„Was? Wie kommst du darauf? ... Ich hab dich doch fotografiert", warf er ein, doch widersprechen konnte er auch nicht. Er hatte ohnehin schon das Gefühl hier etwas zu tun, was er nicht tun sollte.
„Du hast mich fotografiert, weil du ein Motiv brauchtest", wank sie ab. „Aber du möchtest es nicht wieder machen und ich hatte das Gefühl du wolltest mich so schnell wie möglich wieder loswerden", erklärte sie und blickte zu Boden. Vielleicht hätte sie wirklich nach Hause gehen sollen.
„Daran lag das nicht", seufzte Elon und rang unbehaglich mit den Händen. So wie sie zu Boden blickte, hatte er schon fast Angst er würde sie zum Weinen bringen. Doch wieso sollte er dafür verantwortlich sein? Vermutlich bildete er sich sowieso nur irgendwelche Hirngespinste ein, die ihn in die Irre führen wollten. Langsam trat er einige wenige Schritte auf Mila zu, auch wenn allzu viele ohnehin nicht möglich waren auf so begrenztem Raum. „Ich ... wollte die Fotos nur schnell fertigbekommen", gestand er murmelnd, auch wenn er selbst wusste, dass es nicht die ganze Wahrheit war. Wieso war das nur so schwer?
Mila hob hoffnungsvoll den Blick. „Du wolltest mich also nicht loswerden?", fragte sie, weil sie das Gefühl hatte er würde ihr etwas verschweigen.
„Ich hatte einfach etwas Zeitdruck", beharrte er und nickte leicht, während er seine Schuhe anblickte. So neben Mila zu stehen und an dem Arbeitstisch zu lehnen, der hinter ihm stand, fühlte sich merkwürdig an. Das Gefühl kam ihm zwar bekannt vor, doch er wollte lieber nicht weiter darüber nachdenken.
„Aber das ist nicht alles", stellte sie fest und sprach eher mit dem Boden, als mit Elon selbst. Dann hob sie plötzlich den Blick und lächelte schief. „Ich sollte jetzt vielleicht besser gehen. Es tut mir leid, dass ich deine Zeit in Anspruch genommen habe", erklärte sie und trat auf die Tür zu. Dabei musste sie allerdings an Elon vorbei, der im Weg stand.
Dieser hob gerade den Blick zu Mila, als plötzlich die Tür aufging und Eric in der Tür erschien. „Elon! Ich muss dir unbedingt etwas zeig-", setzte dieser an als er auf die beiden Jugendlichen im Raum bemerkte und sie überrascht musterte. Elon stürmte regelrecht auf die Tür und schloss diese wieder hinter ihm.
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Tür nicht auf machen sollst, wenn ich das Schild umdrehe!", rief dieser aus und besah sich schnell ob die Fotos noch ganz waren. Diese hatte zum Glück kein Licht abbekommen.
Eric hatte zumindest daran gedacht im Gang das Licht aus zu lassen. Das hatte die Fotos jetzt wahrscheinlich gerettet.
Mila blickte Elons Vater mit großen Augen an. Sie hatte gar nicht gewusst, dass dieser zuhause war. „H... Hallo", brauchte sie mühsam hervor und wusste nicht so recht, was sie tun sollte.
Der ältere Mann mit den dunklen Haaren, die im Schein der Lampe jedoch auch rot wirkten, blickte sie musternd an. „Ich ... wusste ja gar nicht, dass du Besuch hast", stellte er erfreut fest und lächelte breit, als er Mila die Hand reichte. „Hallo, ich bin Elons Vater. Du kannst mich Eric nennen", stellte sich dieser vor, während Elon die Szenerie mit großen Augen beobachtete. Das war gar nicht gut!
„Ich bin Mila, eure neue Nachbarin", erklärte sie mit einem schüchternen Lächeln und reichte ihm die Hand. Es war sehr ungewohnt. Normalerweise kannte sie es nicht, dass Eltern sich so verhielten.
„Na sowas ... du lädst die Nachbarn ein und sagst mir nichts?", fragte er Vater und blickte seinen Sohn vorwurfsvoll an, der ihn finster musterte. „Tut mir leid, dass mein Sohn so unhöflich ist, das hat er sicher nicht von mir", beharrte er. Es war merkwürdig, wie er sich verhielt und auch mit Elon umging. Eher wie mit einem Freund, als mit einem Sohn. Noch dazu wirkte er wirklich recht jung, was Mila sich fragen ließ, wann er wohl Vater geworden war. „Als Wiedergutmachung, würde ich mich freuen wenn du zum Essen bleibst", bot er an und deutete auf den Ausgang.
„Bring sie nicht in Verlegenheit. Sie wollte gerade nach Hause gehen", wandte Elon ein, während er zusah, wie sein Vater Mila aus dem Keller führte.
Diese wusste überhaupt nicht, wie sie sich aus der Sache herausreden sollte, oder ob sie das überhaupt wollte. Eigentlich war das sicherlich eine gute Gelegenheit, um Elons Vater kennenzulernen. „Vielen Dank."
Elon packte schnell seine Sachen zusammen und folgte den beiden mit einem Knurren zurück ins Erdgeschoss. Dieser Mann war doch einfach nicht zu fassen!
„Siehst du? Sie bleibt gerne. Ich hoffe du magst Bacon", sagte Eric selbstgefällig, was aus Elon ein Augenrollen hervorrief.
„Ich denke schon", bemerkte Mila und fühlte sich ein wenig überfahren. Wie sollte sie denn bei diesem Vater höflich nein sagen ohne ihn zu beleidigen?
Sichtlich unzufrieden ließ sich Elon an dem Tisch in der Küche fallen und starrte auf die Tischplatte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
Mila betrat ihr Zimmer und legte ihre Tasche auf dem Bett ab. Ihr Blick glitt automatisch zu ihrem Fenster und sie konnte Elons Haus erkennen.
Elon hatte gesagt er hätte sie durch dieses Fenster in Unterwäsche gesehen und sie sollte die Vorhänge zu machen. Doch irgendwie reizte es sie, das nicht zu tun.
Weil Mila wissen wollte, wie es war, wenn sie wusste, dass Elon sie wahrscheinlich sehen konnte und als kleine Rache dafür, dass er sie gezwungen hatte im Wald ihren BH auszuziehen, positionierte sie sich direkt vor dem Fenster, als sie damit begann ihre Kleidung abzustreifen.
Es war heute ohnehin schon überraschend frisch gewesen, was ein überraschend normales Klima für den Herbst war. Auch ihr Zimmer war noch eher kühl, da die Heizung ausgeschaltet war. Bei der frischen Luft, die nun ihre Arme streifte, überkam sie eine Gänsehaut, die sie wieder an den heutigen Nachmittag erinnerte und vor allem daran wie Elon über ihr gestanden hatte, um sie zu fotografieren. Ob er sie wohl gerade sah?
Sie schielte zum Fenster, doch sie konnte nichts erkennen. Dennoch blieb sie, wo sie war und griff oben ohne in Richtung ihres Regals, wo ihre Haarbürste lag. Dann kämmte sie sich die Haare, die durch das kleine Bad noch ein wenig verfitzt waren.
Wie Elon sie wohl generell sah? Mochte er sie, oder nicht? Eine Frage die sie sich schon häufig gestellt hatte.
Er hatte sich heute so komisch verhalten, was sie ein wenig beunruhigt hatte. Und er hatte sie ausnahmsweise sogar überhaupt nicht auf Chris angesprochen wie sonst immer. Ob das was zu bedeuten hatte, oder war es wirklich nur, weil er eben auf seine Arbeit konzentriert war.
Mila konnte es nicht sagen, aber es lag ihr schwer auf der Seele. Sie mochte Elon sehr gern und auch mit Chris war sie gerne zusammen. Aber sie wusste nicht so genau was das war. Lag das nur daran, dass sie das erste Mal richtige Freunde hatte? Sie wünschte sich wirklich, dass sie hierbleiben konnte. Doch die Zeit wurde immer knapper.
Mila zuckte kurz zusammen, als sie dachte etwas von draußen gehört zu haben. Dennoch traute sie sich nicht sich umzudrehen. War Elon womöglich gekommen? Hatte er sie gesehen und deswegen sein Licht ausgelassen?
Ein Kribbeln breitete sich auf ihrer Haut aus, bei der Vorstellung er konnte sie womöglich beobachten. Nervös begann ihr Bauch ebenfalls zu kribbeln, doch ihr gefiel es. Das war ein sehr interessantes Gefühl.
Zum Glück trug sie ihren Rock noch immer und war nur oben Ohne. Das war bereits eine interessante Erfahrung.
Es war ein aufregendes Gefühl und der Gedanke, dass ihre Mutter oder das Hausmädchen jeden Augenblick würde reinkommen können, reizte sie nur noch mehr. Dennoch gab sie sich größte Mühe natürlich und ahnungslos zu wirken.
Mila legte die Bürste zurück und griff nach ihrem Kleid. Sich komplett auszuziehen war sicherlich nicht die beste Idee, also zog sie sich das Kleid über, ehe sie ihren Rock auszog und dann ans Fenster trat, um die Vorhänge zu schließen. Dabei erspähte sie auf der anderen Seite tatsächlich eine Silhouette.
Unauffällig schlug sie die Lider nieder, um ihre Augen unter ihren dichten Wimpern zu verbergen, während sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen schlich. Er hatte sie wirklich gesehen. Der Gedanke und die Vorstellung befiel ihren ganzen Körper und heftete sich wie eine Krankheit in ihren Kopf fest.
Fühlte es sich so an, wenn ein Mann sie nackt sah? Oder lag es nur an Elon?
Mila versuchte dieses neue Gefühl zu halten und zu genießen, als sie sich in ihr Bett legte und die Decke mit einem Lächeln über den Kopf zog.
Sie kuschelte sich ein und fühlte sich unheimlich geborgen, während ihr Körper noch immer empfindlich kitzelte bei jeder kleinen Berührung. Und doch fühlte sie sich auf eine gewisse Art und Weise einsam. Seufzend rollte sie sich von einer Seite auf die andere und griff nach ihrem Handy, um sich ein Hörbuch zu suchen. Womöglich würde ihr das beim Schlafen behilflich sein.