Kaden zog seinen Arm weg um nach ihrer Hand greifen zu können.
„Sag das nicht, okay? Nie wieder“, seine Stimme hatte einen überraschend ernsten Unterton, als würde ein unterschwelliges Versprechen darin liegen.
„Bevor ich dich kennenlernte, gab es niemanden, der sich dafür interessierte, ob ich lebe, oder sterbe“, meinte Sezuna und schmiegte ihre Wange an seine Schulter. Seine Wärme fühlte sich so unglaublich real an und sein Geruch war noch beruhigender, als sie wartet hatte.
Für einen Moment schloss Sezuna ihre Augen, um sich von dem wohligen Gefühlen einlullen zu lassen. Sie musste nicht mal ihr Gehör großartig anstrengen, sie konnte Kadens schneller schlagenden Herzschlag ohne Probleme wahrnehmen.
Obwohl sein Puls schon fast raste, bewegte er sich keinen Zentimeter.
Einzelne Sekunden verstrichen die sich bis in die Unendlichkeit zogen aber dennoch zu schnell vorüber gingen.
Sie spürte wie Kadens Brust sich hob und sie konnte auch hören wie er einmal tief Luft holte.
„Du weißt genau, dass das nicht stimmt“, sagte er langsam und zögerlich. Sezuna meinte sogar ein leichtes Zittern in seiner Stimme wahrgenommen zu haben. „Wäre ich nicht gekommen, hätte es ein anderer getan“, ergänzte er nach einem weiteren Atemzug. Doch die Unsicherheit in seiner Stimme blieb.
„Vielleicht“, begann Sezuna zögerlich und hob den Kopf, um Kaden in die Augen zu sehen. „Es kam aber niemand anderes. Sondern du“, sagte sie leise und hatte das Gefühl in seinen Augen zu versinken.
So schöne Augen. So ein angenehmes Braun.
Sezuna spürte, wie ihr Herz schneller pochte und sie wollte sich vorbeugen und ihn küssen, doch sie hatte Angst, dass Kaden dann wieder aus ihrem Traum verschwinden würde.
Sie wünschte sich nie wieder diesen Moment verlassen zu müssen.
Wenigstens konnte sie ihn in ihrem Gedächtnis abspeichern und irgendwann vielleicht wieder erleben, wenn sie sich an ihn erinnerte.
Kaden sah sie einfach nur an, mit einem angedeuteten Lächeln in den Mundwinkeln.
Mehrere Sekunden verstrichen und die Stille zwischen ihnen schien ein Lied zu spielen was nur sie hören konnte.
Sie konnte seine Finger spüren, die langsam durch ihre Haare fuhren und schließlich an ihrem Hinterkopf ruhten.
Sie hatte nicht gemerkt, dass Kaden ihr näher gekommen war. Nur noch wenige Zentimeter die ihre Münder voneinander trennten, so, dass sie Kadens zitternden Atem auf ihren Wangen spüren konnte, bevor sich die Lücke schloss und Kaden sanft ihre Unterlippe küsste.
Für einen kurzen Moment setzte Sezunas Herz aus, bei den Gefühlen, die in ihr tobten.
So stark und so gut hatte sie die Gefühle von ihrem letzten Traum gar nicht in Erinnerung.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie den Kuss hungrig erwiderte und nach Kaden griff, damit dieser nicht abhauen konnte und nicht auf die dumme Idee kam wieder von ihr abzulassen.
Kaum merklich vernahm sie das Zögern, seitens Kaden, bevor er sich auf die Seite rollte um eine angenehmere Position zu bekommen.
Für den Moment vergaß sie alles.
Ihren Vater, der womöglich jeden Augenblick auftauchen könnte.
Ihre Pflichten, die sie dem Ältesten Rat gegenüber leisten musste.
Ihre Vergangenheit, die sie über Jahre verfolgt hatte.
Und was Kaden getan hatte, dass dieser blöde Streit überhaupt so schlimm hätte enden müssen.
Für einige wenige Augenblicke war sie einfach nur glücklich und genoss es, mit Kaden zu kuscheln und ihn zu küssen.
Sie ging sogar ein Stückchen weiter, als sie sich von seinem Kuss löste und begann an seinem Hals zu lecken und ein wenig daran zu knabbern.
Dabei stellte sie fest, dass sie es mochte, wie er schmeckte. So genau hatte sie sich das noch nie vorgestellt.
Mit ihr zusammen rollte er sich auf den Bauch, wo er letztlich über Sezuna landete um sich über ihr auf seinen Unterarmen abzustützen.
„Ähm, Kätzchen?“, hörte sie seine flüchtige Stimme, weil seine Worte in einer Mischung leisem Stöhnen und seufzen untergingen.
Sie hörte ihn tief einatmen, als er ihren Geruch in sich aufnahm und sie noch dichter an sich zog.
Unsicher blieben seine Hände auf ihrem Rücken liegen doch er schien sich dazu zwingen zu müssen.
Die Unsicherheit in Kadens Stimme gefiel ihr nicht sonderlich. Daher hörte sie auch auf an seinem Hals zu knabbern und wandte sich stattdessen wieder seinen Lippen zu.
Sie selbst drückte sich ebenfalls an ihn und hielt sich fest, als würde ihr Leben davon abhängen.
Es war ihr klar, dass dieser Moment nicht mehr lange dauern würde, daher wollte sie ihn so gut genießen, wie sie konnte.
Der Kuss wurde intensiver und somit auch das Gefühl das Sezuna ergriff.
Nun spürte sie wie Kaden langsam seine linke Hand zu ihrem Oberschenk gleiten ließ, um sie diesem näher zu sich zu ziehen und mit seinem Knie ihre Beine zu platzieren.
Ihr Blut rauschte in ihren Ohren und sie konnte ihren eigenen Herzschlag nicht mehr von Kadens unterscheiden.
Sie wollte mehr.
Mehr Zeit.
Mehr von ihm.
Einzelne Momente der vorherigen Träume blitzten vor ihrem inneren Auge auf, doch sie alle waren kein Vergleich zu dem hier.
Sanft wenn auch in dem Moment verloren glitt seine Hand nun unter ihr Kleid, bevor sie ihn leise fluchen hörte und er sich plötzlich zurückzog, um sich auf die Bettkante zu setzen.
Sezuna rang nach Atem und traute sich nicht, Kaden anzublicken. Sie schielte lediglich von der Seite zu ihm hinüber.
So war der Traum bisher auch noch nie geendet, aber was hatte sie auch erwartet? Trotzdem war sie enttäuscht. Aber selbst in ihren Träumen wollte sie Kaden nicht drängen.
Sie nahm einige tiefe Atemzüge in dem Versuch sich wieder zu beruhigen, während sie den Saum ihres Kleides wieder ordentlich richtete.
Sie wandte ihren Blick wieder in das grelle Licht über ihr und erinnerte sich an das Licht, das hinter Kaden geschienen hatte. Der Traum war auch anders geendet... nämlich damit, dass sie Lika vor sich fand.
Sie wollte etwas sagen, doch sie wusste nicht was.
„Kaden?“, sie drehte ihren Kopf wieder zurück zur Bettkante, doch da war er schon verschwunden.
Natürlich war er das. Solche Träume waren nie von langer Dauer.
Edvin schloss die Tür hinter sich und ließ das Licht aus, während er sich zu einem sehr altmodischen Foto-Entwicklungs-Bad stellte und seine neuen Bilder darin entwickelte.
Er war zwar vertraut mit der neuen Technik und kannte die Vorteile, die digitale Speicherkarten mit sich brachten, doch manchmal machte er seine Bilder noch immer sehr gern mit einem alten Film, den er am Ende selbst entwickeln konnte.
Heute hatte er von einem Hügel aus einen Wald fotografiert, der immer wunderschön aussah, wenn sie Sonne gerade auf, oder unter ging.
Er legte seine Tasche auf einen der leeren Tische und begann sein Equipment auszupacken.
Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er ungeduldig zu seinem Handy schielte, wo er auf eine Nachricht seiner Freundin wartete.
Schon wieder zu spät. War ja klar, dachte sich der Grauhaarige nur und seufzte, während er den Film auf den Tisch packte.
Er war gerade so in seine Arbeit versunken, dass er aufschreckte, als das Handy vibrierte.
Ein kurzer Blick darauf sagte ihm, dass Alexa auf den Weg war.
Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und er hing die letzten Bilder, die er gemacht und entwickelt hatte, zum Trocknen auf.
Vorsichtig ließ er sie ein wenig abtropfen, bevor er diese an die Schnur quer durch den Raum hängte.
Dabei musste er wieder daran denken wie Alexa mit der Rothaarigen gesprochen hatte und seufzte über seine eigene Verärgerung.
Das würde noch Ärger bringen, wie er wusste.
Aber ihm war es lieber, wenn er ein wenig Ärger mit Alexa hatte, solange diese am Leben war.
Es war vielleicht ein Vorurteil, aber er vertraute den Neuankömmlingen nicht. Wollte nicht, dass seine Freundin mit ihnen zusammen war. Da konnte wer weiß was passieren.
Edvin hängte gerade das letzte Foto auf, als die Türglocke erklang.