Bin ich wirklich so ein hoffnungsloser Fall das ich sogar in ein Rudel abgeschoben werde?-in ein Rudel, welches für die Strenge und Disziplin bekannt ist ? Ich meine, ich gebe es zu. Ehrlich. Ich bin anstrengend, nervig und vielleicht etwas kompliziert , aber abgeschoben zu werden ist doch eine echt harte Erziehungsmethode für eine 17 jährige. Zumindest sehe ich das so. Natürlich , dass Rudel kann nett sein oder sich um mich sorgen, aber ist es denn gesagt , dass ich erzogen werde?
Das wilde Klopfen meiner Mutter zerriss meinen aktiven und effektiven Gedankenfluss mit einem dumpfen Schlag gegen die abgeschlossene Türe, welche sich zwischen meinem Zimmer und dem Flur befand und somit das einzige Hindernis zwischen uns bildete. ,,Luis! Mach diese Türe auf!",keifte die weibliche und vor Wut bebende Stimme. Die Türe jetzt zu öffnen, wäre genauso gut wie Selbstmord; also stand ich seufzend von meinem Bett auf, platzierte mich hinter dem Gitter und schob das himmlische Bett mit aller Kraft vor die Türe. Man weiß ja nie, nicht wahr? Ich meine, Leute , ganz ehrlich? Von meinen Freunden weiß ich , dass normale Mütter anstrengend sind, aber Werwolf Mütter die auch noch einen geschärften und starken Beschützerinstink haben , sind die reinste Hölle auf Erden!
Meine Türe knackte laut, drohte jeden Augenblick zu zerbersten. Ich brauchte ein Versteck, musste meine Mutter auf eine falsche Fährte locken damit ich ihr und dem Rudel entkam. Einen Vorteil besaß ich aber. Den Geruch oder besser gesagt: Keinen Geruch. Anders als andere Werwölfe nehme ich nicht den Geruch von einem nassen Hund an wenn es Regnet oder habe diesen bestimmten Eigengeruch der von dem Wolf ausgeht. Ich rieche , wie ich rieche. Viele sagen ich rieche nach Tau nassem Wald , andere sagen nach einem Blumenmeer. Lets endlich nützt mir beides nichts und eilig sah ich mich im Zimmer um, blieb kurz an dem großen Wandspiegel hängen in welchem meine mittel große , weißhaarige Gestalt abgebildet war und mir gehässig zu lachte. Doch genauso schnell wie das Spiegelbild sich verändert hatte, schien es wieder normal und ich sah in meine eigenen rötlichen Augen.
,,Luis!",vernahm ich die knurrende Stimme meiner Mutter und nervös biss ich mir auf meine Unterlippe.
Ein Stromschlag durchfuhr mich und mit einer flinken Handbewegung griff ich nach einem schwarzen Kaputzenpulli , warf ihn kurzerhand aus dem geöffneten Fenster , bückte mich hinab und kroch unter das Bett; dabei verankerte ich meine Beine zwischen dem Stäben und der Matratze, die Arme um das Eisen geschlungen. Kleine Splitter flogen zu Boden und mit weit aufgerissenen Augen sah ich ein paar schwarze Schuhe vor dem Bett. ,,Luis!",knurrte die weibliche Stimme und es überraschte mich immer wieder wie viel Kraft meine kleine,pummelige und blondhaarige Mutter hatte. In meinen Augen hatte sie eindeutig zu viel ,aber das tat nichts zur Sache und änderte leider auch nicht die Realität. Das aufgebrachte Stampfen wurde leiser als sie in Richtung des Fensters lief. Ein Schrei ertönte kurz darauf, zerriss die Luft und hallte schmerzhaft in meinen empfindlichen Ohren wieder. Meine Mutter war eindeutig wütend denn ihre Stimme vermischte sich mit einem leisen Knurren und ein beben schlich sich ebenfalls hinein als sie meinen Namen rief, ein Knacken ertönte und sie offensichtlich aus dem Fenster sprang. Seufzend ließ ich mich zu Boden sinken und Erleichterung durchflutete mein Körper wie kleine zarte Impulse. Es war ruhig , alleine mein Herzschlag hallte in meinen Ohren sowie mein flacher Atem. Noch nie hatte ich meine Mutter so sehr gefürchtet wie heute und das hieß was!
Eilig krabbelte ich hervor, sah aus dem Fenster und entdeckte große Pfoten Abdrücke in dem nassen Boden unseres Vorgartens die mit großen Abständen zum nahe liegenden Wald führten. Ein letzter Blick huschte durch mein weißes Zimmer mit dem schwarzem Bett und den dunkel braunen Schränken. Ich nickte, auch wenn es eher ein leichter, schlechter persönlicher Aufmunterungsversuch gewesen war. Hüpfend nahm ich die Treppe hinunter, schlich mich durch den hell blauen Flur zum Ausgang und öffnete die Edel verzierte Türe welche in einem tief schwarz angestrichen war. Der Luftzug riss mein welliges Haar nach hinten , ließ mich meine Augen angestrengt schließen während mein Körper sich bückte und ein lautes Knacken von meinen Knochen kam. Die einzelnen kleinen Härchen auf meinen Armen stellten sich auf , wurden länger und vermehrten sich rasend und binnen weniger Sekunden über zog meinen Körper eine lange , weiche schneeweiße Schicht aus seidigem Fell. Mein Kopf verformte sich , entwickelte eine Schnauze während meine Beine sich einzogen und meine Hände sich zu Pfoten umformten. Dort stand ich also: Vor einer geöffneten Türe und der Wind strich durch das weiche Fell einer Wölfin , durch mein Fell!