Der Blonde blickte sie einfach nur weiterhin an, bis sich die Rothaarige einen Ruck gab und damit begann ihm die Jacke und auch die restliche Kleidung seines Oberkörpers zu entfernen. Sie schien äußerlich eher, als würde sie am liebsten aus dem Zimmer stürmen. Dennoch blieb sie hier und nahm sich verdächtig viel Zeit, das Hemd und den Rest sorgfältig zusammen zu legen.
Der Blonde wartete jedoch geduldig und ließ den Blick keine Sekunde von ihr abschweifen. Ihre Bewegungen schienen sehr unkoordiniert, besonders für eine Vampirin und somit kostete es sie noch mehr Zeit, die Kleidung zusammen zu legen. Als sie sich zögerlich wieder zu ihm umdrehte, lief sie langsamer als langsam auf ihn zu und wich seinem Blick weitgehend aus.
„Ich werde dir schon nichts tun, falls es das ist wovor du Angst hast", versuchte er sie halbherzig zu beschwichtigen, als diese schluckend vor ihm stehen blieb und ihren Blick auf seine Hose richtete. Sie biss die Zähne fest zusammen und beeilte sich dann regelrecht ihm die Hose und auch die Unterhose zu entledigen. Schnell packte sie beides und lief zurück, um es zusammen zu legen. Dabei mied sie seinen Blick und er konnte die leichte Röte auf ihren Wangen spüren.
Der blonde Mann musste schmunzeln und trat auf sie zu, ehe er ihr die Hände auf die Schultern legte und sich zu ihrem Ohr vorbeugte. „Jetzt wirst du dich entkleiden, wir wollen doch nicht, dass deine Kleidung nass wird, oder?", fragte er und genoss ihre Reaktion.
Sezuna versteifte sich, gab aber ein leises: „Ja, Mylord", von sich, ehe sie damit begann ganz langsam den Yukata zu öffnen und ihn auszuziehen. Darunter kam ein Korsett zum Vorschein, das ihren Körper so eng schnürte, dass es kein Wunder war, dass er keine weiblichen Rundungen gesehen hatte. Er beobachtete sie regelrecht und sie war sich dem auch bewusst, dennoch konnte sie nicht mehr machen, als es über sich ergehen zu lassen.
Mit zitternden Fingern machte sie sich daran, die Schnüre ihres Korsetts zu lösen und somit auch noch den letzten funken Scham preiszugeben. Sie atmete stumm erleichtert aus, als sie endlich das befreiende Gefühl spürte von diesem Ding erlöst zu sein.
„Und? ... war doch gar nicht so schlimm oder?", fragte er fast schon belustigt von der Röte die ihr deutlich ins Gesicht geschrieben war.
Sezuna schluckte erneut, als ihr Unterkleid zu Boden glitt. Dann drehte sie sich ganz langsam um. Ihr Blick allerdings zu Boden gerichtet. Sie wollte nichts sehen, was sie vielleicht nicht sehen sollte. Gleichzeitig aber gab sie ihm dafür alles preis, was sie ausmachte.
Was noch nicht sonderlich viel war, denn ihre weiblichen Kurven waren erst noch im Entstehen. Und so war das Korsett lediglich unbequem, hatte aber noch nichts versteckt, was wichtig gewesen wäre.
Sie spürte den braunen Blick ihres Gebieters, wie er jeden Zentimeter ihres Körpers ins Visier nahm. Sezuna wusste nicht, ob sie sich geschmeichelt fühlen sollte, oder ob sie sogar geehrt sein sollte eine solche Aufgabe übernehmen zu dürfen.
„Willst du nur dastehen, und deine Füße anstarren?", fragte er irgendwann und blieb einfach so unbedeckt vor ihr stehen. Sezuna begann unschlüssig ihre Zehenspitzen aneinander zu reiben. Dann fasste sie ein wenig Mut, auch wenn ihre Stimme noch immer leise klang.
„Setzt euch bitte, damit ich euch waschen kann", sagte sie kleinlaut und deutete auf einen der Hocker, die dazu da waren. Sie hörte das unterdrückte Lachen des Mannes und seine tapsenden Schritte auf dem warmen Boden, die sich dem Hocker näherten. Ein wenig müde ließ er sich auf den Holzhocker nieder und blickte erwartungsvoll zu der Rothaarigen.
„Früher oder später wirst du mich ansehen müssen, wenn du mich wäscht", erklärte er nüchtern und wandte den Blick wieder ab, um die Augen zu schließen. Er hörte, wie Sezuna tief durchatmete und dann waren auch ihre Schritte zu hören. Nur ganz leicht, so dass der Mann sich fragte, ob er sie sich nicht nur einbildete.
„Vielleicht", murmelte Sezuna und füllte einen der Eimer mit Wasser, um diesen vorsichtig über die Schultern ihres Gebieters zu entleeren. Dabei war sie tatsächlich gezwungen ihn anzusehen und sie musste zugeben, dass er wirklich gut gebaut war. Schon sein Rücken war eine Augenweide. Er sah nicht annähernd so untrainiert aus, wie sie ihn sich am Anfang vorgestellt hatte. Allein wie das Wasser auf seiner Haut glitzerte schien schon fast übernatürlich zu sein. Wäre sein Charakter schöner, wäre es vielleicht sogar möglich, dass Sezuna ihm eines Tages verfallen würde. Doch das, was sie von ihm kannte machte das gute Aussehen mehr als wett. Ein trauriger Gedanke, doch irgendjemand würde ihn bestimmt um seiner selbst lieben und nicht aufgrund seines Titels.
Chiana schien ihn zu lieben... auch wenn Sezuna sie nicht lange genug kannte, um das einschätzen zu können. Jedenfalls schien sie doch recht verträumt, wenn sie von ihm sprach.
„Hast du schon mal einen Mann berührt?", erklang die leise Stimme, die Sezuna aus ihrer Starre riss.
„Nein, Mylord", murmelte sie leise und schöpfte noch einmal einen Eimer Wasser, den sie ihm über die andere Schulter leerte.
Dann griff sie nach einen der Schwämme und suchte eine Kräutermischung, die beruhigend wirkte. Das Beste für die Nacht, auch wenn ihre Lehrmeisterin ihr etwas anderes erzählt hatte. Diese Mischung hier war viel besser geeignet, wenn man gut schlafen wollte. Und da sich dieser Mann wahrscheinlich nicht mit Kräutern auskannte, würde er es wohl auch nicht bemerken. Also nahm Sezuna ein wenig davon und machte es auf den Schwamm, ehe sie begann ihn langsamen, aber kräftigen Bewegungen seinen Rücken zu waschen und gleichzeitig zu massieren.
Sie hörte sein entspanntes Seufzen, als er sich ein wenig aufsetzte, damit sie besser arbeiten konnte.
Irgendwie war Sezuna dankbar dafür, dass sie einer Arbeit nachgehen konnte, somit musste sie ihn wenigstens nicht direkt ansehen und musste auch nicht ängstlich in der Gegend rumstehen.
„Dann hast du ja richtig Glück", seufzte er erneut und legte mit geschlossenen Augen den Kopf nach hinten. „Der erste Mann den du nackt siehst und berührst, ist der Highlord persönlich", erklärte und schien die Massage zu genießen.
Sezuna gab ein leises Schnauben von sich, konnte sich aber noch rechtzeitig auf die Zunge beißen, um keinen Kommentar über seine Selbstverliebtheit von sich zu geben. Das würde ihr nur Ärger einhandeln. Also führte sie stumm ihre Arbeit aus und beendete die Wäsche, indem sie ihm erneut einige Eimer Wasser über die Schultern kippte.
„Wünscht ihr auch, dass ich euer Haar wasche?", fragte sie vorsichtig.
„Hm?", machte der Mann, als wäre er gerade erst aufgewacht und wandte seinen verschlafenen Blick zu der Rothaarigen um. „Ja, ich denke so viel Zeit wird noch sein", erklärte er und gähnte herzhaft. Dieses Gähnen und seine verschlafene Art machten ihn irgendwie menschlicher. Normaler. Er wirkte auf einmal nicht mehr, wie der kalte Herrscher, sondern wie ein Mann. Ein müder Mann.
„Lehnt euch bitte ein Stück zurück, damit ich euch das Wasser nicht in die Augen und übers Gesicht kippe", sagte Sezuna kleinlaut und versuchte daran zu denken, wo sie war und mit wem sie hier war. Doch das war nicht so leicht, selbst, als ihr Bauch ein knurrendes Geräusch von sich gab und ihr symbolisierte, wie spät es eigentlich war. Chiana wäre wahrscheinlich schon im Bett und Sezuna könnte sich jetzt um ihre Bedürfnisse kümmern. Mit geschlossenen Augen legte er den Kopf in den Nacken und lehnte sich ein wenig weiter zurück.
„Ich bestelle dir etwas zu essen, wenn du fertig bist", nuschelte er fast schon im Halbschlaf. Auch wenn sein Blick nun eigentlich direkt zu Sezuna empor ging, hatte er doch die Augen zu, wofür sie allerdings auch reichlich dankbar war. Es war noch dazu eine Möglichkeit ihn zu betrachten, ohne dass er etwas merkte.
„Es ist nicht richtig, dass ihr euch diese Mühe macht", sagte sie und fühlte, ob das Wasser im Eimer die richtige Temperatur hatte, ehe sie es vorsichtig über das Haar des blonden Mannes laufen ließ. Es war wirklich schönes Haar.
Sezuna griff nach einer Lotion, die ihrer Meinung nach gut roch und perfekt zu diesem kalten, eingebildeten, hochnäsigen Mann passte.
„Ich bestehe darauf. Ich habe außerdem keine Lust, dass du einen Hungertod stirbst", erklärte er und genoss die kleine Kopfmassage sichtlich, die Sezuna ihm bot. Ihre Finger waren feingliedrig, hatten aber Kraft. Immerhin war sie eine Vampirin.
„Wie Ihr wünscht", war die einfache Antwort, auch wenn Sezuna nicht wusste, ob sie überhaupt etwas hinunter bekam. Sie war noch immer unglaublich nervös. Am besten sie brachte das hier hinter sich. Also griff sie erneut zu einem Eimer Wasser und entleerte ihn vorsichtig über den blonden Haaren.
Selbst wenn Wasser in die braunen Augen des Mannes laufen würde, so war das nicht so schlimm. Denn die Haarwäsche, die sie benutzt hatte, brannte nicht in den Augen. Und wurde normalerweise nicht als Haarwäsche genutzt.
Nachdem die Haare mehrere Male gut durchgespült wurden, stellte Sezuna den Eimer zur Seite und holte ein Handtuch, um ihren Gebieter vorsichtig abzutupfen und so zu trocknen. Stillschweigen. Nur die tapsenden Schritte der Rothaarigen hallten immer wieder durch den Raum. Sie wickelte mit abgewandtem Blick ein Handtuch um seine Hüften, als er es schon selbst ihrem Griff entnahm und die Tür zum Schlafzimmer öffnete.
„Wasch dich auch. Benutz meinetwegen was du möchtest. Ich gehe solange etwas zu essen besorgen", erklärte er und streckte sich nochmals, bevor er die Tür schloss und Sezuna alleine ließ. Diese blickte ihm hinterher und war reichlich unschlüssig.
Schließlich löste sie den Haarknoten und ihre roten Wellen glitten über ihre feuchte Haut. Schnell schüttete sie sich einige Eimer Wasser über und nutzte dann ein Öl, das nach Erdbeeren roch für ihren Körper und ihre Haare.
Alles in allem dauerte es nicht lange und bevor sie das Bad verließ, zog sie sich das weiße Unterhemd wieder über. Immerhin wollte sie nicht nackt in seine Räume. Doch mit ihren alten Sachen schien es auch nicht passend zu sein.
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