Schwesterherz:
Lily traute ihren Augen nicht. Tee-jo. Erst Fay und nun Tee-jo. Hatte Samstag nicht gesagt, dass sie perfekt ausgebildet wären? Lügen, alles Lügen. Niemand hatte sie auf diesen Ort ohne Regeln vorbereitet. Hinter jeder Ecke lauerte der Tod, und nun war ihre Schwester tot, die starke, sportliche, wilde Tee-jo.
Lily zitterte. Es war dunkel und kalt, Schnee rieselte beinahe lautlos auf den Waldboden. Sie machte ein paar Schritte rückwärts, weg von den anderen, die geschockt neben den beiden Leichen standen.
Wieso ausgerechnet Tee-jo? Und hätte Lily mehr tun können? Hätte sie ihre Schwester retten können? Das Blut rauschte ihr in den Ohren. Sie hatte sie enttäuscht. Sie war unaufmerksam gewesen.
Der Mörder musste noch irgendwo hier sein. Lilys Angst wandelte sich in kalte Wut. Niemand, auch kein übernatürliches Wesen, durfte ihre Schwester töten und ungeschoren davon kommen. Das würde sie nicht zulassen, und wenn es Wahnsinn war!
Sie ballte die Hände zu Fäusten. Es war verrückt gewesen, sich auf diese Reise einzulassen.
Sie zog sich lautlos in den Wald zurück. In der Ferne hörte sie Motoren, drei Autos, erriet sie. Diese Etappe ihrer furchtbaren Reise ging zu Ende. Ob wohl auch Maike und Thomas zur Show gehörten? Lily glaubte nicht mehr, dass es hier noch Zivilisten geben könnte. Schritt um Schritt, schwerfällig und wie in Zeitlupe, schlich sie in das Gebüsch. Sie hörte Atemgeräusche, die nicht ihre eigenen waren. Etwas raschelte, bewegte sich schneller, als sich ein Wesen bewegen sollte.
Es war in den Bäumen. Mit einer ruhigen Bewegung, als wäre sie unter Wasser, stellte Lily den Sender an ihrem Handgelenk aus. Niemand würde sie finden können.
Sie bückte sich und hob einen Ast vom Boden. Es war wie ein Traum.
Als sie in den Himmel sah, starrten die Sterne zurück, unzählige von ihnen, bleich und gelblich. Sie blinzelten.
Lily packte den Stock fester. Tee-jo würde gerächt werden.
Es ging alles sehr schnell.