Die dröhnenden Warnsignale ignorierend sprang Ezra in die Bahn, bevor sich die Türen mit einem markerschütternden Quietschen hinter ihm schlossen. Lässig lehnte er sich mit dem Rücken gegen die verkratzen Plastikscheiben, froh dem stinkenden Uringeruch des Bahnhofs entkommen zu sein. Sein Blick schweifte über die anderen Fahrgäste, die meisten Gesichter waren ihm bekannt, andere waren in Reiseführer oder Smartphones vertieft. Wie jeden Morgen herrschten ein bedrückendes Schweigen und die Übereinkunft sich durch keine Anmerkung oder Handlung bemerkbar zu machen.
Ein Ruck ging durch die Bahn, als sich die Räder ächzend in Bewegung setzten und ließ Ezra beinahe gegen die alte Dame stolpern, die ihn von unten missbilligend betrachtete. Sie zog ihre gehäkelte Tasche enger an den Körper und rümpfte beim Anblick seiner schwarzen Lederjacke die Nase, bevor sie ihm demonstrativ den Rücken zukehrte. Der junge Mann verdrehte die Augen und lächelte über ihre Unfreundlichkeit, viele die ihn sahen mussten nur seine verbeulten Schuhe und die zerrissene Jacke bemerken, um den Blick abzuwenden. Er wusste nur zu gut, dass er nach Ärger aussah, mit dem sich niemand weiter befassen wollte. Nicht nur die alte Dame, auch die anderen Passagiere starrten mit gesenktem Kopf auf den grauen Boden, versuchten jedweden Blickkontakt zu vermeiden.
Erneut ging ein Beben durch das Metall und ein hohes, klagendes Quietschen erklang, während die Bahn stotternd stehen blieb. Ezra stieß sich von der Tür ab und erntete für die plötzliche Bewegung einen giftigen Blick der Alten, bevor sie mit hochgezogenen Schultern an ihm vorbei auf den belebten Bahnsteig flüchtete. Er sah ihr lächelnd nach und schüttelte den Kopf. Jeden Morgen stieg er eine Station vor ihr ein und jeden Morgen durchbohrte sie ihn mit ihren kalten, grauen Augen.