„Du bist spät dran", waren die ersten Worte des dunkelblonden Mannes, statt einer Begrüßung. Chiana seufzte und legte sich eine Serviette auf den Schoß.
„Verzeiht. Meine Kammerzofe scheint selbst nach ihrer Ausbildung, noch nicht ganz... tüchtig", erklärte sie langsam und schielte zu Sezuna die neben ihr kniete.
„Sieht dir gar nicht ähnlich, deine eigenen Fehler auf andere zu schieben", merkte der Highlord schulterzuckend an, während sein Berater mit einer Handbewegung das Essen servieren ließ, welches die Dienstmädchen hereinbrachten. Auf dem Tisch wurden Speisen abgestellt und ein Mann, der ebenfalls eine dunkle Hautfarbe trug und einen kahlrasierten Schädel hatte, wurde damit beauftragt von jedem Teller einen Bissen zu nehmen, um das Essen vor zu kosten. Erst dann entfernten sich alle, einschließlich des Beraters und der blonde Mann blieb mit Chiana und Sezuna alleine zurück.
Die schwarzhaarige Schönheit griff nach einer Weintraube, um sich diese fast schon provokant aufreizend in den Mund zu schieben.
„Ihr habt Recht, Mylord. Es war meine Schuld, weil ich damit gerechnet habe, dass die Ausbildung funktionieren würde", erklärte Chiana, auch wenn es ihr nicht leichtfiel. Der blonde Mann kaute ebenfalls bereits auf einem Stück Fleisch rum und beobachtete Chianas Geste.
„Eifersucht und jetzt auch noch Sarkasmus... ich wusste gar nicht, dass du so garstig sein kannst", erklärte er belustigt und ließ sie nicht aus den Augen. Chiana wandte ebenfalls nicht den Blick ab.
„Ich habe viele Seiten", erklärte sie fast schon aufreizend und lehnte sich ein wenig über den Tisch, bis er sich plötzlich wieder zurücklehnte. Kauend richtete er seine dunkelbraunen Augen nun auf Sezunas roten Hinterkopf.
„So schlimm kann sie nicht sein. Du siehst doch trotzdem hübsch aus."
„Solange ich euch gefalle, ist alles in Ordnung", meinte Chiana und lehnte sich etwas zurück. Sie war beruhigt, dass er nicht wütend war, dass sie so spät kam und sich ebenfalls nicht über ihre Aufmachung störte. Dennoch hatte Chiana das Gefühl, dass sie nicht gut genug für ihn aussah.
„Aber, wenn sie es nicht bald hinbekommt die Parfüme zu lernen, werde ich bald riechen wie ein Abort. Und so würde ich mich nicht in eure Nähe trauen. Ich möchte anziehend sein. Für alle eure Sinne."
Der Blonde verzog bei dieser Vorstellung das Gesicht, doch dann schüttelte er den Kopf.
„Sie kann sich doch inzwischen richtig hinknien. Ich sehe da keine Probleme", nun lehnte er sich noch weiter zurück, um Sezuna noch besser mustern zu können. „Ihre Haut ist auch heller geworden... was doch heißt sie weiß wie man sich ordentlich abschrubbt. Wo ist das Problem?", fragte er leichthin und nahm noch einen Bissen Fleisch.
Chiana kaute ihr Essen und schluckte es, ehe sie antwortete. „Ich möchte lieber nicht erfahren, wie viel sie gelernt, oder eher nicht gelernt hat, wenn es um die Körperpflege geht. Am Ende kann ich mich euch nicht mehr zeigen, weil mein Körper voller Ausschlag ist", prophezeite die Schwarzhaarige.
Der blonde Vampir schüttelte den Kopf. „Chiana, Chiana. Du wirst sie behalten, bis sie etwas tut, was man nicht verzeihen kann. Und das wirst du vorher mit mir absprechen. Verstanden?"
Chiana umklammerte ihr Besteck und schluckte.
„Ja Mylord", war die leise Antwort, die sie von sich gab.
„Du brauchst nicht gleich so melodramatisch werden", wiegelte er mit einer Handbewegung ab und musterte Chianas traurige Miene, während er weiter kaute. Seufzend legte er sein Besteck ab und drehte den Kopf zu Sezuna. „Steh auf", befahl er und bei dieser Bemerkung reagierte nicht nur Sezuna, sondern auch Chiana wandte den Blick zu dem Highlord. „Dreh dich", wies er Sezuna an und machte eine Spiralbewegung mit dem Finger. Sezuna tat genau das, was ihr befohlen wurde, auch wenn sie Mühe hatte sich zu drehen. Der Yukata, den sie heute trug, war sehr lang und das Korsett, dank ihrer Ausbilderin, unglaublich eng. Daher bewegte sie sich langsam und vorsichtig, denn sie wollte nicht hinfallen und vielleicht für einen weiteren Grund sorgen, dass Chiana, oder sogar der Highlord sie bestraften. Noch immer spürte sie die Striemen auf ihren Rücken, die zum Glück mittlerweile fast verblasst waren.
Chiana sah leicht nervös zwischen den beiden hin und her, bis sie sogar ein Schmunzeln auf den Lippen des Highlords sah.
„Ich werde sie für ein paar Tage zu mir nehmen und sehen, ob sie wirklich so schlimm ist wie du sagst. Wenn ja, besorg ich dir eine neue", erklärte er leichthin und drehte sich zurück zu seinen Teller, ohne Chianas entrüsteten Blicken Beachtung zu schenken.
„Das... das ist wirklich nicht nötig Mylord", versuchte sie ihn davon abzuhalten, doch er reagierte nicht, als würde er ihre Sorge wahrnehmen.
„Ich habe keine Lust, dir immer wieder neue Zofen zu besorgen. Ich werde sie mir ansehen und dann sehen wir weiter."
Seine Worte waren endgültig und gefielen Sezuna genau so wenig, wie Chiana. Die Rothaarige warf sich wieder auf die Knie. Unsicher, was nun von ihr erwartet wurde. Sollte sie knien bleiben, oder Chiana aus dem Raum folgen, sobald diese fertig gegessen hatte und den Highlord verließ?
Schließlich war es soweit.
Nach einer Weile, in denen sich der Highlord und Chiana über alle möglichen Dinge unterhielten, hatten sie fertig gespeist und Chiana erhob sich von ihrem Stuhl. Sezuna tat es ihr gleich, da sie es so gelernt hatte. Immerhin hatte sie an der Seite ihrer Herrin zu sein. Chiana blieb vor ihrem Stuhl stehen und sah den Highlord fast schon erwartungsvoll an, als würde sie sich auf etwas freuen. Doch es kam nichts, er blieb einfach nur sitzen und wischte sich den Mund ab.
„Gute Nacht, Mylord", verabschiedete sich Chiana leise und machte einen kleinen Knicks. Enttäuscht verließ sie den Tisch und Sezuna wollte ihr gerade folgen, als ein Pfeifen ertönte und sie innehalten ließ.
„Du bleibst hier", erklang die Stimme des Highlords, als er sich erhob und die Serviette auf den Tisch warf. Sezuna zuckte zusammen und ein Zittern durchfuhr sie. Hier? Bei ihm?
„Wie ihr wünscht, Mylord", sagte sie mit belegter und bebender Stimme, ehe sie sich erneut zu ihm kniete. Sie wusste absolut nicht, was jetzt von ihr erwartet wurde und das gefiel ihr gar nicht. Was sollte sie tun? Sie hatte doch nur gelernt, wie sie mit Mistress Chiana umzugehen hatte. Er ging an ihr vorbei und stolzierte in Richtung Ausgang.
„Komm mit", wies er sie an und stieß die Tür auf, dicht gefolgt von Sezuna die versuchte mit seinen schnellen Schritten mitzuhalten. Der Berater, der ein Stück weiter mit einem der Eunuchen redete, blickte seinen Herrscher fragend an.
„Was macht sie bei euch?", fragte er verwirrt und musterte Sezuna.
„Ich nehme sie für ein paar Tage zu mir als Kammerzofe, damit Chiana sieht, dass es nicht so schlimm sein kann. Ich kann ihr Gejammer nicht mehr hören. Abgesehen davon sollte sie mit dieser ständigen Eifersucht aufhören. Sowas hat in meinem Harem nichts verloren", erklärte er und ging weiter, während auch sein Berater ihm folgte.
Sergej war kein Vampir, was man an seinem grauen Haaransatz sah. Es war immer schwierig jemanden sein Vertrauen zu schenken, der nicht so alt wurde, wie es Vampire taten. Und dennoch konnte Sergej mehrere Jahrhunderte alt werden. Er befand sich also, trotz seines Aussehens, in der Blüte seines Lebens.
„Vielleicht wäre es besser, nach einer anderen Favoritin zu suchen. Ihr geht ein hohes Risiko ein, wenn ihr diese junge Dame in eure Gemächer lasst", erklärte Sergej nachdenklich.
Der Highlord machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich werde sie in der Nacht, in der ich schlafe einfach festketten, damit ihr keine Angst haben müsst, dass sie mich heimtückisch erdrosselt."
Sezuna zuckte, lief aber weiterhin zwei Schritte hinter ihm. War das sein Ernst?
„Ihr spielt mit dem Feuer", war alles, was sein Berater dazu sagte und schließlich bliebn sie vor den Gemächern des Highlords stehen.
„Sonst würde es doch keinen Spaß machen", erklärte der Dunkelblonde und hob eine Augenbraue hoch, ehe er in seine Räume trat und wartete bis Sezuna ebenfalls eingetreten war.
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