Shape of my heart
Die Form meines Herzens.
Teil 1 – Kapitel 5
Murrend ließ sich Molly ihm gegenüber auf den Stuhl sinken. Lügner, Feigling, Hosenscheißer!, ihr wären noch mehr stumme Beleidigungen eingefallen, während sie den Slytherin taxierte.
»Bist du fertig?«, flüsterte er plötzlich und Molly war sich in diesem Moment nicht mehr so sicher, ob sie die Beschimpfungen wirklich nur gedacht hatte. Vielleicht war ihr doch etwas herausgerutscht?
»Womit?«, fauchte sie.
»Mich so giftig anzugucken«, meinte Lucius und wandte sich wieder dem Buch zu, welches er in den Händen hielt. Molly wandte den Blick von ihm ab und schnaubte verächtlich.
»Hast du Arthur gesehen?«, fragte er, ohne von dem Buch aufzublicken.
»Und wenn schon, was geht es dich an?«, schnappte Molly ohne Umschweife zurück.
»Also nicht? Schade. Ich hätte gern dein und sein Gesicht gesehen, wenn ihr aufeinander getroffen wärt«, Lucius Ton klang mehr als amüsiert. Molly sagte nichts.
»Es wäre doch sehr amüsant, wenn er auch noch das andere Auge blau geschlagen bekommen würde, nicht?«, hakte er nach und sah von dem Buch auf.
»Du bist so ein Großkotz, eingebildeter Schnösel, Lackaffe, Weichei, arroganter Mistkerl, Giftkröte. Du ergötzt dich am Leid anderer, genießt es, wenn anderen Unrecht widerfährt. Es ist dir egal, wenn Menschen Kummer haben, Schmerzen. Wenn sie sich quälen und verzweifeln.«, redete Molly ungehalten und in einem Ton, der nur so vor Kälte strotzte. Lucius blieb schweigsam.
Er sah sie mit einem Ausdruck im Gesicht an, als hätte sie ihm gerade einen »Avada Kedavra«-Fluch entgegen geschleudert, einen der unverzeihlichen Flüche, die nicht ohne Grund als verboten galten, war der besagte Fluch als Todesfluch bekannt. Er sagte immer noch nichts, sondern starrte das Mädchen weiterhin an.
»Die Tonlage ist schon mal recht passend, nur an deiner Wortwahl musst du noch arbeiten. Aber wir haben ja noch ein bisschen Zeit, damit du dich eingewöhnen kannst, Liebes.«
Wenn Molly gekonnte hätte, dann wäre sie aufgesprungen und hätte sich an seiner Kehle vergangen.
Wie konnte dieser kleine Bastard es wagen, sie so zu provozieren?
Diese arrogante Lässigkeit, diese Kälte in den grauen Augen und der herablassende Ton! Welches Mädchen sollte oder besser wollte sich denn schon auf so jemanden wie ihn einlassen? Langsam zweifelte Molly an ihrem Verstand. Slytherins waren hinterhältig, listig, schärfte sie sich abermals ein.
Doch ob Molly es nun wollte oder nicht, sie war noch bis Montagnacht an diesen Ausbund der Abscheu gebunden und hoffentlich würde sie die Stunden bis dahin heil überstehen.
»Warum bist du nur so?«, fragte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und taxierte den Jungen, der sich ungerührt seiner Arbeit widmete.
»So, was?«, hakte Lucius nach und klang eher gelangweilt.
»So ... kalt. Gefühlsarm.«, setzte Molly nach und beobachtete ihn genau. Mit einem lauten Knall schloss Lucius den Wälzer und starrte sie an.
»Gefühlsarm? Kalt? Hinterlistig, heimtückisch, durchtrieben? Warum nicht? Es ist schließlich nicht alles eitel Sonnenschein auf der Welt.«, gab er in ruhigem Ton zurück. »Es gibt immer Hürden, die überwunden werden müssen und irgendwie muss man doch an Ziel kommen und dabei spielt es keine Rolle, mit welchen Methoden einem das gelingt. Die Hauptsache ist, dass es einem gelingt.«
»Klugscheißer!«, knurrte Molly und doch stieg in ihr ein plötzliches Gefühl der Bewunderung auf. Nicht, dass sie den Slytherin vor sich achten würde, nein, sie war eher von seinem Verstand fasziniert, denn anscheinend verbarg sich unter dem weißblonden Schopf mehr Scharfsinn, als sie ohnehin schon vermutet hatte.
»Und was ist dein Ziel?«, fragte sie herausfordernd. Wenn er schon so große Töne spuckte, dann sollte er auch eine vernünftige Erklärung parat haben, empfand Molly.
»Mein primäres Ziel ist es, erst einmal die nächsten sechzig Stunden mit dir mehr oder weniger unbeschadet zu überstehen«, sagte Lucius und grinste gehässig.
»Willst du mich provozieren?«, zischte die junge Frau.
»Lässt du dich denn provozieren?«, hakte der junge Slytherin nach. Molly biss sich auf die Zunge und schwieg.
»Solltest du nicht lieber deine Zeit mit Narzissa verbringen?«, verlangte das Mädchen zu wissen.
»Willst du mich provozieren?«, fragte Lucius und wählte mit Absicht die selben Worte wie die Gryffindor keine zehn Minuten zuvor. Molly sagte nichts.
»Ich würde schon meine Zeit sehr gern mit ihr verbringen, nur ist meine Verlobte seit gestern Nacht nicht mehr allzu gut auf mich zu sprechen. Den Grund dafür solltest du kennen.«, schloss er und sah, wie die Gryffindor ein mechanisches Nicken zustande brachte. »Narzissa ist oft ziemlich ungehalten und wird unleidlich, wenn es nicht nach ihrer Nase geht. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie meine Gesellschaft meidet. Aber ich kann mir denken, dass es dir mit dem Wiesel genauso geht, oder nicht?«
Als er das Wort »Wiesel« ausspie, hatte Molly ihm einen wütenden Blick zugeworfen. Der junge Mann erhob sich von seinem Platz, griff nach dem Buch und machte Anstalten, den Tisch zu verlassen. Als er nach einer Weile wieder an den Tisch trat, zuckte Molly zusammen.
»So schreckhaft?«, in einem heiteren und ebenso gehässigem Ton verließen die Worte seinen Mund. Hastig wandte Molly ihren Kopf in seine Richtung und erhob sich stumm. Mit verengten Augen starrte sie zu ihm auf.
»Na los, Liebes. Ich bin hier fertig, oder suchst du noch irgendetwas?«, verlangte er zu wissen.
»Du meinst, außer meiner Selbstachtung?«, knurrte sie und erntete ein gedehntes Schnauben.
»Wie lange bist du mit dem Wiesel jetzt eigentlich schon zusammen?«, fragte Lucius im Gehen und dachte nicht daran, sein Tempo zu drosseln.
»Das geht dich nichts an!«, giftete Molly zurück.
»Na gut, dann eben nicht«, die Schultern zuckend schritt Lucius abermals voran.
»Fast zwei Jahre«, brachte Molly zähneknirschend hervor.
Lucius stutzte und blieb stehen. »Ach, doch schon so lange?«
»Und was ist mit dir und Narzissa Black?«, forderte die junge Gryffindor zu wissen.
»Es dürfte dir, als reinblütiges Mädchen, doch sicher bekannt sein, dass Ehen bei uns schon vorher bestimmt und arrangiert werden. Wenn du in meinem Haus wärst, dann hättest du schon längst jemanden an deiner Seite, der für dich ausgesucht worden wäre.«, erklärte er, doch sein Gesicht zierte nicht das kleinste Fünkchen Regung.
»Aber findest du es nicht befremdend?«, hakte Molly ungläubig nach und zwischen ihren Augenbrauen ließ sich eine kleine Falte erkennen.
»Befremdend?«, wiederholte Lucius.
»Ja. Ich meine, es muss doch seltsam sein, jemandem, den man eigentlich gar nicht kennt, bereits versprochen zu sein, noch ehe man ihn oder sie zum ersten Mal gesehen hat?«, setzte Molly nach und runzelte die Stirn.
»Weißt du, dafür haben wir ein Leben lang Zeit, den oder diejenige kennenzulernen.«, erläuterte Lucius weiter.
»Und was ist, wenn ihr gar keine Gefühle für einander habt? Wenn ihr euch nicht mögt? Ihr könnt doch nicht ein Leben in Lügen führen?«, Molly schalt sich selbst für ihre Neugierde, aber wann hatte man als Gryffindor schon mal die Chance, den Schlangen auf den Giftzahn zu fühlen? Die Gelegenheit erschien ihr doch mehr als günstig.
»Da ich nur von mir ausgehen kann, darf ich dir versichern, dass diese Art von Verbindung nicht auf Narzissa und mich zutrifft. Wir respektieren uns.«, damit schien für Lucius die Konversation beendet, denn auf weitere Fragen der Gryffindor reagierte er nicht. Gemeinsam stiegen sie Stufen zu den Kerkern hinab. Argwöhnisch beäugte Lucius eine Gestalt, die sich vor dem geheimen Portal der Slytherins aufhielt.
»Das Wiesel«, zischte er und taxierte selbiges mit giftigem Blick. Molly erschrak, als sie seine Worte vernahm und blickte ebenso erschrocken auf ihren Freund, der vor dem Eingang herumlungerte.
»Arthur?«, krächzend verließ sein Name ihren Mund. Molly musste sich zwingen, nicht die Kontrolle über sich und ihr Handeln zu verlieren. In ihrem Inneren tobte unweigerlich ein Kampf. Ihr Herz focht gegen ihren Verstand. Der Rest ihres Selbstbewusstseins schlug sich mit dem Drang, ihrem Freund in die Arme zulaufen.
Arthur sah fürchterlich aus. Eingefallenes Gesicht, hängende Schultern. Er war ein Häufchen Elend.
Molly suchte in seinem fahlen Antlitz nach dem Veilchen und wurde prompt fündig. Gewissensbisse überkam sie. Molly schämte sich plötzlich und vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
»Molly, ich ...«, setzte Arthur an, doch das Mädchen blieb wie angewurzelt stehen. Lucius schenkte ihr einen skeptischen Blick, ehe er sein Augenmerk auf den Gryffindor richtete.
»Weasley«, der kalte Ton in Lucius Stimme brachte Molly zur Besinnung. Der junge Slytherin verschränkte die Arme vor der Brust und heftete den Löwen mit einem erhabenen Blick an die Wand.
»Molly«, setzte Arthur erneut an. Das Flehen, welches unweigerlich in seiner Stimme lag, versetzte sie beinahe in einen panischen Zustand.
»Hast du den Deal vergessen, Wiesel?«, verlangte Lucius dreist zu wissen. Arthur warf ihm einen zornigen Blick zu.
»Ich will nur mit ihr reden, Malfoy!«, gab Arthur zurück und betonte Lucius Nachnamen willentlich so, als müsste er sich übergeben.
»Kann schon sein, aber bist du dir sicher, dass sie das auch will? Nach Allem, was du ihr angetan hast?«, Lucius forderte ihn heraus und erneut ließ sich Arthur auf dieses primitive Spiel ein.
»Bitte Molly, du musst mich anhören!«, bettelte er und erntete nur ein gehässiges Schnauben seitens der Schlange.
»Du hast sie gedemütigt. Sie verletzt, erniedrigt ...«, zählte Lucius in einer Art Singsang auf.
»Halt dich daraus, Malfoy!«, fauchte Arthur.
»Lass doch Molly entscheiden, ob sie dich anhören will, oder nicht.«, damit richtete Lucius wieder die Aufmerksamkeit auf die junge Gryffindor, die bis dahin immer noch wie betäubt schien. Abrupt hob Molly den Kopf, als ihr Name fiel. Unschlüssig blickte sie von einer Seite zur anderen und vermied es, weder Arthur, noch Lucius anzusehen.
»Molly, Schatz. Bitte verzeih mir! Ich wollte nicht, dass es soweit kommt. Bitte, das musst du mir glauben, Molly!«, beharrte Arthur und reagierte nicht auf die gemurmelten Flüche, die Lucius zwischen seinen Vortrag einwarf.
Das Zittern, welches die junge Frau erfasste, schien Arthur gar nicht zu bemerken. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, seine Entschuldigungen zu beteuern. Molly sagte immer noch nichts, sondern ballte ihre Hände zu Fäusten, die sie angestrengt an ihren Körper presste. Unschlüssig biss sich die junge Gryffindor auf die Lippen und schüttelte langsam den Kopf.
Wie konnte er nur?
»Molly«, bei dem Klang seiner Stimme, kniff das Mädchen die Augen fest zusammen. Arthur, der ihr so oft gesagt hatte, dass er sie liebte, dass er ihr vertraute und vorhatte, sie zu heiraten, sobald sie Hogwarts verlassen würden. Ihr eigener Herzschlag dröhnte in ihren Ohren und schien alles andere zu übertönen. Molly fühlte sich augenblicklich taub, unfähig, sich zu rühren, geschweige denn auch nur eine Silbe hervorzupressen.
»Ich glaube, dass es besser für dich wäre, jetzt wieder in deinen Turm zurückzugehen, Weasley!«, zischte Lucius, dem nicht entgangen war, dass die junge Gryffindor mit sich haderte.
»Nicht ohne Molly!«, knurrte Arthur und trat einen Schritt auf das Mädchen zu. Abrupt zuckte Molly zurück, als ihr vermeintlicher Freund nach ihrer Hand griff.
»Darf ich dich daran erinnern, dass du derjenige warst, der wollte, dass sie für drei Tage bei mir bleibt? Du hast eingewilligt, es akzeptiert. Also, dann akzeptiere auch, dass deine Freundin ihre Zeit hier verbringt, ohne dich und dein sinnloses Geschwafel von Liebe und Gefühlen und dass es dir so unendlich leid tut, Weasley!«, giftete Lucius. »Du siehst doch selbst, dass sie anscheinend kein Interesse daran hat, mit dir zu gehen. An deiner Stelle, Weasley, würde ich mir mal Gedanken machen, warum sie so reagiert. Aber ich glaube, dass das bei deiner Gehirnkapazität gar nicht in Betracht gezogen wird, richtig?«
Erneut provozierte Lucius den jungen Gryffindor und endlich wandte Arthur seinen wütenden Blick von der Schlange ab und blickte in die verängstigten Augen seiner Freundin.
»Wenn du ihr irgendetwas antust, dann schwöre ich bei Merlin ...«, knurrte Arthur in Lucius' Richtung, jedoch nicht ohne Molly aus den Augen zu lassen.
Ihren Gesichtsausdruck interpretierte Arthur zu Unrecht als ängstlich. Molly verspürte nicht den Hauch von Angst, eher musste sie sich zusammenreißen, um Arthur nicht erneut ein weiteres Veilchen oder Vergleichbares zu verpassen.
Im Gegensatz zu Molly verstand es Lucius, seinem Gemütszustand freien Lauf zu lassen, indem er einfach nur ein gehässiges Lächeln aufsetzte.
»Wieder eine halbgare Drohung?«, fragte Lucius in gelangweiltem Ton und unterdrückte nicht einmal den Drang, einem Gähnen nachzugeben. »Nein, warte! Das war ja gar keine!«
Gespielt erschrocken hatte der junge Slytherin die Augen aufgerissen und in einem kindlichen Ton an Arthurs Nervenkostüm gekratzt.
»Drei Tage?«, knurrte Arthur und Lucius zuckte mit den Schultern.
»Montagnacht hast du sie wieder, sofern sie dich dann überhaupt noch nimmt!«, sachlich verließen die Worte den Mund der Schlange. »Und auch, wenn du nicht rechnen kannst, bleibt von dem vereinbartem Limit ja nicht mehr viel übrig. Zumal Mollylein die meiste Zeit sowieso nur erschöpft und benommen in meinem Bett liegt!«
Genug war eindeutig genug!
»Reiz' den Löwen nicht!«, brüllte Arthur plötzlich auf und wandte sich mit geballten und erhobenen Fäusten zu Lucius um. Doch Schlangen waren nicht ohne Grund schnell, flink und beweglich. Lucius wich dem Fausthieb Arthurs, der geradewegs auf seinen Kiefer zielte, aus und der Gryffindor machte unweigerlich Bekanntschaft mit den harten Mauern der untersten Gefilde Hogwarts'. Nur das Knacken und Knacksen von brechenden Fingergliedern war zu hören.
Weder Molly noch Lucius wussten, ob Arthur nur seinen Schmerz unterdrückte und es deshalb still blieb, oder ob der junge Löwe nur zu überrascht war, um einen Ton von sich zugeben. Sein Gesicht aber zeigte, dass er Schmerzen verspürte. Arthur presste seine Kiefer aufeinander und sog scharf die Luft durch die zusammengebissenen Zähne.
Er musste dem Drang widerstehen, nicht hier und jetzt in die Knie zugehen, wollte er weder sich, noch Molly bloßstellen und in den Kerkern, wo es nur so vor Slytherins wimmelte, die Peinlichkeit riskieren und Schwäche zu zeigen.
»Du Idiot«, vernahm Arthur plötzlich die Stimme Mollys an seinem Ohr. Sie kam auf ihn zugeeilt und griff nach seiner verletzten Hand. Fast wären ihm vor Dankbarkeit die Tränen in die Augen gestiegen, doch als er einen Blick auf Molly warf, ließ er sein Vorhaben ins Nirwana verschwinden. Molly sah nicht ihn an, sondern blickte unverwandt zu dem Slytherin. Lucius lehnte mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen an der Kerkerwand.
»Geh zu Madam Pomfrey und lass deine Hand verarzten.«, Arthur erschrak, als er die plötzliche Kälte wahrnahm, die aus den Worten des Mädchens erklang. Ihr Augenmerk war noch immer auf Lucius gerichtet, dann ließ sie von ihm ab und wich zurück und Arthur war sich nicht mehr sicher, ob sie ihn oder Lucius als »Idioten« beschimpft hatte, war ihre Reaktion jedoch so seltsam gewesen.
»Lass deine giftigen Klauen von meiner Freundin! Wehe dir, du rührst sie an!«, fauchte Arthur und warf einen letzten Blick auf Molly, ehe er sich umwandte und zum Gehen ansetzte. Lucius schwieg über diese Absurdität, die Arthur doch wahrhaftig gewagt hatte auszusprechen.
»Willst du ihm nicht nachgehen?«, gedehnt verließen die Worte Lucius' Mund. Noch immer lehnte er an der Wand und Molly stand unschlüssig in seiner unmittelbaren Nähe. Sie schwieg und starrte auf den Boden. Als Arthurs Schritte verklungen waren, ob sie den Kopf.
»Ich bin ihm nicht nachgegangen, wie du siehst.«, erklärte sie und ihre Stimme war erneut mit Kälte gefüllt.
»Aber du hast gezögert«, meinte Lucius und Molly biss sich auf die Lippen.
Woher auch immer er es wusste, es behagte Molly nicht, dass der Slytherin sie durchschaute. Aber wie sonst hätte sie reagieren sollen? Die Schlacht zwischen Herz und Kopf war immer noch nicht entschieden und natürlich hatte sie gezögert und wäre gern dem Impuls gefolgt und Arthur nachgegangen, nur um zu sehen, ob es ihm auch gut ging. Schließlich waren sie und er doch schon so lange miteinander verbunden.
»Und wenn schon. Hättest du nicht gezögert, wenn es Narzissa gewesen wäre, die du verloren hättest?«, fragte Molly forsch.
»Du hast ihn aber nicht verloren. Wann siehst du endlich ein dass das, was Arthur getan hat, nichts mit dem zu tun hat, von dem ihr nur all zu gern erzählt?«, dass sich Lucius plötzlich so schnell aus seiner Haltung löste und auf sie zustürzte, damit hatte die junge Gryffindor nicht gerechnet. Er presste ihre zarten Schultern gegen die kalten Mauern, jedoch brachte er noch genügend Abstand zwischen Molly und sich. Die junge Gryffindor unterdrückte einen erschrockenen Aufschrei und taxierte den blonden Jungen mit giftigem Blick.
»Willst du ihm wirklich so schnell verzeihen und wieder alles durchgehen lassen? Hast du keinen Stolz? Ich dachte, dass du genau deshalb nach Gryffindor geschickt wurdest, Prewett! Oder bist du so wankelmütig, dass dieses Wiesel einfach nur mit den Fingern schnippen muss und du wieder bei ihm angekrochen kommst? Ich dachte, dass du eine Frau wärst, die sich nichts gefallen lässt. Wie sehr man sich doch täuschen kann, aber ich glaube, dass dir das selbst bewusst geworden ist, hm?«, zischte Lucius ungehalten. »Es geht hier nicht um Liebe. Wenn er dich so lieben würde, wie du es verdienst, dann hätte er nicht um dich gewettet und schon gar nicht verloren. Also, was ist mit deinem Stolz, deinem Ehrgefühl?«
Stünde sie jetzt nicht zwischen der Wand und ihm, dann hätte sie mit einem kräftigen Tritt versucht, sich zu befreien. Doch Lucius Malfoy blieb eisern! Molly hielt seinem prüfenden Blick stand, als erwartete sie, dass man ihr erneut ihre eigene Dummheit und Feigheit vor Augen führte. Das Mädchen blieb stumm.
»Ein kleines Leben im Tausch gegen einen Pokal. Eine Liebe, einfach so weggeworfen für einen Gegenstand, der die tiefe Bedeutung nie wird aufwerten können. Ist das Liebe, Molly Prewett? Versteht ihr das unter Zuneigung? Gefühlen? Hingabe? Bedingungslosigkeit?«, die Worte des jungen Mannes waren mehr als deutlich und Molly schämte sich plötzlich dafür. Lucius ließ von ihren Schultern ab und wandte sich zum Gehen. »Hätte ich auch nicht erwartet.«, meinte er und legte seine Arroganz erneut wie eine Maske an. »Willst du da Wurzeln schlagen?«
Die sonst so resolute Molly musste erst einmal den Schock über den Ausbruch Lucius' verwinden, ehe sie sich zu einer Regung im Stande fühlte. Lucius Malfoy, der meist recht schweigsam, ruhig und beharrlich erschien, hatte ihr soeben einen kleinen Einblick in sein Innerstes gewehrt. Doch so schnell wie es gekommen war, verbarg er es hinter einer Mauer aus Eitelkeit, Arroganz, Hochnäsigkeit und Überheblichkeit.