Theresa Abt saß in ihrer dunklen Hütte und hörte die wütenden Stimmen immer näher kommen.
Sie kamen, sie zu verbrennen. Theresa wusste es. Müde starrte sie auf ihre alten Hände. Sie hatte versucht, mit diesen Händen nur Gutes zu tun. Menschen zu heilen, Tiere zu retten … sie hatte die Macht der Kräuter und Pflanzen dazu genutzt, Wunden zu schließen, Übel auszusaugen und Krankheiten zu lindern.
Doch das war nicht genug. Ihre Blutegel hatten sie von dem Kind gerissen, sodass das arme Mädchen an dem Gift gestorben war. Ihre Tinkturen, Tees und Salben fand sie weggeworfen im Wald, wenn sie neue Zutaten suchte. Und dann Kilians Tod … das war zu viel gewesen, für das Dorf genauso wie für Theresa. Irgendjemand hatte ihren Sohn ermordet. Ihn aus der Krippe gestohlen und im Gartenteich ertränkt.
Nein, genug war genug. Das Dorf wollte eine Hexe in ihr sehen? Dann würde sie das sein. Statt einer Kräuterfrau mit der Macht zur Heilung würde sie eine garstige Vettel voller Zorn und Mordlust sein, die die schlimmsten Schrecken der Nacht beschwören würde.
Fieberhaft arbeitete sie sich durch die Beschwörung. Die Kerzen in der kleinen Hütte flackerten unter einem Sturmwind, den nur die Flammen spüren konnten.
Sie zog ein Messer über ihre Handfläche. Blut tropfte auf den Boden. Die Kerzenflammen griffen auf das Holz über und der Sturmwind schwoll zu einem Tosen an.
„Ich werde euch niemals vergessen lassen!“, schrie Theresa. „Euch nicht und nicht eure Nachfahren! Und solange mein Leid nicht gesühnt wurde, werde ich diesen Hügel mit Dunkelheit überziehen und kein Licht wird vor mir sicher sein.“
Sie knurrte und keuchte, grinste breit. „Ihr habt es so gewollt.“
Als die Dorfbewohner mit ihren Fackeln ankamen, fanden sie die Hütte restlos verbrannt vor. Nicht eine Spur war von dem Gebäude geblieben. Sie durchkämmten die Asche am nächsten Tag, konnten aber keine Knochen finden.
Seitdem mieden sie den Hexenhügel, auf dessen verbrannter Spitze nie wieder etwas wuchs … als würden Pflanzen hier einfach kein Licht bekommen können.