Wie erwartet war Mr. Walsh zwar überrascht, dass ich zu spät war, schickte mich aber nicht zum Direktor. Man hatte, was die Lehrer anging, eindeutig Privilegien als Jahrgangsbeste.
Ich setzte mich auf meinen üblichen Platz am Fenster und folgte dem Unterricht. Mr. Walsh war ein Lehrer, der unglaublich begabt war. Begabt, die einfachsten Formeln und Gleichungen so kompliziert wirken zu lassen, dass jedem Schüler nach wenigen Minuten der Kopf rauchte. Von den schwierigeren Aufgaben will ich gar nicht reden. Oft verstand ich erst bei den Hausaufgaben, was er uns in seinem Unterricht versucht hatte zu erklären.
"Schaust du auch mal auf dein Handy? Ich hab versucht dich heute morgen zu erreichen. Wollte wissen ob du noch kommst. Aber hat sich erledigt. Ich sehe ja, dass du da bist.". Jules legte ihren Arm um mich.
"Sorry, hab mein Handy zu Hause liegen gelassen. War ein bisschen stressig heute morgen.".
"Hat dein Dad wieder so lange gefrühstückt?".
Ich konnte mir ein lächeln nicht verkneifen. Natürlich wussten meine Freundinnen von meinem allmorgendlichen Frühstücksdate mit meinem Dad. "Nein, der Wecker hat heute morgen verschlafen und vergessen mich rechtzeitig zu wecken. Könnte aber auch sein, dass ich den Wecker mehrfach nach hinter gestellt habe und deswegen ein wenig verschlafen habe." gab ich schulterzuckend zu und machte mich zusammen mit Jules auf den Weg in den Speisesaal.
Amy, Vicky und Jessica warteten dort schon auf uns. Es war Mittagspause und die verbrachten wir wie jeder Schüler an unserem Tisch in der Mensa. Jede Clique hatte da natürlich Ihren eigenen Tisch. Da war der Königinnentisch von Nancy und Ihrem speichelleckendem Gefolge, die Tische der Sportler und Cheerleader, der Tisch der Streber und so weiter. Unser Tisch gehörte zu einer der wenigen Ausnahme, an denen Schüler zusammen saßen, die sich auch wirklich leiden konnten. Die Zwillinge Jessica und Loreen sollten, nach den ungeschriebenen Regeln, eigentlich am Tisch der Volleyballerinnen und Hockeyspielerinnen sitzen. Immerhin waren Sie die Kapitäninen der jeweiligen Teams. Jules könnte an Nancy's Tisch sitzen und Ihre Kronprinzessin sein. Nancy würde nach diesem Jahr die Schule verlassen und viele der Schüler hier, sahen Jules als ihre Nachfolgerin. Einzig weil Sie in Sachen Aussehen und Style mit Nancy mithalten konnte, Charakterlich lagen aber Welten zwischen dieser Ziege und Jules. Amy könnte am Tisch der Künstler sitzen und wäre dort sofort der Star. Ihr Talent war wirklich herausragend und Ihre Bilder und Zeichnungen der absolute Wahnsinn. Vicky und ich dagegen, müssten an den Tisch der Streber umziehen und den ganzen Mittag über irgendwelche Leistungspunkte und Unterrichtsstoff reden, wenn die anderen nicht entschieden hätten auf diesen Quatsch zu verzichten und bei den Menschen zu sitzen, die Sie Ihre Freundinnen nannten. Was Ein Glück für Vicky und mich.
"Habt Ihr Loreen gesehen?" Jessica blickte Jules und mich fragend an.
"Nein.". Wir schüttelten beide den Kopf.
"Mist, Sie hat meine Notizen aus Englisch eingesteckt und ich muss doch nach dem Essen zum Training. Linda wollte Ihre Notizen mit meinen abgleiche.!" Linda war ein Mädchen aus Jessicas Hockeyteam und ziemlich nett. Sie kam aus Portugal und war erst seit einem Jahr in den USA.
"Sie wird bestimmt gleich kommen. Hatte Sie nicht gerade Unterricht bei Mr. Scott? Der überzieht doch gerne mal.". Amy hatte Ihren Kopf gehoben und sich in unser Gespräch eingeklinkt.
"Ah guck, da kommt Sie.".
"Da bist du ja endlich Lory. Ich brauche meine Englischnotizen." begrüßte Jessica Ihre Schwester und streckte ihr Ihre Hand auffordernd entgegen. Loreen ging nicht weiter auf diese Begrüßung ein und kramte in Ihrer Tasche, um Jessica Ihre Aufzeichnungen zu reichen. "Ich habe gerade mit Mr. Scott gesprochen. In 2 Wochen bekommen wir neue Schüler. Ein Junge und ein Mädchen, Geschwister, auch Zwillinge. Die Namen habe ich jetzt wieder vergessen, aber er hat mich gefragt, ob ich Ihnen nicht an Ihrem ersten Tag die Schule zeigen möchte. Ist das nicht aufregend? Ich darf Patin sein." Loreen quietschte aufgeregt bei Ihren Worten und hüpfte dabei sogar leicht in die Luft.
"Was soll daran so aufregend sein?" wollte Jessica wissen.
"Na, dann sind wir nicht mehr die einzigen Zwillinge an dieser Schule. Wie könnten uns mit Ihnen anfreunden, wir alle.". Betonte Sie und machte eine Geste in die die Runde.
"Du kennst Sie doch noch gar nicht und willst dich schon mit ihnen anfreunden? Ist das nicht ein wenig voreilig?" Jessica wirkte alles andere als begeistert über die Pläne Ihrer Schwester und das Gespräch schien sich zu einem Ihrer üblichen Streitereien zu entwickeln. "Ich bin mit meinen Freundinnen sehr zu frieden und brauche keinen neuen!".
"Jessica, jetzt bleib mal auf dem Teppich. Vielleicht wirst du Sie ja mögen! Genau wie bei Caitlin. Da warst du am Anfang auch skeptisch und jetzt?".
"Vergleich Caitlin nicht mit irgendwelchen dahergelaufenen Zwillingen, Caity ist cool.".
"Genau halte mich da raus. Ich bin cool!". Gab ich Jessica recht. Auch wenn ich wusste, dass das nicht so gemeint war, wie es sich für mich anfühlte, wollte ich nicht an die abwehrende Haltung von Jessica vor 3 Jahren erinnert werden.
"Natürlich bist du cool Caity und das wussten wir auch alle von Anfang an. Nur unsere liebe Jessy hier, war sich da nicht so sicher wie du weißt. Ich wollte damit auch nur sagen, dass die Neuen vielleicht auch cool sind.".
Jessica schnaubte "Ich bringe Linda meine Aufzeichnungen!"