Es waren einmal ein König und eine Königin in einem fremden Land, einer fremden Welt. Der König und die Königin waren voller Freude, denn ihr erstes Kind war geboren worden, doch der Bruder des Königs war eifersüchtig. Er selbst wollte diese Frau, die so schön wie die Sonne war, sanft und weich wie die Federn eines Daunenbettes, um sein kaltes Herz zu wärmen. Daher schlich er sich, bald nachdem das Kind geboren war, in die weiße Burg und tötete seinen Bruder, um das Reich und die Frau an sich zu reißen.
Er wollte auch das Kind töten, doch konnte er dies nicht mehr, als er die Königin sah, die ihr Baby in Armen wiegte und ein Wiegenlied sang.
So ging er auf sie zu, legte ihr einen Arm auf die Schulter und erzählte ihr, es seien bewaffnete Männer in ihre Burg eingedrungen und ihr König wäre bei einer Auseinandersetzung mit diesen ums Leben gekommen. Es sei ein schrecklicher Unfall gewesen, doch er wäre ja noch hier und würde für die Königin und ihr Kind sorgen.
Die Königin blickte ihn aus großen türkisen Augen an und sagte, sie würde ihm kein einziges Wort glauben. „Ich kann in dein Herz sehen. Du hast meinen Mann getötet, um das Reich für dich einzunehmen, weil du auf ihn eifersüchtig bist. Möge dein Herz für eine hässliche Dämonin entflammen und möge sie dir nur Söhne gebären! Ich werde diesen Thron niemals verlassen und nie wieder wird der Weiße Thron einem Mann gehören. Niemals mehr.“, schrie sie und rief nach den Wachen, die den Mörder des Königs nach draußen brachten.
Die Königin schwor, dass niemand anderes, außer einer direkten Nachfolgerin von ihr, den Thron besteigen und das Königreich regieren werden würde. Nur einer Tochter, die das Licht, das den Leuten in dunkelster Stunde Hoffnung bringt, in sich trägt, wäre es möglich Königin zu sein und als neue Herrscherin akzeptiert zu werden.
Die Königin fürchtete eine Gefahr. Des toten Königs Bruder hatte sich, wie sie es gesagt hatte, in eine Dämonenfrau verliebt und sie gebar ihm einen Sohn, dessen Herz gefüllt war mit Hass gegen die Königin.
Als der Knabe älter wurde, wuchs sein Hass mit ihm und als er erwachsen war, errichtete er eine Burg, ähnlich der Weißen, aber aus schwarzem Gestein. Er vermählte sich und seine Frau gebar ihm nur männliche Erben. Von nun an nannte er sich selbst den Dunklen König und all seine Söhne führten dies fort. Am Ende hatte von ihnen nur einer überlebt und wurde selbst zum Dunklen König.
In der Zwischenzeit war eine neue Königin gekrönt worden und bekam eine kleine Tochter.
Beide Herrscher hatten genug Anhänger und Feinde unter sich und sie formten Armeen. Die Königin, um ihr Volk zu schützen. Der Dunkle König, um die Königin zu zerstören.
Der Konflikt dauerte tausende von Jahren an bis die Familie der Königin keinen Erben mehr hervorbrachte. Ein Wandel vollzog sich auch in der Familie des Dunklen Königs, denn dessen neuer Erbe war ein warmherziger Mann, völlig anders als seine Vorgänger. Er war sanft, nicht grausam und er nahm sich eine Priesterin des Waldes als Braut. Bald nach der Heirat gebar sie zwei Töchter. Es schien, als wäre der endlose Krieg nun zu einem Ende gekommen.
Sie ahnten nicht, dass dies nur der Anfang von etwas Neuem war.
Als die Töchter des Dunklen Königs zehn Jahre alt waren, gebar die Königin ein Kind. Ein Mädchen mit türkisen Augen, wie die der Ersten Königin.
Genau in dem Moment, in dem das Kind die Augen erstmals öffnete, verliebte sich der Dunkle König in eine Dämonin und diese vergiftete sein Herz und es wurde kalt.
Er plante, die Königin und ihre Familie zu töten, als diese ein Schiff bestiegen, um den langen Fluss entlang zu fahren, der das Land durchfloss, damit alle die kleine Prinzessin sehen konnten.
Kaum, dass das Schiff den Hafen verlassen hatte und tieferes Gewässer erreichte, zog ein Gewittersturm auf, der sich über dem königlichen Schiff konzentrierte. Das Schiff wurde von Blitzen getroffen und sank. Nicht ein Einziger der königlichen Familie hat überlebt. Das Volk weinte. Sie hatten ihre Hoffnung verloren.
Doch irgendwo gab es noch Hoffnung. Zwei Tage nach dem Geschehen, fand die Priesterin, die ehemalige Frau des Dunklen Königs, mit ihren Töchtern einen Knaben am Ufer der Insel des Waldes. Der Knabe hielt ein Bündel fest in Armen aus dem das Weinen eines Babys klang. Die Priesterin nahm die beiden mit sich mit. Mit in ihr Haus tief im Herzen des Waldes, wo sie den jungen Prinzen und die Prinzessin wie ihre eigenen Kinder aufzog, doch im Geheimen, verborgen vor der Welt.