Mitten in der Nacht erwachte Riley. Er wusste nicht, was ihn geweckt hatte, doch irritiert sah er sich um. Mit einem Seufzen schob er die Hand auf die Bettseite seines Mannes, nur um diese leer vorzufinden. Und bereits kalt. Phobos musste vor einer ganzen Weile aufgestanden sein.
Der junge Vampir lauschte in die Finsternis, weil er dachte, der Andere könnte bei Ari sein, der womöglich einen Alptraum gehabt hatte, doch es war still und auch das Babyfon signalisierte keine Geräusche im Kinderzimmer.
Murrend genehmigte Riley sich einen Schluck aus dem Wasserglas auf dem Nachttisch und schwang die Beine aus dem Bett.
War der Andere wieder aus tiefstem Schlaf von einer Idee geweckt worden, die er unbedingt aufschreiben musste und war dafür in sein Arbeitszimmer gestiefelt?
Barfuß öffnete der junge Unsterbliche die Tür des Schlafzimmers und linste in den dunklen Flur. Irgendwo am Ende des Ganges meinte Rye, Licht zu erkennen und brummte. Er konnte Phobos hören, der immer zu summen anfing, wenn er sich allein und ungestört glaubte.
Arians Vorliebe fürs Singen kam eindeutig von ihm, auch wenn er das womöglich abstreiten würde.
Riley huschte leise wie eine Maus auf das Licht zu und spähte um die Ecke. Der andere Vampir hatte sich in die Höhe gereckt und band kleine Zweige mit kräftigen grünen Blättern und winzigen weißen Beeren an die Rahmen der Türen.
»Was genau machst du da eigentlich um drei Uhr morgens?«, riss ihn der junge Unsterbliche mit einem Grinsen aus seiner Summerei und Phobos zuckte heftig zusammen, machte einen Satz und stieß sich den Kopf.
»Au!«, jaulte er und rieb sich über die wunde Stelle, bevor er sich umdrehte.
Riley versuchte, ein bestürztes Gesicht zu machen, konnte sich ein leises Lachen aber trotzdem nicht verkneifen. Da er wusste, dass so etwas einen Vampir nicht ernsthaft verletzten konnte, bestand auch kein Grund, sich Sorgen zu machen.
»Also?«
»Och Mann!«, meckerte der Ertappte, »jetzt hast du die Überraschung verdorben.«
»Welche genau?«
Phobos seufzte und legte den Stoffbeutel mit den Zweigen, den er in der Hand gehabt hatte, auf einen der Beistelltische. Schweigend stieg er die Treppenstufen hinauf und blieb schließlich vor Riley stehen, um ihm ernst in die Augen zu schauen. Leicht nur zuckten seine Lippen, als er den Finger ausstreckte und über sich deutete.
»Weißt du, was das ist?«
Der junge Vampir hob den Kopf. Über ihnen beiden in dem Torbogen hing ebenfalls ein kleines Gebinde.
»Ein Mistelzweig?«
»Und du weißt, was das bedeutet?«
»Oh, aber ja«, grinste Riley und legte Phobos die Arme um den Nacken.