Du leidest unter ständigem Druck. Er ist dein ständiger Begleiter. Du stehst auf und er ist da. Du gehst ins Bett und er scheint sich für einen Moment lang zu verabschieden. Aber dann liegst du doch stundenlang wach und überlegst, was du nicht alles noch hättest machen können und dass morgen doch keine Zeit ist, alles zu schaffen und dass du eigentlich jetzt noch gar nicht schlafen darfst, weil du dir Schlaf nicht erlauben kannst und immer nur durcharbeiten musst, dir keine Pausen gönnen darfst.
Druck. Er wird größer. Mit jeder Sekunde hast du mehr Druck. Druck, der auf dir lastet wie die Wolkendecke auf der Welt. Dein Gepäck wird schwerer. Mit jedem Blick wird der Druck größer. Größer. Und noch größer. Und noch viel größer. Und noch unendlich größer.
PENG! Doch nicht unendlich. Endlich. Mit dem Knall ist all der Druck geplatzt. Weg, endlich weg mit diesem Gewicht. Aufrecht stehen. Endlich ist das wieder möglich, aber... Aber du kannst es nicht. Zu lange litt dein Körper unter dem ständigen Druck. Unter dem Druck, der nicht abnahm, nur größer wurde. Größer und immer größer bis du unter ihm zerbrachst. Zerbrochen. Der Druck. Und du.
Manchmal hättest du gerne mehr Zeit gehabt. Manchmal wäre eine dritte, vierte und fünfte Hand nötig gewesen, um dem Druck standzuhalten. Manchmal hätte es auch eine Schulter getan, die einfach da gewesen wäre, um sich daran festzuhalten. Stattdessen klammerte man sich an dem Druck fest. Der Druck, der dich dazu brachte, immer mehr zu zerbrechen, war letztlich auch derjenige, der dir blieb, um dich festzuhalten. Du hattest für niemanden Zeit. Warst abgelenkt vom Druck. Hast nicht bemerkt, dass du den anderen Druck machst. Hast deine Freundin nicht gesehen, wie du ihr aus den Händen glittest.
PENG! Die Last fällt von deinen Schultern. Du liegst am Boden. Du hast es nicht geschafft. Aber du warst nicht zu schwach, der Druck war einfach zu stark. Er kämpfte gegen dich. Auch er wollte dich loswerden. Er konnte mit dir nicht mehr leben. Du konntest ihn ja gar nicht mehr tragen. Und er konnte dich nicht ertragen. So hat er sich mit jeder Sekunde verdoppelt. Wurde größer und größer, bis... PENG!
Stille. Endlich Stille. Keine Stimmen im Kopf, die dir sagen:
"Du hast das vergessen"
"Du hättest das machen müssen"
"Du bist zu schwach"
"Du darfst nicht schlafen"
Stille. Stille. Stille.
Nach einer Ewigkeit wird sie unterbrochen. Von einer Stimme in deinem Kopf.
"Jetzt bist du frei"