Es fühlte sich an, als ob man den Mittelpunkt der Welt gefunden hätte.
Rund herum wurde der Horizont von schneebedeckten Gipfeln gesäumt, deren weisse Spitzen mit den aufgetürmten Wolken verschmolzen.
Etwa fünfzig Meter weiter vorne ragte ein Nebengipfel in Form eines runden Felskopfes auf. Zwischen dem Gipfel und der Stelle an der ich mich befand fiel der Abhang einzige Dutzend Meter steil ab, gespickt von losem Schiefer und vereinzelten Schneefeldern.
Der Kopf schien schwer besteigbar zu sein, aber dennoch war es wohl einigen gelungen, denn auf dessen höchstem Punkt waren vier Steinmännchen gebaut worden.
Schwarze Vögel sassen überall auf den Felsen, stürzten sich von Vorsprüngen oder flogen umher. Es war beinahe unheimlich, wie ihre Schatten über den Stein glitten.
Neben den beiden Gipfeln ging es über einen Kilometer steil abwärts.
Zuerst kamen steile Klippen, die mit der Zeit in bewaldete Hügel übergingen und schlussendlich in einem steilen Tal, an dessen Grund ein Bach sprudelte, mündeten.
Es war ganz still hier oben. Das Einzige was ich hörte war das Krächzen der Vögel, das Rauschen des Windes und mein eigener keuchender Atem.
Von hier bis zum Horizont zogen sich Ketten sanfter Hügel und kleinerer Berge, über die sich Strassen wie weisse Schlangen wanden.
Der Himmel war hellblau, mit Schäfchenwolken überzogen, die die Sonne ab und an verdeckten und dann lustige Figuren in Form eines Hundes oder Drachen auf die Hügel warfen.
Der Wind umschmeichelte meine Wangen und spielte mit den Haarstränen, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten.
Die Luft war ganz klar und roch eigentlich nach nichts und trotzdem nach allem. Sie roch nach Freiheit und nach unendlicher Weite, danach als ob alles möglich wäre.
Dort in den Hängen, wo sich besonders viele Wege trafen, standen vereinzelte Ställe oder kleinere Häusergruppen.
Rechts von mir öffnete sich ein breites Tal mit grösseren Ortschaften und vielen Feldern, deren Farben über Dunkelgrün bis hin zu Hellgelb reichten.
Die Hänge, die daran grenzten waren mit dichten Nadelwäldern bedeckt.
Ich liess meinen Blick ein letztes Mal über die Landschaft schweifen und schloss die Augen.
Am liebsten hätte ich mich in einen Vogel verwandelt und mich in diese grenzenlose Freiheit gestürzt!
Ich freue mich gerne über eure Meinung dazu : )