»Sie werden wiederkommen Mama. Mach dir keine Sorgen. Schließlich ist er mein Freund und hat es versprochen.« Er klang gar nicht mehr wie ein kleiner naiver Knabe. Er war gereift und schien sich an Simon zu orientieren.
Obwohl noch sehr Jung, war er doch der Erbe Kilians - ihr König. Er besaß eine natürliche Autorität, eine Zuversicht und hinterließ Hoffnung, wo keine war. Oder ... vielleicht doch?
Sie heftete ihren sorgenvollen Blick wieder in Richtung des Waldes. Jenem, in welchen Wolff mit seinen Soldaten ritt.
Helena nannte sie lieber Krieger oder Kämpfer, weil sie genau dies taten. Sie kämpften in nutzlosen Kriegen. Ein jeder, auch jedwede Konfrontation, welche einen heraufbeschwören könne, war ihrer Ansicht nach überflüssig.
Ihr Liebster jedoch beharrte auf seinen Standpunkt. Als kämpfender Angehöriger des Königs sei man Soldat und dies sei bereits lange vor den Zeiten der Zeit so gewesen. Auch wenn ihre Ahnen diesseits der Ufer, jene, die die Lynken mit sich nahmen, als Lords und Schwertmänner bezeichnet wurden, seien sie nicht anderes als eben dies - Soldaten.
Veit beschattete mit seiner Linken die Augen und blickte hinauf zu den Hochebenen. In seiner Fantasie legte er sich den Ritt neben Simon zurecht. Wie sie gemeinsam die großflächig bewachsenen Grasebenen befreiten. Höfe wiedererrichteten, Vieh zusammentrieben und vor den Toren der Naïns standen.
Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge und hob den Blick zu seiner Mutter. »Sie kommen zurück Mama. Papa und Simon ... sie kommen zurück und bringen mehr als nur Hoffnung.«
Helena drücke ihren Schatz fest an sich. »Ja. Du wirst sehen. Du behältst Recht.«
Der Überweg oder besser die Furt, hinüber zur Insel verlief ereignislos und das Wasser reichte ihnen gerademal bis an die Oberschenkel. Si‘mon hatte bereits von Weitem weiße Unregelmäßigkeiten am Inselufer ausmachen können, die wie Knochenreste in der Sonne erbleichten.
Er hatte als Erster festen und trockenen Boden unter den Füßen. Er kniete nieder, um seinen erspähten Fund zu begutachten. Vorsichtig hob er vereinzelte Reste auf und drehte sie vor und zurück. Runzel bildeten sich auf seiner Stirn.
Kylion hockte sich neben ihm und hob ein weiters Teil auf. »Was denkt ihr?«
Er sah auf und hob fragend die Brauen. »Ich Weiss es nicht aber es sieht aus wie ein übergroßes Stück von einem Ei.«
Si'mon bemerkte, wie sich der Adamsapfel seines Gegenübers hob und wieder senkte. Egal wohin der Blick sich richtete, überall waren diese aus Kalk bestehenden Schalenreste zu sehen. Kylion wirkte verunsichert. Ob er etwas darüber wusste?
Noch bevor er ihn eine entsprechende Frage stellen konnte, unterbrach ihn wutschnaubendes Gebrüll, welches von oberhalb der Insel zu ihnen herüber erscholl.
Einigen seiner Begleiter wurde unwohl und Gänsehaut schlich ihren Armen entlang. Sie hefteten ihre Blicke auf ihren neu ernannten Anführer und Kylion. Sie vertrauten den Zweien und würden sich auf ihr Geheiß verlassen. Wieder einmal wurde deutlich, dass die wenigsten von ihnen erfahrene Kämpfer waren, gar sein wollten. Um ihre Freiheit zurück zu erhalten, leistete jedoch ein jeder seinen Beitrag.
Kylion war, der erste der seine Klinge zog und hinauf der Baumreihen sah. »Von dort oben sollten wir einsehen können, was uns erwartet. Beeilen wir uns lieber.«