Stimmen bahnten sich einen Weg in seine Gedanken und ließen ihn, obwohl schlafend, doch aufhorchen. Sie konnten nicht weit entfernt sein, denn der fremdartige Akzent auf dessen Zunge war deutlich herauszuhören. Allmählich wurde ihm gewahr, dass es sich bei den Sprechenden nicht um einen neuerlichen Traum handelte und wo er sich nach wie vor befand - liegend in einer alten Holzfällerhütte.
Sein Atem ging gemächlich, als er sich aufrichtete und umsah. Piwki hatte einen Weg ins Innere und in den offen stehenden Rucksack gefunden, wie sollte es auch anders sein. Er schüttelte lächelnd den Kopf. Man konnte diesem seltsamen Tier einfach nicht Böse sein.
Vorsichtig, ohne einen verräterischen Laut zu verursachen, lehnte er sich an die Tür und zog behutsam den klobigen Riegel zur Seite. Draußen begann allmählich die Nacht zu weichen, obgleich es im Wald noch immer finster war. Er huschte durch den Spalt, zog die Tür in Stellung und suchte Deckung hinter einem Stapel ungespaltenen Holzes. Die Stimmen nährten sich und er strengte sich an, den lauten zu lauschen.
»Ich nicht verstehen.«
Genervtes Grunzen folgte. »Du nichts verstehen. Dein Volk wird nie etwas verstehen.«
»Warum«, erbot sich der andere fragend.
»Wie oft noch. Ihr seid geschaffen, um zu tun, was immer ihr tun sollt. Wir hingegen sind geboren und dienen aus freien Stücken.«
Si'mon bildete sich förmlich das Kopfschütteln des Ersteren ein, auch wie er sich nachdenklich das Kinn oder die Schläfe kratzte. Ein einzelner Fackelschein glomm auf, der nunmehr zwei Gestalten zu erkennen gab. Der Zweite ragte um Kopfeslänge hervor und war vom Körperbau deutlich kräftiger.
»Nicht ganz stimmen.«
»Hä, was?«
Sie blieben nur wenige Längen vor seinem Versteck stehen. Aufmerksam beobachtete er das ungleiche Paar.
»Mein Volk nicht immer geschaffen. Mein Volk wie deines auch war geboren. Kamen aus dem Schoß unserer Weibchen.«
»Hä? Dann erzähl mir bitte wie ...« Etwas viel zu Boden, der kleinere der beiden, ein Mensch in lederner Montur, griff sich an die Hose und nestelte an dieser herum. Sie rutschte ihm bis zu den Füßen und er hielt sein Gemächt wie ein Bittsteller in der Hand. Wäre die Situation doch bloß nicht so abwegig. Si'mon musste sich auf die Zunge beißen, um ein Glucksen zu unterdrücken.
»... ihr euch ohne solch Schwengel vermehren wollt? Es geht nicht.«
Sein Gegenüber sah unbeeindruckt hinab. »Kleines ... Ding. Nicht gut für Weibchen. Mein Volk vor langer Zeit hatte auch ... Schwengel. Viel größere ... »Der Sprecher deutete mit seiner rechten Hand in die Richtung. »... Schwengel.«
Der Mensch hatte derweil seine Hose wieder an Ort und Stelle und blickte hinauf, verkniff sich jedoch jeglichen Kommentar.
»Gehen wir weiter.«
Sie müssten mit Blindheit geschlagen sein, wenn sie den auch in der Dunkelheit herben Unterschied nicht bemerkten. Si'mon konnte die Unterbrechung des Bannes deutlich erkennen. Dennoch, sie gingen unbeirrt daran vorbei. Er erschrak innerlich, sie waren nah genug heran und der Lichtschein der Fackel spendete ausreichend Licht. Es war ein Mensch und ein ... ein grobschlächtiges Wesen.
Wie bereits erahnt, überragte es seinen menschlichen Begleiter um Haupteslänge. Seine gesamte Körperstatur glich beinahe die eines Menschen oder Lynken, nur das dieses um ein Vielfaches muskulöser war. Ma'rit beschrieb seinen Körper neckend als durchtrainierten Muskelprotz, mit der Eleganz und Geschmeidigkeit eines lynkischen Flachbauches. Seine Muskeln waren wohl proportioniert und wirkten nicht aufdringlich. Die dieses Wesens hingegen strotzten geradezu. Hände und Füße waren massiger als die seines Gefährten und sein Kopf ähnelte dem einer Fledermaus. Eine kurze nach oben gezogene Nase, kantiges Kinn, eine flache Stirn und spitz zulaufende Ohren. Sein Körper blieb so weit er erkennen konnte frei von Haarwuchs. Er trug lediglich einen aus leinen mit Leder verstärkten Lendenschutz und eine silbrige schimmernde Kette um den Hals.
Selbiges Wesen hob den Kopf und blickt Richtung Hütte. Er schnüffelte, als nehme er Witterung auf.