Kaden bohrte seine Finger in den massiven Inhalt des Sandsackes, um sie weiterhin zu ignorieren.
Doch aus Gründen, die er am liebsten nicht sehen würde, sahen sie im jetzigen Moment für ihn alle aus wie Orion.
„Jungs geht uns nicht auf Nerven, wir wollen unsere Ruhe", sagte Alexa und schien damit entschieden zu haben sie zu ignorieren.
Mit einem energischen Schlag schlug sie auf den Sandsack ein, den Kaden noch immer hielt.
Sie hatte das Gefühl auf einen sehr festen Widerstand zu stoßen, denn Kaden zuckte keinen Millimeter. Er fixierte lediglich die Männer mit seinen braunen Augen.
Gott wie gern er ihre Visagen polieren würde. Der eine mit den grünen Augen, der andere mit den breiten Schultern. Und der hintere, der denselben Blick besaß wie der Werwolf.
Vermutlich hätte der normale Kaden jetzt eine Rolle übernommen, mit denen er sich unter sie mischen konnte, oder würde sie gegeneinander ausspielen. Doch im Moment wollte er einfach nur auf etwas drauf schlagen, oder wenigstens Dampf ablassen, wenn auch nur verbal.
„Ich könnte eine Testosteronschleuder wie dich mit verbundenen Händen schlagen. Also pass lieber auf was du sagst", entgegnete Kaden in einer normalen Lautstärke als wäre es eine vollkommen legitime Warnung die physikalisch festgelegt war.
Alexa warf ihm einen resignierten Blick zu, den er jedoch nicht beachtete.
Diese war sich sicher, dass Kaden diese Halle nicht unversehrt verlassen würde, wenn sie nicht Eingriff.
Aber gleichzeitig hatte sie auch gelernt, dass die meisten Jungen, oder auch Männer, es gar nicht mochten, von einer Frau beschützt zu werden und dazu sogar in Kauf nahmen, dass sie verletzt wurden.
Alexa konnte das überhaupt nicht nachvollziehen, doch sie wollte Kaden nicht in seinem Stolz kränken. Also zögerte sie kurz.
Was wohl lange genug war.
Unter den Männern breitete sich Gelächter aus und auch Kaden lachte was wohl eher an Ironie erinnerte.
„Das glaub ich erst, wenn ich es sehe", sagte der Mann mit den breiten Schultern und klopfte dem Grünäugigen auf die Schulter.
„Wird das eine Herausforderung?", fragte Kaden mit einem Unterton der deutlich zeigte, wie sehr er sich auf besagte freute.
Der Mann blickte ihn abschätzig ab. „Wenn du im Krankenhaus landen willst", sagte er mit einem breiten Grinsen.
Kaden lies den Sandsack los und trat einige Schritte von diesem zurück.
„Ich hatte heute sowieso nichts vor", gab dieser zurück, während er seine Bandagen zwischen den Fingern ein wenig lockerte und sich auf den Ring zubewegte der in der Mitte des Saals stand.
„Kaden-", zischte Alexa zu dem Blonden in der Hoffnung er würde reagieren, doch die Brünette merkte schnell, dass es ihm weniger um die Männer ging, als mehr um seinen Kummer.
Oh Gott! Wenn Sie Kaden zusammenschlugen, nur weil eine Frau ihn verletzt hatte und er deshalb dummes Zeug tat, würde sich Alexa bei betreffenden Person beschweren gehen.
Aber mehr konnte sie auch nicht tun. Es war zu spät. Nun musste Kaden da allein durch und sie konnte nur zuschauen.
Hämisch lachend folgte der große Mann Kaden und Vorfreude war ihm ins Gesicht geschrieben.
„Eins muss ich dir ja lassen, Kleiner, du hast Mut", erklärte der Grünäugige, als er den Ring betrat.
Kaden lachte mit einem gewissen Unterton, als auch er den Ring betrat.
„Das werfe ich gerne zurück", entgegnete der Blonde und ging in eine entsprechende Abwehr Haltung.
Er nahm sein Gegenüber in einen konzentrierten Tunnelblick, so, dass er Alexas besorgten, aber auch genervten Blick nicht sehen konnte.
Sein Gegner tat es ihm gleich und lockerte ein wenig die Schultern.
„Drei Runden. Für den Fall, dass du eine der ersten beiden Gewinnen solltest", grinste er hämisch und hielt sich in Bewegung, in dem er von einem Fuß auf den anderen sprang.
Kaden dagegen entspannte seine Haltung und vernachlässigte seine Position.
Trotzdem blieb Kaden wachsam und ermahnte sich seinen Gegner nicht allzu hart ran zu nehmen.
Der Gründungen machte eine Bewegung auf Kaden zu, welche für den Vampir wirkte, als würde er schleichen. Mühsam wich er aus und konterte mit einem Schlag in den Magen, welcher eher als sanfter Hieb gelten sollte. Er brauchte den Mann jedoch zum Keuchend. „Glückstreffer", sagte dieser und man hörte ihm an, dass es wehgetan haben musste.
„Ja, ich hab immer Glück", murmelte Kaden und drehte sich mit seinem Gegner im Kreis.
Wie ein Löwe auf der Jagd schlich er um ihn herum.
Kaden musste sich abermals daran erinnern wo er war.
Immer wieder sah er nur Sezuna und Orion vor seinem inneren Auge, wie sie da am Frühstückstisch saßen... wie sie ihn angesehen hatte.
Er kniff die Augen zusammen, um im Hier und Jetzt zu bleiben und bemerkte somit nicht den nächsten Schlag der ihm genau an der Unterlippe erwischte.
Er taumelte einen Schritt zurück und schüttelte sein Gesicht um bei der Sache zu bleiben.
Unwillkürlich musste der Vampir auflachen, was den Grünäugigen ein wenig stutzig machte.
„Du bist doch krank", murmelte dieser nur und runzelte die Stirn, verließ jedoch für keine Sekunde seine Haltung.
„Da musst du dich schon ein wenig mehr anstrengen", gab Kaden hallend von sich und rief es durch die komplette Halle.
Im nächsten Moment setzte Kaden zu einem Angriff an und erwischte ihn mehrmals an der rechten Schulter.
Ein Schlagabtausch begann bei dem man Mühe hatte zu erkennen wer nun eigentlich wen schlug.
Kaden hingegen sah alles, was er sehen musste. Er spielte doch so wirklich brachte ihn das nichts. Außerdem nervte es ihn gewaltig, dass er nicht richtig zuschlagen durfte.
Wie gerne hätte er den Kerl zu Boden gestreckt.
Stattdessen wich er weiter spielerisch aus, kassierte sogar den ein oder anderen Schlag und versuchte nicht zu sehr in Gedanken zu verfallen.
„Gibst du auf?", keuchte der grünäugige Mann außer Atem.
Kaden machte einen Ausfallschritt worauf der Mann beim Schlagen über seine eigenen Füße stolperte.
„Ich wollte dich gerade dasselbe fragen", antwortete er und wartete geduldig bis sich der Grünäugige wieder erhob.
„Das hättest du wohl gern", presste dieser hervor und versuchte seine Stellung zu halten.
Das Atmen fiel ihm bereits schwer, doch Kaden war noch völlig fit.
Der Blonde verdrehte die Augen und entschied sich das Ganze zu beenden. Mit einem Schlag gegen die Schulter sorgte er dafür, dass der Grünäugige zu Boden ging.
Er kippte zu Boden und schlitterte noch einige Meter weiter nach links.
„Ups", nuschelte Kaden mit einem Grinsen im Gesicht.
Auffordernd drehte er sich zu Alexa und dem Rest der Gruppe, die ihn ungläubig beobachteten.
„Nächster?", fragte er und hob die Arme vors Gesicht und hielt sich in Bewegung als könnte er es kaum erwarten.
Jedoch meldete sich kein freiwilliger. „Dachte ich mir doch", fügte er hinzu und stoppte seine Übungen, um den Ring wieder zu verlassen.
Alexa starrte ihn an, genau wie die Männer um sie herum. Kaden hingegen schien unberührt, doch seine Gedanken kreisten schon wieder um Sezuna.
Sezuna hatte es immer gehasst wenn Kaden sich zu einer Prügelei provozieren ließ.
Dabei waren es vermutlich nicht mal seine Gefühle, die ihn zu dem Streit bewegten.
Oft hatte sie es geschafft ihn runter zu bringen und ihn daran zu erinnern, dass er nur auf seine eigenen Stimmungen hören sollte. Er lief zurück zu dem Vorsprung um seine Wasserflasche zu nehmen und diese in einem Satz zu leeren.
Alexa ging zu ihm rüber und klopfte ihm anerkennend gegen die Brust.
„Du hältst mehr aus als man dir ansieht", gab sie euphorisch zurück, doch Kaden schien das wenig zu interessieren.
„Ich hab zwei Brüder und eine große Schwester. Da kam es schon mal zu der einen oder anderen Auseinandersetzung", gab er zurück, fragte sich aber, was Sezuna wohl sagen würde wenn sie erfuhr, dass er sich wieder mit jemandem geschlagen hatte.
Vielleicht würde sie lachen, wenn die den Grund dafür erfuhr. Ein ehrliches, erheitertes Lachen. Nicht das falsche das sie hier immer zur Schau stellten.
Kaden hielt überrascht über seine Gedanken inne. Wann war ihm das denn aufgefallen? Und warum vermisste er jetzt dieses Lachen?
Er schloss die Flasche wieder und klemmte sie unter seinen Arm, ehe er sich zu der Brünetten drehte.
„Ich glaube ich sollte zurück. Sachen klären und so weiter, du weißt schon", erklärte er unsicher und rieb abermals über seine Schulter.
Vielleicht würde ihm auch der Talisman bei der Sache helfen können.
Sein eigener Verstand schien nämlich nicht auszureichen.
Alexa nickte und packte ihre Sachen zusammen.
„Ich komm mit. Ich hab eh gleich noch eine Verabredung und wollte vorher duschen gehen", stimmte diese mit ein und nahm ihre Tasche auf die Schulter, um mit Kaden gemeinsam die Halle zu verlassen.
Sezuna atmete tief durch, während Orion vor ihr durch die Menge ging.
Die Kleinmesse und das Riesenrad ragten in den Himmel.
Orion hatte sie hergebracht, um sie abzulenken und nach den Talismanen zu suchen. Doch für Sezuna war das eine Qual.
Natürlich konnte er nicht wissen, welche Erinnerungen sie mit diesem Ort verband und für einen Sekundenbruchteil stellte sie sich vor, mit Kaden durch die engen Wege zu schlendern.
Kaden... sie hatte immer noch nichts von ihm gehört.
Sollte er wirklich einen Talisman besitzen, war es aber nicht sonderlich verwunderlich, dass er sich bei diesem Auftrag zurückhielt.
Ihre Schritte wurden langsamer, als sie an dem Stand mit der Zuckerwatte vorbei kamen und Sezuna bildete sich ein, sogar den Geruch des Vampirs wahrzunehmen.
Ehe sie Orion weiter folgen konnte, der bereits einige Schritte weiter war als sie, spürte sie jedoch wie sie zu Seite gerissen wurde.
Sofort schrillen ihre Alarmglocken. Nur ein magisches Wesen konnte so schnell sein und so stark.
Panik kam in ihr auf und sie wappnet sich gegen einen Angriff.
Sie holte aus, mit dem Versuch einen Überraschungsangriff zu wagen, ihren Gegner zu verwirren und fliehen zu können.
Sie spürte wie ihr Ellenbogen auf Widerstand stieß und ein Aufstöhnen ertönte.
„Gott, Kätzchen, beruhig dich wieder!", hörte sie Kadens Nuscheln, während er sich die Nase hielt.
„Kaden?", fragte sie atemlos und blickte sich um. Ihr Herz hämmerte noch immer heftig, aber langsam beruhigte sie sich wieder. Nun musterte sie den blonden Mann. „Tut mir leid", sagte sie und versuchte ihre Gefühle zu verschließen.
„Du hast wirklich spitze Knochen." Seine Stimme war verzerrt von der zugedrückten Nase und schien beinahe schon zu jammern.
Nun hatte sie Gelegenheit ihn genauer zu mustern und musste feststellen, dass nicht nur seine Nase entstellt war. Seine Lippe war geschwollen und die Knöchel seiner Hände waren mit getrocknetem Blut verdeckt.
Sie wollte ihn berühren, ihn frag was geschehen war und ihn dafür Ohrfeigen, dass er sie so erschreckt hatte, doch sie hielt sich zurück.
„Bist du sehr verletzt?", fragte sie und trat ein Stückchen auf ihn zu. Sie hob die Hand ein Stück an seine Lippen, um einen leichten Kühlzauber zu benutzen.
Kaden schniefte einmal kurz, bevor er von seiner Nase abließ und Sezuna Blick erwiderte.
„Mir geht's gut, alles in Ordnung. Ich muss mit dir reden", sagte er und schien sich überhaupt nicht mehr über seine Wunden zu scheren.
Stattdessen blickte er Sezuna ein wenig unentschlossen an.
„Ich bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen", murmelte er beinahe lautlos und senkte die Lider.
„Was?", fragte sie überrascht, da sie es nicht gewohnt war, dass Kaden sich entschuldigte. Vor allem wusste sie nicht für was.
„Mach das nicht noch unangenehmer für mich als es schon ist", murmelte dieser widerwillig und versuchte sich nicht wiederholen zu müssen. „Es tut mir Leid... wie ich mich gestern verhalten habe. Ich hab vielleicht ein wenig überreagiert. Ich-ich wusste nur nicht, wie ich reagieren sollte. Das kam alles so unerwartet", setzte er fort und kratzte nervös das Blut von seinen Knöcheln.
„Aber trotzdem möchtest du es nicht", stellte Sezuna mehr fest, als sie fragte, sah aber dennoch ein wenig fragend aus. Als würde sie noch etwas erwarten. Ein Hinweis darauf, wie er mit der Sache umgehen wollte, oder was nun aus ihrer Freundschaft werden sollte. Irgendwas.
Angestrengt seufzte er auf und sah Sezuna wieder an, um sich an dem Wagen hinter ihr abzustützen.
Sein Gesicht kam ihrem näher und für einen Sekundenbruchteil dachte sie schon, das wäre ein Zeichen, doch dann hielt er inne und senkte den Blick.
„Ich brauche einfach noch etwas Zeit." Sezunas Erwartungen senkten sich wieder, bis unter einen Nullpunkt. „Ich will nicht, dass ich mehr kaputt mache, als es zusammenzubringen", flüsterte er in ihr Ohr und legte seinen anderen Arm um ihre Taille, als würde er befürchten, dass sie gleich wegrannte.
Sezunas Atem wurde schneller, auf Grund der plötzlichen Nähe, aber sie versuchte die Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Sie wollte ihn nicht wieder mit ihren Gefühlen beeinflussen. Wollte nicht, dass er sich womöglich von ihr gezwungen fühlte.
Dieser Wunsch half und sie schaffte es mehr oder weniger ruhig zu blieben. Dennoch genoss sie seine Berührungen. Würde es auch immer tun.
„Ich verstehe", brachte sie mit belegter Stimme hervor.
Und logisch gesehen verstand sie es auch, aber sie wollte es eigentlich nicht.
Er vergrub sein Gesicht in der Kuhle zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter, um sich mit ihr an die Wand hinter Sezuna zu lehnen.
Er atmete einige Male tief durch, um sich zu beruhigen, jedoch auch um ihren Duft zu genießen. Ihren Körper zu spüren. Den Moment hinauszuzögern.
„Bist du sauer auf mich?", flüsterte er gedämpft an ihre Schulter.
Er versuchte nicht auf ihre Gefühle zu achten, doch das erweckte in ihm nur ein Gefühl von Blindheit.
Sezunas Herz klopfte heftig in ihrer Brust. „Nein", sagte sie und brachte das Wort kaum hervor.
Das war so unglaublich schwer. Einfach nur hier zu stehen und zu wissen, dass Kaden sich nicht sicher war, ob er es wollte, oder nicht. Sie wusste nicht, was sie machen sollte und Kaden machte es ihr mit seinem Verhalten nicht sonderlich einfach.
Konnte sie es schaffen weiterhin mit ihm umzugehen, wie mit ihren besten Freund, ohne etwas zu tun, was er vielleicht nicht wollte?
Dieser Moment tat ihr weh, fühlte sich aber gleichzeitig auch gut an.
Sie war wohl wirklich eine Masochistin, wenn sie das hier genießen konnte, obwohl es ihr wehtat.
Sie hörte ein leises Stöhnen an ihrer Schulter, was jedoch eher gequält als lüstern klang.
„Lügst du mich an?", fragte er, als würde er die Antwort bereits kennen.
Er hob sein Gesicht von ihrer Schulter, um sie mustern zu können.
Sezuna holte tief Luft: „Ich bin nicht böse auf dich und verstehe, dass du Zeit brauchst. Aber auch für mich ist das nicht einfach", erklärte sie und wurde immer leiser. Sie hasste es über ihre Gefühle zu reden. „Ich will in deiner Nähe sein, aber ich habe bei jeder Bewegung Angst, dass ich etwas tun könnte, dass du nicht willst. Solange du nicht weißt, was du willst, weiß ich nicht wie ich mir dir umgehen soll, ohne dass es für uns Beide zu einer Qual wird", erklärte sie und klang schon fast weinerlich und verzweifelt.
Kaden stand einfach nur da und musterte sie überrascht.
Dieses Verhalten passte überhaupt nicht zu Sezuna.
Oder mindestens war er nie der Grund dafür, dass sie sich so verhielt.
Vorsichtig nahm er ihr Gesicht in seine Hände, um sie an seine Brust zu ziehen und sie zu umarmen.
Auch wenn er es sich nicht gerne eingestand, aber das ein oder andere hatte er sich von seiner Mutter unbewusst abgeguckt.
Wenn er so darüber nachdachte, dann spielte in ihrer Beziehung, wie auch immer die im Moment nun aussah, schon immer viel körperliche Nähe eine Rolle. Er hatte nicht darüber nachgedacht, dass er sie so vielleicht einlud, oder jetzt im Moment, dass sie sich nicht wohl dabei fühlen würde.
Er zögerte und ließ von ihr ab, um einige Schritte zurück zu treten.
Vielleicht gab er ihr wirklich Signale, die man falsch verstehen konnte.
Etwas, dass für ihn und seine Familie normal war, könnte für andere zu viel sein.
Auch, wenn sie ihn eigentlich lang genug kennen sollte, um zu wissen, dass es seine Art war, so hatte sie nie gesehen, dass er so mit anderen Mädchen in ihrem Alter umging.
Das sie besonders für ihn war...
Natürlich war sie das auch... nur nicht in dem Ausmaße!
Oder vielleicht doch?
Er wusste es einfach nicht.
„Ich mag es, wie wir miteinander umgehen und wäre dieser Abend nicht gewesen... Ich hätte es niemals aufs Spiel gesetzt, das zu verlieren", gestand Sezuna und sie sah irgendwie sehr verloren aus. „Aber jetzt ist es passiert und ich kann es nicht mehr ändern. Aber solange ich nicht weiß, wie du zu mir stehst, wird es jedes Mal weh tun, wenn du mir nah bist."
Er wich einen weiteren Schritt zurück und schien beinahe im Schatten zu verschwinden.
„Und was soll ich tun? Ich hab das Gefühl es gibt nichts, dass ich richtig machen kann", fragte er ratlos mit zitternder Stimme und schien sich immer weiter von der Rothaarigen zu entfernen.
„In dieser Sache gibt es kein richtig, oder falsch. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, um ans Ziel zu kommen. Aber solange du nicht weißt, was du möchtest, ist das für keinen von uns beiden leicht", murmelte sie und wusste eigentlich selbst nicht so genau, was sie wollte.
Sie wollte Kaden, das ja, aber war sie bereit ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen, um es zu probieren? War diese Frage überhaupt noch wichtig? Hatte sie das nicht längst getan?
Jetzt musste nur noch Kaden sagen, ob er diesen Weg mit ihr gehen wollte, oder doch lieber wieder zurück wollte. Auch wenn es vielleicht kein Zurück für sie beide gab.
Eine Tatsache, die so erschreckend wie real war.
Es war genau das, worüber sie nicht nachdenken wollte, Kaden aber Angst davor hatte.
Er atmete einmal tief durch und richtete seinen Blick gen Himmel, um seine Gedanken zu sammeln.
Langsam pustete er die Luft aus dem Mund wieder raus und musterte Sezuna nachdenklich.
„Wie wär's wenn wir es erstmal langsam angehen lassen? Ich meine es ist doch normalerweise so üblich, dass man erstmal miteinander ausgeht und schaut... wie es läuft", begann er vorsichtig und nahm Sezunas Blick für sich ein. „Darf ich dich auf ein Date einladen, Kätzchen?", fragte er mit einem unsicheren Lachen das einem 15 jährigem glich.
Sezuna starrte ihn einfach nur an und hätte Kaden nicht die schiere Freude gespürt, die sie verströmte und dann schnell wieder wegschloss, um ihn ein zittriges Lächeln zu schenken, hätte er wohl geglaubt das Falsche getan zu haben.
„Wirklich?", fragte sie mit leuchtenden Augen, aber doch leicht ungläubiger Stimme.
Kaden lächelte ebenso unsicher, doch er wurde selbstbewusster, als er Sezunas Gefühle wahrnahm.
„Ja. Ich meine, ich muss ja nicht immer... der Kaden sein, der ich normalerweise bin. Wir tun einfach so, als wären wir zwei Singles ohne Vorgeschichte die sich erst kennenlernen. Was sagst du?"
Sezuna legte nachdenklich den Kopf schief. „Ja. Das klingt gut", sagte sie mit einem Lächeln. „Wobei man sagen kann als erstes Date zählt dann wohl das Riesenrad."
Kaden musste lachen und sah hoch zu der rausragenden Attraktion.
„Das war wohl eher ein unerwartetes Treffen. Was machst du morgen Abend?"
„Ich wollte zwar bei einer alten Frau einbrechen gehen, aber jetzt hab ich nichts mehr vor. Was schwebt dir denn vor?", wollte Sezuna gut gelaunt wissen und in ihren Augen tanzte ein Lachen.
Kaden lächelte sie schelmisch an und zog die Brauen in die Höhe.
„Nun ja, ich hatte eigentlich an einen Helikopter Ausflug im Mondschein gedacht mit anschließendem Dinner in Paris. Aber für den Anfang würde ich vielleicht vorschlagen wir gehen in die Stadt?"
Sezuna lachte auf. Ja, das passte zu Kaden. Genau das aussuchen, was zwar Spaß machte, bei dem Sezuna aber wohl panische Angst bekommen würde.
„Stadt klingt gut", sagte sie erfreut.
Kaden lächelte verspielt, als er langsam rückwärts lief und gegen eine Straßenlaterne stieß.
Sezuna unterdrückte ein Auflachen, als Kaden sich unsicher zu ihr umdrehte, während er weiterhin rückwärts lief.
„Ich hol dich dann morgen um acht Uhr ab, okay?", rief er ihr noch zu als er schon fast zwischen der Menschenmenge verschwand.
Die Rothaarige nickt nur strahlend und biss sich auf die Unterlippe.
Es war zwar kein Endergebnis, aber dennoch ein Schritt in die richtige Richtung.
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