„Ja, das habe ich, aber ich habe mich nie so wirklich dafür interessiert", sagte sie und Elon bemerkte, dass Mila ihn wohl die ganze Zeit beobachtet haben musste.
„Was ist?", fragte er ein wenig unsicher bei dieser Feststellung und schloss langsam wieder die Tür. Womöglich wollte sie nicht, dass er ihre Ordnung durcheinanderbrachte.
„Es ist sehr seltsam, dass jemand bei mir im Zimmer ist, mit dem ich reden kann", erklärte sie und sie wirkte nicht, als wäre sie verärgert, oder ähnliches.
„Du bist komisch", meinte Elon lediglich und begab sich zurück zu Mila aufs Bett wo er schwungvoll Platz nahm. „Jedenfalls sind Animes etwas was man sich nicht entgehen lassen sollte. Natürlich musst du dementsprechend auch drin sein, aber zu empfehlen ist es auf jeden Fall."
„Du scheinst dich damit ja bestens auszukennen", bemerkte sie belustigt und entspannte sich etwas. Sie hatte nicht erwartet, dass Elons Gegenwart so angenehm sein konnte. Wenn sie an die Zeit in der Hütte am See zurückdachte war es anders gewesen.
„Im Verhältnis zu dir ist das wohl auch nicht sonderlich schwer. Ich hab mir das ein oder andere Exemplar mal angesehen", murmelte er beiläufig, als wolle er nicht zu sehr damit angeben.
„Nun, wenn ich Zeit finde, werde ich mir den ein oder anderen einmal anschauen", murmelte sie und erinnerte sich dann daran, was die Lehrerin ihr heute gesagt hatte. „Was hat es eigentlich mit diesen Schulclubs auf sich, die man besuchen muss?", wollte sie wissen. „Meine Mutter wird nicht begeistert davon sein. Sie überlegt jetzt schon mich von dieser Schule zu nehmen. Als sie von einer Diskussion mit dem Direktor zurückkam war sie wütend, hat mir aber erlaubt weiter hinzugehen, bis wir einen Privatlehrer gefunden haben. Aber sie wird mich niemals zu diesen Schulclubs lassen."
Elon schreckte auf und blickte Mila mit großen Augen an.
„Du wurdest zu dem Schulclub berufen?", fragte er überrascht und erhob sich langsam, ohne den Blick von Mila zu nehmen.
Mila verdrehte die Augen. „Ja, was ist an den Schulclubs so besonders und vor allem, warum sind die Pflicht?", wiederholte sie ihre Frage.
„Die meisten an der Schule waren mal in diesem Schulclub, aber sie sind nötig", erklärte er und hielt den Blick auf Mila. „Lass es mich so sagen..." Elon hielt inne und suchte wohl nach den richtigen Worten, doch fand sie nicht.
„Es ist egal, ob diese Schule es als nötig empfindet, oder nicht. Wenn sie mich zwingen dorthin zu gehen, wird meine Mutter mich komplett von der Schule nehmen. Das möchte ich nicht. Es gefällt mir bei euch sehr", erklärte sie leise und traurig.
„Letzte Woche hast du unsere Schule noch gehasst", meinte Elon wenig überzeugt und verschränkte skeptisch die Arme vor der Brust.
„Gehasst habe ich sie nie. Sie steht mir nur im Weg, wenn ich versuche die Wüsche meiner Mutter zu erfüllen und sie haben uns angelogen. Ich mag so etwas nicht", erklärte Mila leise und drehte den Blick weg. „Ihr ward alle ein wenig komisch, aber es ist erfrischend auf eurer Schule. Es wirkt nicht so steif, wie auf den anderen und es gibt keine hinterhältigen Intrigen. Also vielleicht schon aber nicht so, wie bei uns", versuchte sie sich zu erklären.
„Du nennst uns komisch?", fragte er lachend. „Du hast ja keine Ahnung", murmelte er und entspannte seine Haltung ein wenig. „Außerdem bist du doch die, die ein Huhn mit in die Schule bringt, zum Mittagessen", erklärte er und erinnerte sie somit an ihr Mittagessen von ihrem ersten Schultag.
„Das war eine Wachtel", korrigierte sie ihn. „Das war bei uns ganz normal. Einer der Schüler hatte mal ein ganzes Spanferkel mitgebracht, was man uns in der Pause serviert hat. Das war komisch", gab sie verteidigend von sich und verzog ein wenig beleidigt die Lippen.
Elons Blick blieb emotionslos und schien sie nicht aus den Augen zu lassen.
„Okay das reicht. Erzähl mir nie wieder etwas von deiner alten Schule. Und da wollen alle Leute nach New York", schnaubte er und rollte die Augen, als er in Milas Sessel Platz nahm und die Füße über die Lehne schwang. „Nichts für ungut, aber das ist komplett skurril was du da von dir gibst. Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass das kein Mensch macht oder?"
„Doch. Wenn einer von uns Geburtstag hat, gab es immer ein recht großes Fest auf dem Schulhof und zum Mittagessen wurde aufgetischt", erklärte sie gut gelaunt. „Ich glaube das war so eine Art Wettbewerb unter den Schülern einiger Stufen. Natürlich haben das nicht alle gemacht. Aber die meisten mussten immer angeben, egal mit was. Aber ich sollte vielleicht auch dazu sagen, dass es ein Wohnheim an der Schule gab, wo wir alle gelebt haben. Es war also nicht direkt in der Schule", korrigierte sie sich ein wenig.
„Ich... du widersetzt dich also wirklich einfach meinem Befehl? Nach keinen zwei Minuten wo ich ihn dir erteilt habe?", fragte Elon ungläubig, als würde Mila soeben ein unausgesprochenes Gesetz brechen. Bedrohlich tippte er seine Finger gegeneinander, als würde er sich bereits eine Bestrafung für ihr Vergehen überlegen.
Mila blickte ihn schon fast entsetzt und verwirrt an. Wenn sie ehrlich war, dann machte ihr Elon gerade ein wenig Angst. Meinte er das wirklich so ernst? Dieser Kerl war wirklich seltsam.
„Eigentlich müsstest du mir einen weiteren Gefallen gutschreiben, doch ich bin großzügig und lasse dich nochmal mit einer Verwarnung davonkommen", erklärte Elon, als wäre er ein gnädiger Gott, welcher sich Mila erbarmte.
Mila verzog den Mund. „Manchmal bist du echt gruselig", erklärte sie und klang reichlich unsicher. Diese Stimmungsschwankungen kamen wirklich sehr plötzlich.
„Ich will nicht angeben, aber ich hab in der fünften Klasse die Hauptrolle im Schultheater gespielt. Ich war einfach begnadet als Grumpy", schwärmte Elon und ignorierte Milas Gesichtsausdruck.
„Bitte was?", fragte diese, da sie Elon einfach nicht folgen konnte. Was genau wollte er jetzt von ihr?
„Meine Darbietung?", fragte er, als wäre es offensichtlich. „Du hast doch offensichtlich Angst vor mir bekommen oder sowas", meinte er und deutete auf seine Erscheinung.
Mila hob eine Augenbraue und musterte ihn. „Du bist ein seltsamer Kerl", erklärte sie und musste erst einmal ihr Herz wieder beruhigen. Sie hatte Angst vor ihm gehabt! Gott, sie hasste es so angefahren zu werden.
„Ich bin mir sicher, dass du begnadet sagen wolltest und ja da gebe ich dir Recht", korrigiert Elon sie und zog an einem Hebel am Stuhl, um dessen Rückenlehne zurück zu stellen.
„Nein, ich bin mir sicher, dass ich das nicht sagen wollte", gab Mila trocken von sich und musterte ihn. Er lag hier, wie ein Pascha, was sie zum Schmunzeln brachte.
Ein wirklich merkwürdiger Zeitgenosse mit ganz eigenen Vorstellungen in Sachen Normen. Und doch irgendwie eine erfrischende Abwechslung. Dennoch hoffte sie, dass Chris nicht ebensolche Manieren hatte. Denn würde sie nicht auf dieses Date mit ihm gehen, würde Elon ihr das wohl ewig vorhalten.