Als ihr erneut ein dehnbarer Ast ins Gesicht schlug, quietschte sie sogar kurz auf vor Schreck. Elon drehte sich fragend zu ihr um und hielt kurz inne. „Chris meinte du willst mit uns campen kommen", wandte er ein und blickte an die kleine gerötete stelle auf Milas linker Wange, welche der Ast hinterlassen hatte.
Diese rieb sie sich und blickte ihn böse an. „Ja, aber ich konnte ja nicht wissen, dass du Spaß daran hast, Frauen in Wälder zu verschleppen und mit Ästen zu malträtieren", erklärte sie, weil sie davon ausging, dass Elon das absichtlich machte. Frecher Kerl!
Elon lachte kopfschüttelnd, um ihre Bemerkung herab zutun und lief weiter, bis sie an eine kleine plätschernde Lichtung kamen. Doch verlief ein Bach, der lediglich eine tiefe hatte die Mila bis zu den Knöcheln reichen würde, mit einer leichten Strömung. Hier blieb Elon stehen und zog seine Tasche aus.
„Oh, wie schön", rief Mila und rannte sofort auf den Fluss zu, um sich hinab zu beugen und Wasser mit ihren Händen zu schöpfen. Damit wusch sie sich ihr Gesicht, um die kleinen Kratzer zu reinigen und dann zog sie ihre Schuhe aus und tippte mit dem Zeh ins Wasser, ehe sie ein wenig schauderte. Doch das hinderte sie nicht daran in den Fluss zu steigen und das Flussbett zu erkunden.
Es war mit grauen Steinen ausgelegt. Teilweise Kies, teilweise größere Steine. Doch zusammen ergaben sie ein wunderschönes Mosaik. Elon legte sie Kamerataschen derweil ab, mit der anderen länglichen Tasche, wo Mila ein Gestell vermutete. Doch anstatt einige Dinge vorzubereiten ging Elon an den Waldrand und hob einige Herbstblätter auf um sich diese zu besehen.
Mila ignorierte Elon und kümmerte sich nicht darum, was er tat. Wenn er etwas von ihr wollte, würde er das schon sagen. Solange konnte sie die kleinen Fische beobachten, die um ihre Füße schwammen, sich aber nicht fangen ließen.
„Hast du vielleicht ein weißes leichtes Kleid dabei?", rief Elon ihr plötzlich zu, der noch immer dabei war Herbstlaub zu sammeln.
Mila hielt inne und überlegte kurz. „Nein, aber ein Oberteil und einen Rock in Weiß, geht das auch?", fragte sie. Immerhin hatte sie einige ihrer Kleidungsstücke in die Tasche geworfen.
Elon seufzte ein wenig enttäuscht und schien nachzudenken. „Wenn es nicht anders geht ...", gab er sich widerwillig geschlagen und kam zurück mit einigen Blättern in der Hand, die er auf ein Taschentuch platzierte. „Du kannst dich im Wald umziehen hier läuft eigentlich nie jemand entlang."
Mila seufzte. Sie war ihm etwas schuldig. Das rief sie sich wieder ins Gedächtnis, als sie ihre Tasche nahm und die Kleidungsstücke rauskramte. Dann verschwand sie weit zwischen die Büsche. An eine Stelle wo sie sich unbeobachtet fühlte.
Sie konnte zwar keinen Weg oder sonst was erkennen, doch dass es hier keine Wanderer gab, wollte sie einfach nicht glauben. Er hätte sie doch bei der Hütte fragen können, dann hätte sie sich dort umziehen können!
Aber jetzt war es sowieso zu spät, also beeilte sie sich und kam schließlich in ihren weißen Kleidern wieder zu Elon. Der Stoff war leicht und eigentlich war es eher ein Sommerkleid, weshalb sie auch den schwarzen Strickponcho übergezogen hatte, um nicht zu frieren.
„Du schwimmst doch gerne, oder?", fragte Elon als Mila aus dem Wald kam und er sich zu ihr umdrehte. Als sie ihm ins Auge fiel hielt er kurz inne und musterte ihre Aufmachung mit gerunzelter Stirn. „Zieh den Poncho aus", fügte er nüchtern hinzu, als wäre es ein Befehl, der keine Diskussion erlaubte.
„Sobald du mir gesagt hast, was ich machen soll. Ich möchte hier nicht rumstehen und frieren, während du noch überlegst", erklärte sie ebenfalls nüchtern und fragte sich, warum er wissen wollte, warum sie gerne schwamm. Doch diese Frage übersprang sie erst einmal einfach.
„Ich muss doch sehen ob sich das eignet was du trägst", beharrte er und kam sogar die paar Schritte auf sie zu, um auffordern an dem Poncho zu ziehen.
Mila verdrehte ein wenig die Augen und zog sich den Poncho über den Kopf, damit er sehen konnte, was sie trug.
Dieser griff frei heraus nach dem weißen Stoff und rieb ihn zwischen den Fingern. „Keine Baumwolle, aber es wird gehen", seufzte Elon enttäuscht und ließ den luftigen Chiffon von Milas Oberteil los.
„Was gefällt dir daran nicht?", fragte sie seufzend. „Und wenn du so genaue Vorstellungen hattest, warum hast du dann nichts gesagt?"
Elon schüttelte den Kopf und machte sich zurück an seine Tasche, aus der er nun ein Stativ zog. Er zog es sorgsam auseinander und platzierte es in den formbaren Kies, der am Ufer des Bachs lag. „Das ist jetzt unwichtig", erklärte er und schwieg zunächst, während er das Gerüst vorbereitete und Mila wieder ihren Poncho nach unten zog. „Hast du ... einen BH an?", fragte er plötzlich zögernd, wenn auch nicht allzu laut, als wäre es ihm unangenehm zu fragen.
„Nein", war die nüchterne, aber gelogene Antwort. Sie wollte einfach nur wissen, wie er darauf reagierte. Er hatte sie immerhin auch geärgert!
„Gut. Ich finde das sieht unnatürlich aus, wenn man den durchsieht", erwiderte er zufrieden und lächelte zufrieden.
Milas Mund klappte auf. „Heißt dass ernsthaft ich soll den ausziehen?", fragte sie empört.
Elon runzelte die Stirn und blickte über seine Schulter zu Mila. „Ich dachte du hast keinen an", erwiderte er skeptisch und zuckte die Schultern.
„Ich wollte lediglich wissen, wie du darauf reagierst. Durch diesen Stoff sieht man doch so gut wie alles durch", erklärte sie seufzend.
„Was dachtest du denn wie ich reagiere?", lachte er und wandte sich nun doch komplett zu ihr um, um sie zu herausfordernd anzublicken und die Arme vor der Brust zu verschränken.
„Weiß nicht. Nicht so ... harsch?", fragte sie, weil sie es wirklich nicht wusste. „Vielleicht ein wenig beschämt?", schlug sie vor.
Vielsagend zog Elon die Augenbrauen in die Höhe, regte sich jedoch nicht wirklich, sondern schien mehr darauf zu warten, dass Mila eine bessere Ausrede zu bieten hatte.
Diese drehte ein wenig den Blick weg. „Na gut, ich zieh ihn aus, warte kurz", murmelte sie und zog ihre Arme durch die Ärmel wieder ins Oberteil. Nur wenig später und ohne wirklich viel Haut zu zeigen, landete der BH an ihren Zehenspitzen. Wenn er darauf nicht reagierte, wusste sie auch nicht.
Sie schielte flüchtig zu ihm hoch, doch er hatte sie bereits wieder seinem Stativ zugewandt, was er nun im richtigen Winkel einstellte. Trotz des Ponchos spürte sie den kühlen Wind, der an ihr vorbeizog und nun ohne den BH wirkte er viel frischer als zuvor. Nicht gut!
Sie spürte wie sich ihre Brustwarzen wegen des Wärmeunterschiedes aufstellten. Wunderbar. Das würde durch den Stoff nur falsche Signale senden. Darüber hätte sie vorher nachdenken sollen. Aber jetzt war es sowieso zu spät.
Wenigstens hatte sie noch den Poncho an, über welchem sie nun beschämt ihre Arme verschränkte. Womöglich konnte sie sich so ein wenig aufwärmen. Das wäre sonst wirklich zu peinlich. So würde sie den Poncho auf keinen Fall ausziehen können!
Elon hatte derweil die Kamera ausgepackt, doch legte sich diese mit der dazugehörigen Schlaufe erstmal um den Nacken, während er sich nochmals umsah und eher zufällig zu Mila sah. Zuerst bemerkte er die Haltung und dann den BH zu ihren Füßen, den er für ihren Geschmack eine Sekunde zu lange angesehen hatte.
„Ich hoffe es dauert nicht lange. Es ist kälter, als gedacht", erklärte sie leise und versuchte nicht zu beschämt zu schauen.
„Interessant", meinte er plötzlich und schob die Kamera vor ihm zur Seite, damit sie nicht vor ihm baumelte. „Ich hätte nicht erwartet, dass du dich so schämst. Immerhin hab ich dich schon im Bikini gesehen ... und in Unterwäsche", fuhr er fort und hob die Laubblätter vom Boden auf, wobei er kurz überlegte und sie dann doch wieder auf den Boden warf.
„Es ist ein Unterschied zu einem Bikini", erklärte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Allerdings nicht weil ihr kalt war. Sie wurde ungeduldig. Elon sollte endlich sagen, was sie machen sollte. „Und wann hast du mich in Unterwäsche gesehen?", fragte sie empört. Das war ihr gar nicht bewusst.
„Das ... kann ich erklären! Als ich an einem Abend mein Fenster schließen wollte ... standest du eben da und hast dich gerade ausgezogen ... oder angezogen ... also ist es eigentlich deine Schuld", rechtfertigte sich Elon wenn auch etwas unsicher und senkte beschämt den Blick.
Mila blickte ihn überrascht an. „Wie bitte?", fragte sie irritiert. Er hatte sie durch das Fenster gesehen? Das war ja wunderbar.
„Du ... hast mich schon verstanden. Mach deine Vorhänge zu", erwiderte Elon und seufzte. Er wusste einfach nicht was er sagen sollte ... er hätte es wohl besser gar nicht ansprechen sollen.
Mila gab einen nachdenklichen Laut von sich. Vorhänge zumachen war sicherlich eine gute Idee. „Okay, mach ich. Aber was willst du jetzt von mir?"
Erleichtert schloss Elon die Augen, um Luft zu holen. Er sollte dieses Thema definitiv nicht weiter vertiefen!
„Geh in den Bach", wies er sie an und deutete mit einem Kopfnicken auf das Wasser.
„Ohne Poncho?", fragte sie und bewegte sich schon auf diesen zu. Schien als wollte Elon wirklich nur Fotos machen.
„Ja, ist besser wenn du ihn jetzt schon ausziehst", stimmte er zu und schraubte wie besessen an seiner Kamera rum, als wäre es ihm unangenehm sie anzusehen. Sehr unvorteilhaft, für ein Foto ... er hätte das wirklich nicht ansprechen sollen!