Training:
Recht feierlich bekamen die drei Schüler je einen Sender überreicht. Während Tobias noch ein wenig daran zweifelte, wie nützlich die unscheinbare Uhr sein sollte, freute sich Amy darüber, wieder etwas am Handgelenk zu tragen. Luca schien es ebenso zu gehen.
„Also gut“, sagte Samstag mit lauter Stimme, als sie damit fertig waren, die Grundfunktionen der Sender zu überprüfen.
„Wir machen jetzt eine kleine Trainingsrunde. Blaze gegen Lizzy, Kassie gegen Elaine, Mo gegen mich. Euer Ziel ist es, uns irgendwie außer Gefecht zu setzen – bitte ohne uns zu verletzen. Alles, was ihr in der Halle findet, ist erlaubt.“
Amy sah sich um. Die Turnhalle war eine große, leere, weiße Halle, ohne die geringste Spur von Waffen oder ähnlichem.
„Was machen die Spieler denn noch hier?“, fragte Elizabeth und deutete auf Andy, Piek und Xeri.
Piek grinste frech: „Andy ist hier, um Blaze mit dem Enthinderer zu helfen, Xeri für den Fall, dass es Verletzte gibt, und ich bin hier, weil ich was zu Lachen haben möchte.“
„Na schön“, knurrte auch Elaine wenig begeistert. „Geht aber wenigstens auf die Tribüne.“
Von dort oben hatten die drei einen wunderbaren Ausblick darauf, wie Amy, Luca und Tobias vor ihren Meistern flüchteten. Nicht einmal die Waffen an Tobias' neuem Rollstuhl (er war im Trainingsmodus, in dem der Rolli nur Paint-Ball-Kugeln verschoss) konnten die drei Meister aufhalten, denn aus irgendeinem Grund war Elizabeth fast übermenschlich schnell und Elaine konnte eine Art Schutzwand aus Feuer hervorrufen, wogegen Sams Fähigkeit anscheinend daraus bestand, sehr zielsicher mit einem Gewehr umzugehen, das er irgendwo gefunden hatte.
Nach vielleicht zehn Minuten absoluter Demütigung rief Tobias: „Kassie, Mo! Hierhin!“
Amy und Luca rannten zu dem kleineren Jungen, der sie zu sich auf dem Schoß zog und dann den Enthinderer in seine Panzerfunktion umbaute. Im Inneren des Metall-Vielecks war es dunkel bis auf das schwache Licht einer Notbeleuchtung.
„Wir brauchen einen besseren Plan“, keuchte Blaze.
„Also, ich habe keine Chance gegen Sam“, teilte Luca mit.
„Und ich nicht gegen Elaine“, sagte Amy.
„Ja, aber vielleicht haben wir zu dritt eine Chance!“, sagte Blaze, der auf einem kleinen Bildschirm verfolgte, wie die drei Meister ihr Versteck wartend umkreisten. „Hört zu, ich habe Türen in den Wänden entdeckt. Eigentlich hat doch jede Sporthalle einen Geräteraum, oder etwa nicht? Ich möchte die Türen öffnen, aber dazu brauche ich Zeit, und die habe ich nicht, solange Elizabeth auf mich einprügelt. Könnt ihr die drei eine Weile in Schach halten?“
Amy tauschte einen Blick mit Luca. Der nickte langsam. „Wir kämpfen Seite an Seite, Amy … ähh, Kassie. Wir sind vielleicht weniger erfahren als die drei, aber wir haben den Vorteil, dass wir sie nur einmal treffen brauchen, damit das Training vorbei ist, wohingegen sie uns nicht einmal berühren.“
Es stimmte. Die Meister hätten ihre Schüler unzählige Male treffen können, doch sie begnügten sich darauf, die Schwächen in der Verteidigung aufzuzeigen und weiter zu machen. Das war in gewisser Weise schlimmer.
Tobias sah auf den kleinen Bildschirm und sagte dann: „Jetzt!“
Der Enthinderer klappte auseinander und Amy und Luca sprangen mit erhobenen Fäusten heraus und stürzten sich auf die drei Meister.
„Hu, sie haben sich besprochen!“, höhnte Elaine grinsend, aber in gedämpftem Ton sagte sie zu Amy: „Gut gemacht. Ihr seid ein Team, also solltet ihr auch gemeinsam kämpfen.“
Zwei-gegen-drei zu kämpfen war anstrengend, aber Amy merkte bald, dass es viel wert war, sich auf Luca in ihrem Rücken verlassen zu können. Und schließlich ertönte ein Schuss, und Elizabeth zerrte Sam im letzten Moment aus der Bahn einer grünen Farbkugel, die auf dem Boden zerplatzte. Die Halle sah inzwischen aus wie das Arbeitszimmer eines verrückten Künstlers. Tobias hatte inzwischen eine Garagentür geöffnet, die unter anderen Umständen kaum zu sehen gewesen war. Der Geräteraum lockte mit den verschiedensten Sportgeräten.