Shape of my heart
Die Form meines Herzens.
Teil 1 – Kapitel 3
Dass man einer Schlange freiwillig die Beute vor Augen setzte, kam selten, fast nie vor, doch genau das tat Arthur in diesem Moment. Er hatte Molly, vor den Augen seiner Klassenkameraden, seinen Freunden, ihren Freunden, vor den Slytherins, in deren Schlangengrube gestoßen.
Der mutige Löwe verlor gegen die hinterhältige Schlange. Wie auch immer Lucius es angestellt hatte, er hatte ebenso wenig wie Arthur vorgehabt, klein beizugeben. Erschrocken, fassungslos und wie vor den Kopf gestoßen starrte Arthur auf den Tisch und musste erkennen, dass er nicht nur das Spiel verloren hatte, sondern dass ihm Spott und Hohn und der Verlust Mollys teuer zu stehen kommen würden. Er hatte geblufft wie ein Profi und war, wie ein blutiger Anfänger, vernichtend geschlagen worden.
Sein Zwilling mit einer Pik, sowie einer Kreuz Zehn war wirklich ansehnlich gewesen und die verbliebenen Zuschauer hielten im wahrsten Sinne des Wortes den Atem an, als sich Lucius' Gesicht zu einer missmutigen Miene verzog.
Hoffen, bangen, flehen ... Glück oder Talent?
Gerade, als sich die Mundwinkel Arthurs gen Himmel hoben, erlegte die Schlange den Löwen, indem der Slytherin seine Karten offen auf den Tisch legte und so ein Full House präsentierte. Zwar ein »billiges« Full House, aber dennoch im Wert höher, als der Zwilling, der Arthur beinahe Höhenflüge bescherte. Der vernichtende Schlag bestand aus drei Zweien sowie zwei Buben. Doch auch ohne den Drilling, der aus den Zweien bestand, hätte Lucius mit seinen Buben das Spiel, diese Runde und somit die Wette, für sich entschieden.
Arthur war geschlagen, wurde vernichtet und hatte verloren.
Starr blickten seine Augen auf die Karten, die seine Niederlage preisgaben und schlug sich die Hände vors Gesicht. Eher zäh und langsam schienen die Ereignisse in sein Innerstes vorzudringen.
Was hatte er nur getan?
Molly, wo war Molly?
War sie bis vor wenigen Sekunden nicht noch bei ihm gewesen? Hastig schweifte sein Blick von den Slytherins, die den Triumph gebürtig zu feiern schienen, hinter sich.
Sie war fort.
»Es sieht so aus, als würde der Hauspokal dieses Jahr wohl erneut in unserem Besitz bleiben«, stellte Lucius sachlich und ruhig klar, während die umher stehenden Slytherins in Gelächter ausbrachen. Einzig Narizza Black zog, ebenso wie Arthur, ein Gesicht, als hätte man sie mit einer glibberigen Masse überschüttet. Ihre Miene kam der des Gryffindors ziemlich nahe. Doch Slytherins waren nicht umsonst so geschickt. Hastig verbarg das junge, blonde Fräulein ihre Wut, ihren Frust und die Enttäuschung hinter einem versteinerten und kalten Gesichtsausdruck.
Arthur verstand in diesem Augenblick nur zu gut, was in diesem Mädchen vor sich gehen mochte. Beide waren geschockt und wie vor den Kopf gestoßen. Narzissas Innerstes war erschüttert, als ihr Verlobter, ohne mit der Wimper zu zucken, auf das Angebot des Wiesels einging. Arthur selbst hätte sich, nachdem er allmählich registrierte was er angerichtet hatte, am liebsten selbst mit einem schrecklichen Fluch belegt. Doch würde dies wohl eher nur als schwacher Trost seiten Mollys angesehen werden, dessen wurde er sich nun bewusst.
Wutentbrannt, zeitgleich traurig, geschockt und mehr als verletzt, saß die junge Gryffindor an der Bar, die ebenso zu einem solchen Abend gehörte, wie die Musik, die aus verschiedenen Ecken her durch den hiesigen Raum schwebte.
»Feuerwhiskey«, zischte sie in die Richtung des Barkeepers.
Miles McKinnley, ein Slytherin im sechsten Jahrgang, zog zwar eine Augenbraue empor, doch schüttete er die bernsteinfarbene Flüssigkeit, wie von der jungen Frau gewollt, in das Glas vor ihr. Molly setzte an und schüttete den Whiskey in einem Zug herunter. Der anerkennende Pfiff von irgendwo her, ging in ihrem erneuten Bitten nach einem weiteren Glas unter. Molly wollte weder etwas sehen, noch etwas hören und fühlen wollte sie erst recht nichts. Der Wunsch nach Ruhe, Einsamkeit, und nach mehr Alkohol, schob sich mehr und mehr in den Vordergrund.
»Denkst du nicht, dass du genug hast?«, fragte Miles vorsichtig und erntete einen bösen Blick.
»Ich werde dir schon sagen, wann ich genug habe, Pimpf. Aber was interessiert es dich überhaupt? Mein Leben geht dich doch gar nichts an. Du, du bist doch genau wie alle anderen!«, fauchte sie und ließ ihr Glas laut knallend auf den Tresen sausen. Der Barkeeper verzog das Gesicht und kippte erneut etwas Whiskey in das Gefäß.
»Voll machen, na los! Ich habe voll machen gesagt.«, giftete die sonst so beherrschte Gryffindor.
»Ja, Miles, füll' sie richtig ab, damit der Schock nicht mehr all zu groß ist und sie ihre Trauer in Alkohol ertränken kann!«, Lucius' amüsierte Stimme ließ Molly eine mehr als unfeine Geste hervorbringen. Würgegeräusche, gepaart mit einer Handbewegung, die sich als erbrechen herausstellen sollte, hielten den Slytherin dazu an, seine versteinerte Maske erneut aufzusetzen.
»Ziemlich unschicklich«, brachte Lucius hervor und verzog das Gesicht.
Molly verdrehte die Augen. »Du kannst mich mal!«, fauchte sie und sah ihren Nebenmann herausfordernd an.
»Wie immer?«, fragte Miles und grinste seinem Klassenkameraden entgegen. Lucius' Lippen kräuselten sich augenblicklich und der junge Mann stellte ihm eine Flasche Butterbier auf die Theke.
»Weichei«, knurrte Molly und warf ihm einen gehässigen Blick zu.
»Tzz ... Ich habe nur gern die Kontrolle«, erwiderte er und berachtete das Mädchen abschätzig.
»Hm«, meinte Molly knapp, »da Arthur, wie ich annehme, verloren hat, genießt du nun selbstverständlich den Moment des Triumphs, richtig Malfoy?«
Lucius zog es vor, ihr nur mittels einer nickenden Kopfbewegung zu verstehen zu geben, dass er mit ihr in dieser Tatsache übereinstimmte.
»Pah!«, entkam es der jungen Frau. »Und, was hast du jetzt vor? Mich abschleppen? Damit ihr euch dann dran ergötzen könnt, wieder den Gryffindors überlegen zu sein?«
»Wenn du das sagst«, gab Lucius ruhig und belanglos klingend zurück, ehe er sich einen tiefen Schluck aus der Bierflasche genehmigte. Dass Molly plötzlich neben ihm zu kichern begann, ließ ihn etwas irritiert dreinblicken.
»Du amüsierst dich also«, meinte er, stellte die Flasche zurück auf den Tresen und bemerkte, dass der Körper der jungen Frau noch immer bebte.
»Bei Merlins Unterhose, es ist ja nicht zu glauben!«, keifte die Hexe.
»Was ist nicht zu glauben, Liebes?«, fragte er herausfordernd.
»Dass du annimmst, ich würde mich amüsieren. So ein Drachenmist!«, fluchte das Mädchen.
»Na na na, nicht solche harten Worte«, Lucius hatte mit erhobenem Zeigefinger, kopfschüttelnd und im belehrendem Ton die Nase gerümpft.
»Was geht es dich an, wie ich rede? Ich rede, wie es mir passt. Ob es dir gefällt, oder nicht!«, fauchte Molly schnippisch und taxierte ihn mit vor Wut schäumendem Blick.
»Was, bei allen Zauberern, ist gestern nur passiert?«, Molly hatte sich aufgesetzt und murrte auf, als sich ihr dröhnender Kopf meldete.
»Sagen wir mal so, Liebes, du hast gestern einen gewaltigen Drachen abgeschossen.«, stellte Lucius mit freudig erregter Stimme fest, als er seinen Blick von dem Baldachin löste und seinen Fokus auf Molly richtete, die dem Versuch erlag, ihr feuerrotes Haupt zu schütteln. Ruckartig schlug sie die Bettdecke beiseite, erhob sich aus dem Bett und geriet gefährlich ins Schwanken, ehe sie sich erneut auf den weichen Laken niederließ.
»Verdammt!«, zischte die Gryffindor und blickte mit grimmiger Miene von einer zur anderen Seite.
»Waren wohl doch zu viele Gläser, hm?«, Molly hatte erwartet, dass der Slytherin, welcher mit ihr die Schlafstätte geteilt hatte, in gehässigem, abschätzigem und arrogantem Ton mit ihr sprach, doch kamen ihr seine Worte eher mitleidig, fast sorgenvoll, vor.
»Wie viele?«, fragte sie eher zu sich selbst, als der junge Mann gewandt, der ihr dennoch nur all zu gern bei der Beantwortung weiterhalf.
»Etwa, grob geschätzt, an die zwölf Gläser. Du warst ziemlich lustig, als du dich mit Miles betrunken hast. Aber als du dem Wiesel ein Veilchen verpasst hast, war der Abend mehr als gelaufen.«, das Bedauern in seiner Stimme ließ Molly ihr Augenmerk nun wieder auf den jungen Mann richten.
»Ich ... ich habe Arthur geschlagen?«, die Fassungslosigkeit in ihren Worten ließ Lucius die Stirn runzeln.
»Es ist wohl nicht sehr hilfreich, wenn ich dir sage, dass du völlig ausgerastet bist. Wir hatten wirklich Mühe, dich zu bändigen.«, stellte Lucius klar und Molly blickte ihm mit immer größer werdenden Augen entgegen.
»Ich bin ausgerastet? Und was heißt »wir«?«, das Mädchen hielt sich des weiteren ihren schmerzenden Kopf und stützte diesen auf ihren Händen ab.
»Ja, du hast dich komplett vergessen und mit »wir« meine ich die Jungs und ich«, Lucius tat seine Worte mit einem Zucken der schmächtigen Schultern ab. Als Molly ihm verwirrt entgegen blickte, fuhr er fort: »Miles, Noah Adams und ich. Irgendwie mussten wir dich ja hier her kriegen, in den Gryffindor-Turm können wir ja nicht. Also, was blieb uns anderes übrig, als dich mit zu mir zu nehmen? Das war die einzig vernünftige Option.«
Molly schwieg, doch ihr Blick versprühte Wut, Angst und völlige Ahnungslosigkeit. Vielleicht war sie manchmal wirklich ein Hitzkopf, trotz der Beherrschtheit, die man ihr nachsagte, und doch hätte sie nie daran gedacht, sich derartig gehenzulassen. Molly besaß Charakterstärke, war klug, hatte Humor und doch war sie ebenso sentimental, verletzlich und emotional. Dass ihr innerer Kessel irgendwann einmal zu brodeln beginnen und überkochen würde, verbarg sie meist in der hintersten Ecke ihres Seins, aus Angst, ihre Gefühle würden die Oberhand gewinnen und sie mit sich reißen. In einem solchen Gemütszustand schien ein kleiner Funke die bereits ausgelegte Lunte entfachen zu können. Und jener Funke am gestrigen Abend war unweigerlich Arthur gewesen.
War Molly doch bereits emotional dermaßen überfordert als sie ihm vorhielt, mit einem anderen Mädchen, Valetta Brooks, einer Hufflepuff, anzubändeln. Das Fass, oder eher der Kessel an Gefühlen, entlud sich dann endgültig, als ihr beinahe-Verlobter mit dem Jungen, in dessen Räumlichkeiten sie sich nun befand, um den blöden Hauspokal wetten und sie als Gegeneinsatz setzen musste. Dass Molly ihrer Wut Platz machte, schien unausweichlich. Sie runzelte die Stirn und zuckte erneut zusammen, als sie warme Hände auf ihren Schultern spürte.
»Ich habe Arthur geschlagen?«, ungläubig verließen die Worte ihren Mund und Lucius nickte. Hastig sprang das Fräulein erneut in die Höhe, da die Hitze und der Druck von Lucius' Fingern sie aus dem Konzept brachten.
»Ja, aber erst, nachdem du schon halb unter dem Tresen gelegen hast. Dass Miles viel verträgt, dürfte ja kein Geheimnis sein, aber als du ihn herausgefordert hast, da musste selbst er schlucken.«, erklärte Lucius und zog die Augenbrauen fragend zusammen, als es Molly plötzlich vorzog, soweit wie möglich von ihm wegzukommen.
»Ich war also nicht zurechnungsfähig?«, hakte Molly nach und zupfte an dem Hemd herum, das sie trug. Lucius schüttelte den Kopf.
»Nein, trotzdem hat mich erstaunt, dass du, in deinem Gemütszustand, überhaupt getroffen hast.«, meinte der junge Mann amüsiert.
»Was ist das hier überhaupt?«, verlangte das Mädchen zu wissen und zog an dem Stoff, der ihren Oberkörper bedeckte. Es schien, als habe sie seinen letzten Worten kaum Beachtung geschenkt.
»Eines meiner alten Hemden. Narzissa hasst es, wenn ich es trage, aber ich kann mich so schlecht davon trennen.«, erklärte der Slytherin und ließ sich zurück aufs Bett fallen.
Molly betrachtete den jungen Mann mit unverhohlenem Misstrauen. Mit verschränkten Armen und genügend Distanz, stand sie vor seiner äußerst bequemen Schlafstätte und musterte seine Räumlichkeiten mit prüfendem Blick.
Lucius Abraxas Malfoy war kaum zwei Jahre jünger als sie, unverkennbar Slytherin, reich, mächtig und auf den Kopf schien er auch nicht gefallen zu sein. Ein begnadeter Kartenspieler, das musste selbst sie zugeben. Doch trotz allem:
Er blieb ein verzogener, arroganter, kleiner Bengel!
Sein Zimmer, allerdings, war äußerst ordentlich, sauber und aufgeräumt, abgesehen von dem zerwühlten Bett, in dem sie gelegen hatte.
»Zwischen uns ist nichts gelaufen, dazu warst du zu betrunken. Du brauchst also keine Gewissensbisse haben. Ich habe dich nicht angerührt.« Abrupt richtete sich ihr Blick sofort wieder auf ihn. Lucius lag auf dem Rücken und sah erneut zu dem grünen Baldachin seines Bettes hinauf.
»Und das soll mich jetzt beruhigen? Aber danke, dass du so ehrlich bist, das hätte ich nicht erwartet.«, Molly versuchte ruhig zusprechen, doch schienen ihre Worte noch mehr zu zittern, als es ihr Körper bereits tat.
»Und was genau hattest du erwartet? Dass ich über dich herfalle und diese absurde Situation ausnutze?«, fragte Lucius herausfordernd und sah das Mädchen an.
»Möglich«, zischte die Hexe plötzlich und blickte ihm provozierend entgegen. Eine kleine Weile hatte der Slytherin sein Augenmerk auf das junge Mädchen gerichtet, er schwieg, ehe er überraschend in lautes, beinahe schallendes Gelächter ausbrach.
»Hör auf zu lachen!«, fauchte Molly und kein Zittern stahl sich mehr in ihre Stimme. Zu ihrer Überraschung gehochte Lucius ihr aufs Wort. Seine grauen Augen taxierten sie jedoch weiterhin, ehe er sich aufsetzte und sich durch die weißblonde Haarpracht fuhr.
»Ich bin nicht so, wie es überall herumerzählt wird. Was auch immer ihr von uns haltet, wisst oder annehmt zu wissen, sind haltlose Dinge. Für uns sind es Nichtigkeiten, leere Phrasen, Worte, Anschuldigungen ohne jegliche Bedeutung.«, erklärte er.
»Nach Allem, was man so hört, bezweifle ich jedoch, dass das, was du mir gerade erzählt hast, auch stimmt.«, gab Molly zurück und untermauerte ihre Worte, indem sie die Arme vor der Brust verschränkte.
»Bereits vergebene Schlangen beschmutzen ihr eigenes Nest nicht«, stellte Lucius ohne Umschweife klar und ignorierte ihre zweifelhaften Bedenken.
Bereits vergebene Schlangen beschmutzen ihr eigenes Nest nicht?, Molly kam diese Bemerkung äußerst haltlos und unwahr vor.
»Hm, anscheinend gehörst du nicht zu der Sorte von Slytherins, die sich ungehindert vergnügen, oder? Es scheint dir wirklich wichtig zu sein, dich nur auf ein Mädchen zu beschränken. Wie edel.«, welcher Fluch sie auch immer in diesem Augenblick getroffen haben mochte, Molly verabscheute sich in diesem Moment, jemals so etwas von sich gegeben zu haben.
Was war los mit ihr?
Was veranlasste sie zu solch einer Vermutung?
Es ging sie doch überhaupt nichts an, ob Lucius nun zu jenen gehörte, die sich ungeniert mit anderen Mädchen vergnügten, wie sich dieses Gerücht bis jetzt immer hartnäckig unter den Schülerinnen Hogwarts' hielt, oder ob er wirklich zu tiefen Gefühlen, Treue und Ehrlichkeit fähig war.
Um sich nicht weiter ihren Kopf über so etwas zu zerbrechen, schob sie ihre wirren Mutmaßungen auf Arthur, ebenso wie ihre Wut auf ihn. Sie war nun einmal nicht zurechnungsfähig gewesen. Weder gestern, noch jetzt in diesem Moment.
»Edel? Ja, so könnte man es nennen.«, gab Lucius mit einem Lächeln in der Stimme zurück, ohne etwas auf ihre Verdächtigungen zu erwidern.
»Habe ich mich gestern sonst noch in irgendeiner Form daneben benommen?«, Molly ärgerte sich in diesem Augenblick slytheringrün, so unwissend und hilflos, wie sie sich vorkam. Lucius zog seine Augenbrauen zusammen.
»Nein, du hast dich betrunken, Arthur verprügelt und dann haben wir dich hier runter geschafft. Keine weiteren Vorkommnisse. Aber ...«, Lucius ließ bewusst eine Pause entstehen und beobachtete das junge Fräulein dabei, wie es ihn erschrocken anstarrte.
»Was? WAS?«, genau wie er bereits vermutet hatte, war Molly nach ihrem Absturz zu nicht der kleinsten Regung fähig gewesen.
»Nichts weiter, ich wollte dich nur ärgern.«, gestand Lucius äußerst amüsiert.
»Arschloch!«, giftete Molly ohne Umschweife. »Wo sind meine Sachen?«
»Du meinst den Fetzen? Das hübsche Nichts, das du getragen hast?«, provozierte die Schlange und schwang seine, wie Molly in diesem Augenblick unweigerlich auffiel, langen Beine über die Bettkante. Er schob sich an ihr vorbei, ging auf einen Hocker zu, der in einer Ecke des Raumes stand und griff nach etwas, dass unter Umständen der besagte Fetzen hätte sein können: Magentarot, knielang und mit zerrissenen Trägern.
Molly gab ein angestrengtes Schnauben von sich.
»Ein, zwei Schwünge mit dem Zauberstab und das Kleid ist wieder so gut wie neu.«, bemerkte Lucius in gedehntem Ton und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Seine sonst so aufwändig gestylte Frisur hatte nun, nach dieser kurzen Nacht, erheblich an Glamour eingebüßt.
Haltung, Gang und die Art, wie er in diesem Momenten mit ihr gesprochen hatte, waren der jungen Frau plötzlich mehr als befremdlich. Nichts war zu spüren von der Kälte, der Boshaftigkeit, der Durchtriebenheit mit derer sich die Schlangen stets umgaben.
Lucius erschien ihr so normal, sofern sich jenes Wort definieren ließ. Er machte einen freundlichen, fast friedlichen Eindruck. Doch jener Augenblick verpuffte jäh.
Wie schnell sie sich doch hatte täuschen lassen?!
»Arthur und ich haben den Einsatz, im Übrigen, noch erhöht, nur bevor du denkst, ihm irgendwann verzeihen zu wollen.«, mit einem hinterlistigen Lächeln auf den Lippen reichte er ihr das Kleid und betrachtete das Mienenspiel auf ihrem Gesicht. Ihr Blick sagte mehr, als es Worte hätten tun können und Lucius tat gut daran, dem Schlag auszuweichen, den sie ihm hatte verpassen wollen.
»Du mieser, hinterhältiger Giftgnom!«, fauchte Molly und ihr Gesicht nahm stetig an Farbe zu. Ihre Stimme war um einige Oktaven angeschwollen und wurde quietschig, als ihr Tränen in die Augen stiegen.
»Hey, hey, hey! Nicht aufregen, Liebes. Es ist doch nichts Schlimmes!«, bemerkte Lucius und hastete über das Bett, als Molly ihm wutentbrannt hinterher eilte.
»Du ... du ...«, kreischte sie und fast hatte sie ihn an seinem Arm gepackt. Doch das Nächste, was die junge Gryffindor verspürte, war die Kälte einer Wand an ihrem Rücken und der dröhnende Schmerz in ihrem Kopf, als sie gegen die steinerne Mauer prallte. Kurzzeitig sah sie, im wahrsten Sinne des Wortes, Sternchen vor ihren Augen tanzen.