Roboter:
Sie waren alle ziemlich schläfrig. Der umgestürzte Baum hatte ihnen einen furchtbaren Schrecken eingejagt, sodass die Gäste der Tour kaum geschlafen hatten. Und jetzt wurden Gerüchte laut – hauptsächlich verbreitet von den Freunden Patrick und James – dass man den Besitzer des Motels am Morgen tot aufgefunden hatte.
Sogar Sarah schienen die Ereignisse zuzusetzen, obwohl sie doch von der Tour stammte. Sie schwieg, während sie Tobias' Rollstuhl auf die Tür des neuen Hotels zu rollte.
Dahinter erwartete sie ein helles, überfülltes Foyer. Menschen schnatterten wild durcheinander, Bedienstete in heller Kleidung huschten hier und dorthin. Alles sah eintönig hell und piekfein aus. Die neu angekommene Gruppe fühlte sich sofort fehl am Platz – und sie wurden auch sofort entdeckt.
Eine junge Frau bahnte sich ihren Weg durch das Gedränge und kam auf sie zu. Lächelnd streckte sie jedem die Hand entgegen und zeigte keinerlei Berührungsängste, als sie zu Tobias kam.
„Ich bin Maya“, stellte sie sich vor. An ihrem Hemd trug sie ein kleines Schild mit der Aufschrift „Hell-Hopping“.
„Ich werde euch eure Zimmer zeigen und auch ansonsten für euch da sein.“
Tobias war mehr als erleichtert, als Maya sie aus dem Foyer führte. In seinem übermüdeten Zustand war der überfüllte Raum eine einzige Zumutung.
Sie bezogen einen großen Zimmerkomplex. Darin enthalten waren zwei Schlafsäle mit je zehn Betten, die alle in Wandnischen standen, um ein wenig von den anderen Betten abgetrennt zu sein. Verbunden waren beide Räume über einen breiten Balkon, und man konnte die Trennwand in der Mitte auch öffnen. Das Zimmer war hell und freundlich, aber die Blicke der Gäste wurden wie magnetisch von den Betten angezogen, die weich und warm aussahen.
„Es gibt gleich Mittagessen“, riss Maya sie aus ihren Träumen. „Danach könnt ihr eine Lesung besuchen und der Poolbereich ist bis 18 Uhr geöffnet. Obwohl es dafür vielleicht schon ein wenig kalt ist. Ihr dürft auch in die Sauna, oder in unsere Gesellschaftsräume.“
Maya zählte vom Kicker bis zum Fernsehraum alles auf, was das Hotel zu bieten hatte.
„Auf keinen Fall solltet ihr in den Keller gehen oder in die Räume für Angestellte“, erklärte sie ruhig. „Bei Fragen und Problemen kommt ihr bitte zu mir.“
Sie gab ihnen einen Zettel mit ihrer Raumnummer. Tobias musste ein Gähnen unterdrücken und rutschte in seinem Rolli hin und her. Als letztes wurden ihnen ihre Ausweise ausgeteilt, elektronische Karten, die den Zimmerschlüssel bildeten und ebenso für die Umkleiden und alles mögliche andere benötigt wurden. Als Tobias seine Karte in den Händen drehte, wurde er doch wieder wacher.
„Warum steht da mein BMI drauf?“, wunderte er sich.
Die Karte zeigte alles – selbst seine Kontoverbindung, obwohl zum Glück keine Passwörter darauf standen. Tobias bekam ein flaues Gefühl im Magen, während er die Karte in den Händen drehte. Maya war bereits durch die Tür verschwunden und hatte nur gesagt, dass sie die Gruppe gleich beim Mittagessen erwartete.
„Sarah?“, fragte Tobias und sah seine Begleitung an. „Woher wissen die das alles?“
Sarah sah sich um und teilte ihm dann verschwörerisch mit: „Sie haben eure Eltern angeschrieben und gefragt.“
„Moment mal“, sagte in diesem Moment Jakob, ein dürrer, schüchterner Junge, der sonst kaum sprach: „Warum steht da, dass ich adoptiert wäre? Ich bin nicht adoptiert!“