Dankbarkeit
An eine Person die ich noch nicht einmal kenne. Eine Person, die schon nicht mehr lebt. Eine Person die mit ihrem Tod mein Leben gerettet hat. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Es ist mitten in der Nacht und ich sitze auf meinem Bett und schaue durch die Fensterwand hinaus, wo die Laternen den dunklen Park erleuchten. Seit dem ersten Tag an dem ich hier war wünschte ich mir, dort unten spazieren zu gehen. Bisher war ich dazu allerdings nicht in der Lage gewesen. Gerade einmal die zehn Meter zur Toilette und zurück konnte ich ohne aus der Puste zu kommen hinter mir lassen. Doch das hatte sich geändert. Ich konnte wieder gehen, fast schon den gesamten Gang entlang! Das waren fast zweihundert Meter und ich war sehr stolz darauf. Wie schon oft in dieser Nacht fuhr ich mit der Hand unter mein Hemd, und legte sie auf die lange Narbe an meiner Brust. Diese war schon seit langem dort, aber jetzt würde sie nicht mehr geöffnet werden müssen. Meine Brust blieb verschlossen und das darin wurde wohl behütet. Als ich das Herz schlagen spürte, wurde mir schlagartig schlecht. Gerade als ich aufspringen wollte, um zur Toilette zu gehen, hörte es genauso schnell wieder auf wie es gekommen war. Mir sollte nicht schlecht sein, ich sollte froh sein darüber, dass ich etwas fühle. Früher konnte ich nur etwas spüren wenn ich etwas Anstrengendes getan hatte oder hyperventilierte. Jetzt konnte ich es spüren wann immer ich es wollte. Da war etwas in meiner Brust, das meinen Körper mit Blut versorgte, das mich gesund hielt und etwas, dass mir die Möglichkeit gab, mich frei und ohne Sorgen, Ängste und Schmerzen zu bewegen.
Und das nur weil eine andere Person gestorben war. Ich trug einen Teil von ihr in mir, machte es zu meinem und in gewisser weiße lebte diese Person, indem sie mir das Leben gerettet hatte, in mir weiter.
Und ich weiß welches Glück ich hatte, eine Organspende zu erhalten.