht su einfach, ihren Freund für sich zu begeistern. Nicht, dass er ein Frauenheld wäre, nein. Denn Jackson Farley Wood war wohl als das genaue Gegenstück zu jemandem wie Mason Zabini oder Scorpius Malfoy zu beschreiben. Während ihre Klassenkameraden, so weit bekannt war, beinahe jedem Rock nachstiegen, hatte sich Jackson meist in der Gesellschaft von weniger umtriebigen Jungen aufgehalten. Neben dem Spielen von Zauberschach, worin er ein Naturtalent war, hatte er sich dazu hinreißen lassen, in die Quidditch-Mannschaft Gryffindors als Hüter einzutreten, ganz nach dem Vorbild seines Vaters. Er hatte diese zwei ganz und gar unterschiedlichen, schulischen Aktivitäten immer als Ausgleich für den jeweiligen Sport bezeichnet und da es in den kälteren Jahreszeiten meist nie zu einer Trainingsstunde auf dem Besen kam, fand man ihn meistens im Gemeinschaftsraum der Löwen Schach spielend vor.
Ihre Aufmerksamkeit jedoch hatte er sich, unwissentlich, zugezogen, als es an einem kalten Februarmorgen dicke, schwere Flocken vom winterlichen Himmel fielen. Das Hogsmead-Wochenende stand vor der Tür und obwohl Audrey nicht sonderlich erpicht darauf war, sich in das Schneetreiben zu stürzen, hatten es ihre Freundinnen bereits seit Wochen geplant. Missmutig war sie den Mädchen hinterher gestapft, doch das Erkennen von Hindernissen fiel, bei dieser Wetterlage, schwerer, als vermutet. Unbeholfen hatte sie sich ihren Weg gebahnt und war plötzlich in etwas hinein gestolpert. Nur der Laut des Protestes hatte sie erkennen lassen, dass es etwas Menschliches war, in das Audrey hinein lief. Der Rückstoß des Aufpralls hatte sie ins Straucheln gebracht, doch jemand packte sie grob bei den Armen und hielt sie davon ab, sich in den kalten, nassen Schnee zu setzen. Es war schwer, denjenigen unter der Kapuze des Anoraks auszumachen, doch als das Mädchen endlich, und noch leicht benommen von dem Schock, in das Gesicht ihres Gegenübers blickte, überkam sie unweigerlich ein Gefühl von Dankbarkeit, welches sich mit einem wohligen Kribbeln mischte, das sie unweigerlich erfasste. Allen Klischees zum Trotz hatte Audrey Flint nicht leugnen können, dass sie dieses tiefe, dunkle Braun seiner Augen in einen Bann schlug, dem sie nicht entkommen wollte.
Natürlich war er ihr ein ums andere Mal bereits aufgefallen, schließlich spielte er für den größten aller Gegner des Hauses Slytherin, in welches man sie untergebracht hatte. Doch seit jenem, beinahe als schicksalhaft zu bezeichnenden Morgen im Februar, bestand für die junge Frau nicht der geringste Zweifel, dass der Hüter Gryffindors und sie zusammen gehörten.
»Hey, ist alles in Ordnung?«, abrupt riss Jackson sie aus ihren Erinnerungen und erntete nur ein breites, aber dennoch zufriedenes Lächeln.
»Ja«, entgegnete Audrey. »Aber willst du den ganzen Tag als wandelndes Gemälde herumlaufen?«
Ihre Frage beantwortete er mit einem knappen Zucken der Schultern, dennoch griff er nach ihrer Hand und zog sie mit sich in Richtung Hotel.
Als beide die Hotelanlage betraten, galt es den hiesigen Pool zu umrunden. Verdutzt blieb Audrey stehen und hielt auch Jackson unweigerlich davon ab, weiterzugehen.
»Ash?«, rief sie dem jungen Mädchen zu, welches selig auf einer Luftmatratze lag und sich von den künstlichen Wellen nicht aus der Ruhe bringen ließ. In einem der Liegestühle, die am Rande des Bassins bereitstanden, lümmelte sich Dominique und diese blickte über ihre Sonnenbrille hinweg zu dem Trubel, der ihre Ruhe so plötzlich störte.
»Warum seid ihr zwei nicht bei den anderen?«, wagte es Jackson nachzuhaken und wandte sein Augenmerk zu der jungen, blonden Hexe, deren Gesicht ein Lächeln zierte.
»Ashley hat Angst, dass sie aufs Meer hinausgetrieben wird«, lachte Dominique und widmete sich wieder dem Roman in ihren Händen.
»Ist auch so«, vernahm man die geschmeidige Stimme des Mädchens, die eher träge und leicht benommen klang. »Wer weiß, wo ich lande?«
»Ihr wart beim Paintball?«, hakte Dominque nach und blickte verwundert. »Und, wie war es?«
»Bunt«, gab Jackson wahrheitsgemäß zurück. »Und laut.«
Audrey quittierte seine Aussage mit einem belustigenden Schnauben. »Bis später«, rief sie den beiden Mädchen zu und nun war sie es, die den Jungen weiter in Richtung Eingang zog.
»Hey ihr zwei« Es war Albus Potter, der sie davon abhielt, das klimatisierte Foyer zu betreten, denn der mittlere Potter-Sproß saß, gemeinsam mit dem jüngsten der Scamander-Zwillinge an der Poolbar und schlürfte an einem Drink, der mit einem bunten, kleinen Papierschirmchen dekoriert worden war.
»Ihr trinkt? Am frühen Morgen?«, lachte Audrey auf und beäugte die bunten Cocktails und die leeren Longdrink-Gläser, die sich vor den jungen Männern aufreihten.
»Hier gibt's nun mal kein Butterbier«, rechtfertigte sich Lysander und prostete ihnen unter einem breiten Grinsen zu. »Außerdem haben wir bereits Mittag.«
»Und was, wenn Ihr mir diese Frage gestattet, Herr angehender Ministeriums-Leiter, genehmigen Sie sich?«, mischte sich Jackson hochgestochen klingend ein.
»Mai Tai«, kam die Antwort knapp und Lysander schlürfte demonstrativ mit dem Strohhalm den alkohollastigen Drink.
»Albus?«, wandte sich Audrey an den Jungen und nickte auffordernd.
»Zombie«, erklärte dieser gelassen und zuckte mit den Schultern. »Wirklich lecker. Willst du mal probieren?«
Bejahend nickend trat Audrey an Albus heran und ließ sich von ihm den Cocktail reichen.
»Und, wie viele von denen hattet ihr schon? Nicht dass wir euch nachher in eure Betten schleppen müssen?«, meinte Jackson, als er seiner Freundin dabei zu sah, wie sie sich von Lysander das andere Glas geben ließ. Der Potter-Spross winkte ab, zuckte jedoch mit den Schultern, ehe sich ein Grinsen auf seine Lippen stahl.
»Wir sind ja nicht nur zum Trinken hier. Eigentlich hatte uns Dominique gebeten, die Aufpasser zu spielen, aber gegen den einen oder anderen Drink gibt es ja nichts einzuwenden, oder?«, lachte Albus auf.
»Hey, Scamander, denk dran nachher wieder fit zu sein, wenn ihr das Beachvolleyball-Turnier nicht verlieren wollt.«, gebot Audrey den jungen Mann und dieser blickte ein wenig zerknirscht zu Jackson herüber.
»Und du willst nicht mitspielen?«, wandte sich Lysander an Jackson, doch dieser schüttelte den Kopf.
»Nein danke, ich hatte eben schon einmal das Vergnügen, mit Mason in einem Team zu spielen, da überlasse ich es lieber Audrey, sich mit ihm abplagen zu müssen.«, erklärte der Wood'sche Sprössling und lächelte freudig, als er den verstimmten Ausdruck auf dem Gesicht seiner Freundin sah.
»Potter«, murrte das Mädchen nun und wandte sich dem eben benannten, jungen Zauberer zu. »Wenn du den Schiedsrichter gibst, dann haben Mason und ich ja sowieso schon gewonnen.«
»Sagt wer?«, hakte Albus unschuldig klingend nach. »Oder willst du mich bestechen?«
»Ich doch nicht!«, gab Audrey hastig zurück und gesellte sich wieder an Jacksons Seite. »Lasst euch ja nicht noch weiter das Gehirn brutzeln!«
Damit ließen sie die beiden jungen Männer wieder allein an der Bar.
Endlich erfasste sie der kühlende Luftstrom der Klimaanlage und plötzlich konnte Audrey ein eher unmädchenhaftes Gähnen nicht unterdrücken.
»Müde, hm?«, hakte Jackson nach, legte einen Arm um ihre Taille und zog sie näher zu sich.
»Zu viel Sonne«, murmelte das Mädchen und legte den Kopf an seine Schulter und ließ sich von ihm zu den Treppen bugsieren.
»Dass du keine Fahrstühle magst, kann ich ja noch verstehen, aber ich begreife nicht, warum wir vier Stockwerke hochlaufen müssen?«, wandte er sich an Audrey, die es allem Anschein nach genoss, sich von ihm durch das mit Marmor und Stuck verzierte Foyer tragen zu lassen.
»Du weißt, dass ich dieses auf- und ab in diesen Dingern nicht vertrage.«, murrte sie stattdessen und vergrub ihr Gesicht in den Stoff seines mit Farbe beklecksten T-Shirts.
»Mir ist dieser Umstand bestens bekannt«, lachte Jackson auf. »Aus diesem Grund wolltest du auch nie auf einen Besen steigen. Trotz gutem Zureden meinerseits.«
Ein knurrender Laut entwich ihrer Kehle, denn er hatte ihren wunden Punkt erwischt. Seit ihrem ersten Jahr auf Hogwarts graute es Audrey davor, auf einem Besen durch die Lüfte schweben zu müssen. Und bei der ersten Flugstunde hatte sie es gerade einmal zu dreißig Zentimetern gebracht, die sie vom Erdboden trennten, doch diese hatten genügt, um ihr Mittagessen vor aller Augen von sich zu geben. Zwar hatte die junge Frau keine Höhenangst, schließlich schaffte sie es auf die Tribünen des Quidditch-Feldes, doch das Gefühl, keinen Grund und Boden unter den Füßen haben, sorgte beinahe für panische Zustände. Auch, dass Jackson sie einmal zu einem Ritt überreden wollte, hielt sie ihm noch immer vor.
»Ich mag es nun mal nicht«, rechtfertigte sie sich trotzig.
»Mir ist die erste Flugstunde noch bestens in Erinnerung«, schmunzelte Jackson.
»Das ist mir immer noch peinlich«, quengelte Audrey und sah zu ihm auf. »Was hast du vor?«
Ihre Frage, und den misstrauischen Ausdruck auf ihrem Gesicht, quittierte er mit einem schiefen Grinsen. Ohne ein Wort von sich zugeben, verstärkte er den Griff um ihre Taille, beugte sich kurz herunter, fasste mit der anderen Hand ihre Kniekehlen und hob sie auf seine Arme. Nicht ein Ton wich von ihren Lippen, dennoch beäugte sie sein Vorhaben mit Skepsis. Reflexartig umfasste sie seinen Nacken mit der einen, und seine Schulte mit der anderen Hand.
»Nicht, dass du zusammenbrichst«, warnte sie, doch Jackson schüttelte nur den Kopf.
Am Ende der Treppe ließ er sie wieder herunter und Audrey schaffte es nur mit Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Wortlos dirigierte Jackson sie in Richtung Tür, fischte in der Gesäßtasche seiner Jeans nach der Schlüsselkarte und steckte jene in das Lesegerät, das über dem Türgriff angebracht worden war. Verwirrt blinzelte Audrey, als das Schloss klickte und Jackson sie in den Raum schob. Dies war definitiv nicht das Zimmer, welches sie sich mit Rose Weasley teilte, denn das Chaos, das hier herrschte, war nicht zu übersehen. Nur selten hatte es Audrey geschafft, in das Zimmer ihres Freundes zu gelangen, denn meist war Mason nicht weit und laut der Regel, die man aufgestellt hatte, waren Besuche des anderen Geschlechts zu unterbinden. Doch da von dem einstigen Jäger Slytherins nichts zu sehen war, drängte Jackson die junge Frau über Socken und zerknüttelte T-Shirts hinweg zu dem Bett, das man ihm zugewiesen hatte.
»Ich gehe duschen«, raunte er ihr zu und Audrey nickte, wenn gleich etwas mechanisch.
Dass er sie hierher brachte, damit sie sich ausruhte, war ihr bewusst, doch ob er andere Absichten verfolgte, vermochte Audre< nicht zu sagen. Zu ihrem Glück war Mason nicht hier, denn auf Gespräche, oder das Durchgehen von Spielzügen, die das Beachvolleyball-Turnier betrafen, fehlte ihr jegliches Interesse.
Während sie das Rauschen des Wassers vernahm, räumte sie die wenigen Kleidungsstücke beiseite, die Jackson auf das Bett geworfen hatte. Sie zog die schweren Vorhänge vor die Fenster, die den lichtdurchfluteten Raum sofort verdunkelten und rollte sich auf der Liege zusammen. Sonne, Sand und Meer schienen doch mehr an ihren Kräften zu zehren, als sie dachte, denn die Müdigkeit kehrte alsbald zurück und die junge Frau versank ein einen traumlosen, aber dennoch erholsamen Schlaf. Als Audrey das sanfte Rütteln an ihrer kühlen Schulter ausmachte, hob sie verwirrt dreinblickend den Kopf.
»Hey«, meinte Jackson flüsternd und setzte sich zu ihr aufs Bett.
»Hey«, gab sie müde zurück und erhob sich, jedoch nicht ohne sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. »Wie lange habe ich geschlafen?«
»Nicht lange«, antwortet der junge Mann, »etwa eine halbe Stunde.«
»So wenig? Es kam mir viel länger vor.«, erklärte Audrey und konnte das Gähnen nicht unterdrücken, dass sich erneut erlaubte, empor zu treten.
Das Klicken, welches augenblicklich zu hören war, ließ beide zur Tür sehen. Als Mason ins Zimmer trat, wirkte dieser etwas verwirrt.
»Na ihr zwei, störe ich bei etwas? Mann, ist das dunkel hier!«, ohne Umschweife ließ der hochgewachsene, junge Mann die Pforte ins Schloss fallen und trat an die Fenster, um die Vorhänge beiseite zu zerren. Das breite Grinsen auf seinen Lippen hielt an, als das Tageslicht wieder in den Raum strömte. Erst jetzt bemerkte Audrey, dass Jackson nur die Jeanshose am Leib trug und dass ihre braune, schulterlange Mähne etwas aus der Form geraten schien. Doch den vorher gefassten Satz ließ Mason plötzlich fallen, stattdessen hob er die Fäuste, ganz in Boxer-Manier und meinte nur kämpferisch klingend: »Und, Flint, bereit die anderen platt zu machen?«
Noch immer etwas benommen zuckte Audrey nur bejahend mit den Schultern. So umherwirbelnd, wie er das Zimmer betreten hatte, so schnell verschwand Mason auch schon im Badezimmer.
»Manchmal ist er wirklich anstrengend«, murmelte Audrey und Jackson antwortete ihr, indem er sie zu sich in die Arme zog und ihr einen Kuss auf die Stirn drückte.
»Wehe Potter kann nicht mehr eins und eins zusammenzählen!«, fauchte Audrey, als sie hinter Mason herschlendernd und mit Jackson an der Hand, durch den weichen Sand stapfte. Sie schirmte ihren Blick ab und entdeckte alsbald das Netz, das zum Volleyballspielen gespannt wurde. Großspuriges Gelächter zog die Aufmerksamkeit der Drei auf sich, als Scorpius Malfoy, die Hände locker in die Hüften stemmend, an ihnen vorbei schritt. Lässig drehte er sich zu ihnen herum und lief ungehindert weiter, während seine Lippen ein triumphierendes Grinsen zierte.
»Scamander und ich machen euch fertig!«, hauptsächlich versuchte der blonde Schönling seinen alten Teamkameraden zu provozieren, und zu Audreys Leidwesen, sprang Mason auch schon unaufgefordert darauf an.
»Werden wir ja sehen, wenn ihr mit den Gesichtern im Sand liegt!«, lachte Zabini-Spross auf.
»Bist du dir sicher, dass du nicht mit ihm in einer Mannschaft sein willst?«, wandte sich die junge Frau an Jackson, der nur, schief grinsend, den Kopf schüttelte. Missmutig ließ Audrey den Kopf hängen und sich den Sonnenhut vom Haupt nehmen. Während jener, mit einer großen Krempe versehener Hut nun Jacksons Kopf zierte, gelangte die Gruppe endlich zu dem Feld. Während Lucy Weasley bereits im Sand saß und sich die Füße zum Spaß einbuddelte, stand Lily mit einem mürrischen Blick neben ihr.
»Da seid ihr ja!«, meinte die rothaarige Hexe. »Habt ihr Albus gesehen?«
Das Schütteln vereinzelter Köpfe sorgte nicht gerade für erheiternde Stimmung. Doch gerade, als Lily erneut zum Sprechen ansetzen wollte, hastete ihr älterer Bruder an dem Grüppchen vorbei, gefolgt von Lysander Scamander, der sich neben Lucy in den warmen Sand fallen ließ, die Arme hinter dem Schopf verschränkte und die Augen schloss.
Albus wirkte ein wenig neben der Spur, doch er beteuerte, seine Funktion als Schiedsrichter ernst zu nehmen. Abermals ließ die Jüngste der Potter-Geschwister den Blick schweifen und ihre mürrische Miene erhellte sich kaum merklich, als sie die anderen jungen Hexen und Zauberer entdeckte, die versprochen hatten, bei diesem Spiel anwesend zu sein.
»Also«, verkündete Lily und zog einen Zettel aus der kleinen Umhängetasche. »Wir haben folgende Teams: Mason und Audrey gegen Lysander und Scorpius, Molly und Hugo gegen Lorcan und mich. Als Ersatzspieler haben sich Rose und Dominique zur Verfügung gestellt und so, wie es im Moment aussieht, werden wir euch auch brauchen!«
Der Blick der jungen Frau richtete sich auf Scorpius' Spielpartner, der sich nicht rührte und ebenso wenig auf Lucys Rütteln an der gebräunten Schulter reagierte. Schwer atmend sog Lily Potter Luft in ihre Lungen.
»Rose?«, fragte sie an die angehende Heilerin gewandt, doch diese schüttelte die roten Locken.
»Nicht mit Malfoy!«, meinte Rose und verschränkte die Arme vor der Brust. Die vor wenigen Sekunden noch vor Freude erstrahlte Miene des Jungen wandelte sich abrupt und zeigte bittere Enttäuschung.
»Muss ich?«, hakte Dominique nach und blickte wenig erfreut zu dem Malfoy'schen Spross. Auch Dominique schien nicht sonderlich angetan von der Idee, mit Scorpius im selben Team spielen müssen. Kurzentschlossen stapfte sie auf den schlafenden Jungen zu und stieß ihn unvermittelt mit dem Fuß an.
»Hey, Lysander! Los, hoch mit dir!«, fauchte sie und starrte unter bohrendem Blick auf den jüngsten Scamander-Zwilling herunter. Als dieser jedoch ebenso wenig Anstalten machte, sich zu erheben, legte die blonde Hexe den Kopf in den Nacken, atmete tief durch, und wandte sich wieder der Gruppe zu.
»Wenn es sein muss«, gab Dominique ergeben zurück, nicht ohne jedoch den Kopf zu schütteln und sich an Lucys anderer Seite in den Sand nieder zu lassen.
»Merlin sei Dank, muss ich nicht spielen«, frohlockte Ashley.
»Ash!«, maulte Dominique, doch die junge Hufflepuff suchte sich stattdessen einen günstigen Platz, um sowohl das Radio, welches sich in der einen, als auch die Gitarre in ihrer anderen Hand, ablegen zu können.
»Wir brauchen ein Spielfeld«, meldete sich Molly zu Wort. »Oh, oder auch nicht mehr.«
Mit großen Schritten machte sich Hugo bereits daran, ein Feld zu markieren und während Louis die Linien mit den Füßen nachzog, entspannte sich die Stimmung unter den jungen Leuten.
»Hat jemand eine Pfeife?«, wollte Hugo wissen, als er seine Arbeit beendet hatte.
»Da liegt sie, neben Lucy«, knurrte Scorpius und warf seinem ehemaligen Mitspieler einen vernichtenden Blick zu.
»Das habe ich gehört!«, protestierte Lysander grinsend, hielt jedoch noch immer die Augen geschlossen.
»Na wenn das so ist, dann kannst du ja auch spielen, Scamander«, gab Scorpius zurück, doch Lysander lag nichts daran, sich in dieser brütenden Hitze abplagen zu müssen.
Endlich hatten die ersten Spieler ihre Plätze eingenommen und Albus eine Tabelle in den Sand geschrieben, um die Punkte verzeichnen zu können.
»Na das kann ja heiter werden, verdammter Drachenmist noch mal!«, fauchte Dominique leise und beäugte Scorpius dabei, wie dieser sich ausgiebig und übertrieben streckte und dehnte. Audrey ging es ähnlich, denn auch Mason kam nicht umhin, sich wie ein Gockel in Pose zu werfen und die Blicke der anderen Strandgäste auf sich zu ziehen, allen voran die der jungen Damen. Da die Zauberer es genossen, ihre durch Quidditch trainierten Muskeln spielen zu lassen, begnügten sich die Mädchen mit etwas mehr Stoff am Leib. Endlich trat Albus auf sie zu und warf einen Knut in die Luft.
»Kopf«, sagte Mason entschlossen und kam seinem ehemaligen Klassenkameraden zuvor.
Das Geldstück wurde in die Luft geschnippt und von Albus mühelos gefangen. Nachdem dieser die Münze auf seinem Handrücken platzierte, zeigte diese den Zahlenwert auf. Siegessicher reckte Scorpius die Fäuste in die Luft und marschierte geradewegs auf jene Feldseite zu, die man zuvor, ohne einen Münzwurf, für ihn und Dominique bestimmt hatte. Als die Plätze eingenommen wurden, blies Albus in die dennoch gefundene Trillerpfeife und das Spiel begann.
Der erste Punkt gelang tatsächlich Dominique, die mehr als verwundert dreinblickte und sich ihrem Treffer gar nicht bewusst war. Jedoch ging ihr zweiter Versuch den Ball zu schmettern, ins Netz, sodass es nun an Audrey war, die Angabe zu übernehmen.
Auch ihr Ball fand sich im Netz wieder und der gehässige Seitenhieb Malfoys war ihr sicher. Doch auch Mason schien nicht gerade erfreut, über den Verlust des Balls zu sein.
Das erste Spiel zog sich länger hin, als man vermutete, doch letztendlich waren es Mason und Audrey, die mit knapper Führung das Match für sich entschieden. Wie zu erwarten war, blickte Scorpius enttäuscht zu Dominique, die sich den Sand von Top, Shorts und aus dem Gesicht wischte, nachdem ihr Versuch, den Volleyball noch zu retten, sich wahrlich im Sande verlief. Noch immer spuckte sie vereinzelte Körnchen und schüttelte sich wie eine Eule.
Nun war es an Molly und Hugo, den ältesten der Scamander-Zwillinge und die zur Selbstüberschätzung neigende Lily in die Schranken zu weisen. Doch obwohl sie sich sehr bemühten, das Spiel unter ihre Kontrolle zu bringen, es gelang ihnen nicht. Sowohl Molly, als auch Hugo wirkten zerknirscht, doch es gab noch immer Hoffnung, denn sie mussten noch gegen Scorpius und Dominique, sowie Mason und Audrey antreten. Während Lorcan und Lily auf dem Feld blieben, erhoben sich der Malfoy'sche Spross und Dominique aus dem Sand und stellten sich in Position.
»Hau das Ei rüber!«, drängte Mason, als es erneut an Audrey war, die Angabe zu machen.
»Schrei mich nicht an und sag mir nicht, was ich zu tun habe, Zabini!«, blaffte Audrey zurück und schmetterte den Ball über das Netz. Ein Pfiff ertönte.
»Punkt für Mason und Audrey«, eine überflüssige Aussage des Schiedsrichters, doch Albus hielt es für nötig, den Anwesenden zu beweisen, dass er ein guter und gerechter Spielleiter war.
»Geht doch!«, jubelte Mason und Audrey wandte den Kopf in Jacksons Richtung, der belustigt den Kopf schüttelte, während sie die Augen verdrehte.
Lily nahm, wie üblich, das verlorene Match sehr ernst und wollte für den Rest der Spiele nicht weiter behelligt werden, doch Lorcan nahm es sportlich, lachte und mühte sich dennoch um einen hohen Punktestand.
Das entscheidende Spiel gewannen Molly und Hugo, die nur mit einem Punkt in Führung lagen und somit Mason und Audrey auf den zweiten Platz verwiesen. Das Match um den dritten Platz gewannen Dominique und Scorpius, der, ebenso wie Lily, viel zu enttäuscht wirkte und dem man lieber aus dem Wege ging.
»Ach komm schon, Malfoy, war doch lustig!«, lachte Mason triumphierend, obwohl ihm der erste Platz um einiges mehr zugesagt hätte.
»Ihr und euer Ehrgeiz und das übertrieben große Ego«, zischte Dominique und wurde unter verständnisvollem Nicken Audreys in ihrer Aussage unterstützt.
»Ich brauche Urlaub vom Urlaub«, erklärte Rose und blickte unter angezogenen Beinen aufs Meer hinaus, während Ashley neben ihr an den Knöpfen des Radios drehte, um einen einigermaßen passablen Sender zu finden.
Die Lautstärke wurde so geregelt, dass sich niemand gestört fühlte und nun waren es auch Lucy und Louis, die sich zu einer Partie belanglosem Beachvolleyball hinreißen ließen. Als es an der Zeit wurde, sich auf den Rückweg zum Hotel zu machen, packten sie ihre Habseligkeiten zusammen und einigten sich darauf, beim Abendessen wieder an den Stammplätzen zu sitzen.
»Nur doch zwei Tage, dann müssen wir wieder zurück«, seufzte Audrey, als sie sich auf das Bett warf.
»Jetzt rede doch nicht so, als müssten wir morgen schon wieder zurück nach Hause«, lachte Rose und bedeutete ihr, schnell unter die Dusche zu hüpfen, denn bis zum Essen blieb nicht mehr viel Zeit.
Wie jeden Abend trafen sie sich unten im Foyer und die Gruppe marschierte gemeinsam in den Speisesaal. Ein »Reserviert«-Schild stand in der Mitte der großen Tafel, doch niemand störte sich an den jungen Leuten, die hier zu speisen pflegten.
»Nachher ist Pool-Party«, verkündete Lorcan, dessen Anliegen rege Zustimmung fand.
»Du nicht!«, beschwor Dominique ihren Bruder, der so tat, als hätte er sie nicht gehört. »Ich soll auf dich aufpassen!«
Doch Louis scherte sich nicht darum, dennoch musste er ihr das Versprechen geben, nichts alkoholisches zu sich zu nehmen. Der Trupp erhob sich nach Beendigung des Mahls und da es nicht genehm war, als Erste bei einer Party aufzukreuzen, vertrieben sich einige von ihnen die noch verbleibende Zeit mit einem Spaziergang über die Anlage, während die anderen beschlossen, auf ihre Zimmer zu gehen.
»Ihr seid ja schon da«, lachte Lorcan, als er auf seinen Bruder, sowie Scorpius, Mason und Albus traf. Während Molly und Dominique an der Bar um die Gunst des Barkeepers wetteiferten, der mit dem Shaker in der Hand wahre Wunder zu vollbringen schien, sah man Rose und Audrey zur Musik tanzen, die aus den Boxen drangen und vor dem DJ-Pult aufgebaut waren. Natürlich konnte niemand erwarten, dass der DJ etwas von einer Band aus der Zaubererwelt spielte, denn hier befand man sich nun einmal unter Muggel, doch dieser Umstand schien allen voran den Mädchen nicht unangenehm zu sein, denn diese lachten und grölten, was die Lungen hergaben. Neben den bekannten Klängen der Ataris, die den einst von Don Henley eingespielten Song »Boys of Summer« zum Besten gaben, wurden auch ruhige und sanfte Klänge, wie etwa »Summer dreaming« von Kate Yanai, miteingebracht.
»So we put our hands up like the ceiling can't hold us - Like the ceiling can't hold us «, schmetterten Dominique und Audrey mit Macklemore um die Wette, nachdem sie den DJ um das Abspielen des Hits Can´t hold us baten.
»Apropos 'Bacardi Feeling'", brüllte Molly gegen die Stimme Freddy Mercurys an, der von einem »verrückten, kleinen Ding namens Liebe« sang. »Ich habe durst!«
Damit zocktelte sie von der Tanzfläche, dicht gefolgt von Audrey, Dominique und Rose.
»Ah, Diego«, flötete die blonde Hexe ungeniert und liebäugelte mit dem charmanten und jungen Barkeeper. »Eigentlich heißt er ja Diogenis, aber er meinte, dass Diego einfach leichter auszuprechen sei.«
»Hallo«, meinte dieser mit verschmitztem Lächeln und starkem, griechischem Akzent, ehe er Molly und Dominique zuzwinkerte. »Was soll es sein?«
Wie Gänse schnatterten die jungen Damen auf ihn ein, doch der charmante Diego war es gewohnt, mehrere Bestellungen gleichzeitig entgegen zunehmen und in Sekundenschnelle standen die georderten Drinks vor den durstigen jungen Damen.
Gemächlich schlürften Audrey und Rose an ihren Cocktails, als Scorpius auf sie zu trat und das Weasley-Mädchen um einen Tanz bat.
»Geh nur«, meinte Audrey und scheuchte ihre Zimmerkameradin mit einem Grinsen in Richtung Tanzfläche.
»Hey, na«, erschrocken fuhr die junge Frau zusammen, doch die vertraute Stimme ließ ihren beschleunigten Puls nur wenige Augenblicke später wieder Normalität erreichen. »Was trinkst du da?«
»Keine Ahnung, irgendetwas mit Bacardi«, gab Audrey zu. »Bacardi Mojito Razz, glaube ich. Willst du auch?«
Doch Jackson schüttelte den Kopf. In seinen Händen hielt er ein Glas prickelnder Cola und schien nicht im Mindesten daran interessiert, zu probieren, oder gar tauschen zu wollen.
»Aber denk dran, du musst mich nachher wieder mitnehmen«, schmunzelte die junge Frau in ihren Drink, während sich in Jacksons Wangen erneut Grübchen zeigten.
»Ich habe auch nichts anderes erwartet.«, lachte er auf.
»Ich weiß«, meinte die junge Hexe und schmiegte sich an ihn. »Eigentlich will ich lieber hier bleiben.«
»Ich weiß«, bestätige Jackson und zog das Mädchen, an ihrer zarten Schulter, noch näher zu sich. Während seine Finger über ihre leicht erkühlte Haut fuhren, bettete Audrey ihr Haupt an der Beuge seines Halses.
Die Reise, die in zwei Tagen ihr Ende finden würde, war als Abschluss anzusehen, denn schließlich galt es für den Großteil ihrer Clique, einen neuen Lebensweg einzuschlagen.
»Wir können ja im nächsten Jahr wiederkommen«, lachte der junge Mann auf.
»Ja«, stimmte Audrey ihm zu. »Und im nächsten, und übernächsten, und über-übernächsten Jahr.«
»Oder wir suchen uns einfach einen anderen Ort, um Urlaub zu machen.«, erwiderte Jackson und presste seine Lippen an ihre Schläfe während Audrey beruhigt und zufrieden die Augen schloss.
Die ersten Schritte waren sie bereits gegangen. Unterstützung fanden sie in Freunden und Familie und auch, wenn es nicht immer einfach schien, so würden auch die einen oder anderen Hindernisse im Leben bewältigt werden. Und mit einem Urlaub ganz ohne Eltern oder Aufsicht, war der erste Pfad bereits begangen.