Sommer, Sonne, Herzinfarkt
Ist er nun bald rum, oder geht die Saison des gelben Drachen in die Expansion und spart dem Fuchs anhängend sogar noch Heizkosten? Steht dem Ausstieg aus der Kohle, der hochgepushten bundesregierlichen Brückentechnologie, bald nichts mehr im Wege? Wobei das Ding mit der Stabilität von Brücken ja bekanntlich auch nur ein Unikum auf tönernen Füßen ist. Mir soll´s egal sein, die Teilzeitredakteure mit Baumschulabschluss aus den Radios dieser Idiotennation finden Sommer geil, Temperaturen nahe der Kernschmelze großartig und Biergärten als Endlösung ein probates Mittel. Und wenn die das sagen …
Was macht denn der Teutone mit seinem endlosen Sternenglühen? Macht er sich nen Wirsing drum? Nee, ganz und gar nicht, ist das Resthirn bei der Wämse doch eingetrocknet wie Toastbrot unterm Küchentisch. Dann macht er eben Urlaub, holt sich den Melanom - Freifahrtschein, stapelt seinen aufgeschwemmten Kadaver neben den von zahllosen anderen Verbrutzelten auf den ausgedörrten Wiesen überfüllter Freibäder und ausgetrockneter Baggerseen. Wie bei der Grillweltmeisterschaft in der Gartensparte wenden die Deutschen ihre Leiber zum gleichmäßigen abfackeln, schwitzen sich den letzten Zipfel Verstand aus der Wurstpelle und nennen das entspannte Freizeit. Entspannte Freizeit zwischen plärrenden Plagen, saufenden Berufschillern, kackenden Hunden, zwischen Bratwurstmief und klebrigen Softeisrestern. Stundenlanges Anstehen an hygienisch allerhöchstens fragwürdigen Holzbuden um überteuerte gesättigte Fettsäuren und Zuckerplürre für die Wänster als Vollwertkost zu ergattern und den Rotzern in die ewig schreienden Mäuler zu stopfen, auf dass sie selbige schmatzend mal für 2 Minuten stillhalten. Wenigstens so lange, bis die erste Wespe oral verklappt wird! Packt die Badehosen ein, ihr Vollspacken! Das muss unglaublich befreiend für Geist und Seele sein.
Oder wie wäre es, die ganze nervige Familie, die sich ein komplettes Jahr wegen jedem Fliegenschiss auf die Nüsse geht in einen blechernen Viertakter zu zwängen um damit den Urlaub im Autobahnstau zu verbringen. Tuckernde und rauchende Blechlawinen mäandern über Betonkrebs, durch stets unbemannte Baustellen und vorbei an zahllosen Blechschäden. Und wenn der ganze Müll zum stehen kommt, geht man eben mit den nörgelnden Nervensäcken und kampferprobten Schwiegermüttern auf der Piste spazieren, knüpft konspirative Verschwörungstherorien mit dem Mazda von nebenan, oder scheißt und pisst jede erreichbare Böschung voll. Pfiffi kotzt in den Boliden und Vater dreht nach ner Viertelstunde komplett durch. Auch weil Mutter klischeebehaftet nicht mehr weiß, ob die Haustür zugeschlossen ist und die Waschtasche noch im Bad rumgammelt. Junior rammelt mit den Zwergenfüßen in die Rückenlehne und der Akku des Wischphones kackt bei der 5. Staumeldung ab. 40 Grad im Schatten und die Klimaanlage wickelt ihr Elektronikherz um die abgelaufene Garantieleistung. Ist Sommer so etwa besser?
Ist der Aufenthalt beim bösen Ausländer da das bessere Mittel, um dem Stress, der sich in dieser Zeit im Vergleich zum Restjahr überproportional steigert, zu entfliehen?
Na ja, dem Wetter ist es so was von Ritze!
„Mensch Peter, bist ja auch da (im Biergarten), warste schon im Urlaub?“
„Ja, Korfu – nie wieder sag ich Dir – viel zu heiß!“
Ach was!
Oder Ägypten.
„Und wie war´s dieses Jahr?“
„Für volle Minibar und frische Handtücher war immer gesorgt, hab dem Boy nen 10er zugesteckt.“
„Und Kultur, Pyramiden. Kamele galoppieren, Mottenteppiche andrehen lassen?“
„Nö, waren nur in der Hotelanlage, is ja alles mit drin im Preis. Und sicher war´s auch, überall an den Eingängen Armee mit Sturmgewehren. Haben gut aufgepasst.“
Krieg ich Krawatte bei so viel dummdreister Ignoranz, wir sind scheinbar auf dem Wege Richtung Neo - Kolonialisierung.
Da fahr ich doch lieber ins Grüne zum Campen, hau den Konservativen Dauerverweilern auf die Finger, wenn sie Rollrasen und Gartenzwerge aus den rollenden Wohnzimmern schleppen und entspanne in einer freundlichen Holländerenklave und partiell unter schwedischen Pfadfindern und juvenilen Sterbekandidaten. Damit kann ich um, da kann ich mich zurücklehnen und zur Not gibt es Ohropax und warmes Bier!
Und ihr so?