Also ließ sich Sezuna zusammen mit Louis auf ein nahestehendes Sofa nieder und begann zu erzählen.
Sie setzte ihre Stimme ein, um Spannung aufzubauen und schmückte die Details mit ein wenig Fantasy aus.
Es dauerte nicht lange, da hatte sie nicht nur Louis als Zuhörer, sondern auch eine ganze Menge Leute mehr.
Etwas, dass sie unter Umständen, freuen würde, verlassenen und einsamen Menschen eine Freude zu bereiten, doch da sie unauffällig an seinen Talisman kommen wollte, war es womöglich nicht gerade die beste Vorgehensweise.
Wenig später setzte sich sogar Orion zu ihren Zuhörern und gab ihr ein Zeichen, dass er genug erfahren hatte.
Sezuna endete ihre Geschichte und richtete es so ein, dass einer der anderen Zuhörer an Louis Arm stieß, so dass dieser den Talisman fallen ließ.
Schnell bückte sich Sezuna danach und tauschte diese aus, ehe sie den unechten an Louis mit einem Lächeln weiterreichte.
Gemeinsam mit Orion machte sie sich auf den Weg zur Rezeption, um sich abzumelden. Sie sollten sich lieber mit den Leuten gut stellen, denn Sezunas Gefühl sagte ihr, dass sie hier noch nicht fertig waren.
„Hast du was gefunden?", fragte Orion leise, als die Schiebetüren des Ausgangs zur Seite glitten.
„Ich konnte mir den Talisman näher ansehen. Nicht alle Talismane im Raum waren echt, aber der von Louis schimmerte förmlich vor Magie. Ich nehme an wir haben es mit einem Magier, oder einer Hexe zu tun", erklärte Sezuna leise und erwähnte nicht, dass sie eine Talisman in ihrer Hand hatte. Einen echten.
Sie musste nur noch herausfinden, wie sie diesen aktivieren konnte.
Orion nickte und drehte sich nochmal kurz um, um sicher zu gehen, dass keiner in ihrer unmittelbaren Nähe war.
„Ich hab zwei Schwestern belauscht, die sich im Lagerraum unterhalten haben. Sie redeten von einer älteren Dame, von der die Besucher berichteten, sie schienen ziemlich verängstigt, als sie sich über die Bilder austauschten, die die Patienten gemalt haben.
Alle haben die Frau gezeichnet und bei jedem hat sie ein in Schatten gehülltes Gesicht aus den gelben Augen leuchten", erklärte Orion fast schon höhnisch, da er selbst nicht wirklich dem Glauben schenkte was er erzählte.
Sezuna runzelte nachdenklich die Stirn. „Das kann durchaus sein. Das wäre einer der Illusionszauber. Die können solche Auswirkungen auf den menschlichen Geist haben. Es gibt aber noch jede Menge anderer Zauber, die sowas bewirken können", erklärte sie. „Ohne sie selbst gesehen zu haben, ist es schwer herauszufinden, wie sie das macht."
Orion seufzte, er war auch schon auf den Gedanken gekommen, dass es sich um einen solchen Zauber handeln könnte, doch es wollte ihm dennoch nicht wirklich einleuchten. Die ganze Sache schien absurd zu sein.
„Aber wieso? Wer sollte sowas tun und was hätte derjenige davon? Ich meine sie greifen nicht den Staat an", rätselte er und begann sich zu fragen, ob sie die Sache einfach auf sich beruhen lassen sollten. Schließlich lag ihre Aufgabe darin die Regierung zu schützen und die Bedrohung zu beseitigen. Ein Glücksbringer schien nicht wirklich bedrohlich zu wirken.
Sezuna seufzte. „Man muss die Regierung nicht direkt angreifen. Aber nimm mal folgendes Szenario: Was wäre, wenn sich der Talisman über die ganze Welt verbreitet und es immer mehr werden, die plötzlich krank werden? Erstmal sammelt der Talisman dadurch eine Menge Kraft, die zu allen möglichen Scheiß genutzt werden kann und zum anderen wäre irgendwann der Großteil der Bevölkerung nur noch dabei seine Talisman zu putzen. Also für jeden Feind ein perfekter Moment zum angreifen", erklärte Sezuna. „Aber so schlimm muss es nicht mal sein. Es reicht schon, dass die unbekannte Person dahinter möglicherweise die gesammelte Kraft für einen direkten Angriff nutzten kann."
Orion schluckte.
An solch massive Ausmaße hatte er nicht gedacht...
Er nahm einen tiefen Atemzug und brachte ein Taxi zum Anhalten, damit die beiden einsteigen konnten.
„Was können wir machen? Wir haben gar keine Hinweise außer der unbekannten Frau von der wir keine Ahnung haben, wie wir sie finden sollen", fragte Orion beim Einsteigen und musterte den desinteressierten Fahrer.
Sezuna setzte sich zu ihm und nannte die Adresse, ehe sie auf Orions Frage mit den Schultern zuckte. „Lass uns das später klären", sagte sie und lehnte sich zurück, um ein wenig ihren Gedanken nach zu hängen.
Es war ein magischer Talisman in ihrer Hand, ganz sicher.
Doch was nun?
Gab es einen Aktivierungszauber?
Eine Parabel?
Oder doch einfach die Augen schließen und drauf hoffen, dass etwas geschehen würde?
Sie musste herausfinden, wie dieses Teil funktionierte. Immerhin hing Kadens Gesundheit davon ab.
Ein wenig verzweifelt begann sie in der Tasche mit ihrem Talisman zu spielen, als Orion das Wort erhob. „Wir sollten morgen Abend nochmal in die Bar gehen", meinte er und Sezuna blickte auf.
„Ich bin morgen Abend verabredet", erklärte sie und ihre Gefühle wechselten von verzweifelt zu hoch erfreut. Sie konnte es kaum abwarten.
„Ich wollte Lika auch mitnehmen", ergänzte Orion und blickte aus dem Fenster, um die Umgebung abzusuchen.
Sezuna wackelte nervös mit den Beinen auf und ab.
Vermutlich ging er davon aus, dass sie sich wieder mit Lika verabredet hatte.
Aber ob es eine so gute Idee war ihm zu sagen, dass sie ein Date mit Kaden hatte?
Vermutlich nicht.
„Mach das ruhig. Dann bist du nicht so alleine. Ich bin trotzdem nicht da", sagte sie, weil es nichts brachte, ihn anzulügen. Allerdings musste sie ihm die Wahrheit auch nicht auf die Nase drücken.
Nun wandte der Werwolf den Blick auf Sezuna und runzelte die Stirn.
„Was hast du denn vor?", fragte Orion, doch er senkte gleich wieder den Blick, als er bemerkte wie aufdringlich er doch wirkte.
„Mich noch ein wenig entspannen und die Umgebung betrachten", erklärte Sezuna und ihre Beine baumelten noch immer aufgeregt hin und her.
Orion seufzte leise und lehnte sich wieder zurück, um aus dem Fenster zu sehen.
„Okay", sagte er ein wenig enttäuscht und versuchte nicht weiter auf das Thema einzugehen.
Es ging ihn ja auch überhaupt nichts an, was sie in ihrer Freizeit machte.
Hauptsache sie konnte noch ihrem Auftrag nachgehen.
Und dennoch mahlte sein Kiefer, wie eine Mühle bei dem Gefühl von Ungewissheit.
Schließlich hielt das Auto und beide stiegen aus, ehe sie den Fahrer bezahlten.
„Ach so, ich wollte dir noch erzählen, dass ich vorhabe nebenbei als Lektor zu arbeiten", erklärte Sezuna, weil sie irgendwie an Geld kommen wollte.
Orion stieß die Tür zu, bevor das Taxi weg fuhr.
„Lektor?", fragte er unverständlich.
„Ja, es gibt Leute, die dafür bezahlen, dass man ihre Werke auf Rechtschreibung und so liest. Ich bin auch am überlegen, was ich noch so nebenbei machen könnte, damit wir wieder etwas Geld bekommen. Du weißt selbst, dass wir langsam vorsichtig sein müssen", murmelte sie.
„Ja", murrte Orion und setzte sich mit Sezuna in Bewegung, um zum Wohnheim zu laufen. „Ich sollte mir vermutlich auch etwas suchen. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich wofür ich auf der Erde zu gebrauchen sein könnte."
„Wenn ich das richtig sehe, werden immer Kellner und Leute für den Aufbau von Ständen auf Messen, oder so gesucht. Das wäre perfekt für deine Stärke und Ausdauer", meinte Sezuna nachdenklich. Aber generell musste sie sich ebenfalls erst einmal mit dem Angebot an Berufen vertraut machen, die zu Orion passen könnten.
Er griff nach der Tür zum Wohnheim, um diese für Sezuna offen zu halten und schritt dann ebenfalls hindurch.
„Ich hab nie was anderes gemacht als beim Rat. Ich könnte mich nicht mal auf eine andere Karriere einstellen, da war schon alles festgelegt", seufzte Orion, als hätte er sich schon damit abgefunden ohne zu hinterfragen.
„Aber selbst der Rat hat komplexe Tätigkeitsfelder. Da musst du doch sicher auch einige Talente mitbringen. Die könnten dir hier helfen. Und du kannst ein wenig in andere Dinge hinein schnuppern. Ich finde es ja immer mega spannend neue Dinge zu entdecken und zu lernen", verkündete Sezuna aufgeregt. „Ich habe mir auch selbst überlegt vielleicht ein paar Minijobs anzunehmen."
Orion hielt vor Likas Tür, um daran zu klopfen.
„Eine andere Wahl haben wir ja auch gar nicht", im nächsten Moment öffnete die Blauhaarige auch schon die Tür und ließ die beiden eintreten.
Gefühlt war nun noch mehr Chaos in der Küche und Sezuna zählte mindestens drei verschiedene Computer.
„Was ist denn bei dir los?", wollte sie wissen und Lika spielte ein wenig verlegen mit einer Strähne.
„Ich hab ein paar Aufträge für Computerreperaturen bekommen. Matthikan meinte, dass ich unglaublich gut darin war und weil ich gerade Geld brauche", hier zuckte die Blauhaarige mit den Schultern. „Aber erzählt doch mal, was vorgefallen ist."
Orion ließ sich müde auf das Sofa fallen und legte den Kopf in den Nacken.
„Nichts wirklich Erwähnenswertes. Nur ein Stand auf dem Jahrmarkt, der dieselben Talismane verkauft allerdings keine magischen", berichtete Orion und drohte bereits wieder dem Schlaf zu verfallen.
„Hm", machte Lika, während sie einen der Computer wieder zusammensetzte. „Klingt nicht sehr ergiebig", murmelte sie nachdenklich.
„Wir waren noch im Krankenhaus und ich konnte mich mit einigen der Patienten unterhalten. Aber auch da nichts Interessantes."
„Wir landen in einer Sackgasse", nuschelte Orion, bevor er letztlich doch einschlief.
Lika seufzte und senkte die Lider. In den letzten Tagen war er ständig schläfrig gewesen. Heute schien es keine Ausnahme zu sein.
Doch daran hatte sie sich inzwischen gewöhnt.
Sie stupste ihn leicht an der Schulter an, worauf er sich verabschiedete, um schlaftrunken in sein Zimmer zu torkeln.
Sie war es inzwischen gewöhnt, dass Orion einige Schlafstörungen zu haben schien. Doch was ihr mehr bedenken bereitete war, dass sie mit Sezuna nun mehr oder weniger alleine war.
So konnte sie sich nicht mehr ablenken und würde das Thema wohl ansprechen, obwohl sie es gar nicht wusste.
Doch es war Sezuna, die ihr mehr oder weniger zuvor kam. „Ich habe ein Date! Ich brauche Hilfe! Ich weiß nicht was ich anziehen soll!", erklärte sie und erhoffte sich von der Blauhaarigen Hilfe.
Allerdings ging in dem Moment die Tür auf und Matthikan und Havok steckten den Kopf zur Tür hinaus. „Wer hat ein Date?", fragte Havok, die es wahrscheinlich gehört hatte, weil Sezuna so laut gewesen war.
Lika riss die Augen auf.
War es vielleicht doch unpassend sie jetzt darauf anzusprechen?
Wie... was... mit wem?!
Sie sah Sezuna überrascht an.
„Wann? Und vor allem mit wem?!"
„Morgen Abend", gestand Sezuna ein wenig schüchtern, denn sie war sich nicht bewusst gewesen, dass sie so laut gewesen war, dass Havok und Matthikan sie gehört hatte.
„Oh, mit wem denn?", wollte nun auch Havok neugierig wissen, während Matthikan noch ein wenig nachdenklich im Türrahmen stand.
„Das ist... Ähm... Verrat ich nicht", machte Sezuna ein wenig perplex über die ganze Neugier.
Lika hob die Augenbraue.
„Wen hast du denn kennengelernt, ohne, dass ich was davon mitbekommen habe... jemand aus dem Unterricht?", fragte Lika und konnte sich nicht damit zufrieden geben.
Besonders nicht nach...
Vielleicht wollte sie es auch gar nicht wissen, in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich vor einem gewissen Jemand verplappern könnte. Das wäre wohl weniger praktisch.
„Was nein? Ich hab niemanden kennen gelernt", sagte Sezuna ein wenig überrascht über Likas Hartnäckigkeit. Sie wusste aber auch nicht genau warum sie Lika nicht sagen wollte, dass es sich um Kaden handelte. Vielleicht, weil sie nicht wollte, dass jemand davon wusste, falls es doch schief lief.
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