Prolog
Sturmwind, Stadt der Menschen und Hauptstadt der Allianz. Der Wind wehte durch den Hafen und trug die salzige Luft des Meeres direkt zu den Truppen des Königs, Varian Wrynn.
Kriegsschiffe waren breit den sicheren Hafen zu verlassen und mit Luftunterstützung der Horde die Dämonen auf der verheerten Küste anzugreifen.
„Du solltest aufbrechen!“, die tiefe Stimme des Königs ließ mich erschaudern, noch einen Moment sollte er mir gönnen, bevor ich die Festung und den Blick auf den hafen hinter mir lassen würde.
„Lucia, wir beide müssen zu unseren Leuten!“, Varian legte mir eine Hand auf die Schulter, ich legte meine auf seine.
„Ich weiß.“, hauchte ich in den zarten Wind des Frühlingsmorgends.
Ich drehte mich um und sah dem König tief in die Augen: „Versprich mir das du überlebst, Varian!“
Die blaugrünen Augen des Königs funkelten: „Ich verspreche dir das ich kämpfen werde! Für Azeroth!“
Einige Tage später...
Langsam sank ich auf die Knie und entfernte meine gepanzerten Handschuhe um die Asche die mich umgab auf meiner Haut spüren zu können. Langsam strich ich mit meinen Fingern über den kühlen Boden vor der finsteren Festung, die sich schwarzgrün vor mir erstreckte. Das Grabmal des Sageras, bis hierher hatten wir es geschafft. Ein verzweifeltes Bündnis aus Allianz und Horde.
Der Menschenkönig, Varian Wrynn, Anführer der Allianz und ein großer Krieger, hatte seine Leute, Zwerge, Nachtelfen, Gnome und Worgen genau hier angeführt. Die Horde, unter Kriegshäuptling Vol‘jin, hätte die rechte Flanke sichern sollen.
Aber Sylvanas hatte sich, nachdem wir überrannt worden waren, mit Hilfe ihrer Valkyr, zurückgezogen. Wütend starrte ich auf die Asche vor mir, es war feig gewesen zu fliehen. Varian hätte standgehalten und seine Kameraden nie zurückgelassen.
Varian war nachdem Sylvanas geflohen war hier gestorben, alleine damit seine Allianz fliehen konnte. Währenddessen hatte ich im Lazarett Verwundete geheilt.
„Lady Lucia!“, wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Niemand hätte mich hier vermutet, eine Blutelfe, ein Mitglied der Horde. An der Stelle an welcher der König der Allianz gefallen war.
„Was wollt ihr hier, Todesritter?“, langsam erhob ich mich und drehte mich zu Darion Mograine um, dem Anführer der schwarzen Klinge.
„Ihr solltet nicht alleine hier sein, schließlich werdet ihr bald Hochlord, Lucia!“, Mograine klang beinahe besorgt.
Ich fragte mich woher er wusste das ich hier hergekommen war.
„Seid ihr mir gefolgt?“, wollte ich wissen und musterte seine eisblau glühenden Augen, die aus dem Visier des gehörnten Helms hervorstachen.
„Das musste ich nicht, als Khadgar überall nach euch fragte wusste ich wo ihr zu finden seid. Ich nahm es mir heraus den Erzmagier und die restlichen Kirin Tor nicht über euren Aufenthaltsort aufzuklären!“, Mograine nahm seinen Helm ab, sodass ich sein Gesicht sehen konnte. Seine fahle Haut und die harten Gesichtszüge waren nicht so schlimm wie ich mir den Untot in seinem Antlitz vorgestellt hatte.
„Warum seid ihr so nett zu mir, Mograine?“, verlangte ich zu wissen. Der Todesritter strich sich eine Strähne seines aschblonden Haars aus dem Gesicht: „Ich war selbst einst Hochlord!“
Er warf einen Blick auf den Aschenbringer, mein Schwert.
„Einst habe ich eure Klinge benutzt um meinen verdorbenen Vater zu erschlagen, nur um selbst Teil vom Fluch des Lichkönig zu werden!“, Mograine sah mich nun sehr ernst an, „Ich bin nicht so kalt wie ihr denkt, nicht umsonst habe ich den Fluch des Lichkönigs gebrochen und mich seiner Kontrolle entzogen. Glaubt nicht das ich nicht bemerkt hätte wie sehr euch die Nachricht vom Tod des Menschenkönigs gequält hat, mehr noch als die vom Ableben eures Mentors.“
Ich erkannte in diesem Moment das der Untot dem ehemaligen Paladin nicht alles genommen hatte. Natürlich hatte ich die Geschichten über ihn und die Schlacht unter der Acherus gehört, aber an das Gute in einem Todesritter zu glauben - nein!
Obwohl ich gerade mit mir haderte, schließlich hatte er mich nicht an den Erzmagier um Liadrin verraten.
„Er war ein großer Krieger, traurig nur das er sein Leben lang wütend war, bis zu einem gewissen Punkt. Wir alle haben uns gefragt was Varian Wrynn dazu bewegt hat mit der Horde verbündet zu kämpfen...“, nun war es an der Zeit Mograine zu unterbrechen. Ich wollte seine Theorie zu mir und dem Menschenkönig nicht hören.
„Anduin, seinem Sohn, ist das zu danken, auch wenn ihn sein Versuch Frieden zu finden getötet hat!“, ich warf Mograine einen strengen Blick zu um ihm unmissverständlich klar zu machen das dieses Thema enden musste.
„Khadgar hat die Gruppen zusammengestellt, ihr wisst ja schon über ein paar Bescheid, Lucia. Aber euer letztes Mitglied steht nun fest, wir sollten nach Dalaran zurückkehren.“, Mograine setzte den Helm wieder auf und streckte den Arm aus, sofort erschien ein Portal der Todesritter, welches man schwarzes Tor nannte.
„Danke!“, ich lächelte Mograine kurz an und nickte knapp.
Dann stieg ich durch das Portal.
In Dalaran angekommen klopfte Mograine mir auf die Schulter und warf mir noch einen eindringlichen Blick zu: „Nehmt euch in acht, zukünftiger Hochlord! Dieser Krieg hat gerade erst begonnen!“
Ich winkte ihm noch zu und setzte mich in Bewegung, die Bürger Dalerans schienen in Richtung von Krasus Landeplatz zu strömen.
Schnell lief ich in Karl Werts kleine Schneiderei und lächelte ihn freundlich an. „Lucia, du brauchst wieder kurzfristig ein Kleid und willst deine Rüstung bei mir lassen?“, Karl zwinkerte mir wissend zu. Ich seufzte, er hatte recht, wie so oft. Aber dafür versorgte ich ihn mit allerlei Stoffen die mir bei meinen Reisen unterkamen. „Auslage, zieh dich in der Schneiderei um, ich muss noch etwas zu den Priestern liefern also komme ich am Gasthaus vorbei. Ich werde deine Rüstung auf dein Zimmer bringen!“, der nette Mann mit dem buschigen braunen Bart lächelte.
Ich bedankte mich und nahm mir wahllos eines der Kleider aus dem Schaufenster. Gottseidank hatte ich beinahe die Figur der dürren Kleiderpuppe. Eher flach würde man vielleicht sagen.
Ich zog mich um und eilte zurück auf die Straße, mein Schwert, den Aschenbringer, fest umklammert.
Sofort bemerkte ich den leichten Windhauch um meine Beine, bloß ein kurzes aufflattern des violetten Stoffs der Robe.
„Wenn du das machst werde ich dich ohne zu zögern an einen Jäger verkaufen, Konzio!“, meine Stimme durchschnitt förmlich die Luft, was den in Katzengestalt schleichenden Druiden Konzio dazu bewegte seine Pläne mein Kleid zu zerfetzen erst einmal nicht in die Tat umzusetzen.
„Das du dich immer wie ein räudiger Kater benehmen musst!“, hörte ich Lefaranes tadelnde Worte an den Druiden, welcher zu seiner ursprünglichen Form zurückgekehrt war.
Konzio, der große Dunkelspeertroll steckte seine Dolche, Ashames Fängen, die er erhalten hatte, weg und seufzte: „Man, ihr tut ja so als wäre der Vodoo hinter euch her!“
Lefarane, eine begnadigte orkische Schamanheilerin, seufzte tief und ließ einen kleinen Regenguss über den vierten Gefährten im Bunde ergehen.
„Was?“, der Taure sprang auch und schüttelte sich das nasse Fell, „Ich bin wach!“
Ich, Lucia, Blutelfe, Paladin und Träger des Aschenbringers, Tirions altem Schwert, betrachtete Hollox, den Taurenkrieger welcher einen Schild, die Schuppe des Erdenwächters, bei sich trug. Unser Team bestand zwar im Gegensatz zu allen anderen bloß aus vier Personen, aber das kümmerte uns nie. Wir hatten Val‘shara vom Alptraum gereinigt und hatten um den Schatten des Alptraumlords, Xavius, ohne einen fünften bezwungen.
„Ich verstehe nicht was sie auf Krasus Landeplatz noch von uns wollen!“, ich sah mir meine Gruppe an, „Wir kamen immer wunderbar zurecht ohne einen weiteren sinnlosen Kämpfer! Hollox hält allem stand, Lefarane kann die meisten Wunden ungeschehen machen und Konzio, naja - der zerfleddert doch eh mühelos alle Dämonen!“
Lefarane lachte und deutete mir und den anderen sich langsam, wie Khadgar sie gebeten hatte, richtig Krasus Landeplatz zu begeben.
„Nicht zu vergessen!“, Konzio sprang nach vorne und verwandelte sich wieder in einen bläulich schillernden Panther, „Lucia, die ohne Probleme den Aschenbringer bergen und führen konnte! Ungeschlagen im Duell und eine Unterstützung für jeden von uns!“
Ich lache los, schließlich wusste ich das ich große Probleme mit dem Aschenbringer hatte. Konzio schmierte mir doch bloß Honig ums Maul weil er Angst davor hatte einige Stunden in Buße zu verbringen. Das war ab und an die einzige Möglichkeit ihn in den Griff zu bekommen. Trolle können wirklich hyperaktive sein und furchtbar laut.
Auf Krasus Landeplatz herrschte reges Treiben, einige Gruppen schienen bereits ihre Aufträge zu bekommen, andere stritten.
„Ich wusste das diese Zusammenarbeit an der verheerten Küste kein gutes Ende nimmt!“, flüsterte Konzio, unter mürrischen Blicken einiger Zwerge und Menschen.
„Verräter!“, zischten sie als wir Vier an ihnen vorbeischritten.
„Ich wüsste gerne wer UNS an der Klippe verraten hat! Genn Graumähne? Velen? Oder Wrynn selbst um einen Krieg zu provozieren?“, zischte Hollox bitter, schließlich war nach der kurzen Zusammenarbeit an der verheerten Küste der Konflikt zwischen der Horde und der Allianz wieder knapp davor einen kritischen Status zu erreichen.
„Varian hätte uns nie verraten!“, entfuhr es mir, „Das du es wagst so über ihn zu sprechen!“
Die drei starrten mich verwirrt an, schnell deutete ich auf eine andere Gruppierungen um von meinem unüberlegten Satz abzulenken.
Hollox stieg, sichtlich dankbar, auch sofort darauf ein.
Schließlich hielt nur eine Partei auf dem Landeplatz sich aus den Anfeindungen und der Zankerei heraus. Sie standen am Rand und ihre prägnante Erscheinung ließ meine Miene finster werden: „Wer hat die den eingeladen?“
Auch Konzio starrte auf die Illidari, Dämonenjäger wie sie sich nannten.
„Nennen sich Dämonenjäger und sind selbst halbe Dämonen!“, spottete Lefarane bitter und ließ ihren Blick abfällig über die gehörnten Geschöpfe schweifen.
“Starrt sie nicht so an!“, Hollox deutete in Richtung von Thrall und Baine Bluthuf, „Lasst uns lieber zu unseren Verbündeten gehen!“
Ich musterte die Illidari noch einen Moment, ihre leuchtenden Tätowierungen, ihre Hörner, die glühenden Augen, voller dämonischer Energie.
„Gefällt dir was du siehst?“, raunte mir eine tiefe Stimme von hinten ins Ohr was mir eine Gänsehaut über die Arme jagte.
Plötzlich spürte sie schon wie eine in einem ledernen Handschuh steckende Hand zuerst über ihren Unterarm bis hinauf zu ihrer Schulter fuhr.
Immer noch war ich völlig starr, konnte diese Dreistigkeit kaum fassen.
„Du hast genau eine Sekunde Zeit um deine Finger von mir zu nehmen oder ich werde dafür sorgen das dir kein Heiler mehr helfen kann!“, zischte ich dann und drehte mich abrupt um.
Langes hellblondes Haar, wahrscheinlich war der Hochelf vor seiner Verwandlung gar nicht zu hässlich gewesen, aber die glühenden Augen, Hörner und Tätowierungen hatten ihr Übriges getan.
Ich seufzte tief: „Wow, ihr Illidari verweigert wohl alle anständige Kleidung!“
Mein Gegenüber grinste: „Wenn dein Körper so trainiert wie meiner wäre würdest du auch kein Hemd tragen!“
Ich lächelte falsch: „Aha, vielleicht erzählst du das jemandem den es interessiert! Wenn du mich entschuldigst, ich habe wichtigeres zu tun als mit einem Halbblut zu sprechen!“
Mit diesen Worten ging ich zu meinen Verbündeten, die mich verwundert musterten.
„Das gerade du mit einem Illidari redest! Aber habt ihr seine Waffen gesehen?“, Hollox deutet auf dem Blonden der auf irgendetwas zu warten schien, während er es allem Anschein nach genoss das ich und meine Verbündeten ihn musterten.
Ich erkannte erst jetzt das er die Zwillingsklingen des Betrügers bei sich trug, er musste allem Anschein nach Arec, der Champion der Illidari, sein.
„Lucia, wunderbar das ihr es einrichten konntet!“, Khadgars Stimme ließ unsere kleine Gruppe zu dem Magier herumfahren.
Ich nickte ihm zu: „Was kann ich für euch tun, Khadgar?“
Khadgar schien ein wenig mit sich zu hadern: „Es ist so, wir müssen euch auf eine gefährliche Mission schicken, nach Suramar!“
Suramar. Vor Zehntausend Jahren war es der Mittelpunkt des Nachtelfenimperiums gewesen, bis die Legion gekommen waren und sich die Arkanisten dort den Nachtbrunnen benutzt hatten um sich zu schützen. Aber Elisandre, die Großmagistrix, hatte die Legion nun herein gebeten.
„Ich habe ein Signal empfangen!“, sprach Khadgar weiter zu uns.
„Gut, wir sind in fünf Minuten bereit!“, verkündete ich, stellte aber sogleich fest das Khadgar uns noch etwas zu sagen hatte.
„Ihr werdet von jemandem Begleitet, dem Besitzer von Xe‘ras Herz!“, Khadgar sah nervös zwischen uns hin und her.
„Is gut!“, Konzio zuckte mit den Schultern, „Wer hat das Naaruherz? Ein Priester oder zweiter Paladin?“
Khadgar schüttelte den Kopf: „Nicht ganz...“
„Sind sie das?“, die tiefe Stimme von Arec ließ mich Übles erahnen.
„Ja!“, Khadgar nickte verlegen, „Das ist Konzio, ein mächtiger Druide, er kämpft im Gestalt eines Panthers. Der Taure ist Hollox, durch sein Schild beschützt er seine Verbündeten. Lefarane, eine wunderbare Heilerin aus dem irdernen Ring, sie untersteht Thralls Befehl. Und Lucia, sie führt den Aschenbringer und kämpft beinahe wie Alexandros Mograine selbst.“
Arec grinste, durch das schwarze Tuch, welches er sich über die Augen gebunden hatte, funkelten die dämonisch leuchtenden Augen.
„Das sind also meine Helfer um Meister Illidan zu finden!“, stellte er fest.
„Helfer!?“, entfuhr es Hollox erschrocken, „Ich habe mich wohl verhört!“
Arec deutete mit seiner Kriegsgleve auf den Tauren: „Ich hoffe du Trampeltier stehst mir nicht im Weg!“
Am liebsten hätte ich ihm eine verpasst. Was bildete sich dieses arrogante Stück eigentlich ein.
„Sich der Stärke des Feindes zu bemächtigen und als die Erlöser aufzuspielen, lächerlich. Ein Krieger hat Ehre, ihr Illidari habt eure Blutlinie auf ewig beschmutzt!“, ich spuckte dem Dämonenjäger vor die Füße.
Arec schien mich nach wie vor nicht ernst zu nehmen, er würdigte mich keines Blickes und wendete sich an Khadgar.
„Ich möchte morgen aufbrechen, Erzmagier!“, der Dämonenjäger sah sich um, „So haben die Kirin Tor Zeit ein Portal direkt zur Quelle der magischen Nachricht zu erstellen!“
Khadgar nickte: „Wie er wünscht, Arec! Kommt mit mit und erzählt mir was ihr durch Xe‘ra erfahren konntet!“ich konnte nicht fassen das Khadgar einfach tat was dieser blonde Dämonenjägerabschaum wollte.
„Auf das hin muss ich erst einmal meine Geister anrufen!“, Konzio winkte uns zu, „bis morgen, Freunde!“
Lefarane deutete zu Thrall: „Ich werde mich ausruhen um für alles gewappnet zu sein!“
Hollox nahm sein Schild: „Und ich werde mit Baine über die Illidari sprechen, sie sollten nicht Teil unserer Welt sein!“
Ich seufzte tief und sah mich um als mir jemand um den Hals viel.
Rote Locken, eine perfekte Figur die nur bedingt durch ein wenig Leder bedeckt war, lautlose Bewegungen...
“Laxene!“, begrüßte ich die Blutelfe und schob sie ein Stück von mir weg, „Du solltest dir mehr anziehen!“
Laxene winkte ab: „Das stört nur, schau dir die Illidari an!“
Ich schüttelte den Kopf und machte mich dann mit meiner Freundin auf den Weg Zimmer Gasthaus, wo wir uns ein Zimmer teilten.