Der Highlord saß bereits auf einem Sofa das stellenweise mit edlen Stoffen bestückt war. Davor ein eleganter Glastisch mit Holzrahmen auf denen mehrere Tabletts standen, voll mit Resten des Abendmahls.
„Greif zu", erklärte er und lehnte sich zurück in die Polster. Noch immer halb nackt nur in ein Handtuch gewickelt.
Sezuna blieb unsicher stehen und besah sich das Essen. Dabei ließ der braune Blick des Blonden keine Sekunde von ihr ab.
Mit einer Bewegung kniete sie sich vor den Tisch, so dass sie ihm gegenübersaß.
„Vielen Dank, Mylord", murmelte sie leise und griff nach einer kleinen Fleischpastete. Ihr Blick dabei auf den Teller gerichtet, doch sie konnte durch die Tischplatte hindurch seine nackten und muskulösen Beine sehen. Sie war so in ihr Starren vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie er ihr Handgelenk mit der Pastete in die Hand nahm und sie in ihrem Mund bugsierte.
„Du sollst es essen, nicht anstarren", erklärte er langsam, als würde er mit einem Kleinkind sprechen. Sezuna hob ein wenig überrascht den Blick zu den braunen Augen, doch sie versuchte ihn gleich wieder zu senken, auch wenn ihr das nicht leichtfiel. Ihr Herz klopfte heftig und noch immer hielt der Highord ihre Hand fest, während er darauf wartete, dass sie den Mund öffnete und die Pastete endlich aß. Also tat sie ihm den Gefallen, aber eigentlich auch nur, damit er sie wieder losließ.
Obwohl das Essen kalt war, schmeckte es doch wirklich lecker. Langsam drückte er ihre Hand in die richtige Richtung und ließ los als sie hineinbiss.
„Du bist doch schon alt genug um selbst zu essen, oder?", fragte er sarkastisch und spielte direkt auf ihr zartes Alter an. Wie selbstverständlich lehnte er sich wieder zurück und legte den Kopf ein wenig schief, um sie zu mustern, während sie aß.
„An Blut kommt man leichter, wenn man auf den Straßen unterwegs ist", murmelte sie, als würde das irgendwas erklären. Nur zögerlich griff sie nach einem Stück Obst, ehe sie es langsam aß. Noch immer war ihr Bauch nicht sonderlich erfreut über die Nahrungszufuhr, doch sie wusste, dass sie etwas essen sollte. Doch der Blick des Highlords machte sie nur noch nervöser. Der Mann runzelte verwirrt die Stirn über diese Antwort zu seiner Frage. Letztlich schüttelte er doch abwehrend den Kopf und stand auf, um sich neben sie zu setzen und sie näher zu mustern. Seufzend griff er nach dem Tisch und hielt ihr ein Hähnchenbein an die Lippen.
„Iss richtig. Du wirst die Kraft brauchen", beharrte er und gab nicht nach. Sezuna versteifte sich. Sie würde die Kraft brauchen? Panik huschte durch ihren Blick, als sie sich ausmalte, was er damit alles meinen könnte. Dann fiel ihr auf, wie nah er ihr doch war und erschrocken fiel sie förmlich zur Seite um, bei dem Versuch von ihm weg zu rutschen.
Der Blonde unterdrückte mühevoll ein Schmunzeln und legte das Bein zurück, um ihr wieder auf zu helfen.
„Für einen Vampir bist du wirklich mehr als ungeschickt", merkte er an, während er sie mit Leichtigkeit wieder auf ihre Beine zog. Er schien selbst nicht zu verstehen, wieso sie so reagiert hatte und schob es wohl auf ihre unbeholfene Tollpatschigkeit.
Sezuna hingegen war das alles mehr als unangenehm. Das sollte nicht so sein. Es war nicht richtig, dass er versuchte sie zu füttern. Und dass er ihr aufhalf.
„Verzeiht, Mylod", stammelte sie und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie konnte sich doch nicht einfach von ihm füttern lassen. Aber wenn ihm danach war? Das war alles so kompliziert.
Bei dieser Entschuldigung weitete er sichtlich irritiert die braunen Augen.
„Du bist wirklich mehr als sonderbar", murmelte er und musterte sie prüfend, als würde er nach irgendwas suchen. „Wieso entschuldigst du dich?", fragte er und deutete ihr sich zurück zu ihm auf das Sofa zu setzen.
„Ich bin eine Dienerin, Mylord. Ich bin nicht Teil eures Harems. Es ist nicht richtig, dass ich euch so nahekomme", sagte sie und klang genauso verwirrt, wie sie sich fühlte. Wie oft hatte sie in den letzten zwei Wochen Schläge bekommen, weil sie etwas getan hatte, dass sie nicht durfte und nun sollte sie genau das tun? Sie hatte vor ihm zu knien. Durfte ihn nicht anschauen und schon gar nicht neben ihm auf dem Sofa sitzen. Und in seiner Gegenwart essen war auch etwas, was ihre Lehrmeisterin streng bestraft hatte.
„Tust du das?", fragte er stirnrunzelnd und tippte sich nachdenklich gegen das Kinn. „So wie ich das sehe schlägst du mir nur einen Wunsch ab... deinem Mylord. Ist das besser?", fragte er nun und man konnte ihm ansehen, dass er, obwohl er die Antwort wusste, es dennoch von ihr hören wollte.
Sezunas Blick huschte unruhig umher. Er hatte Recht, aber sie wusste dennoch nicht, was sie tun sollte. „Werdet ihr mich dafür bestrafen?", fragte sie leise und mit ängstlicher Stimme. Wenn sie seinem Wunsch nicht nachkam, handelte sie sich womöglich Strafen ein und wenn sie ihm nachkam und jemand von außerhalb sah das, würde sie sich auch Strafen einhandeln. Was sollte sie tun?
„Strafen? Wovon sprichst du?", fragte er nun verwundert und wischte sich die fettigen Finger an einer Serviette ab. Er schien zwar überrascht, doch sie war sich mehr als sicher, dass er wusste, wovon sie sprach. Immerhin war es sein Harem... sein Palast... sein Königreich! Als würde er nicht wissen, was in seinen engsten Mauern vor sich ging.
Sezuna hielt den Blick gesenkt. „Ich habe euren Erwartungen nicht entsprochen und euch einen Wunsch abgeschlagen", sagte sie mit leiser Stimme. Indem sie sich die Fehler selbst aufzählte, würde sie diese beim nächsten Mal vielleicht nicht wieder tun. Das hatte zumindest die ältere Dame gesagt, ehe sie mit der Peitsche auf ihren Rücken eingeschlagen hatte, um ihr ihre Fehler einzubrennen und sie daran zu erinnern, was sie nicht machen durfte.
„Welche Erwartungen? Das ist noch lange kein Grund für eine Bestrafung... wie kommst du darauf?", fragte er verwirrt. Als Sezuna ihren goldenen Blick für eine Sekunde zu ihm hochhuschen ließ, sah sie das Gesicht eines Mannes dem tausend Fragen ins Gesicht geschrieben standen. Und er verlangte Antworten... von Sezuna.
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