Sezuna erwachte mit einem Gefühl von Geborgenheit und Wärme und schmiegte dich doch an die Wärmequelle. Sie wollte dieses Gefühl genießen so lange es werte. Wahrscheinlich würde sie bald wieder aufwachen und sich in der Zelle wiederfinden. So wie die letzten Male auch als sie von kaden geträumt hatte. Doch dieses Mal war es irgendwie viel intensiver.
Sie atmete seinen Geruch tief ein und rieb ihre Wange gegen die warme Brust welche unter ihr lag.
Wenn diese Wahnvorstellungen hießen sie sei verrückt, dann war sie gerne geisteskrank. Das Gefühl welches ihr die Wärme in die Wangen trieb, war einfach unbeschreiblich angenehm.
Ein leises Lachen ertönte und jemand strich ihr über die Wange, doch der Geruch verschwand nicht. Stattdessen hatte Sezuna das Gefühl wach zu werden. Panik, dass sich nun die Wärme in Kälte und das weiche Bett in eine Zelle verwandelte, schnürte ihr kurz die Kehle zu, doch als nichts geschah, atmete sie erleichtert aus und wieder ein.
„Keine Sorge du hast nicht geträumt", flüsterte ihr Kadens Stimme zu und küsste sie kurz darauf auf den Scheitel. Mit einem gedämpften Murmeln wandte sich Sezuna ein wenig, wobei sie merkte, dass Kadens Arme sie festhielten. Grummelnd drückte sie ihr Gesicht in seine Brust, um den Licht zu entkommen, jedoch auch um dem Aufstehen ein wenig länger zu entgehen.
„Woher wusstest du, dass ich das gedacht habe?", fragte sie leise, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie wirklich nicht träumte und dass sie dieser Hölle entkommen war.
Kaden blickte sie mit tief brauen Augen an und schien ihre Frage zu ignorieren. Auch wenn Sezuna es eigentlich gerne mochte, wenn er sie so ansah, so machte es ihr in diesem Fall doch ein wenig Bedenken. Wieso antwortete er nicht einfach?
Stattdessen strichen seine Finger nur sanft über ihre Wange, als er sie vorsichtig küsste.
Sezuna schloss genießerisch die Augen und dachte nicht mehr daran, dass sie eine Antwort auf seine Frage wollte. Stattdessen gab sie sich dem Kuss und den schönen Gefühl hin.
Sie wusste, dass sie bald aufstehen musste, denn Kaden hatte ihr gestern Abend noch gesagt, dass sie heute zu ihr ins Zimmer gehen würden, um zu schauen was dort noch zu retten war und dann wollte er einen Schneider kommen lassen. Auch wenn er gern mit ihr in die Stadt gegangen wäre. Im Moment schätzte er es als zu gefährlich ein.
Solange sie nicht wussten, welches Motiv der Täter verfolgte und wer er eigentlich war, war es einfach zu unsicher einen Fuß vor die Tür zu setzen.
„Wie fühlst du dich?", fragte er nun leise und musterte sie besorgt.
„Besser und ausgeruht", erklärte sie und schmiegte sich ein wenig an Kaden, damit dieser besser durch ihr Haar streichen konnte.
Es war so unglaublich beruhigend.
Kaden nickte. „Du musst etwas essen, ich werde etwas holen lassen", erklärte er und war selbst noch nicht ganz bereit auf zu stehen.
Er seufzte lediglich leise und strich langsam über Sezunas Rücken bis hin zu ihren Oberschenkeln. Von dort aus schob er seine Hand wieder nach oben, wo sie auch schon unter sein Hemd schlüpfte welches sie noch immer trug. Er musste grinsen, als ihm wieder einfiel, dass sie ja sonst darunter nichts anderes trug, als ihre Haut.
Das Shirt an sich reichte ihr gerade einmal bis knapp zu den Oberschenkeln und wenn sie sich viel bewegte, lag ihr Hintern frei. So wie jetzt, da sie noch immer unter der Decke lag und sich an ihm wärmte. Es gefiel ihm sehr, war aber wohl nicht alltagstauglich.
Mit einem Grummeln rollte er sich zur Seite auf Sezuna drauf, wobei er das Hemd immer weiter hochschob und sein Gesicht in ihrer Halsbeuge grub.
„Denkst du es fällt auf, wenn wir uns einfach nicht mehr blicken lassen?", fragte er gedämpft durch ihren Hals und genoss ihren Geruch, der seine Nase für sich einnahm.
Es war unglaublich gemütlich so.
Sezunas Herz beschleunigte sich bei dieser plötzlichen Bewegung und sie schnappte nach Luft, während sie realisierte, wo sich Kaden gerade befand.
„Ich...", stammelte sie ziemlich überrumpelt.
Während Sezuna noch vor sich hin stammelte, hob Kaden langsam den Kopf an, wobei ihm die dunkelblonden Locken wirr im Gesicht hingen.
Neugierig blickte er auf sie herab, ehe sich sein Blick nach unten richtete, wo sich ihre Brüste gegen seine Brust pressten.
„Wir müssen dir was zum Anziehen besorgen", meinte er dann plötzlich und erhob sich, um sich an den Bettrand zu setzen.
„Und du musst etwas essen", fügte er hinzu und erinnerte sich daran, wie zaghaft sie gestern gegessen hatte. Wenn er das richtig verstanden hatte, dann war die Suppe vergiftete gewesen. Kein Wunder, dass sie also nicht mehr ganz so begeistert aß.
Sezuna blickte verwirrt zu ihm auf. Was sollte denn das jetzt schon wieder?
Sie hatte erwartet, dass er begann sie zu streicheln und mit ihr zu spielen, aber doch nicht, dass er sie jetzt einfach so liegen ließ!
Als wäre das von gestern nicht schon genug gewesen, wo er sie einfach im Bad hatte stehen lassen. Er konnte doch nicht übersehen haben, dass sie ihn wollte! Oder vielleicht doch?
„Los komm", gähnte er herzhaft und zog sich ein frisches Hemd über den Kopf.
Sezunas Mund klappte auf und sie setzte sich mehr aus Reflex auf, als dass sie es wirklich wollte. War das jetzt sein Ernst?
Wollte er sie ärgern, oder was versuchte er mit seinem Verhalten zu bezwecken? Sezuna wurde aus ihm einfach nicht schlau.
„Ich kann doch nicht so raus gehen", murmelte sie und zupfte an Kadens Hemd.
Stirnrunzelnd drehte er sich halbwegs zu ihr um und musterte sie lange und ausgiebig von Kopf bis Fuß.
Allein schon dieses Mustern von ihm trieb ihr die Schamesröte in die Wangen.
„Wieso nicht?", fragte er verständnislos und zuckte unschuldig die Schultern.
„Bekomme ich wenigstens eine Hose?", fragte sie und blickte ihn mi großen Augen an.
Er konnte sich ein schadenfrohes Grinsen einfach nicht verkneifen, wie sie so versuchte den Saum des Stoffes über ihren Intimbereich zu ziehen.
Langsam schüttelte er den Kopf und stand nun auf.
„Die brauchst du nicht."
„Was?", fragte sie und schnappte nach Luft. Er wollte wirklich, dass sie so nach draußen ging? „Aber... Aber", stammelte sie und wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte so nicht raus! Wenn die anderen Frauen sie so sahen!
Bei diesem Gedanken lief ihr Kopf rot an. Wie peinlich das werden würde.
Mit einigen schnellen Handgriffen warf er sich eine Jacke über die Schultern, ohne den Blick dabei von ihr zu nehmen.
„Ja?", fragte er mit einer unwissenden Tonlage die vor Gespielter Unwissenheit nur so triefte.
„Ich will nicht das die anderen mich so sehen", erklärte Sezuna und zupfte weiter an ihrem Oberteil. Diesem sah man deutlich an dass es eigentlich kaden gehörte.
Dieser versuchte sich nur mühevoll ein fast schon boshaftes Grinsen zu verkneifen, was ihm jedoch eher schlecht als recht gelang.
„Wäre es dir lieber, wenn ich dich wieder an der Leine hinter mir herziehe?", fragte er provokant und hob vielsagend eine Augenbraue.
Nun blickte Sezuna ihm mit offenem Mund reichlich perplex an und vergaß sogar an ihrem Oberteil zu zupfen.
Irgendwie machte er sie schon wieder nervös. Er verhielt sich genauso, wie am Anfang. Er spielte mit ihr.
Auf eine Art und Weise, die sie unglaublich nervös machte, aber auch ein neugieriges Kribbeln in ihrem Bauch hinterließ.
Doch Kadens Miene blieb unverändert, egal wie schockiert und irritiert sie ihn ansah. Er blieb scheinbar stur. Unweigerlich schluckte Sezuna, als der Highlord einige Schritte auf sie zu trat und sie plötzlich an dem Ring ihres schwarzen Halsbandes auf die Beine zog.
Stolpernd folgte Sezuna Kadens Bewegung und fragte sich, was das sollte. Sie verstand ihn im Moment so überhaupt nicht.
„Nicht anleinen", sagte sie leise. „Ich komme auch so mit."
Ein kurzes, gedämpftes Lachen ließ seine Schultern beben, bevor er sich zu ihr herab neigte und ihr „braves Mädchen" ins Ohr flüsterte. Dabei hauchte er ihr einen flüchtigen Kuss auf den Wangenknochen und deutete ihr ihm zu folgen.
Sezuna senkte den Kopf und folgte ihm, während sie ihren Blick auf ihre Beine gerichtet hatte. Ihre nackten Füße klatschten leise auf den Marmorboden, der plötzlich ganz kalt wurde.
Ihre Finger zogen das Oberteil soweit es ging nach unten und sie hoffte wirklich, dass sie niemanden begegnen würde.
Es war doch noch ziemlich zeitig, die Hoffnung bestand also, dass sich noch alle Haremsfrauen im Hamam befanden.
Sie wagte es einige Male flüchtig nach oben zu schielen zu Kadens breiten Schultern, die vor ihr liefen.
Er hätte ihr ja wenigstens seine Jacke anbieten können!
Es war kalt und Sezuna spürte, wie sie ein wenig Gänsehaut bekam. Trotz der Tatsache, dass es ihr unangenehm war, blieb sie stumm. Sie hatte Angst irgendwie Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Was wenn Kaden jetzt doch beschlossen hatte, dass sie Schuld an dem Tod seiner Mutter war?
Sezuna wurde traurig bei diesem Gedanken, da sie unweigerlich zurück an den Tod ihrer Mutter denken musste. Sie hatte die Nachricht genauso erhalten wie Kaden. Von jemand anderem.
Sie war lange völlig bestürzt und deprimiert gewesen. Ob es Kaden auch so ging?
Auch wenn sie nie wirklich wusste wie nah sich die beiden standen, so wirkte er doch nicht gerade wie der trauernde Sohn der er sein sollte.
Ein wenig Sorge machte sich in ihr breit, doch diese war vermutlich sehr weit hergeholt. Immerhin schien es Kaden wohl gut zu gehen.
Irgendwie jedenfalls.
Sie passierten einen Gang, in dem sie tatsächlich auf zwei Haremsfrauen trafen.
Diese verneigten sich vor dem Highlord, doch als sie Sezuna erblickten, wurden ihre Blicke böse und herablassend. Nichts Ungewöhnliches, auch wenn Sezuna es nicht in Gegenwart des Highlords erwartet hätte. Als beide dachten, sie wären außer Hörweite, begannen sie leise zu flüstern.
„Wie schäbig sie aussieht." „Was findet er nur an diesem Hungerhaken?" „Und dieser Aufzug. Wie traut sie sich nur so hinaus?"
Kurz schloss Sezuna die Augen, um tief durchzuatmen. Zwangsweise versuchte sie die Worte nicht an sich heran zu lassen und diese einfach zu vergessen, auch wenn es ihr sichtlich schwer fiel. Jedoch wirkte sie sichtlich erschrocken, als sie gegen den festen Rücken des Highlords prallte, der scheinbar zum Stehen gekommen war.
Mit einer Bewegung drehte er sich zu Sezuna um und blickte über sie hinweg zu den anderen Frauen, die sich von ihnen entfernten.
„Reden die immer so hinter deinem Rücken?", fragte er verärgert und verengte die Augen.
Sezuna zuckte die Schultern, als würde es ihr nichts ausmachen. „Sie waren heute noch sehr freundlich", bemerkte sie leise. „Weil Ihr in meiner Nähe seid, trauen sie es sich nicht, mich herum zu schupsen und begnügen sich mit Tratschen."
Mit einem Schnauben packte er Sezuna an den Schultern, um sich vorsichtig an ihr vorbei zu drücken und den Frauen hinterher zu gehen.
Sezuna wusste nicht, ob sie das so gut fand, doch er war der Highlord und konnte ohnehin tun, wonach ihm der Sinn stand.
Also blieb ihr nichts anderes übrig, als stehen zu bleiben und abzuwarten, was nun geschehen würde. Sie konnte Kaden im Moment ohnehin nicht einschätzen. Was würde er jetzt tun? Er wirklich sehr verärgert, aber genauso gut, konnte er sich auch nur höflich mit den Frauen unterhalten. Immerhin hatte er immer viel Wert darauf gelegt höflich zu sein.
Sezuna sah wie er bei den Frauen zum Stehen kam und diese beiden sich fragend und ehrfürchtig zu ihm umdrehten. Nicht einmal ein Fünkchen kokett waren seine Augen, wie sonst immer wenn er einer Haremsfrau gegenüberstand.
Sie strengte ihr Gehör an, doch irgendwie drang kein Geräusch daran. Entweder redete er absichtlich so leise oder die Architektur des Raumes war nicht gerade für Echos geeignet.
Gerade als eine der Frauen von Kadens Worten beschämt den Blick senkte, sah sie plötzlich den Berater des Highlords um die Ecke auf ihn zu laufen.
Als Sergej Kaden erblickte wirkte er nicht überrascht ihn zu sehen aber ernst. Wahrscheinlich hatte er die Nachricht erhalten das der Highlord unbeschadet zurückgekehrt war.
Als Sergej Sezuna erblickte verengten sich seine Augen und er musterte sie nachdenklich. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit allerdings auf Kaden. „Willkommen zurück", grüßte er an Kaden gewandt.
Dieser wandte Sergej kurz seinen Blick zu, als er über dessen Schulter kurz zu Sezuna blickt und wieder zurück zu den Frauen. Mit einem steifen Kopfnicken deutete er ihnen zu gehen und ihn und Sergej alleine zu lassen. Mit einem Knicks und gesenktem Blick folgten sie der Anweisung und machten sich tuschelnd auf den Weg.
„Wir müssen uns unterhalten", flüsterte Kaden gepresst zu seinem Gegenüber und wirkte alles andere als erfreut.
„Dessen bin ich mir bewusst, Mylord", sagte Sergej und wirkte ergeben und so wie er den Kopf einzog wusste er wohl schon, was auf ihn zukommen würde. Die Frage war nur, wie schlimm es werden würde.
Kaden nickte, als er Sergejs Haltung wahrnahm und blickte erneut zu Sezuna die Kaden mit großen Augen beobachtete.
Er versuchte sich an einem beruhigenden Lächeln und deutete ihr mit dem Kinn auf einen kleinen Aufenthaltsraum, der leer war.
Sie sollte lieber nicht zusätzlich belastet werden, nur weil sie dieses Gespräch mitbekommen würde.
Wer wusste schon, wie sie darauf reagierte. Womöglich brach sie noch zusammen.
Sezuna zögerte und spähte in den Raum, ehe sie stumm nickte und eintrat.
Kaden hingegen wandte sich wieder Sergej zu und musterte diesen.
Gereizt verschränkte er die Arme und blickte mit verengten Augen auf Sergej nieder.
„Du warst derjenige der Sezuna in den Kerker gebracht hat", begann Kaden sichtlich feindselig, was eindeutig nach einem Fakt klang, als nach einer Frage. „Ich vertrau dir meinen Palast an und das ist es was du tust?"
Sergej straffte die Schultern und versuchte sich nicht einschüchtern zu lassen. „Es ist viel geschehen, Mylord. Wir können von Glück sagen, dass es nicht noch mehr Tode gegeben hat. Auch mir hat man versucht etwas ins Essen zu mischen, doch ich habe es rechtzeitig gemerkt. Oder zumindest mein Vorkoster. Eure Mätresse war diejenige, die am ehesten für diese Tat in Frage kam. Ich habe nur getan, was nötig war, um den Palast vor noch mehr Toden zu beschützen."
Unverständlich schüttelte der Highlord den Kopf und trat einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu.
„Du hattest kein Recht dazu sie auch nur anzufassen. Noch dazu hast du weder Beweise noch ein Geständnis, also halt dich aus Angelegenheiten raus, die du nicht zu bestimmen hast", erklärte er wütend und senkte den Blick, um sich wieder ein wenig zu beruhigen.
„Tatsächlich habe ich Beweise, denn das Küchenmädchen hat erzählt, dass sie die Kräuter für die Suppe von eurer Mätresse hätte. Sie selbst kannte sie nicht einmal, bis sie ihr gezeigt wurden", erklärte Sergej. „Damit war sie verdächtig genug."
Eine Weile lang starrten sich die beiden nur stur in die Augen, als würden sie darauf warten, dass der andere nachgab.