Hochtempel der Oandath auf dem Himmelsfels der zweite Rasovstag des vierten Lichttages des 11. Schattentages des Eraz’, MAE
Welch große Ehre ist es für mich alten Mann, die Stimme der Götter zu vernehmen, um unser Volk auf den richtigen Pfad zu lenken.
Aus „Gesammelte Lehrsprüche und Anbetungslieder seiner edelmütigen, höchsten Demütigkeit, Hohepriester Gasaz“
Früher hatte sie sich manchmal gefragt, was passieren würde, wenn sie jetzt die Augen aufschlüge, aufstünde und einfach vergessen würde, was sie gesehen hatte. Doch damals war sie noch ein Kind gewesen, unfähig die Realität zu erkennen und einzuschätzen, unfähig nach dem Willen der Götter zu handeln, noch gehalten von jenen Gefühlen, welche die Dichter Moral nannten und die in Wirklichkeit der Dunkelheit dienten. Heute war diese Frage nur noch Teil einer Vergangenheit, welche die einer Fremden zu sein schien. Nichts war mehr geblieben von jener Zeit, in welcher der Weg der Götter noch in Nebel gehüllt und ihre Schritte noch unsicher gewesen waren.
Und so träumte Anasah, um den Willen der Götter zu erfahren.
Zunächst erblickte sie nur ein Mädchen, das Mädchen. Sie hatte die Male nicht gezählt, die sie dieses Gesicht schon gesehen hatte, doch waren es ihrer viele. Jeder Traum, der ihr in den letzten beiden Lichttagen gegeben worden war, war mit ihrem Gesicht gefüllt gewesen, als wolle das Mädchen Anasah mit ihrer Gegenwart ersticken.
Mittlerweile kannte sie das Gesicht der jungen Frau besser als dass ihrer Mutter, an die sie kaum mehr als verschwommene Erinnerungen hatte, und ebenso gut wie das des Geliebten, der auf ihren Wunsch erneut fort war, weil die Fürsten sich leichter von einem Mann als einer Frau überzeugen ließen. Auch wenn diese Frau eine Hohepriesterin war. Es gab ihnen das Gefühl, ihre Entscheidungen selber kontrollieren zu können und weiterhin mächtig zu bleiben, obwohl sie den Wünschen des Hochtempels folgten.
Und dennoch war dieser Traum anders. Mochte es daran liegen, dass das helle Haar des Mädchens nun dunkel vom Sonnenlicht war oder, dass sie zum ersten Mal nicht alleine war.
Zu Beginn des Traumes stand das Mädchen auf einer Erhebung aus rotem Stein. Ihr Gesicht schimmerte in Eandelaths hellem Licht, ihre schmalen Züge schienen aus Stein gemeißelt.
Der Blick des Mädchens ging nach Südosten und obwohl in ihren Augen eine Härte lag, die von schrecklichen Erfahrungen berichtete, konnte ihr Körper nicht verbergen wie jung sie war.
Zwei Jungen traten neben sie und selbst im Traum zuckte Anasah zurück, als sie den Zorn und Hass in den Augen des Älteren las.
Sein Gesicht war zu sehr von Narben zerfressen, als dass man ihn als Schönheit bezeichnen könnte. Doch der Hohepriesterin wäre ein Schönling lieber gewesen, denn verrieten das Narbengeflecht auf seiner rechten Wange und der leichte Anflug von Dunkel in seinem Haar, dass er die Hitze nicht so sehr mied, wie es gut für ihn gewesen wäre. Auch seine große, kräftige Gestalt, die Schwielen an seinen Händen und die Art, wie er das Bündel auf seinem Rücken trug, verdeutlichten jene unübersehbare Tatsache, nach der er in seinem Leben schwer gearbeitet hatte. Den Speer in seiner Hand hielt er sicher, nicht zu verkrampft, nicht zu locker, und seine Augen schweiften wachsam über das Land vor ihnen.
Mit leichter Beunruhigung wandte sie sich von ihm ab und blickte den Jüngsten der drei Gestalten an.
Dieser war das Gegenteil des Anderen mit seinen schmalen Schultern und seiner kleinen Gestalt, wo der Ältere groß und kräftig war. Das Gesicht des Jungen mochte von einer langen Reise ausgezehrt sein, doch der Blick seiner Augen war eher neugierig, denn von Furcht erfüllt. Die Kleidung, die ihren Augen fremd erschien, wirkte zu groß und behinderte ihn in seinem Gang, auch wenn sie weit genug hochgebunden war, um die festen Stiefel aus gutem Leder sichtbar werden zu lassen. Bewaffnet war er mit einem Säbel, - ihrem Kenntnisstand nach - von sehr guter Machart. Nur mieden seine Hände den Knauf, als ob er sich scheute, die Waffe zu berühren.
Noch mochte sie nicht verstehen, warum die Götter ihr einen solchen Traum schenkten, doch zwang sie sich vorwärts, um das zu erblicken, was die drei beobachteten.
Ihr Herz wollte zurückweichen, angesichts dessen das in ihren Augen immer eine Unmöglichkeit gewesen war.
Selbst Eandelaths weißes Licht konnte nicht verhehlen, dass dieser Ebene jegliches Wasser fehlte. Trockene Felsplatten, in der Hitze zersprungen, so dass sich eine Schuttwüste bis zum Horizont erhob.
Doch Hitze war die Hohepriesterin gewöhnt, während der Anblick des sich sammelnden Heeres für sie mehr als nur erschreckend war.
Wiehernde, feurige Pferde, für welche die Tchiroshka mehr als jedes andere Volk bekannt waren. Ihre Reiter, junge kräftige und erfahrene Männer, deren Treffsicherheit mit ihren Bögen selbst in die Legenden von Anasahs Volk gelangt war, wo die Sänger ihre Grausamkeit besangen. Zwischen den Zelten tummelten sich ganze Ziegenherden, die so davon zeugten, dass sich die Tchiroshka für einen langen Marsch vorbereiteten.
Doch was sie mehr als alles andere erschreckte, war die Tatsache, dass sich über dem Lager ein Banner erhob, von dem sie sich sicher gewesen war, dass ihm nie wieder Männer folgen würden. Sie selbst hatte dafür gesorgt, dass der letzte Mann dieses Geschlechts mit seinem Söhnen einem schleichenden Gift zum Opfer gefallen war.
Dennoch verschwand der über zwei gekreuzte Pfeile springende Hengst nicht, sondern füllte schier den ganzen Horizont aus.
Anasah trieb ihren unsichtbaren Körper, in der Hoffnung einen Blick auf den Befehlshaber zu erhaschen, noch einen Schritt weiter.
In der Ferne erblickte sie tatsächlich eine Gruppe von Reitern, die von der prächtigen Kleidung her passen würde, doch bevor sie mehr erkennen konnte, wurde die Welt von einem Beben erschüttert.
Sie verlor den Boden unter den Füßen und die Vision löste sich auf wie das Bild auf einer Wasserfläche durch einen Stein.
Anasah fuhr hoch und blickte in das verängstigte Gesicht einer jungen Priesterin. Zuerst wollte sie die junge Frau über die Wichtigkeit von Visionen belehren, doch dann fiel ihr ein, dass dies schon alle in ihrem Umfeld wussten. Wenn ihr Schlaf gestört wurde, dann hatte das eine Ursache.
„Was ist?“, fragte die Hohepriesterin also, während sie die Wüstenwolffelle von ihrem Körper schob und sich von der Liege erhob, die ihr als Bettstatt diente.
„Seine höchste Demütigkeit ist zurückgekehrt, Herrin.“
Anasah nickte nur.
„Wünscht Ihr Euch anzukleiden?“ Die junge Priesterin reichte ihr einen Krug mit Wasser, den sie dankend annahm, um einen Schluck zu trinken.
Ihre Herrin überlegte kurz, reichte ihr den Krug zurück, dann verneinte sie. Ihr Anliegen würde überzeugender wirken, wenn sie nur in ihrem Schlafgewand auftrat.
Dennoch trat sie kurz vor den Spiegel, bürstete ihr Haar und bestäubte es mit Duftwasser.
Sie kannte Eraz seit dreizehn Jahren und hatte über diese Zeit ihre Art, ihn zu beeinflussen, perfektioniert.
Währenddessen entzündeten ihre Dienerinnen, junge Suchende Priesterinnen, die Feuerschalen an den Seiten des Raumes, so dass schon bald der herbe Duft der Flammsteine sich mit denen der darin verbrannten Kräuter mischte. Rauchschwaden füllten die Luft und ließen die Umgebung mit ihren bunten Teppichen verschwimmen.
Bevor sie der Priesterin zunickte, ließ sie sich erneut auf ihren Ruheort nieder, auch wenn nun die Vorhänge zurückgezogen waren.
Die Dienerin öffnete die Tür und verkündete mit heller Stimme: „Seine höchste Demütigkeit, Eraz, Hohepriester des höchsten Gottes.“
Anasah musste immer wieder innerlich lächeln, wenn sie diesen Titel hörte. Man konnte Eraz viele Eigenschaften zuschreiben, aber Demütigkeit gehörte sicherlich nicht dazu. Er schätzte Frauen, guten Alkohol, Essen, schnelle Pferde und konnte ohne Unterlass über Ehre und Heldenmut reden, während er zugleich die Intrigen, die Anasah so meisterhaft beherrschte und die immer schon ein Teil des Hochtempels gewesen waren, als Unsinn und Zeitverschwendung titulierte.
Noch während sie aufstand und den mächtigsten Mann Eletaks begrüßte, fragte sie sich, ob er zuerst bei Enisah gewesen war, doch wäre das Stellen dieser Frage höchst unklug gewesen.
„Bevor du fragst, die Reise war grauenhaft. Ich habe einen meiner besten Hengste verloren, den Schwarzen.“
Sie nickte, obwohl sie sich nicht im Geringsten an das Tier erinnern konnte.
„Wir sind durch einen Sandsturm aufgehalten worden, am Ende hatten wir nur noch Wasser zu trinken und der Sand klebte uns zwischen den Zähnen.“
Eraz seufzte tief, bevor er seinen Blick über ihren Körper streifen ließ und meinte: „Aber anstatt über Vergangenes zu reden, würde ich lieber die verlorene Zeit aufholen.“
Unmissverständlich blickte er zu ihrem Bett, doch sie entwand sich seinem Griff mit einer geschickten Drehung.
„Was ist mit dem Auftrag? Hast du ihn erfüllt?“
Unwillig nickte er.
„Natürlich. Die Nachricht wurde verschickt und die Männer sammeln sich. Die Götter können wahrlich zufrieden mit mir sein.“
Anasah konnte nicht verhindern, dass ein winziger Ausdruck der Missbilligung über ihr Gesicht zog. Wenn den Göttern sein Reden missfiel, konnte die ganze Unternehmung scheitern.
Dennoch war sie zufrieden. Wenn ihre Anweisungen Gefallen in den Augen der Götter fanden, würde das Gesicht des Mädchens vielleicht endgültig aus ihren Träumen verschwinden.
„Du weißt, dass ich nichts gegen einen Krieg habe, aber könnten die anderen Fürsten nicht aufbegehren, wenn wir gegen einen der ihren ziehen?“
Seine Geliebte runzelte die Stirn. Es war ungewöhnlich für ihn, so weit voraus zu denken. Vermutlich hatte Mirvuh dabei ihre Hände im Spiel. Das alte Weib hatte immer etwas gegen Gewalt und Anasahs Befehle im Allgemeinen einzuwenden, blieb nur die Frage wie die Hohepriesterin der Eandelath vor Anasah mit dem Hohepriester hatte sprechen können.
„Ich habe Beweise, die Dirasrehms Schuld beweisen“, erklärte sie kühn, auch wenn dies die mehr als großzügige Interpretation einer Hoffnung war. Doch selbst wenn Dirasrehm tatsächlich unschuldig war, was machte es schon? Die Götter hatten die Vernichtung seiner Tochter befohlen, also musste es so geschehen.
„Wenn dem so ist, müssen wir aber gründlicher vorgehen als die letzten Male, denn eine deiner vorigen Aktionen ist gescheitert.“
Sie wusste sofort, von welcher er sprach. Ihr Atem stockte, doch ihrer Stimme war nichts von ihrer inneren Nervosität anzumerken, als sie bemerkte: „Nach meinem Wissen ist der Fürst tot und seine Söhne ebenso.“
„Und seine Witwe sammelt seine Krieger um sich.“ Täuschte sie sich oder war da Spott in seiner Stimme? War ihre Stellung in seinen Augen so tief gesunken, dass er es inzwischen wagte, sie zu verspotten? Sie mochte es dulden, dass er inzwischen selbst ihre Dienerinnen mit in sein Bett nahm, aber Zweifel und Spott an ihren Entscheidungen und Befehlen duldete sie nicht. Später, entschied sie, darum würde sie sich später kümmern, aber nicht jetzt. Eraz war schon immer etwas langsamer gewesen und warum sollte sich das jetzt auf einmal ändern?
„Ich mag mich ja mit der Kultur dieser Barbaren nicht sonderlich gut auskennen, aber ist es nicht so, dass Frauen bei ihnen eine ähnlich geringe Rolle in der Gesellschaft einnehmen wie bei uns?“
„Bei Frauen mag dies so sein“, entgegnete Eraz ruhig, „Doch gilt es scheinbar nicht für Mütter, zumindest sammeln sich die Soldaten im Namen ihres Sohnes.“
Für einen Moment schwieg Anasah. Wenn diese Nachricht der Wahrheit entsprach, ging von Fürstin Achoschai eine größere Gefahr aus, als sie je geahnt hatte. Ihr Mann hatte sterben müssen, weil er das Volk der Tchiroshka zu einer Einheit formiert hatte und nun schien sie in seine Fußstapfen treten zu wollen. Und falls sie wusste, woher der Mörder ihrer Familie stammte, sammelte sich an der Grenze Eletaks ein Heer, das Rache nehmen wollte für einen toten Fürsten und seine toten Söhne.
„Ich muss mich entschuldigen. Du hast Recht, ich habe einen Fehler begangen“, meinte sie schließlich leise.
Seine Überraschung nahm seiner Anklage die Kraft, auch er war von ihr keine Demut gewohnt.
„Vielleicht sollten wir es dieses Mal einfach besser machen“, sprach sie in seine Pause hinein.
Er nickte, immer noch Überraschung auf dem Gesicht.
„Damals war die Situation anders. Es war der Fürst eines fremden Landes, den wir vergiftet haben. Die Denkweise Dirasrehms kennen wir und können uns dementsprechend besser auf ihn einstellen.“ Sie mochte Dirasrehm kennen, doch wäre es ihr lieber gewesen, wenn sie ihn wie jenen Tchiroshka hätte vergiften können. Nur war er ein Fremder gewesen, nicht ihrem Volk angehörig und auch nicht ihren Gesetzen unterworfen. Dirasrehm war ein Fürst ihres Landes, seine Tochter Gläubige derselben Götter, denen auch Anasah diente. Das erforderte eine ganz andere Vorgehensweise, denn niemals hätte die Hohepriesterin ein Mitglied ihres Volkes vergiftet, auch wenn die Götter dessen Tod forderten. Es gab Gesetze, über die setzte selbst sie sich nicht hinweg.
Dennoch erforderte diese neue Situation ein Umdenken ihrerseits. Ursprünglich hatte sie geplant, alleine zu gehen, doch wenn ihr Scheitern im Tempel öffentlich wurde, konnte sie nicht auf Eraz’ Treue vertrauen. Sie konnte ihn nicht hier lassen, wo Mirvuh versuchen würde, ihn von ihren verqueren Sichtweisen zu überzeugen und Enisah ihn in ihr Bett locken würde. Und sie war es müde die Saat, welche die beiden anderen Hohepriesterinnen in Eraz’ Gedanken streuten, jedes Mal wieder zerstören zu müssen. Es war eine mühsame Arbeit und wenn sie diese vermeiden konnte, indem sie Eraz während ihrer Abwesenheit von den beiden fernhielt, würde sie das tun.
Sie sah ihm in die Augen. Einst hatte sie sich in dieses tiefe Blau verliebt, doch nun empfand sie nichts, außer der Anstrengung, ihn zu halten.
„Und da ich versagt habe, solltest vielleicht du lieber die Heere anführen.“
Anasah ließ den Gedanken wachsen und las zugleich in seinem Gesicht, was er empfand. Nichts war leichter für sie. Es widerstrebte ihm, die Behaglichkeit des Hochtempels verlassen zu müssen, während der Gedanke Ruhm und Ehre zu gewinnen, ihn zugleich anzog.
„Die Fürsten würden Viandav selbst an der Spitze des Heeres sehen und deine Herrlichkeit würde jeglichen Zweifel an Dirasrehms Schuld verstummen lassen. Du könntest deinen neuen Hengst reiten. Ich bin sicher, dass du in deiner Rüstung großartig auf ihm aussehen würdest.“
Ein träumerischer Ausdruck schmückte nun sein Gesicht. Anasah mochte nicht wissen wie sein jüngstes Pferd aussah, doch sie wusste, dass er sie nach Asinat begleiten würde.
Als er nickte, zog auch über ihr Gesicht der leichte Anflug eines Lächelns, der jedoch rasch verschwand, als sie meinte: „Ich habe zwei weitere Personen gesehen.“
Sein Blick wanderte zu ihrer Bettstatt und auf einmal wirkte er nicht lüstern, sondern nachdenklich.
„Eben?“ Seine Stimme war schon immer dunkel gewesen, doch jetzt war er heiser, vermutlich durch den langen Ritt.
Sie nickte.
„Zwei Jungen, die neben dem Mädchen standen. Unter ihnen ein Heer, das sich unter dem über die gekreuzten Pfeile springenden Hengst versammelt.“
„Weißt du, wer sie sind?“
„Nein. Der Jüngere von beiden kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht woher. Ich werde Portraits anfertigen lassen.“ Wenn sie sich nur an ihn erinnern könnte…Sie sah ihn immer noch vor ihren inneren Augen, doch war es, als ob sie ihn nicht erfassen konnte. Sein Bild war undeutlich. Es verschwamm schon vor ihren Augen.
Eraz trat vor das Wasserbecken, das sich in der Mitte des Raumes befand, umfasste mit beiden Händen das steinerne Rund und blickte hinein.
Eine meisterhafte Statue von Oandath hielt die Schale mit dem kostbaren Nass in ihren ausgestreckten Händen und für einen Moment erschien es Anasah, als würde die Göttin sie missbilligend mustern.
„Wenn wir es nicht vermögen, diese Vision zu verhindern, was dann?“, fragte er in den Raum hinein.
„Wir werden uns diese Frage kaum stellen müssen“, entgegnete sie, während sie sich fragte woher seine Weitsicht auf einmal stammte. „Wenn wir Dirasrehms Tochter haben, wird der Wille der Götter erfüllt sein.“
Er wandte sich zu ihr um und nickte, auch wenn sie erkannte, dass er nicht vollends überzeugt war.
„Du hast Recht. Wenn ich die Heere führen werde, wird Dirasrehms sich uns kaum verweigern. Schließlich ist es nur ein Mädchen und kein Sohn.“
Sie verzichtete, ihn darauf hinzuweisen, dass der Fürst – nach allem was man hörte – seine einzige Tochter abgöttisch liebte und sie wohl kaum freiwillig hergeben würde. Doch ein einzelner Fürst konnte sich kaum dem Willen dutzender widersetzen und wenn das Mädchen erst einmal der Gerechtigkeit der Götter zugeführt worden war, konnte sie sich auch den beiden Jungen und der weitaus größeren Gefahr dieser heidnischen Fürstin zuwenden.
Dieses Mal würde sie nicht scheitern, das schwor sie sich, während sie sich bereitwillig von Eraz auf ihr Bett ziehen ließ.