„Flare.... Geh runter von mir", murmelte ich verschlafen, mit immer noch geschlossenen Augen, Richtung meines Vulpirs Flare. Ich konnte mir bereits vorstellen wie sie vor mir saß und fröhlich mit ihren Schwänzen wedelte, wie sie nur darauf wartete, dass ich sie, wie jeden Morgen, in den Arm nahm und kraulte.
Schlussendlich öffnete ich dann doch meine Augen und sah zu meinem Wecker. Wirklich? Schon so spät? Ich seufzte. Jetzt sollte ich vielleicht doch langsam aufstehen, vor allem wenn ich pünktlich sein wollte. Am ersten Tag zu spät kommen wäre wohl nicht das Beste, vor allem wenn man nicht auffallen wollte, sowie ich.
Als Flare nochmal über mich sprang und aufgeregt mit ihren Schwänzen vor meinem Gesicht wedelte, so wie ich es bereits vermutet hatte, stand ich auf und nahm sie auf den Arm. Sie wurde sofort etwas ruhiger und gab einen glücklichen Laut von sich. Ich streichelte ihr einmal sanft über den Kopf, ließ sie dann allerdings wieder los, da ich mich umziehen musste. Sie schwirrte natürlich weiter um mich herum, immer wieder verdeckte sie mir somit meine Sicht. Aber was hatte ich erwartet bei ihr...
„Flare, jetzt setz dich auf mein Bett, ich kümmere mich ja gleich um dich.", befahl ich ihr, da sie langsam wirklich etwas nervte. So gern ich sie auch hatte, manchmal war sie einfach zu anhänglich, obwohl das eigentlich gegen die Nature der Vulpirs sprach. Eigentlich waren Vulpirs sogar eher scheue Wesen, so wie ihre Verwandten, die Füchse. Flare war halt eben eine Ausnahme, fast so wie ich.
Ich nahm mir aus meinem Schrank unauffällige Kleidung und lief ins Bad, dort stieg ich unter die Dusche. Als ich damit fertig war, begann ich meine Haare zu einem Zopf zu flechten. Ich trug eigentlich nie einen geflochtenen Zopf, sondern eher eine halboffene Frisur mit einem kleinen Zopf, aber heute passte es einfach.
Danach steckte ich mir noch das kleine Bündel Federn ins Haar. Die Federn hatte ich immer dabei, meist ihm Haar. Jede Feder gehörte einem Familienmitglied. Sie gaben mir einfach eine gewisse Sicherheit.
Ich betrachtete mich im Spiegel als ich fertig war, goldene Augen musterten mich, meine blasse Haut und meine weißen Haare, die so ungewöhnlich für ein Wesen wie mich waren.
Im Allgemeinen sah ich recht blass aus, würde man mich mit meinem Bruder vergleichen würde wahrscheinlich keiner erkennen, dass wir verwandt waren. Er hatte dunkelblonde Haare und grün-gelbliche Augen, er war auch nicht so blass wie ich, er war im Grunde mein Gegenteil, in Allem. Er war selbstbewusst und schloss schnell Freundschaften, während ich eher schüchtern war und meistens nicht bemerkt wurde, wobei das nichts Schlechtes war. Ich mochte es so viel mehr, ich mochte die Ruhe und ich stand auch nicht gerne im Mittelpunkt. Es war einfach gut so wie es war.
„Fayola! Kommst du jetzt?", rief meine Mutter, ich erkannte sofort, dass sie schlecht gelaunt war. Sonst stresste sie nie oder war unfreundlich. Vermutlich konnte sie die ganze Nacht nicht schlafen, weil sie sich sorgte, sorgte das mir etwas passieren würde auf der neuen Schule.
Sie hatte mir immer wieder eingetrichtert, dass ich vorsichtig und bei Tokar bleiben sollte, als ob mich gleich jeder dort zerfleischen würde. Ich verstand ihre Sorgen und Ängste ja, ich hatte schließlich dieselben, aber ich würde bestimmt nicht bei Tokar bleiben. Es würde einfach zu viel Aufmerksamkeit auf mich lenken, da ich wusste, dass Tokar recht bekannt und beliebt auf der Schule war. Soweit ich wusste war er dort sogar einer der besten Kämpfer.
Es wäre also wirklich ungünstig ständig an Tokar zu kleben. Ich meine es hätte bestimmt auch Vorteile, aber irgendwie sehe ich deutlich mehr Nachteile. Wirklich deutlich mehr Nachteile.
Als meine Mutter nochmal rief schreckte ich aus meinen Gedanken und lief eilig die Treppe herunter, wobei ich vorher noch Flare einen Kuss auf den Kopf setzte, diese schnurrte kurz auf und rollte sich dann glücklich auf meinem Bett zusammen.
Ach, wie ich meinen kleinen roten Fellknäul doch liebte.
„Endlich", stieß sie genervt aus und seufzte daraufhin, ich lief ihr still hinterher, da ich sie nicht noch weiter nerven wollte. Auf dem Weg dorthin herrschte eine angespannte Stille, bis meine Mutter kurz vor der Schule das Wort ergriff „Versprich mir, dass du bei Tokar bleibst und vor allem dich von den Mali fernhältst, okay?"
Ich öffnete meinen Mund um etwas darauf zu erwidern, schloss ihn allerdings wieder und nickte einfach. Ich würde zwar nicht bei Tokar bleiben, aber den Mali würde ich auf jeden Fall fernbleiben. Ich hatte bereits genug Schauergeschichten von ihnen gehört, wobei ich womöglich mit niemandem an dieser Schule reden werde, sie würden mich eh nicht beachten. Zumindest hoffte ich das.
Als ich ausstieg, folgte mir Tokar, er schaute mich liebevoll lächelnd an und flüsterte dann leise „Ich weiß du willst nicht bei mir rumhängen, aber das musst du auch nicht, solange du dich einfach von allen Gefahren fernhältst, okay Schwesterchen?"
Ich schaute ihn dankend an und nickte, er lief bereits auf die Schule zu, als mir einfiel, dass ich gar nicht wusste wo das Sekretariat war.
„Tokar? Wo muss ich hin?", rief ich ihm daher hinterher, er hörte es allerdings nicht mehr, naja, oder er ignorierte mich nur damit ich mit jemandem reden musste. Er versuchte schon immer mir zu helfen Bekanntschaften zu machen oder Freunde zu finden, helfen tat es allerdings nicht wirklich.
Ich lief also unwissend ins Schulgebäude hinein und schaute mich nach jemand nett aussehendem um, um ihn nach dem Sekretariat zu fragen. Ich wollte zwar mit niemandem sprechen müssen, aber zu spät kommen wollte ich auf keinen Fall.
Ich entdeckte zwei Mädchen, die an der Wand lehnten und sich unterhielten. Mit unsicheren Schritten lief ich auf die beiden zu, wobei ich bereits überlegte was ich sagen könnte, vielleicht war es doch keine gute Idee jemanden zu fragen. Am Ende fressen die mich...
Mein ganzer Körper spannte sich unbewusst an, ich begann ebenso zu zittern. Können andere Arten Nervosität riechen?
„Hey ehm...könnt...ihr mir das Sekretariat...zeigen? Ich bin...neu hier" erklärte ich leise. Das Mädchen mit den weißen Katzenohren und den blonden Haaren schaute mich freundlich an und antwortete mit einem „Sicher" und lief bereits voraus. Ich folgte ihr langsam und sah das Mädchen neben mir an, sie hatte keine Katzenohren. Ich würde eher sagen sie hatte Fuchsohren, jedenfalls hatte sie dunkle Haut und schwarze Haare die zu einem kurzen Zopf geflochten waren, soweit ich das sehen konnte hatte sie sogar grelle gelbe Augen.
Ist ja richtig gruselig
Es gab doch nur Werkatzen und Werwölfe, oder gab es auch Werfüchse, war das überhaupt möglich? Ach was weiß denn ich. Ich hoffe einfach mal, dass sie ungefährlich ist.
Ob ihre Augen immer so grell gelb leuchten? Ist nachts bestimmt praktisch...
„Also hier ist das Sekretariat, sollen wir noch auf dich warten? Ach übrigens ich bin Lilith und meine Freundin ist Hyra", erklärte die Blonde mit den weißen Katzenohren freundlich, während sie auf, wie ich nun wusste, Hyra zeigte. Ich hoffe sie hatte mein Starren nicht bemerkt, das wäre jetzt äußerst peinlich.
Ich schaute sie etwas schüchtern an, bis ich mich dann doch überwand etwas zu sagen. „Eh also, wenn ihr wollt und eh ich bin Fayola", meinte ich gegen Ende immer leiser. Die beiden sahen mich jedoch einfach weiter freundlich an und meinten sie würden warten. Sie waren echt Freundlich, ich hätte nicht gedacht, dass ich mich heute überhaupt noch mit jemandem außer dem Lehrer unterhalten würde, vielleicht, also ich meine ganz vielleicht könnten wir ja sogar Freunde werden und vielleicht, also ganz eventuell, war die Schule ja nicht so schlimm.
Ja das wäre schön...
Ich öffnete die Tür zum Sekretariat und sah die kleine braunhaarige Frau hinter dem Tresen schüchtern an, in der Hoffnung sie würde etwas sagen, als sie jedoch nichts tat, musste ich mich wohl überwinden und etwas sagen. Mal wieder...
Tokar wäre bestimmt stolz, wenn er wüsste wie viel ich heute bereits geschafft hatte. Ich meine ich hatte jetzt schon mit ganzen zwei Leuten geredet.
„Ehm endschuldigen Sie, ich bin neu hier und bräuchte meinen Stundenplan"
„Ah natürlich, Ihr Name?", fragte sie überraschend freundlich, obwohl sie sehr griesgrämig schaute, schien sie echt nett, zumindest wirkte es so.
„Fayola de alas"
Sie suchte etwas in ihrem Stapel aus Unterlagen und schrieb etwas auf, bis sie mich anschaute und mir einige Blätter und einen Schlüssel überreichte.
„Hier dein Stundenplan und die Bücher die du dir kaufen musst, der Schlüssel ist für dein Schließfach und du bist in der 10a, alles Weitere wirst du mit deiner Klassenlehrerin klären", meinte sie dann, ich nickte nur und bedankte mich rasch, bis ich erleichtert zur Tür ging und diese öffnete.
Erste Hürde geschafft
Zu meiner Überraschung standen dort immer noch die beiden Mädels, ich hatte wirklich gedacht sie wären inzwischen gegangen.
„Und in welcher Klasse bist du?", fragte, ich glaube Hyra, ihr Schwanz zuckte währenddessen aufgeregt hin und her, ich hingegen sah sie nur etwas überfordert an.
„Eh in der 10a", stammelte ich.
„Ah, das ist ja toll, wir sind also in der selben Klasse, das heißt du wirst uns nicht mehr so schnell los", sagte nun Lilith, sie wirkte ebenfalls sehr erfreut über diese Tatsache.
Ich dachte immer alle anderen Wesen wären unfreundlich, naja und würden mich fressen, okay vielleicht hatte ich früher immer etwas übertrieben, aber hätte doch sein können oder? Ich hatte damals keine Ahnung von den Arten, also ging ich einfach davon aus alle könnten mich fressen. Albern ich weiß, aber so unberechtigt war die Angst ja nicht.
Die Mali sind das beste Beispiel für eine der gefährlichsten Arten, nein, wenn nicht sogar die gefährlichste. Ich schüttelte mich kurz bei dem Gedanken.
Die beiden liefen in eine Richtung, vermutlich zum Raum, ich folgte ihnen einfach und hinterfragte mal nichts.
„Wir haben jetzt übrigens Artenkunde", meinte Lilith nun freudig, wobei Hyra genervt die Augen verdrehte, was war Artenkunde? Ich hatte so etwas nie auf meiner alten Schule, ja, gut, es war eine Schule für Menschen, aber mussten die Fächer nicht ähnlich sein?
Bevor ich noch weiter meinen Kopf darüber zerbrechen konnte, öffnete Lilith bereits die Tür zum Raum, die Lehrerin war anscheinend noch nicht da, denn ich hörte viele Schüler miteinander reden, und zwar lautstark.
„Du kannst dich zu uns setzen, neben Hyra ist noch ein Platz frei, die meisten fürchten sich wohl etwas vor ihr", meinte Lilith mit einem Grinsen im Gesicht, ich schaute sie nur etwas verwirrt an, wieso fürchten? Ich weiß nicht ob ich mich jetzt wirklich neben Hyra setzen möchte.
Ich setzte mich also etwas verängstigt neben Hyra und wartete, Wenig später kam bereits die Lehrerin und die Gespräche wurden leiser.
Ich stand rasch auf und lief eilig nach vorne um ihr mitzuteilen, dass ich neu war.
„Ah dann musst du Fayola sein, ich bin Frau Günter, möchtest du dich nicht kurz vorstellen?", als sie das sagte sanken meine Mundwinkel schlagartig nach unten, ich konnte nicht mal wirklich sicher vor ihr sprechen, wie soll ich da bitte vor einer Klasse sprechen? Vor allem dadurch das Frau Günter allen mitteilte, dass ich neu war und mich nun vorstellen wollte, richteten sich alle Blicke auf mich.
Boden tu dich auf, bitte.
Meine Beine begannen zu zittern und meine Handflächen wurden schwitzig.
Okay... ich kann das, einfach atmen, ich kann das schon...
„Eh Hey...ich bin..Fayola...und eh 16 Jahre...alt.", stotterte ich leise und hoffte einfach, dass ich mich nun setzen konnte. Ich sah Frau Günter flehend an, sie fragte jedoch die Klasse ob sie noch Fragen hätten, zu meinem Leidwesen meldete sich ein Mädchen mit schwarzen Haaren, ich glaubte sogar einen Blau stich in ihnen erkennen zu können.
„Hast du deine Haare gefärbt oder bist du eine Elbin?"
Ich wusste nicht ganz was ich darauf antworten sollte, denn einerseits wollte ich sie nicht anlügen, andererseits wollte ich nicht jedem gleich erzählen was ich war, vor allem nicht der ganzen Klasse.
„Eh ich... eh, hatte schon immer weiße Haare, wenn das deine Frage beantwortet.", meinte ich leise, ich wusste nicht wieso mich immer alle für eine Elbin hielten, ich meine ja, ich hatte weiße Haare, aber keine spitzen Ohren oder so ein schönes Aussehen und auch meine Ausstrahlung war anders. Sie nickte und Frau Günter meinte ich dürfe mich setzen, ich lief erleichtert auf Lilith und Hyra zu.
„Also wir reden heute über die erste Unterart der Mali, aber zuerst einmal, was wisst ihr über die Mali?"
Ich hörte gespannt zu und musterte dabei unauffällig die Klasse, mein Blick blieb an einem Jungen hängen der mich etwas komisch anschaute, ja fast schön böse. Vielleicht schaute er ja Hyra böse an, ich meine er kannte mich ja nicht. Ich bekam immer weniger vom Unterricht mit, der Junge machte mich einfach unruhig. Ich hörte jedoch gespannt auf als sie den Jungen von vorhin ansprach.
„Also Belial, was ist die stärkste Unterart der Mali?", fragte Frau Günter ihn nun.
„Blauer Feuermalum", war seine kurze Antwort, ich zuckte bei seiner Antwort leicht zusammen, da ich mich wieder an die grausamen Geschichten erinnerte, die ich über Feuermali gehört hatte. Man sagte sie seien besonders brutal und gefährlich, verständlich, ich meine Feuer ist wirklich zerstörerisch. Den Rest der Stunde redete Frau Günter noch über die Fähigkeiten der Feuermali und über die normale und blaue Flamme, soweit ich jetzt wusste, gab es normale Feuermali mit normalem Feuer und welche mit blauem Feuer, dieses sollte wohl stärker sein. Somit sollten sie wohl mächtiger sein oder so. Ich fand jedenfalls beide Arten einfach gruselig und beängstigend.
Ich lief den beiden Mädels hinterher, während sie wohl die Cafeteria ansteuerten, Liliths Ohren zuckten immer wieder wild umher während sie Hyra etwas über ein neues Buch erzählte.
Wir setzten uns an einen Tisch recht abseits der anderen, wahrscheinlich weil das Gehör der beiden die Lautstärke nicht ab konnte. Sollte mir recht sein, so fallen wir nicht besonders auf. Ich zuckte auf als von Hyra eine unglaubliche Hitze ausging. Was war denn jetzt los?
„Ist euch auch so heiß wie mir?", fragte sie und im nächsten Moment stand sie in Flammen, sie sprang lachend über den Tisch und rief die ganze Zeit „Ich bin heiß!", ich musterte sie erschrocken, zugleich konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, wieso verbrennt sie eigentlich nicht?
„Wieso brennt sie? Besser gesagt wieso verbrennt sie nicht?", fragte ich nun Lilith die das Ganze amüsiert beobachtete.
„Sie ist ein Feuerfuchs und wahrscheinlich wird das gleich ziemlich lustig, also genieß die Show", meinte sie verschwörerisch grinsend, Was war denn bitte ein Feuerfuchs und was hieß lustig?
Hätte ich nicht einfach weiter auf die Menschnschule gehen können? Es wäre so viel einfacher und ungefährlicher.
Ich wand mich wieder Hyra zu, die inzwischen hinter einem Jungen stand. Einem Jungen der meiner Meinung nach uns alle mit einem Blick töten konnte, allein wenn ich ihn ansah wollte ich schon fliehen, okay ich wollte vor fast jedem fliehen, aber der Typ war einfach angsteinflößend.
Was zum Vogel macht Hyra denn jetzt?