Unter Zivilisten:
Luca konnte sich nicht wieder an das normale Leben gewöhnen.
Er strich durch den Supermarkt, den Einkaufskorb in der Hand, und fühlte sich fremd. Um ihn herum lachten und schimpften die Menschen und waren mit Problemen beschäftigt, die in Luca eine seltsame Mischung aus Wut und Schmerz auslösten. Wen interessierte es, dass der neue Marvelfilm eine Enttäuschung gewesen war? Es war ein verfluchter Film.
Die Leute waren so naiv und regten sich über die unwichtigsten Dinge auf.
Luca ging durch eine Regalreihe und suchte nach dem richtigen Waschmittel. Er hasste es, einzukaufen, aber seine Mutter schickte ihn immer wieder. Damit er „zurück ins Leben fand“. Luca konnte sich nicht vorstellen, noch etwas mit den dummen Menschen um ihn her gemein zu haben.
Er fand, was er suchte und eilte weiter zur Tiefkühltruhe.
Der Supermarkt wurde mit Kameras überwacht. Wann immer Luca ihn betrat, fühlte er sich eingeengt und nervös. Er bekam Schwierigkeiten, zu atmen.
Ein lautes Geräusch ließ ihn aufhorchen, doch es war nur eine Frau, die schrill lachte. Schnell lief Luca weiter, fand die Tiefkühltruhe und stopfte eilige ein paar Pizzen in seinen Korb. Er wohnte inzwischen mit Amy und zwei Studenten, Maximilian und Karolin, in einer kleinen WG, für die er einkaufen musste. Trotzdem verbrachten sowohl er als auch Amy noch viel Zeit bei ihren Familien. Mit Max und Karo hatten sie so gut wie keinen Kontakt.
Luca beeilte sich, zur Kasse zu kommen. Zwei waren offen, aber vor beiden befand sich eine lange Schlange. Luca stellte sich resigniert an.
Er hasste Menschenmengen, in denen er keinen Überblick hatte. Er wartete, bis er die Waren auf das Fließband legen konnte. Ungeduldig wippte er auf den Füßen, trommelte mit den Fingern auf dem Metallrahmen.
Er bemerkte die aufgeregten Rufe sofort und sah auf. Mehrere Menschen drängten von der Straße herein und flüchteten zwischen die hohen Reihen der Regale. Die Welle schreiender Männer und Frauen löste eine Panik aus. Die Kunden verließen die Kassen und drängten sich – samt Einkäufen – zurück. Luca wurde mitgeschwemmt, zum hinteren Teil des Ladens.
Sein Herz raste. Von vorne hörte er Schreie und Kreischen. Etwas klirrte laut.
Er zuckte zusammen, als eine Gestalt neben ihm landete, die offenbar von einem Regal gesprungen war. Ein junger Mann, in weiter, unförmiger Kleidung, ein rotes T-Shirt mit einem gelben, kotzenden Smiley darauf.
Luca starrte ihn mit offenem Mund an wie einen Geist.
„Oh, Luca. Ich freue mich, dich zu sehen. Obwohl die Umstände etwas unglücklich sind. Aber ich hatte so eine Ahnung, wen die freundlichen Herren da vorne suchen könnten.“
Samstag grinste schief und drehte sich synchron mit Luca um, als am Eingang des Supermarktes ein Tumult entstand. Mehrere Leute stürmten den Laden.
Samstag nahm Lucas Hand: „Los, lauf!“
Luca hoffte inständig, dass alles nur ein Traum war und er gleich aufwachen würde.