Scheiße verdammte! Es waren Rufus und Sam. Oder zumindest sah ich Sam, welcher sich an Rufus Rücken krallte und von diesem gehalten wurde. Man, was musste der Typ für eine Kraft haben? Egal, ich musste hier weg!
Aber bevor ich verschwinden konnte, trafen sich Sams und mein Blick für nur eine halbe Sekunde, bevor er wieder die Augen verdrehte und ich so schnell es ging aus dem Raum verschwand.
Was für ein Glück, dass Ethan nicht den Sattel aufgeräumt hatte! Sonst hätte Rufus jetzt ein ernsthaftes Problem! "Gut, es ist noch ziemlich früh, ich will erst in ein paar Stunden losfahren, was willst du machen?" Ethan gab mir einen Klaps auf den Oberarm und ging vor mir aus dem Stall.
Beinahe zur selben Zeit fuhr ein Auto auf den Hof und hielt mit quietschenden Reifen direkt vor dem Putzplatz. Es stiegen Rachel, Ethans Schwester, und noch ein anderer Typ, den ich Mal als ihren Freund schätzte aus. "Hey Eth! Wer is denn der Kleine? Hübsch!" er sprach Englisch, aber seines konnte man gut verstehen! Wenn Rufus in seiner Muttersprache redete hatte manchmal sogar Ethan Schwierigkeiten ihn zu verstehen.
Er sagte es läge daran, dass Rufus hier aufgewachsen war, wie seine Eltern, und er diesen Dialekt schon immer gesprochen hatte, während Ethan noch in Detroit geboren und dort auch eine Zeit lang aufgewachsen war. "Verpiss dich Liam!" schrie 'Eth' ihn an und zog mich dann am Arm in Richtung des Wohnhauses, wo ich nicht einmal meine Schuhe ausziehen durfte, bevor er mich nach oben in sein Zimmer trug.
Also wirklich tragen! Er hatte mich einfach so kurzerhand hochgehoben und nach oben getragen! "Ethan?" nachdem er mich auf sein Bett geworfen und sich in irgendeine Ecke gesetzt hatte. Jetzt lag ich mit dem Gesicht an die Decke gerichtet auf seinem Bett. "Was? Willst du mich auch noch nerven?" "Nein, aber ich nen dich ab jetzt auch nur noch ‚Eth'!" drohte ich und er konnte nur wieder den Kopf schütteln. "Bitte nicht, das macht nur der behinderte Freund meiner Schwester!" bat er.
„Warum behindert? Er sieht nicht so schlecht aus!" verteidigte ich den Jungen und Ethan schüttelte den Kopf. „Er ist aber schlecht! Immerhin haben nur sehr wenige Menschen schon mit achtzehn zwei Kinder! Und er hat zwei Kinder! Sogar mein großer Bruder hat das nicht hinbekommen und er ist Drogenabhängig!" schimpfte er und trat seinen Controller durch das Zimmer.
Wie konnte ein Mensch nur so schlecht darin sein, zu verhüten? Ich hatte schon viele Fünfzehn- und Sechzehnjährige kennengelernt, die schon ein Kind hatten, oder schwanger waren. Nicht das ich es schlimm fand, nein, wenn sie meinten, konnten sie ja gerne Mutter werden. Aber wenn sie mir dann erzählten, dass es alles Unfälle waren, dann wurde mir manchmal ein bisschen schlecht.
Denn irgendwie zerstörte so ein kleines Kind schon ein bisschen das Leben, oder nicht? „Beruhig dich, ich glaube deine Schwester ist intelligent genug, um zu verhüten!" ich kam zu ihm und nahm ihn sanft in den Arm. „Wahrscheinlich hast du recht." er drückte mich an sich und ich musste lachen. „Natürlich hab ich recht! Ich hab immer recht! Und jetzt zeig mir, was du dir heute Abend, oder besser, in drei Stunden, anziehen willst!" forderte ich ihn auf und er lachte, bevor er sich seinem Kleiderschrank widmete.
„Wow, du siehst ja unheimlich gut in diesem Shirt aus!" ich begutachtete Ethan von oben bis unten. Er war so wunderschön! „Denkst du ich sollte mir Concealer von meiner Schwester ausleihen?" er sah sich seine Narbe im Spiegel an. „Nein, warum denn? Ich dachte, da sind nur Freunde von dir?" ich stand auf und kam zu ihm. „Ja, aber die bringen doch auch alle Freunde mit, die ich nicht kenne!" er lachte und wuschelte mir sanft durch die Haare.
Freunde? Noch mehr fremde Leute? Aber ich hatte doch Angst davor, neue Menschen kennenzulernen! „Ich weiß, du musst nicht so verschreckt schauen! Ich pass ja auf dich auf! Also, Concealer oder nicht?" er nahm mich in den Arm und ich musste lachen. „Kein Concealer! Du musst doch nicht für diese Leute hübsch sein! Du bist hier schon hübsch genug!" begründete ich meine Meinung.
Während ich mich in meinem Zimmer umzog und darauf wartete, dass Ethan wieder zurückkam, dachte ich darüber nach wie ich mit Sam über den Vorfall sprechen sollte. Zum Glück erledigte sich das Thema sehr bald nachdem ich mit meinen Gedankengängen begonnen hatte, denn Sam kam von sich aus auf mich zu.
Es klopfte zuerst dreimal an der Tür, bevor sie sich langsam öffnete und ein peinlich berührter Sam in mein Zimmer schlich. „Ethan ist nicht da, warum gibts du dir solche Mühe, leise zu sein?" ich saß auf meinem Bett und löste ein Kreuzworträtsel. „Weil ich nicht wusste das er weggefahren ist, wohin wollte er denn?" er setzte sich neben mich und spielte mit den Fingern. „Ich weiß nicht genau, aber vielleicht besucht er ja Rufus, um ihm die Eier an die Oberschenkel zu kleben?" schlug ich vor.
„Nein, Rufus kümmert sich gerade noch um eine Boxentür, die kaputt ist, er ist nicht zu Hause." Sam lief hochrot an und ich schüttelte nur den Kopf. „Ich würde Ethan Drohung an Stelle von Rufus sehr ernst nehmen! Und es nicht auch noch aufs Spiel setzen, was ist nur los mit ihm? Und mit dir? Du musst das doch ernst nehmen!" schimpfte ich und Sam hielt mir den Mund zu.
„Hör auf darüber zu reden! Es tut mit ja leid, aber ich liebe Rufus einfach! Und wenn man jemanden liebt...". „Vögelt man ihn in der Sattelkammer?" unterbrach ich ihn. „Nein! Man hat einfach so Sex! Und ich dachte, eure Reitstunde würde noch ein bisschen länger dauern!" verteidigte er sich. „Das ist doch keine Entschuldigung warum ihr das getan habt! Wenn Ethan euch erwischt, oder ich es ihm erzählt hätte, währe Rufus so gut wie tot!" ich verschränkte die Arme trotzig vor der Brust.
Hatte ich denn nicht recht? Sam brachte sich und Rufus in Gefahr! „Ja, ich weiß! Aber findest du nicht auch, dass Ethan überreagiert?" er rollte genervt mit den Augen. „Ich mochte seinen Exfreund auch nicht, vor allem weil er ein Arschloch war und mich die ganze Zeit begrabscht hat, aber hab ich mich einmal beschwert? Oder solche Drohungen geäußert? Nein! Hab ich nicht!" beschwerte er sich bei mir.
„Du bist nunmal sein kleiner Bruder und er will dich beschützen, ich kann ihn verstehen!" ich klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. „Ich verstehe nur nicht, warum es ihn erst jetzt stört! Es ist ja nicht so als hätten wir nicht auch die letzten drei Sommerferien nichts anderes getan als gevögelt." den zweiten Satz nuschelte er mehr.
Ich musste auf seinen Kommentar hin kichern. „Wie alt bist du denn Dennis? Hör auf so blöd zu kichern!" er stieß mich in die Seite und musste ebenfalls lachen. „Ich frage mich, ob du und Ethan schon miteinander...". „Nein! Natürlich nicht! Über sowas sollten weder du noch er nachdenken!" schrie ich.
„Sprichst du von Rufus, oder mir? Worum geht es überhaupt?" Ethan stand in der Tür und hielt eine Tüte in die Höhe. „Ich hab euch beiden was mitgebracht!" lachte er und setzte sich vor das Bett auf den Boden. „Uh, du warst einkaufen? Um wie viel hast du die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten, damit du jetzt wieder da bist?" Sam lachte und Ethan zuckte mit den Schultern. „Nicht so wichtig."
Er holte ein paar Süßigkeiten aus seiner Tüte und legte sie zu uns auf das Bett. „Sucht euch was aus." er wollte wieder gehen, aber Sam hielt seine Tüte fest. „Und was hast du dir gekauft?" fragte er neugierig. Daraufhin hielt Ethan uns beiden die Tüte hin und Sam schüttete sie aus.
„Wow." mehr bekam ich nicht heraus. „Was ist das?" ich hob eine Schachtel hoch und drehte sie in meiner Hand. „Wenn du es nicht kennst, leg es einfach wieder hin." er schüttelte den Kopf. „Also Sam, nimm dir dein Zeug. Bist du fertig Dennis?" er winkte mich zu sich und ich folgte ihm natürlich so schnell ich konnte nach unten und zu seinem Auto.
„Man, ich bin total aufgeregt und ich freue mich, deine Freunde kennenzulernen!" ich schnallte mich an und Ethan ließ sich neben mich auf den Beifahrersitz fallen. „Du wirst sie hassen. Sie sind laut, reden viel und trinken noch mehr!" er lachte und klopfte mir auf den Oberschenkel. „Du wirst Spaß haben!"
Wir fuhren beinahe eine Stunde, und es war schon dunkel als wir an einer hell erleuchteten Hütte ankamen. „Wow, da sind sicher viele Leute, zumindest wenn ich mir anschaue, wie viele Autos hier stehen!" ich staunte nicht schlecht, es waren wirklich unheimlich viele Autos! „Und jetzt muss man sich noch vorstellen das in jedem Auto mindestens zwei Leute sitzen!" Ethan parkte ziemlich weit vorne, weil sein Name auf einem Schild stand, welches notdürftig in den Boden geschlagen war.
„Ach ja, hier reden alle Englisch. Also musst du ein bisschen übersetzen. Und bitte halt dich von Leuten fern, die dich angrinsen, als würden sie dich am liebsten in ihrem Auto nageln." er lachte und ich stimmte natürlich sofort mit ein. „Keine Sorge, ich werde den ganzen Abend nicht mit dir reden!" ich zwinkerte ihm zu.
Als wir die Hütte durch die Hintertür betraten, wurde Ethan sofort von ein paar Jungs mit lautem Gejohle begrüßt und er gesellte sich prompt zu ihnen. „Na, hat dich auch jemand hergezerrt?" ein Mädchen mit langen blonden Haaren und einem Ausschnitt bis zu den Knöcheln drückte mir einen Becher in die Hand, nachdem sie mich in einem schrecklichen Englisch angequatscht hatte. „Ja, ich bin mit Ethan hier!" antwortete ich ihr.
„Ethan? Mein erster Freund! Du bist Dennis!" sie lachte und ich nickte nur. „Dennis! Komm hier her!" Ethan winkte mich zu sich und ich verabschiedete mich sofort von dem Mädchen. Sie war mir irgendwie unheimlich. „Halt dich von meiner Ex fern, sie will sich an mir rächen." er lachte und trank von dem Bier, welches er in die Hand gedrückt bekommen hatte.
„Warum das denn?" ich drückte mich eng an ihn, weil noch ein weiterer Freund von ihm Platz neben mir haben wollte. „Ich hab mit ihr geschlafen und ihr danach gebeichtet, das ich schwul bin." er lachte und bot mir sein Bier an. „Wow, du bist ja ein richtiges Arschloch!" ich lachte und setzte mich auf seinen Schoß.
„Hey! Ich dachte du hältst dich von mir fern!". „Mir sind die Leute, die sich an mich drücken und anscheinend einen Ständer haben," ich schaute zu dem Typen neben uns, welcher mich blöd angrinste, „generell suspekt." ich kuschelte mich enger an Ethan.
Dieser redete mit seinen Freunden anscheinend über irgendwelche Footballteams. Ich verstand nicht wirklich viel von ihrem Gespräch, aber irgendwann holte jemand einen Koffer mit einem Pokerkit heraus. „Spielen wir zusammen?" Ethan drehte mich auf seinem Schoß um, sodass ich die Karten nehmen und er auch hineinsehen konnte.
„Wie viel Einsatz geben wir?" er holte seinen Geldbeutel heraus und ich beobachtete derweil, wie die anderen dem Spielleiter Geld gaben und dafür Chips bekamen. „Ein gelber Chip kostet Tausend Euro?" ich bekam meinen Mund kaum mehr zu. „Ja, aber wir spielen schon seit Jahren und da sammelt sich schon ein bisschen was an. Jeder bekommt die Chips, die ihm noch übrig geblieben sind.".
Während Ethan also seine paar Chips bekam, nahm ich auch meinen Geldbeutel raus. „Und wo kommt das Geld her?" fragte ich und nahm mir meine acht grünen Chips. „Von Leuten wie dir und das Taschengeld von uns allen seit fast vier Jahren. Außerdem haben unsere Eltern auch manchmal mitgespielt und verloren." er lachte und nahm seine Chips entgegen.
„Wow! Bist du gut im Poker?" ich nahm die Chips in die Hand und er lachte. „Geht so. Ich lass mir nicht oft was auszahlen und setze dafür immer mindestens dreihundert Dollar." er nahm die Karten auf und wir fingen an zu spielen. „Aber heute musst du dir was auszahlen lassen! Und was ist mit den Chips in deiner Jackentasche?" ich deutete auf seine Hand. „Die setze ich nie. Einfach um nicht zu viel Geld zu verlieren.".