Von der Unerschrockenheit der beiden angeregt, trafen seine Begleiter kurz darauf im Geschehen ein, obgleich sie nur über unzureichende Kampferfahrungen verfügten.
Ihre mitgeführten Schwerter und Lanzen hielten die Angriffe ihrer Gegner lediglich auf Abstand, schafften es hingegen jedoch nicht einen zu verletzen. Wenngleich sie dem Schein nach im Getümmel des Scharmützels im Wege standen, wusste Si'mon jedwede geschaffene Ablenkung, die diese Männer mit ihrem unbedarften Tun verursachten auszunutzen. Einer nach dem Nächsten vielen ihm und Mithrodin zum Opfer. Sein Geist verschwamm mit dem Tanz seiner Klinge.
Mahnende Rufe und Grunzlaute eines Trolles trieben aus weiter Ferne an sein Ohr und so besann er sich, wo er sich befand. Er fühlte die Gefahr mehr als das er diese bewusst wahrnahm und so drehte er den Kopf reflexartig. Sein Körper folge der Bewegung der vorangegangenen Richtung. Eine schwarz behaarte Klaue schrammte um Haaresbreite an ihm vorbei.
Die Rufe waren nicht für ihn bestimmt, bewahrten ihn jedoch vor einer tödlichen Verletzung, die eindeutig seinem Haupt galt. Die Laute verstummten jäh und wehklagend, als Spinnen auf den Verursacher zuhielten und ihn ohne jegliche Gnade regelrecht zerstachen. Ihre spitz zu laufenden Klauen gruben sich immerzu in den bereits geschundenen Leib.
Si'mon prustete erschrocken und sank schnaufend in die Hocke, als er brüsk zur Seite gestoßen wurde. Einer dieser Spinnenmänner landete unsanft auf ihm, als Grom mit seinen hammerkopfgroßen Fäusten auf diesem einschlug. Das Biest versuchte sich aufzurichten und drückte Si'mon unter sich immer tiefer in den Boden, sodass ihm drohte die Luft auszugehen. Es rekelte und zappelte wild umher, um den wiederkehrenden Schlägen auszuweichen und zu kontern. Lodernd heißer Schmerz jagte ihm durchs Bein und schien ihm die Sinne rauben zu wollen.
Der unsägliche Druck auf ihm ließ nach unermesslicher Zeit endlich nach und gierig sog er Luft in seine mittlerweile gequälte Brust. Das Brennen im Bein hielt weiterhin an. In zuckenden Schüben jagten Schmerzen hindurch.
»Du bist verletzt.«
»Weg von ihm«, brüllte die Stimme Kylions, als Grom im Begriff war Si'mon aufzuhelfen.
Mit erhobenen Händen ließ er von ihm ab und trat schuldbewusst zur Seite. »Will nur Freund Si'mon helfen.«
Ehe er sich gewahr wurde, was tatsächlich geschah, hielt eine kräftige Hand seinen Bemühungen stand und hinderte ihn am Aufrichten. Er hob und streckte den Kopf so weit, wie seine Muskulatur es zuließ, und versuchte einen Blick zu erhaschen. Sein Beinkleid war zerstoßen und tränkte sich Rot.
Der Boden unter ihm begann augenblicklich zu zucken und zu beben, als der blutdurchtränkte Stoff den Lebenssaft hindurchließ. Er vernahm ein seltsames Geräusch, dessen Ursprung diesem Stumpf entstammte.
Grom schob sich in sein Blickfeld und dessen Gesichtszüge verzogen sich. Seine Haut spannte sich eigenartig über seine kahle Stirn. War das ein Lächeln? »Spinnenwicht hat dich verletzt. Jetzt ist er Tod.«
»Was. Ich ...« Si'mon schien sichtlich verwirrt und sein Blick suchte den nahenden Feind. Prusten, Keuchen und verlegenes Fluchen waren hörbar aber keinerlei Kampfgeräusche.
»Grom, was machst du hier und was ist mit dir passiert?«
»Hab doch gesagt, dass ich gehe zu meinen Brüdern. Wir kämpfen jetzt. Du hast mich befreit und ich meine Brüder.«
Si'mon sog tief Luft ein, als Kylion begann die bereits aufgeschlitzte Hose mit geschickten Handgriffen komplett entzweizureißen und seine Wunde begutachtete. Die Augenlieder flatterten vor Pein und ein wehklagendes Schluchzen entdrang seinem Mund.
Kylion quittierte es lediglich mit verdrehenden Augen und einem stummen Vorwurf auf den Lippen. Er drückte und verzog die Wundränder. Jedes Mal schossen sengende Schmerzen seinem Bein empor und ließen ihn die Fäuste ballen.
»Glück gehabt. Die Wunde ist Tief aber es scheint nichts gebrochen. Wir legen einen straffen Verband an und dann sollte es gehen.«
Si'mon besah sich seinem Gegenüber und nickte hinüber zu dem Baumstumpf.
»Erst der Verband«, beharrte Kylion und drückte seinen Anführer wieder nieder.
Eng und entsprechend straff wickelte er einen sauberen Stoffverband aus den mitgeführten Taschen, die ihm Gerald reichte. »Wird es ausreichen oder müssen wir zurück nach Senkenthal?«
Kylion las in Si'mons Zügen. »Wohl kaum. Vermutlich müssten wir unseren Herrn gehörig auf den Kopf hauen, um ihn bewusstlos dorthin zurück zu bekommen.« Sein Blick hob sich zu Grom, der ihn hingegen mit Besorgnis erregendem Ausdruck musterte. »Aber unser großer Freund dürfte etwas dagegen haben.« Ein mahlendes Grollen, welches aus seinem Halse drang, bestätigte diese Annahme.
Si'mon lenkte ein und zog die Aufmerksamkeit wieder auf seine Person.
»Ich meine deine Aussprache Grom. Du klingst nicht mehr so ... stotternd.«
Angesprochener verstand und nickte. »Das Gift der Spinnen lähmt nicht nur unseren Geist.«
Musternd maß Kylion den Koloss von Kopf bis Fuß, sah sich um und schnaubte. »Zwei von diesen großen Tollpatsche und vier von unsrigen.«
»Vorsicht Kriegermensch. Tollpatsch dir geben Trollklatsche.«
Si'mon sah alarmiert auf und musterte gleichwohl Kylion als auch Grom, konnte sich ein Schmunzeln jedoch nicht verkneifen. Der Troll hatte eindeutig mehr Humor als dieser geheimnisvolle Mann.
»Helft mir auf, wir müssen dieses Ding zerstören.«
Eben jenes Ding, jener schwarze Stumpf zischte und sein in Versagen geraten grollendes Pumpen begann von Neuem. Beinahe zur gleichen Zeit spürten sie die einkehrende Veränderung rings herum. Das bekannte Gefühl der Unmut, die Unlust sich zu bewegen.
Kylion und Grom wendeten sich zeitgleich dem Ziel zu. »Beeilung. Diese verfluchte Lähmung entstammt diesem Ding.«