Ich kämpfe mich über das schräge Dach der Kapelle. Überall ist Rauch. Er nimmt mir die Sicht und lässt mich husten. Im Nachhinein betrachtet war es keine so gute Idee, sich vor Jecri auf das Dach zu retten.
Aber ich hatte ja nicht ahnen könnten, dass der Mann in Schwarz sich befreien und Jecri ablenken würde.
Auf der Rückseite der Kapelle standen ein paar Holzkäfige, über die ich hinauf geklettert bin. Doch in meiner Eile habe ich sie umgeworfen, und jetzt brauche ich einen anderen Weg nach unten. Blitze zucken vom Vorhof herüber und haben das Dach in Brand gesteckt. Ich stolpere so weit vor, wie ich mich traue, um auf den Vorplatz zu sehen.
Da steht meine Mutter und wehrt Jecris Angriffe aus Blitzen mit einem kleinen Amulett ab. Jecri wirft mit der Magie nur so um sich, unter mir höre ich irgendwo außer Sicht Wolf winseln. Comodos liegt bewusstlos kurz vor dem Eingang der Kapelle, und die Katze schießt über den Hof.
Der Mann im schwarzen Mantel – vielleicht dieser Kento – kämpft Seite an Seite mit meiner Mutter. Auch er hat ein Amulett - ich kenne die Art. Sie schützen bedingt gegen Magie, doch irgendwann ist der Schutzzauber aufgebraucht. Noch können Mutter und der fremde Mann die Blitze von sich weglenken - der Mann in Schwarz trifft sogar Comodos mit einem umgelenkten Blitz. Doch ewig werden die Amulette nicht mehr halten - nicht gegen die Macht von Jecri!
Da springt der Mann in Schwarz auch schon nach vorne. Er hält das Amulett vor sein Gesicht und stürzt direkt auf Jecri zu. Meine Mutter ruft ihm etwas zu, doch schon treffen die beiden Männer aufeinander.
Kento reißt Jecri von den Beinen und umfasst die Geige mit beiden Händen. Bevor der Magier reagieren kann, rollt Kento schon wieder von ihm weg und schlägt die fragile Geige in seinen Händen mit aller Macht auf den Boden.
Das Instrument zerspringt in tausend Stücke. Ohne die Musik von Jecri wird es mit einem Mal scheinbar still auf dem Platz. Doch das Feuer tost noch immer unvermindert laut.
Jetzt steht Jecri zwischen Mum und Kento, mit leeren Händen. Kento steht triumphierend lächelnd auf und macht den Mund auf, um etwas zu sagen.
Da reißt Jecri die Hände nach vorne. Blitze zucken aus den Fingern des Geigenspielers und treffen Kento in die Brust, obwohl der Mann sein Amulett im letzten Moment hoch reißt. Kento wird durch die Luft geschleudert und schlägt unter mir gegen die Mauer der Kapelle. Mutter schreit entsetzt auf, und Jecri dreht sich ihr zu.
Ich will etwas tun, irgendetwas. Doch ich bin wie gelähmt.
Da sehe ich ein Messer, das aus irgendeinem Grund zwischen den Schindeln hängt. Ich sehe genauer hin - es ist eines von Comodos' Wurfmessern. Ich erinnere mich noch gut an die Brücke, wo ich Wolf gerettet habe. Dort waren es die gleichen Messer. Ich schlucke, dann greife ich mir das Messer. Vermutlich hat Comodos damit einmal geübt.
Meine Mutter flieht zur Kapelle. Sie gerät außer Sicht, etwas hält sie auf. Ich errate, dass sie Kento mit sich in die brennende Kapelle zieht. Jecri folgt ihr aufreizend langsam, obwohl er vor Wut zu kochen scheint.
Ich muss etwas tun. Doch bevor mir auch nur eine Idee kommen kann, knackt das Dach um mich herum. Flammen schießen zu allen Seiten hoch und unter meinen Füßen sackt der Boden ab. Ich werfe mich nach vorne, weg von dem abstürzenden Dach, und bete, dass ich nicht im Feuer lande.
Tosend kracht das Dach nach unten.