Another Cinderella Story ~ Dracos Drama
Hm, ist euch schon mal aufgefallen, was Frauen so alles tun, nur um uns Männer zu beeindrucken? Sie schminken sich, parfümieren sich ein und zwängen sich in viel zu enge Kleider, sodass alles, aber wirklich alles gequetscht wird und hervorquillt!
Manchmal, so denke ich, geht es ja, aber nicht, wenn so eine Person wie Pansy Parkinson, sich in eine Robe zwängt, dass es jeder Ästhetik widerspricht! So erging es mir in meinem vierten Schuljahr auf Hogwarts. Nicht nur, dass das trimagische Turnier stattfand, nein, auch wurde der Weihnachtsball zelebriert.
Na klasse.
Die bereits erwähnte Person, Pansy Parkinson (ich wiederhole mich aber es muss gesagt werden), besaß die Dreistigkeit, Meinewenigkeit für sich zu beanspruchen, und da die hübsche Daphne Greengrass mit dem nervigen Besserwisser Zabini abzockelte, hatte ich nur die Wahl zwischen Millicent Bullstrode oder Pansy. Eine von der Beauxbatons-Akademie wäre selbstverständlich sehr viel passender für mich gewesen, nur leider waren die hübschen Damen allesamt schon vergeben.
»Verfluchter Drachenmist!«, wetterte ich, als mir klar wurde, dass mir die Felle, in Form von liebreizenden Mädchen, vor der Nase wegschwammen.
Je näher der Tag der Feierlichkeit rückte, umso nerviger wurde mir meine sich selbst ernannte Partnerin. Einen gewissen Abstand zu ihr hatte ich immer gepflegt, nur jetzt konnte ich mich nicht mehr davor drücken! Nicht, dass ich Pansy verabscheuen würde, nur ging mir ihr ständiges »Angefasse« und »liebe-Worte-Gesäusel« mächtig auf den Kesselkuchen (ich weiß, dass es eigentlich Keks heißt, nur widerstrebt es mir, Muggelworte zu benutzen)!
Der Tag war also endlich da, und mir mehr oder weniger willkommen.
Die Champions des trimagischen Turniers sollten den Tanz eröffnen. Ich kann tanzen, wirklich.
Severus Snape, mein Patenonkel, hatte versucht, uns das Rumgehopse abzugewöhnen. Bei Crabbe und Goyle völlig Zwecklos, doch Zabini war einer meiner stärksten Konkurrenten.
Zugegeben, auch Blaise Zabini kann tanzen, jedoch kommt er nicht an meine geschmeidigen Bewegungen heran. Ich war erfreut zuhören, dass sich die hübsche Daphne Greengrass ärgerte, und sich so mit dem zweitbesten Slytherin abgeben musste.
Doch leider verfiel Pansy, die mir die Sache mit der Greengrass erzählte, in Freudentaumel! Okay, Publicity kann jeder gebrauchen, und wenn die Tatsache, dass ich ein Spitzentänzer bin, bis zu den Mädels von Beauxbatons gereicht hätte, dann wäre ich nicht nur gerettet, sondern hätte auch die gewohnte Anerkennung wieder. Nun ja, in zehn Minuten würde ich mit Pansy, Arm in Arm, die Kerkertreppen hochstiefeln.
Und es wurmte mich schon, dass dieser dämliche Potter auch zu den Champions gehörte. Eigentlich sollten ja nur drei Zauberer, beziehungsweise Hexen an dem Turnier teilnehmen, aber nein! Potter hatte sich einen Platz im Turnier erschlichen! Die hübsche Delacour ging mit einem aus Ravenclaw und Cedric Diggory vergnügte sich mit einer Ravenclaw Cho Chang. So viel konnte ich sehen, als ich Pansy hinter mir herschleifte.
Allein ihr Umhang erweckte Schrecken in mir. Pansy gleich hübsch ergibt, nichts, denn es passt absolut nicht zusammen! Ich verkniff mir ein Knurren, ich war wütend! Dann fegte Sankt Potter an mir vorbei, an der Hand eine der Patil Schwestern, keine Ahnung welche, aber das Wiesel hatte die Andere abgegriffen, da kommt zusammen, was zusammen gehört. Ich kicherte in mich hinein, dafür erntete ich nur einen, wieso oft gesehenen, verwirrten Blick meiner Partnerin. Einen Seufzer später, erzählte ich Pansy, was mich so amüsierte, damit sie endlich aufhörte, so dämlich zugucken. Zabini nebst Greengrass gesellte sich zu uns und deutete auf die große Treppe.
»Und?«, fragte ich genervt und gelangweilt zugleich. Dann sah ich sie und musste erst einmal schlucken! Wer war das denn?
»Bei Merlin, ist das Granger?«, fragte Pansy neben mir und zog an meinem Umhang. Ich zuckte mit den Schultern. War sie es wirklich? Nein, dieses Etwas, was da gerade die Stufen herunter schwebte, war nie und nimmer Hermine Granger! Das konnte einfach nicht sein.
»Na sieh mal einer an!«, meinte Zabini und zog eine Augenbraue hoch. »Wen das kleine Schlammblut sich da denn geangelt hat!?«
Irritiert sah ich zu Zabini, er hatte Recht, und doch glaubte ich es nicht! An der Treppe wartete der Riese, dieser Viktor Krum! Unglaublich. Der Typ hielt ihr den Arm hin, Granger griff danach und beide gingen an uns vorüber. Ich glaube, mir blieb der Mund für einen kurzen Moment offen stehen! Daphne Greengrass kicherte, ich sah zu ihr, sie hielt sich mädchenhaft eine Hand vor den Mund, was mich dazu veranlasste, den meinen sofort wieder zu schließen! Zabini wollte gerade etwas sagen, da zog ich Pansy hinter mir her in den Saal. Ich wollte nichts von dem hören, was dieser Kerl zu sagen hatte!
Die Champions eröffneten den Tanz. Potter hatte seine Füße absolut nicht unter Kontrolle, so wurde er von der Patil von einer Ecke in die nächste gedrängt. Pansy lachte, als sie sah, dass Patil die Führung übernahm. Diggory führte anmutig, wie nicht anders von allen erwartet, das Ravenclaw Mädchen. Auch das Delacour-Gespann schwebte sanft über den Boden. Doch faszinierter war ich besonders von der Art, wie dieser Krum mit der Granger umging. Ich weiß gar nicht wieso, aber es war mehr als nur ein Tanz. Granger schien richtig Spaß daran zuhaben. Ich schnaufte, wohl etwas zu laut, da Pansy wieder an meinem Ärmel zog. Ich wandte mich zu ihr und fragte: »Was?« Erschrocken wich diese etwas zurück, ich war wohl etwas zu aufgebracht. Sie schaute verstohlen auf die Tanzfläche, die sich allmählich mit den anderen Schülern füllte.
Ich verdrehte die Augen, atmete nochmals ein und aus, griff dann eher widerwillig ihre Hand und zerrte sie auf die Fläche. Nachdem ich den Tanz mit ihr beendet hatte, hatte ich schon genug!
Mit Dilettanten kann ich nicht arbeiten!
Wie soll ein Draco Malfoy denn bitte zeigen, was er kann, wenn er an so ein watschelndes Mädchen wie Pansy Parkinson gebunden ist? Da habe ich wohl etwas Besseres verdient, also schlug ich so oft, wie es mir passte, Blaise Zabini ab und glitt mit der hübschesten Slytherin über das Parkett. Ich war mir den anerkennenden Blicken von Lehrern und Schülern gewiss. Wenn Daphne mich gleich gefragt hätte, wäre ihr die Blamage mit Zabini erspart geblieben!
Wie ich sah, begnügte fand sich Pansy wohl endlich damit ab, dass ich heute Abend nicht noch einmal mit ihr tanzen würde und schnappte sich den erstbesten Jungen, den sie in ihre Krallen bekam. Es war Goyle, und irgendwie hatte ich Mitleid mit ihm. Doch dann änderte ich meine Meinung, also gab es kein Mitleid für Goyle und außerdem passten die Zwei wirklich gut zu einander. Beide hässlich, dumm, und untalentiert! Das ist die reine Wahrheit!
Der Abend zog sich in die Länge und die Tanzfläche leerte sich langsam, weil die Pärchen, die sich hier gefunden hatten, in den Kutschen vergnügten oder beieinander saßen. Als Daphne meinte, sie hätte genug und dass ihr die zarten Füßchen schmerzten, gesellten wir uns zu den anderen Slytherins. Dem Gejaule der »Schwestern des Schicksals« wurde ich langsam überdrüssig. Pansy, zu meinem Glück, ignorierte mich geflissentlich. Was sich auf der anderen Seite des Saales abspielte, ahnte ich bis dahin noch nicht. Doch wie ich erfahren sollte, stritt sich Granger aufs Heftigste mit dem Wiesel, und Potter schien auf einmal sehr machtlos zu sein. Plötzlich überkam mich gähnende Langeweile, oder tat das vierte Butterbier am heutigen Abend seine Wirkung? Irgendetwas regte sich in mir, ich glaube, mir wurde schlecht! Deshalb verließ ich die Veranstaltung schleunigst und rettete mich vor Pansy, die mit einem Mal doch wieder sehr anhänglich wurde, in die oberen Flure des Schlosses. Ab und zu schwebten ein paar Geister vorbei. Der blutige Baron, Hausgeist Slytherins, versuchte vehement, die Aufmerksamkeit der grauen Dame auf sich zu ziehen. Doch die tote Frau, ignorierte ihn so, wie es Pansy vorhin bei mir getan hatte, nur dass es bei mir gewollt war!
Dass ich mich auf den Fluren zum Gryffindor Gemeinschaftsraum befand, sollte ich schneller feststellen, als ich es gedacht hätte. Ich hatte von untenher schon das Brüllen und Geschrei vernommen und war eigentlich nur hier hoch gekommen, um einigermaßen Luft zuschnappen. Bestimmt hätte ich auch nach draußen gehen können, doch hatte ich keine Lust auf knutschende Pärchen. Die Luft hier war wesentlich besser, als in den Kerkern! Wimmern und Schluchzen erregte meine Aufmerksamkeit. Ich versteckte mich in einer Nische und sah ein Mädchen an mir vorbei rennen. Ich konnte sie nur schemenhaft erkennen, doch noch etwas ließ mich dem Mädchen nachschauen. Es hatte beim Laufen einen seiner Schuhe verloren. Ich schlich aus der Nische hervor, griff nach dem Schuh und setzte ihr nach. Während ich lief stutzte ich, und fragte mich, weshalb ich ihr hinterher rannte? Es war doch bloß ein dummer Schuh! Nichts weiter, kein Ring, kein wertvoller Edelstein, bloß ein Schuh, ein Kleidungsstück! Aber wenn ich schon mal unterwegs war, konnte ich ihr, dem unbekannten Mädchen, ruhig das Ding wiedergeben.
»Hey!«, rief ich ihr nach. Fast hatte ich sie erreicht, da verschwand sie hinter der nächsten Ecke. Verdammt, fluchte ich und dann rannte ich auch noch an ihr vorbei und bemerkte es erst, als ich erneutes Wimmern hinter mir vernahm.
»Jetzt hab ich auch noch ... auch noch ...!«, schluchzte sie. Leise ging ich auf sie zu und wusste immer noch nicht, wer es war.
»Suchst du den?«, fragte ich und sah, dass das Mädchen zusammenzuckte. Offenbar hatte ich sie sehr erschreckt. Sie hatte ihre Arme um die Knie geschlungen. Der Flur war so verdammt dunkel, dass ich immer noch nicht ahnte, um wen es sich handelte.
»Malfoy?«, fragte sie leise. Oh nein, nicht die!
»Granger?«, hakte ich nach und konnte nicht verhindern, dass Abscheu in mein Gesicht trat. Dann sah sie auf, ihr Blick war traurig. Selbstverständlich war ihr Blick traurig - sie hatte geheult, schalt ich mich.
»Was ist passiert?«, wollte ich wissen. Nur weil ich Gryffindors und Schlammblüter verachtete hieß das nicht, dass ich nicht neugierig war.
»Malfoy!«, jammerte Granger, es klang zornig aber auch erschöpft.
»Sag mir was passiert ist und du kriegst den Schuh!«, forderte ich.
»Ich lasse mich doch nicht von dir erpressen!«, giftete sie ohne Umschweife, also wandte ich mich zum Gehen.
»Halt!«, rief sie mich zurück und seufzte ergeben. »Ich erzähl es dir ja!«
Ich hatte zwar vorgehabt, ihr den Schuh sowieso wiederzugeben, jedoch hatte ich nichts gegen Neuigkeiten. Granger schlang die Arme fester um ihre Knie und starrte ins Leere vor sich, während ich noch immer vor ihr stand, doch alsbald wurde es mir zu dumm. Sie erzählte, dass das Wiesel seine Eifersucht nicht zügeln konnte und diese auf diesen Krum projizierte. Allein aus diesem Grund habe sie mit ihm gestritten.
Was soll der Kinderkram?, fragte ich mich, doch wenn ich's mir recht bedachte, war ich wohl keinen Deut besser.
»Der Abend hätte so schön werden können, und er hat alles verdorben!«, schluchzte sie.
Mir entkam ein gedehnter Seufzer und so setzte ich mich, mit gebührendem Abstand, neben sie auf den Boden. Zum Henker noch eins, der war ja verdammt kalt. Also ging ich in die Hocke und knetete meine Finger. Wir hatten Winter, was erwartete ich also? Bodenheizung? Ich schob ihr den Schuh hin, er war ziemlich klein, ich schätzte ihn auf nicht mehr als Größe 36. Granger hatte also kleine Füße, doch was interessierte es mich? Als sie ihre Schimpftirade beendet hatte, schwieg sie. Nicht zufassen, ich hatte ihr doch tatsächlich zugehört.
Granger nahm den Schuh und zog ihn sich an.
»Danke!«, murmelte sie leise. Ich nickte nur, doch war mir klar, dass sie es nicht erkennen konnte, der Gang war schließlich nur spärlich beleuchtet.
»Kein Problem!«, gab ich murmelnd zurück.
»Und warum bist du weggelaufen?«, fragte sie so plötzlich, dass ich gegen ihre Worte anblinzelte, denn ich war ziemlich erstaunt, dass Granger noch weiterhin mit mir sprach.
»Na ja!«, sagte ich und zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, das Butterbier war nicht gut!«
Sie kicherte plötzlich und stimmte mir zu. »Ja, da hast du höchstwahrscheinlich Recht!«
Auch ich lachte jetzt, fing mich jedoch augenblicklich wieder. Tief durchatmend sagte ich dann: »Na los, Granger, hoch vom Boden, sonst liegst du morgen früh bei Pomfrey!«
Ja, ja, ich habe sie aufgefordert, sich zu erheben. Man könnte meinen, mich überkam eine kleine Regung des Mitgefühls.
»Was?«, fragte Granger und lachte immer noch leise.
»Na los! Hoch mit dir!«, forderte ich abermals und erhob mich von den kalten Fliesen. Ich konnte das Mädchen zwar nur schemenhaft ausmachen, doch hielt ich ihr eine Hand hin. Und sie nahm sie auch, zu meiner absoluten Verblüffung! Ihre Hände waren warm, und wesentlich kleiner als meine. Auch als ich sie hochhievte merkte ich, dass sie fast gar nichts wog.
»Sag mal, isst du eigentlich genug?«, fragte ich eher zum Spott.
»Selbstverständlich, wieso?«, hakte sie nach.
»Na ja, du bist ja federleicht!«, gab ich zu.
»Oh, Mr. Malfoy, war das etwas ein Kompliment?«, fragte sie.
»In keinster Weise, Granger!«, schoss ich zurück. Von einer Gryffindor ließ ich mich nicht verhöhnen!
»Okay, schon gut. Dann, Danke noch mal, wegen dem Schuh!«, sagte sie und wollte meine Hand lösen, die die ihre immer noch festhielt.
»Aber davon erfährt niemand etwas!«, drohte ich leise.
»Mir soll es Recht sein Könntest du mich jetzt los lassen, bitte?!«, bat Granger, wenngleich auch ein wenig energisch. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie schwirrte mir der Kopf. Ich ließ ihre Hand los und hielt mir der anderen Hand meine Stirn.
»Ist alles in Ordnung?« Sorge schwang in ihren Worten mit.
»Ja ja!«, zischte ich und schon bereute ich, dass ich sie so anzufahren. »Tut mir leid!«, entwich es mir eiligst, um ein mögliches Donnerwetter zu vermeiden. Dass Granger eine der begabtesten Hexen war, ließ mich also hastig zurückrudern.
»Ja, ist gut!«, sagte sie resigniert.
Ich gab einen laut von mir, den ich noch nie gehört hatte, zumindest nicht von mir.
»Soll ich dich zur Krankenstation bringen?«, bot sie an, doch ich winkte ab.
»Nein, mir kommt nur der komisch Geruch wieder in die Nase!«
»Was für ein Geruch?«, wollte sie wissen.
»Pansys Geruch!«, sagte ich langsam und merkte, wie das Drücken in meinem Kopf anstieg.
»Ich habe ja schon immer gewusst, dass Pansy müffelt!«, meinte sie leicht hin und rang mir so ein Lächeln ab. »Hey, lächelst du?«
Erst jetzt registrierte ich, dass sie mit ihrem Zauberstab Licht gemacht hatte.
»Woher hast du den denn?«, fragte ich und sah, dass sie triumphierend grinste.
»Frauengeheimnis!«, flötete sie. »Pansy hat ziemlich komisch ausgesehen, als du mit ihr getanzt hast!«
»Tja Granger, das liegt daran, dass ich mit Stümpern nicht gut umgehen kann!«, sagte ich.
Sie atmete tief ein. Und sagte dann schließlich: »Hermine! Sag, Hermine. Ich habe es nicht gern, wenn man mich mit meinem Nachnamen betitelt!«
»Aber nur heute!«, gab ich grinsend zurück und sah, dass sie mein Angebot mit einem bejahenden Nicken annahm.
»Und, kann Krum tanzen? Also, so richtig?« Ich wurde mutiger.
»Tja, Malfoy!« -
»Draco!«, unterbrach ich sie.
»Draco, dass bleibt mein Geheimnis!«, fuhr sie fort.
»Noch ein Frauengeheimnis?«, fragte ich spitz, dann schüttelte sie den Kopf.
»Um ehrlich zu sein, er trampelt ziemlich viel, er bewegt sich eher mechanisch!«, erklärte Hermine, während ihr das Blut langsam in die Wangen kroch.
»Das sah bei der Eröffnung aber anders aus!«, erwiderte ich und bemerkte, dass sie lächelte.
»Ich verrate dir etwas, ich habe ihn ein bisschen verhext!«
Verblüfft zog ich eine Augenbraue hoch. »Granger bricht die Regeln!«, sagte ich erstaunt.
»Nur ein wenig!«, räumte Granger ein und wurde sie ein bisschen rot um die Nase. »Wieso fragst du?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Soll ich dir jetzt mal ein Geheimnis von mir erzählen?!«, bot ich an.
»Dunkle Geheimnisse, Draco?«, hakte sie nach.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich muss zugeben, dass mich dein Auftreten ziemlich beeindruckt hat.«
»Mein was?«, fragte sie und lachte.
»Du musst doch zugeben, dass du nicht gerade das bist, was man als na ja ...«, stotterte ich, bei Merlin, ich hatte mich so eben verrannt.
»Du meinst also, dass ich hässlich bin?!«, fauchte sie.
»Nein, nein, ganz und gar nicht!«, versuchte ich, sie zu beschwichtigen. Hermine sah ziemlich wütend aus!
»Kennst du die Geschichte vom hässlichen Entlein?«, fragte sie plötzlich.
»Nein, sollte ich?«, hakte ich nach und zog spöttisch eine Augenbraue empor.
»Ach ja, habe ich vergessen: Du hältst ja nichts von Muggelgeschichten!«, fauchte sie weiter.
»Muggelgeschichten?« Ich zwang mich, nicht verächtlich zu schnauben.
»Die Geschichte handelt von einem Schwanenkücken, das bei einer Entenfamilie aufwächst. Da es nicht wie ein Entlein aussieht, wird von seinen vermeidlichen Geschwistern gemieden, ausgelacht und letztendlich verstoßen. Das Küken weinte, dann bemerkte es, wie eine Schwanenfamilie über den Teich schwamm. Die Schwanenküken sahen aus wie das Entlein, klein und grau. Die Schwanenmutter bemerkte das andere Küken und holte es zu sich. Das Schwanenküken, ehemals als ein Entchen betrachtet, schloss sich den Schwänen an. Es wurde älter und schließlich ebenfalls zu einem hübschen Schwan, wie seine neuen Eltern und seine anderen Geschwister. Mit erhobenem Kopf schwamm der schöne Schwan dann an den Enten, die ihn einst verhöhnten, vorbei. Erst da erkannten die Enten, dass es falsch war, das Küken von damals so zu verurteilen, nur, weil es anders war!« Mit jenen Worten war ihr kleiner Monolog beendet. Nach einer Weile bemerkte ich erst, dass ich noch immer gebannt an ihren Lippen hing und dem Erzählten aufmerksam lauschte.
»Das heißt ...«, schloss ich langsam.
»Das heißt, dass ich jetzt der schöne strahlende Schwan bin!«, meinte sie, breitete die Arme aus und tänzelte im Gang umher.
»Und was bin dann ich?«, wollte ich wissen.
»Na, eine Ente!«, sagte sie und kicherte.
»Eine Ente?«, fauchte ich und Granger nickte nur.
»Okay, Granger, ähm, Hermine, für heute Abend bist du der Schwan!«, gab ich nach, und sie sich zufrieden.
»Du bist ja doch lernfähig!«, sagte sie und trat einen Schritt auf mich zu. »Du wolltest mir also nur sagen, dass ich einigermaßen gut ausgesehen habe!«, lächelnd wippte Hermine abwechselnd auf Fersen und Hacken.
»Wie konntest du auf diesen Schuhen eigentlich tanzen?«, fragte ich, als ich bemerkte, dass diese Dinger Absätze hatten.
»Übung!«, sagte sie trocken. Eine bedrückende Stille entstand plötzlich.
»Kannst du es mir zeigen?«, fragte ich und sprang erneut über meinen Schatten. »Tanzen, meine ich. Ich beherrsche zwar die Schritte, allerdings ...?«
Auch Hermine stutzte kurz und schien abzuwägen, wie weit sie und ich gehen konnten. Sie nickte knapp. Sie war einverstanden.
»Aber davon erfährt niemand etwas!«, sagte sie.
Ich lachte auf. »Selbstverständlich! Wir haben schließlich einen Ruf zu verlieren!«
Ich griff also nach ihrer rechten Hand und legte ihre linke auf meine Schulter, dann sah ich sie an. Sie seufzte, nahm meine andere Hand und platzierte diese auf ihre Hüfte.
»Musik?«, fragte sie. Ich sah wohl wieder ziemlich verwirrt aus. Sie schwang ihren Zauberstab, kleine Lichter schossen daraus hervor und umfingen uns. Nach einem weiteren Schlenker vernahm ich sanfte Musik im Hintergrund.
»Ich bin beeindruckt, zum zweiten Mal!«, gestand ich und nickte ihr anerkennend zu. Sie war um einiges kleiner als ich, trotz der Schuhe mit den Absätzen. Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich gut. Ich führte, sie folgte und war um einiges leichter »zu handhaben« als Pansy. Das sagte ich ihr auch.
Ihre Antwort kam prompt: »Na ja, jedes Mädchen bewegt sich wohl besser als Pansy Parkinson!« Dann lachten wir beide. Dann stoppte sie plötzlich, nachdem ich sie zu mir eingedreht hatte.
»Was ist?«, wollte ich wissen.
»Es ist komisch! Das erinnert mich an eine andere Muggelgeschichte, viel mehr ein Muggelmärchen!«, sagte sie nachdenklich.
»Noch eine Muggelgeschichte?«, verlangte ich zu wissen.
»Aber ich bezweifele auch hier, dass du sie kennst!«, gab Hermine leise lachend zurück.
»Wenn du sie mir erzählst, dann kenne ich sie!« Sie gab meinen Lockversuchen nach.
»In Ordnung, aber während ich sie dir erzähle, könnten wir ja weiter tanzen!«, meinte sie und ich stimmte ihr ohne Widerworte zu.
Es war eigentlich ganz einfach, nicht nur das Tanzen, sondern auch, ein Gespräch mit ihr zu führen. Hermine griff wieder nach meinen Händen, platzierte sie dort, wo sie liegen sollten und wir beide schwangen wieder mit dem Takt.
»Das Märchen heißt Aschenputtel oder manchmal auch Cinderella. Wie die meisten Märchen, beginnt auch dieses mit dem typischen Es war ein mal ... «, sagte sie und erzählte die Geschichte, die mir irgendwie vertraut war.