Was du nicht glaubst:
Karo zitterte vor Angst. Die blonde Frau, Mira, hatte ihr Handgelenk gepackt und zerrte sie vorwärts, so beiläufig, als wäre Karo ein Gepäckstück. Sie sah zu Amy, die den Rollstuhl schob, zu Luca, der sich mit einem morschen Ast bewaffnet hatte und schließlich zu dem Mann namens Sam, der sie alle anführte.
Geschah das hier wirklich? Karo wollte ihrer Erinnerung noch nicht trauen. Einer Hütte wuchsen doch keine Beine! Und wer waren diese seltsamen Menschen gewesen? Schauspieler? Amy hatte sie wohl erkannt. Aber es musste doch alles Schminke sein, richtig?
Es gab keine Toten, die wieder lebendig wurden!
Bisher hatten Sam, Mira, Amy und Luca beherrscht gewirkt, doch nach dem jüngsten Zusammentreffen wirkten sie erschüttert. Tobias hatte die Augen weit aufgerissen und schien kaum zu atmen. Amy murmelte die ganze Zeit Namen vor sich hin: "Liam. Milo. Eve."
Plötzlich durchfuhr es Karo wie ein Blitz. Sie kannte diese Namen! Sie hatte die Bilder an der Wand von Amys Zimmer gesehen. Als sie gefragt hatte, hatten Amy und Luca ihr nur diese drei Namen genannt.
"Liam. Milo. Eve."
Einen Dimitri hatte es auch gegeben, erinnerte Karo sich. Es war ein schwarz-weiß Foto aus der Zeitung gewesen, ein kurzer Bericht darüber, dass der Autor im Alter von 49 Jahren nach langer Krankheit verstorben war.
Sie zitterte plötzlich. Fakten tauchten aus den Tiefen ihres Gehirns auf.
Die Show hatte jedes Jahr an Halloween stattgefunden, nur dieses Mal war es anders. Niemand war der Show jemals entkommen, abgesehen von Sam, Mira, Amy und Luca.
Amy und Luca waren traumatisiert. Und jede Show lud dreizehn Gäste ein.
Karo schluckte. Sie sah zu Amy, dann zurück. Das waren diejenigen gewesen, die bisher nicht überlebt hatten!
Sie hatte das Gefühl, dass die Luft nach Verwesung roch. Mehr denn je wünschte sie sich jemanden an ihre Seite, dem sie vertrauen konnte. Jason, oder ihre Eltern. Sie fühlte sich so allein und hilflos wie nie zuvor.
Mehr als dankbar sah sie zu Luca auf, der sich zurückfallen ließ und neben ihr lief. Er sagte nichts, tat auch nichts, aber Karo wusste, dass er genau wie sie fühlte. Da waren keine Worte mehr nötig. Die Gewissheit, dass sie nicht allein war, tröstete Karo.