Das Erste, was sie wahrnimmt, ist das harte, durch dringliche Pochen in ihrem Kopf, das einen Welle des puren Schmerzes durch ihren ganzen Körper schickt. Probeweise bewegt sie ihre Finger langsam. Sofort spürt sie, wie sich ihre Finger im Stoff in eines weichen Objekts verfangen. Sie zieht vorsichtig daran und nimmt sofort die raue, wohlige Stimme einer anderen Person wahr. Es dauert einige Sekunden, bis die Worte von ihren Ohren zu ihrem Gehirn wandern und die Stimme zu einer Person zuordnen. "Clint?", murmelt sie und spürt, wie sich ein zufriedenes Lächeln auf ihren Lippen bemerkbar macht.
Mit weiterhin geschlossenen Augen fährt sie mit der Hand weiter an dem Stofffetzen entlang, bis ihre Hände den Rücken ihres Partners finden. Seufzend beginnt sich auch ihre Zehen zu bewegen und merkt, wie sich eine Welle der Entspannung über ihren schmerzenden Körper ausbreitet, als der Mann sie fester an sich zieht. Am Rande spürt sie die Wärme, die von ihm ausgeht, als er mit dem Zeigefinger durch ihr Haar fährt und seinen Mund zu ihrem Hals bewegt. Lieblich flüstert er: "Bitte wach auf, Nat." Sie erhört seine Bitte und will sich regen, ihre Augen öffnen, doch es geht nicht. Fast fühlt es sich so an, als wäre sie vollkommen gelähmt. "Ich brauche dich doch, mein Schatz", spricht er weiter und streicht weiter durch ihr rotes Haar.
Sie will etwas sagen, doch das Denken fällt ihr viel zu schwer, weshalb sie den Kopf einfach langsam zu seiner harten, warmen Brust bewegt. Natasha spürt jede Berührung seinerseits sofort und es fühlt sich so an, als würde man tausende Volt durch ihren Körper jagen. Mit der freien Hand fährt er über ihren Kiefer und haucht ihr gleichzeitig einen kaum merklichen Kuss auf die Stirn.
Sofort merkt sie, wie ihr Körper nach mehr zu verlangen beginnt. "I-Ich ...", beginnt sie langsam und bedächtig zu sprechen: "Brauche ..." Sein Atem auf ihrer Haut betört sie, während er sie leise zu motivieren versuche. "...Dich", setzt sie ihren Satz fort: "...Auch."
Fast scheint es für sie so, als würde etwas Nasses über Clints Gesicht rinnen. "Kannst du die Augen öffnen?", die Hoffnung in seiner Stimme ist unverkennbar.
Auf seine unausgesprochene Bitte hin, sammelt sie erst all ihre Kräfte, bevor sie sich endlich dazu durchringen kann die Augen tätsächlich zu öffnen.
Ihre Umgebung wirkt vollkommen verschwommen, doch selbst dieser Anblick ist für sie vollkommen zufriedenstellend. Obwohl nur seine Umrisse zu sehen sind, reicht ihr das. Instinktiv beginnt sie ihre Augen zu reiben und verbessert so ihre Fähigkeit sehen zu können um einiges. Bald hat sie endlich wieder freie Sicht und kann dem Mann vor ihr endlich in die wunderschönen, grauen Augen sehen: "Was ist geschehen?" "Wir hatte eine Mission in Bratislava und in der Nacht wurdest du von einigen HYDRA-Agenten geschnappt, als ich gerade nicht hingesehen hast", setzt er zu einer Erklärung an. "Warte, was?", sie klingt völlig erschüttert: "Seit wann bin ich so einfach zu entführen?" Entspannend streichelt er über den zierlichen Rücken: "Bist du nicht. HYDRA scheint eine neue Waffe zu haben, mit der man Leute in sekundenschnelle einfach so ausknocken kann." ""Was haben hat HYDRA mit mir gemacht?", fragt Natasha wissbegierig weiter: "Und wo bin ich grade? Sind wir etwa in Gefangenschaft?"
Erst jetzt registriert sie, dass sie sich in einem hellen, weißen Raum befindet, der mit lauter blinkenden und piependen Geräten ausgestattet ist. Wie eine Gefängniszelle sieht das nicht unbedingt aus, aber man kann ja nie wissen.
"Nicht so viele Fragen auf einmal", lacht er und dieses Geräusch ist genau das, was sie zu hören braucht, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
Kurz überlegt der Agent und beginnt dann damit, ihr zu antworten: "Was genau mit dir gemacht wurde, weiß ich nicht mit Sicherheit, da es keine Kameraüberwachung zu geben scheint, aber als ich dich gefunden habe, sahst du zugegebenermaßen nicht gerade gut aus."
Der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben: "Wie meinst du das?" Sanft verschränkt er seine Finger in ihren und hebt dann ihre Handgelenke in das Sichtfeld der jungen Frau. Auf ihrer Haut zeichnen sich blutige, rote Striemen ab, die an manchen Stellen den Blick auf ihr Fleisch freigeben. Ihre Augen weiten sich vor Schreck: "Clint? Was ist mit mir passiert?" Die Stimme der Rothaarigen bebt unkontrolliert. Sofort zieht er sie fester an sich: "Ich habe dich auf eine Liege fixiert gefunden. Du warst völlig blutüberströmt und schienst schreckliche Schmerzen zu haben." "War es mein Blut?", ihre Stimme klingt glasig und emotionslos, doch in ihren Augen schwebt die Unsicherheit. "Wir sind uns noch nicht sicher, aber ein Teil muss von dir stammen", vorsichtig deutet er auf eine Stelle an ihrem Bauch.
Sie zieht eine Augenbraue hoch und hebt dann prüfend den Stoff ihres schwarzen Tops in die Höhe.
Um ihren Bauch hat jemand einen schneeweißen Verband gebunden: "Und der andere Teil?" Schmerz dominiert ihre Stimme. "Keine Ahnung, aber du musst dich schonen", schnell zieht er das Shirt wieder nach unten: "Erinnerst du dich etwa an gar nichts mehr?" "Nein, meine Erinnerung ist wie ausradiert." "Ich werde dir helfen dich wieder zu erinnern, aber du musst mir versprechen von nun an erstmal vorsichtig zu sein und nicht zu trainieren. Die Nähte sollen nicht reißen", bittet er sie: "Schließlich können wir es uns nicht leisten, dass der andere Teil von Strike Team Delta an einer Blutvergiftung stirbt."
Sie rollt nur mit den Augen, bemerkt den liebevollen Ausdruck in den Augen des Agenten aber sofort: "Danke, dass du dir so große Sorgen um mich machst. Das tun nicht viele Leute!" "Ach quatsch, nachdem du in den Helicarrier gebracht wurdest, haben dich unzählige Agenten besucht, deren Namen du wahrscheinlich nicht mal kennst", grinst er: "Ich würde sogar sagen, dass du wirklich beliebt bist, obwohl die anderen Strike Teams möglicherweise nur hier waren, um sich zu vergewissern, dass die große Natasha Romanoff wirklich mal verletzt würde." "Das ist echt fies!", gibt sie zu bedenken, kann ihr Grinsen allerdings nicht verbergen. "Ich würde mir das Phänomen an ihrer Stelle auch nicht entgehen lassen. Schließlich ist das hier das erste Mal seit du hier bist, dass du wirklich schlimm verletzt bist. Sonst sind es nur leichte Krätzer, die du zurückbehältst, während ich immer irgendwelche gebrochenen Knochen habe." "Ja, das stimmt", grinst sie: "Du scheinst Verletzungen, im Gegensatz zu mir, fast wie magisch anzuziehen."
Es ist nicht viel, was er sagt und mit Sicherheit verändert es nicht die Welt, doch genau in diesem Moment sind die kleinen Witzelein zwischen ihnen genug, um den Schmerz für eine Weile von ihr zu nehmen.