Wenig später hielt er mit dem Auto vor seiner Tür und beide stiegen aus. Mila blickte ihn bereits abwartend an, als würde sie auf irgendwas warten.
Dieser schlug die Autotür hinter sich zu und hoffte nur, dass er an seinem Vater vorbeikommen würde ohne übermäßige Fragen beantworten zu müssen. „Was ist?", fragte er als er Milas Blick bemerkte.
Diese zuckte die Schultern. „Ich warte darauf dass du was sagst. Ich weiß immerhin nicht wo hin", erklärte sie, da sie noch nie bei ihm war.
„Du wirst es ja wohl noch hinbekommen eine Haustür zu benutzen", erwiderte Elon und schloss das Auto schließlich ab, um zu jener Tür zu gehen und diese aufzuschließen.
„Du bist derjenige, der hier wohnt, als würde ich einfach bei dir reingehen", meinte sie und wirkte sichtlich bestürzt über diese Vorstellung.
Elon rollte die Augen und öffnete vorsichtig und leise die Tür, um hinein zu spähen. Er wollte wirklich nicht seinem Vater mit Mila im Schlepptau über den Weg laufen.
Nicht nach der Aktion gestern.
Mila beobachtete Elon neugierig und trat auf ihn zu. Dabei blieb sie leise, denn das erinnerte sie daran, wie sie immer nach ihrer Mutter spähte.
Elon nickte ihr knapp zu und huschte durch die Tür, um sich so leise wie möglich zur Kellertür zu begeben. So wie er seinen Vater kannte, war er vermutlich in der Garage und schraubte an seiner alten Maschine rum.
Mila trat ein und schloss leise hinter sich die Tür, bevor sie Elon die Kellertreppe hinab folgte.
Unten fand Mila zwei Türen vor in einem kleinen Vorraum. Die rechte, hatte ein Hängeschild davor, welches Elon auf 'BITTE NICHT STÖREN' umdrehte, bevor er die Tür öffnete und Mila hindurch wank.
Diese schlüpfte hinein und blickte sich staunend um. Sie hatte nicht erwartet, dass Elon in seinem Haus ein solches Zimmer besaß. Aber wahrscheinlich war es nötig, wenn er Fotos entwickeln wollte.
Elon derweil, stellte seine Tasche auf einem leeren Arbeitstisch ab und schaltete das Licht ein, welches den engen Raum in einen roten Schein tauchte. Der beißende Geruch von Chemikalien brannte sie in Milas Nase, ebenso wie das intensive Licht und die ganzen Bilder, die noch an der Leine an den Wänden des Raumes hingen. Dieser Kammer war die reinste Reizüberflutung!
Aber unglaublich interessant. Mila versuchte jeden neuen Eindruck in sich aufzunehmen und beobachtete Elon bei seiner Arbeit genau. Dabei versuchte sie sich jedoch so zu stellen, dass sie ihn nicht behinderte. auch wenn sie nicht wusste, ob sie da richtig war.
An sich sah die Arbeit nicht einmal allzu schwer aus, außer die ganzen Becken mit den chemischen Stoffen und den richtigen Reihenfolgen, die er befolgen musste. „Hat dein Großvater dir nie gezeigt wie das geht?", fragte Elon plötzlich, blickte jedoch nicht von seiner Arbeit auf.
„Nein. Ich war noch zu klein und ich durfte nicht", erklärte sie und beobachtete Elon dabei sehr genau.
„Verstehe", murmelte Elon leise aber nachdenklich, während er das nächste Bild aufhängte neben den anderen.
„Es ist sehr interessant", meinte sie leise und versuchte zu verstehen, was Elon da tat.
„Ich hab das Fotografieren früher gehasst", lachte Elon ironisch und legte das letzte Bild mit der Zange in einen der Behälter.
„Ja?", fragte Mila überrascht. „Wieso denn das?", wollte sie wissen, da sie sich das gar nicht vorstellen konnte.
So viele Bilder hier hingen und wie sich Elon anscheinend mit Kameras auskannte, als er das Erbstück ihres Großvaters erkannt hatte, ließ auf ein Hobby schließen ... Doch Elon schüttelte nur leicht den Kopf und hob das Bild aus dem Becken, um es ins nächste zu legen. „Unwichtig. Es gefällt mir jedenfalls ... der Gedanke einen Moment festhalten zu können für die Ewigkeit, ist irgendwie ... beeindruckend. Wie eine geheime Botschaft an die Zukunft, die nur du lesen kannst, weil du die Geschichte dieses Bildes kennst", erklärte er und beobachtete wie sich auf einem der auf gehangenen Bilder langsam Milas Gesicht abzeichnete.
„Ja, das ist wirklich ein schönes Hobby", stimmte sie zu und versuchte ebenfalls etwas zu erkennen.
„Ich versuch mich ab und an auch an digitalen Aufnahmen sowie Videos, aber irgendwie läuft immer alles auf die Kamera zurück", erklärte Elon und nahm das letzte Bild aus dem Becken, um es neben die anderen zu hängen.
„Tatsächlich? An was für Filmen hast du dich denn versucht?", fragte sie neugierig. Filme drehen war schon eine interessante Sache.
Elon musste lachen wenn er schon daran dachte. „Nichts was man wirklich als Film würde bezeichnen können. Als Kinder haben ich, Chris und mein Vater kleinere Filme gedreht wie eine Western Imitation. Aber später hab ich öfter kleinere ... nennen wir es 'Dokumentationen' gedreht", erklärte Elon und räumte seine Taschen und Kameras ein.
„Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht von dir fotografiert zu werden. Falls du mal wieder ein Model brauchst, frag ruhig", erklärte sie gut gelaunt und besah sich einige der Bilder, die noch hier unten hingen.
Meistens waren es spontane Aufnahmen von Chris, seinem Vater, Elon selbst, aber auch einige andere Menschen konnte sie erkennen, die sie nicht kannte. Besonders dominant eine junge Brünette, die wohl viel mit Elon und Chris zusammen gewesen war, Mila allerdings nicht mal vom Sehen kannte. Vermutlich eine alte Freundin. „Meinst du das ernst?", fragte Elon überrascht, während Mila gerade einige Landschaftsaufnahmen begutachtete.
„Ja, wieso sollte ich das nicht ernst meinen?", wollte sie, noch immer vertieft in die Bilder, wissen. Sie waren wirklich schön geworden.
„Naja das ...", setzte Elon unsicher an und musste zurück an den Bach denken. Sie schien sich schon wohlgefühlt zu haben und das obwohl Elon sie genötigt hatte sich ihrer Unterwäsche zu entledigen. Zum Glück war der Raum noch immer in rotes Licht getaucht.
„Ja?", fragte sie und betrachtete ein Bild, das wohl noch nicht so alt sein konnte. Es zeigte eine Herbstlandschaft und den See, bei dem sie schon oft gewesen war.
Elon holte stumm tief Luft und kratzte sich ein wenig nervös am Hinterkopf, während er Mila beobachtete, wie sie sich die Bilder besah. „... ich hatte nur nicht gedacht, dass du es wieder machen würdest. Immerhin sind wir jetzt quitt."
Die Rothaarige zuckt die Schultern. „Stimmt, aber es hat mir Spaß gemacht", meinte sie und legte nachdenklich den Kopf schief, als sie auf einem Bild die Häuserreihen mit ihren Häusern entdeckte.
„Ach, ja?", fragte er leise und wirkte dabei abwesend, sein Blick immer noch auf Mila gerichtet.
„Ja", beharrte diese. „Aber wenn du mich nicht mehr als Motiv möchtest, versteh ich das auch", meinte sie und wandte sich nun von den Bildern ab. „Ich bin mir sicher es gibt viel bessere Dinge, die man fotografieren kann."
Der Blonde mit der Mütze fing Milas Blick auf und lächelte leicht. „Du ... hast eine schöne Ausstrahlung, so ist es nicht. Aber ich bin mir sicher, ob ich mich mit deiner Mutter anlegen will", gestand er und versuchte beschämt seine vorige Bemerkung mit einem Lachen zu überspielen.
„Sie muss ja nichts davon wissen. Außerdem geht sie wieder arbeiten. Wahrscheinlich werde ich sie in den nächsten Wochen höchstens ein zwei Mal zu Gesicht bekommen", erklärte Mila und seufzte.
„Du klingst enttäuscht", bemerkte Elon leise auch wenn er selbst nicht wusste wieso. Doch so klein wie der Raum war, mit dem gedimmten roten Licht und der zwischenzeitlichen Stille, schien es irgendwie passend.
„Weißt du", murmelte sie plötzlich und blickte zu Boden. „Ich verbringe gerne Zeit mit dir", gestand sie und war froh, dass man hier kaum etwas sah. Sonst hätte man gesehen, dass sie rot geworden war.
Elons Atem stockte. Was hatte sie gesagt? Sie verbrachte gerne Zeit mit ihm? Aber wieso sollte sie sowas überhaupt zu ihm sagen? Vor einer Woche hatte sie ihn immerhin noch gehasst! Dann sagt sie ihm plötzlich sie wären Freunde, überfiel ihm im Schlaf und jetzt das? „Ähm ...", stotterte Elon unsicher und trat fast schon automatisch einen Schritt zurück, auch wenn er nicht leugnen konnte, dass ihre Worte bei ihm ein Flattern auslösten.
„Es ist lustig mit dir", versuchte sie sich zu erklären. „Und ich entdecke immer wieder neue, interessante Dinge", fügte sie hinzu und wirkte als würde sie Verzweiflung zurückhalten. Sie fühlte sich zurückgewiesen und hatte eigentlich nicht gedacht, dass es so weh tun würde. Normalerweise störte es sie nicht, wenn Leute nichts mit ihr unternehmen wollten. Doch bei Elon war das irgendwie anders. Hier war es anders.
„Ich bin ja auch ein cooler Typ", lachte Elon ein wenig nervös auch wenn es sein Unbehagen nur noch mehr unterstrich. Was sollte er denn nur sagen?
„Aber du willst keine Zeit mit mir verbringen. Ich bin dir lästig", bemerkte Mila, weil sie nicht wusste, wie sie sonst ansprechen sollte, dass sie das Gefühl hatte, er würde sie nicht in seiner Nähe wollen.
„Das ... das hab ich doch gar nicht gesagt ...", verneinte er und hob beschwichtigend die Hände, bei dem Gesicht, dass Mila jetzt so machte.
„Dann fühlst du dich in meiner Gegenwart nicht wohl", meinte sie, weil sie sich sicher war, dass da irgendwas war.