Es gongte und ich schlich mich still und heimlich aus dem Klassenzimmer. So schnell es ging, lief ich aus dem Schulgebäude. Der früher betonierte Weg war schon vor etlichen Jahren aufgeplatzt und Löwenzahn und Gras sprossen aus den Löchern. Nervös sah ich hinter mir und sah die langsam näher kommende Menge der Kinder. Viele sagten, ich sei verrückt. Andere ich sei eine Missgeburt. Wortwörtlich. Die meisten mieden mich und es war mir recht so. Plötzlich blieb ich mit meinem Zeh an dem geplatztem Asphalt hängen und fiel auf den Boden. Mein Bein schlug mit voller Wucht auf den Beton. Ein ekelerregendes Knacken ertönte und ein höllischer Schmerz pocherte im Knie. Tränen schossen mir in die Augen und stockend versuchte ich zu Atmen. Kieselsteine bohrten sich in mein kaputtes Knie. Es floss kein Blut, aber man sah unter der Haut die leicht verrutschte Kniescheibe.
Ich wimmerte auf. Das Bein brannte und ziepte und für meine Hüfte und meiner Wirbelsäule fühlte es sich auch nicht so gut an.
Langsam versuchte ich aufzustehen und zu ignorieren, dass kleine Sandkörner sich in die aufgeschürfte Oberfläche meiner Hand reindrückten.
Es tat so weh!
Tränen liefen mir über die Wangen und es sammelte sich eine kleine Traube von Schaulustigen Kindern um mich herum.
"Na, sind wir wieder hingefallen?"
Claire McKenzie, ein Mädchen, das böser nicht sein konnte. Wie jeder Bösewicht, hatte sie eine Unterstützerin in ihrem Tun. Miss Cole. Miss Cole war die Leiterin des Waisenhauses.
„W-Was g-geht dich d-das a-an", ich erbrach mich und hinter meinen Schläfen pocherten die Kopfschmerzen.
In meinem Knie brannte ein Feuer und ich roch den abgestandenen und säuerlichen Geruch des Erbrochenen. Der Ganze Schmerz benebelte meine Sinne und ich schwankte leicht. Langsam hinkte ich los. Mein schmerzendes Knie zog ich hinter mir her und jeder Schritt trieb mir neue Tränen in die Augen. Verächtlich sah Claire mich an, denn ich konnte mich nicht mehr halten und brach zusammen. Mit meinem verletzten Knie schlug ich abermals auf den Boden auf. Es knackte, ein grässlicher Schmerz zog sich durch die Wade und das Bein wurde schlaff. Es war gebrochen und ausgerenkt. Nutzlos. Ich schrie, als ich fiel und erbrach nochmal diese ekelhafte Galle, die aus meinem Magen kam. Ich schluchzte und schrie meine Qualen heraus. Meine Augen brannten und es wäre mir lieber, wenn man mir mein verletztes Bein abschlagen würde. Das Bein stand in Flammen und fras sich durch das Bein. Höllischer Schmerz machte sich auch in den Händen bemerkbar. Sie bluteten und juckten und ziepten und zwiebelten.
Ich war so nah, aber doch so weit vom Waisenhaus entfernt. Groß und prachtvoll stand es wenige hundert Meter vor mir, nur einen Fehler gab es. Es war nicht prachtvoll, sondern heruntergekommen. Ganz oben, in der Spitze, lag mein Zimmer versteckt. Jedes Mal, wenn man die Treppen hoch stieg, bekam man die Angst und Verzweiflung zu spüren und je höher man ging hörte man ab und zu mal Gestöhne und Schreie. Durch den ekelhaften und abgestandenen Geschmack im Mund würgte ich nochmal, oder ich versuchte es, denn ich hatte nichts mehr im Magen.
Es gongte zum Mittagessen und die Traube löste sich schnell auf, denn Miss Cole machte sich einen Spaß daraus, diejenigen zu bestrafen die zu spät kamen.
Der Schmerz betäubte mich und langsam entschwand mein Bewusstsein die Kraft wach zu bleiben. Der äußere Teil meines Sehens wurde langsam schwarz und meine Gelenke wurden schwer, doch eins bemerkte ich noch. Claire blieb noch eine Weile neben mir stehen und sah mich verächtlich an, dann spuckte sie auf meinen Kopf. Es war so erniedrigend.
Es tat so weh. Ich wollte endlich der Wirklichkeit entfliehen, ohne Ärger leben.
Meine Lider schlossen sich und alles wurde Schwarz und ich konnte mich endlich ausruhen...
~Erinnerung aus vergangenen Zeiten~
Ein kleines Mädchen sitzt in einem alten Sandkasten, in dem schon Gras wächst. In der Nähe steht ein großes und prachtvolles Haus. Es ist das prachtvollste und schönste Waisenhaus von ganz Greenwich.
Eine junge, gelassen wirkende Frau kommt mit einem genauso kleinen Mädchen zu dem Spielendem im Sandkasten.
"Tia, das ist Claire. Sie möchte gerne mitspielen, darf sie das?", fragt die Frau freundlich.
"Ja", sagt Tia einsilbig und patscht ihre kleine Hand neben ihr in den Sand.
"Komm, wir bauen einen Kuchen.", sagt Tia.
Ängstlich sieht Claire die junge Frau an. Die nickt und schiebt sie leicht Richtung Sandkasten.
Claire lässt sich in den Sand fallen und baut mit Tia einen Kuchen und noch viele weitere.
~ 1 Jahr später~
"Komm, mach das nochmal!", fordert Claire Tia auf. Die beiden Mädchen sitzen im Schneidersitz auf dem staubigen Dachboden des Waisenhauses, während es draußen gewittert. Tia sieht Claire ängstlich an.
"Wirklich?", fragt sie unsicher.
Claire nickt aufgeregt.
"Ja!"
Tja seufzt und dreht ihr Handgelenk nach rechts und dreht blitzschnell die Handoberfläche nach oben. Eine kleine, blaue Flamme entfacht und züngelt sich um Tias Fingerspitzen hin und her.
"Wow", staunt Claire verblüfft.
Tia fühlt sich nicht wohl und löscht die Flamme mit einem schnipsen.
Claire siehr Tia böse an und brüllt sie an.
"Warum hast du das Feuer ausgemacht?!"
"Weil ich es nicht mehr möchte; lass uns doch verstecken spielen mit den anderen!", schlägt Tia vor.
Claire bleibt stur, nimmt Tias Hand und vollführt die Bewegung, um Feuer heraufzubeschwören.
Tia versucht Claire ihren Arm zu entziehen, doch Claire hält den Arm fest und die Hand schwenkt hin und her. Funken entspringen dem Feuer und fallen auf die trockenen Kartons mit den Akten ehemaliger Waisen.
Die Mädchen bemerken das Desaster und beginnen zu schreien. Die junge Frau kommt herein und sieht das Feuer, aber auch, dass Tias Fingerspitzen Flammen entspringen.
Claires Klammergriff lockert sich und Tia schüttelt die Hand, dass die Flammen verschwinden, doch nur die Flamme an ihrer Hand verschwindet. Die Flammen werden immer größer und verschlingen die Akten.
Die drei Mädchen laufen die Treppe herunter und die Frau ruft per Telefon die Feuerwehr. Sie sammelt die restlichen Waisenkinder ein und man sieht, wie die Feuerwehr vergeblich versucht, dass obere Stockwerk des Hauses vor den Flammen zu retten.