ANNA
Langsam öffne ich meine Augen. Durch die dicken Leinenvorhänge kann ich erkennen, dass die Sonne bereits ihr Licht verstrahlt. Eigentlich müsste ich schon bei Luna sein. Als ich jedoch sehe, wie Alex zufrieden schläft, will ich nicht weg von hier. Schon lange habe ich nicht mehr so gut geschlafen. Ich fühle mich so sicher in seinen Armen und ich würde am liebsten für immer in seinen Armen liegen bleiben. Eingehüllt in diesen warmen Mantel seiner starken Arme, seine warme Brust an meinem Rücken und seinem Herzschlag, der ruhig und gleichmäßig auf meine Haut klopft. Er ist bei mir geblieben. Er ist nicht gegangen und das macht mich gerade so glücklich. Als ich mich erneut an ihn kuscheln möchte, höre ich jedoch einige laute Stimmen und Schritte vor unserer Tür. Alex schläft noch immer tief und fest und er sieht dabei so schön aus. Doch meine Gedanken werden durch ein lautes Klopfen unterbrochen. Bevor ich etwas tun kann, öffnet sich die Tür mit einem lauten Knall. Bitte, lass das nicht wahr sein. Ich denke ich laufe gerade rot an und leuchte wie ein Feuerball.
Mike, Peter und David stehen plötzlich im Zimmer und sehen ziemlich überrascht aus bei meinem Anblick. Genauso wie ich aussehen muss. Aus Reaktion ziehe ich mir die Decke bis zu meinem Kinn. Alex ist noch immer nicht wach und somit stoße ich ihm mit meinem Ellbogen leicht an seine Schulter. Ich und die Jungs sehen uns noch immer mit diesem Blick an, bis Mike reagiert und die Jungs an der Schulter packt, um sie vor die Tür zu befördern. Noch bevor er rausgeht und Alex wach wird, sieht er mit ernster Miene zu mir.
„Anna, bitte beeilt euch. Luna ist weg.“
Ein raues, verschlafenes „Was?“ Kommt über Alex`s Lippen. Seine Augen sehen noch immer müde aus, doch ich denke jetzt ist er hellwach. So wie ich. Was ist passiert? Mike stoppt noch kurz bevor er die Tür wieder schließt und sieht uns noch mal an.
„Beeilt euch einfach, wir warten vorm Haus auf euch.“
Als die Tür wieder in das Schloss einrastet hüpfe ich schnell auf und ziehe mir die Sachen von gestern an. Die, die mir Alex vom Leib gerissen hat. Noch immer kann ich es nicht glauben und zu gerne würde ich es jetzt mit ihm genießen. Doch es gibt Wichtigeres. Luna. Ich will wissen was los ist und will noch schnell in mein Zimmer gehen um nicht mit meinen Schlafshort's den Jungs gegenübertreten zu müssen. Als ich schon auf dem Weg zu der Tür bin, greift Alex nach meinem Handgelenk und dreht mich zu sich. Seine Augen sehen noch immer ein wenig verschlafen aus und seine Haare sind wild durcheinander. Er wirkt bedrückt und ich will ihm schon sagen, dass wir uns beeilen müssen. Doch er ist schneller und zieht mich nochmals zu sich und drückt mir einen kleinen Kuss auf meine Stirn. Dann lässt er mich wieder los und deutet mit seinen Kopf auf die Tür. In seinem Gesicht sehe ich Besorgnis, aber er versucht trotzdem mir ein kleines verschlafenes Lächeln zu schenken, bevor ich zur Tür raus und in mein Zimmer gehe. So schnell ich nur kann, ziehe ich mir eine helle Jeans und eine schwarze Laufjacke an. Meine Haare binde ich nur schnell zu einem Zopf und schlüpfe in meine Sneakers, bevor ich zur Tür raus stürme. Alex ist ebenfalls schon fertig und hat auf mich gewartet. Er steht vor meiner Tür und wir gehen mit schnellen Schritten nach unten.
Auf der Treppe vorm Haus, stehen bereits die Jungs und sehen uns wieder mit diesem Blick an. Ich denke sie hätten nicht gedacht, dass ich diese Nacht mit Alex verbringen würde. Genauso wenig wie ich es gedacht habe. Doch schnell ist dieser peinliche Augenblick überwunden, als Alex`s dunkle Stimme ertönt.
„Was ist los? Wo ist sie?“
David übernimmt jetzt wieder das Wort, während Peter und Mike bereits in Aufbruchsstimmung neben ihm stehen.
„Wir wurden heute Nacht durch einen lauten Knall geweckt. Wir haben ihn alle drei gehört. Außer ihr vielleicht, denn ihr wart ja beschäftigt.“
Er kann es sich nicht sparen und ein kleines verschmitztes Lächeln kommt über David's Lippen. Doch schnell ist er wieder bei seinem ernsten Gesichtsausdruck angekommen, als er weiter erzählt.
„Wir sind dann alle drei nach draußen und haben versucht das Geräusch ausfindig zu machen. Doch wir haben Nicht's gefunden. Es war echt ein komisches Geräusch und irgendwie kam es mir so bekannt vor. Ich hatte das Geräusch schon einmal gehört und zwar bei einem Angriff auf unser Rudel. Eine Hexe hatte den Schutzzauber durchbrochen, den unsere Hexe auf unser Rudel gelegt hatte. Und erst als mir diese Idee gekommen ist, haben wir uns auf den Weg zu den anderen gemacht. Die anderen Mitglieder konnten es ebenfalls hören. Dann wollten wir nach Luna sehen. Doch als wir bei Luna's Haus waren, stand die Tür weit offen, aber keine Luna weit und breit. Wir haben das ganze Revier abgesucht, haben sie aber nicht gefunden. Sie ist weg. Und es kann nur eine mächtige Hexe gewesen sein, die diesen Zauber brechen kann.“
Noch bevor irgendjemand etwas sagen kann, kommt es leise über meine Lippen. „Salivana.“
Alle blicken mich verwundert an. Dieses mal aber auf eine andere Art. Erst jetzt spüre ich wieder wie meine Wut in mir hochkocht. Ich kann spüren, wie sich meine ganze Energie auf dieses Miststück konzentriert. Sie versucht mir alles zu nehmen, was mir helfen könnte Marius zu stoppen. Zuerst das mit Nathan und jetzt auch noch Luna. Ich fühle, wie sich meine Körpertemperatur erhöht und meine Haut beginnt zu brennen. Und plötzlich verschwindet wieder alles um mich herum. Ich befinde mich wieder in dieser Welt. Doch dieses Mal ist es anders. Ich kann Luna sehen. Ich kann sehen wie sie zusammengekauert in einer Ecke sitzt. Es sieht aus wie eine Zelle, doch ich kann keine Gitterstäbe erkennen. Ich versuche ein paar Schritte auf sie zuzugehen. Ich weiß nicht, was das hier zu bedeuten hat. Wieder eine Vision? Doch als ich noch näher zu ihr gehe, sieht sie plötzlich zu mir auf. Bei diesem Anblick zieht es mir den Magen zusammen. Ihre Augen sind blutunterlaufen und ihre Haut ist leichenblass. Erst jetzt erkenne ich die schweren eisernen Handschellen an ihren Gelenken. Sie sind alle durch eine dicke Kette verbunden und ich kann schon die gerötete Haut unter dem schweren Eisen erkennen. Ich will meine Hand nach ihr ausstrecken, doch sie entzieht sich mir. Was ist los? Doch bevor ich sprechen kann, sieht sie mich mit besorgtem Blick an und flüstert zischende Worte.
„Anna, was machst du hier? Verschwinde.“
Ich sehe sie überrascht an. „Wieso soll ich verschwinden? Was ist hier los Luna?“
„Anna, wie kommst du hier her? Du musst sofort von hier weg. Sie werden dich endgültig töten, wenn sie über deine Neue Kraft bescheid wissen.“
„Luna ich verstehe das nicht. Gerade noch war ich bei den Jungs. Sie haben nach dir gesucht. Was ist das für eine Vision? Wo bin ich und warum bist du hier? Komm mit mir.“
Sie schüttelt den Kopf und sieht mich mit voller Ehrfurcht an.
„Ich wusste dass du stark bist, aber die Kraft sich zu teleportieren hätte ich dir noch nicht zugetraut. Ich habe dich unterschätzt. Anna, es ist nur dein Geist der hier ist. Dein Körper ist noch immer dort, wo dein Herz schlägt. Und jetzt musst du von hier weg, bevor sie zurückkommen und dich sehen. Mach dir keine Sorgen, du wirst das auch ohne mich schaffen. Und jetzt geh wieder zurück. Ihr müsst ihn aufhalten.“
Plötzlich höre ich Schritte, die immer Näher kommen. Es ist so dunkel hier und es riecht modrig. Ich höre wie die Wassertropfen von der Decke, auf den, mit alten Steinen gesäumten Boden tropfen. Es ist so düster hier und ich kann Luna nicht alleine lassen. Doch je näher das Geräusch der Schritte kommt und ich Stimmen hören kann, desto nervöser wird Luna. Sie sieht mich flehend an und ich kann nicht anders, ich muss die Jungs zur Verstärkung holen. Ich denke, dass ich weiß, wo ich hier gerade bin. Doch wie komme ich wieder zurück? Ich weiß ja nicht einmal wie ich hier her gekommen bin. Ich versuche meine Augen zu schließen, um mich besser konzentrieren zu können. Doch es funktioniert nicht. Je näher das Geräusch, der Schritte auf dem nassen Steinboden näherkommt, desto nervöser werde ich.
„Anna, denke einfach an deinen Körper und du wirst wieder zurückfinden.“
Luna sieht mich mit diesen leeren Augen an und ich versuche zu machen, was sie gesagt hat. Ich denke an meinen Körper. An meinen Körper, der mit Alex und den anderen Jungs vor dem Haus steht. Ich versuche mich zu konzentrieren, obwohl ich unter Druck stehe. Ich weiß, wenn ich mich nicht beeile, dann werden sie mich sehen. Ich bin mir so sicher, dass Salivana hinter allem steckt und gerade als ich mich noch immer konzentriere um zu meinem Körper zurückzukommen, muss ich meine Augen öffnen. Ich spüre, dass jemand vor uns steht und ich spüre, wie sich mein Herzschlag erhöht. Jetzt ist es zu spät. Sie werden mich sehen und was sich vor meinen Augen auftut, lässt mich erstarren. Ich blicke in diese Augen und mein ganzer Körper spannt sich an. Es ist ein blaues und ein grünes Auge und sie starren mich ebenso an, wie ich sie. Vor mir steht der Vampir, der mir mein Herz gebrochen hat und ich starre ihn einfach nur an. Sein Blick wirkt überrascht. Nichts Böses ist darin zu erkennen und das wiederum überrascht mich. Doch plötzlich macht er einen Schritt auf mich zu und mein Körper weicht zurück. Mein Körper. Ich bin so überwältigt, dass ich, als ich meine Augen wieder öffne, kaum Luft bekomme. Ich beuge mich vor und lege meine Hände an meinen Hals. Ich versuche so gut es geht, meine Atmung wieder zu finden. Ich erkenne dabei, dass ich wieder auf einem, mit Schotter gesäumten Boden stehe und das Sonnenlicht darauf scheint. Ich bin wieder hier. Hier in Sicherheit bei Alex. Schon spüre ich eine wärmende Hand an meinem Rücken und höre eine besorgte tiefe Stimme.
„Ist alles in Ordnung?“
Es ist Alex und als sich meine Atmung wieder etwas beruhigt hat und ich mich ebenfalls, richte ich mich wieder auf. Die Jungs sehen mich verwundert an und David kommt auf mich zu.
„Was war los? Du hast ausgesehen, als würdest du uns gar nicht zuhören.“
Ich muss ihnen alles erzählen. Ich muss ihnen sagen, dass wir Luna helfen müssen. Also fange ich an wie ein Wasserfall über meinen verrückten Trip zu erzählen.
„Ich...Ich war gerade bei Luna...also, ich weiß nicht wie... sie sagte irgendetwas von teleportieren... ich habe Luna gesehen, sie ist bei Nathan und Salivana. Sie muss in dem alten Schloß von Nathan sein. Dort wo das Ritual durchgeführt wird. Wir müssen schnell zu ihr.“
Ich will schon gehen, als Alex mich wieder an meiner Schulter zurückzieht.
„Du warst was? Wir können nicht so einfach dort hin.“
Sogar David, der ansonsten immer so optimistisch ist, schüttelt den Kopf und seine Finger gleiten durch sein langes Haar. Doch ich kann sie nicht verstehen. Wir sind zu fünft und könnten es mit ihnen aufnehmen. Hoffe ich wenigstens. Doch je mehr ich darüber nachdenken, desto schneller verschwindet mein Wille, dort hin zu gehen. Erst jetzt realisiere ich, dass ich Nathan gesehen habe. Sein Blick verwirrt mich noch immer. Irgendwie dachte ich, dass ich wieder etwas Gutes in diesen Augen gesehen hätte. Doch es kann nicht sein. Ich habe mich schon mehrmals in ihm getäuscht.
„Aber wir müssen ihr helfen. Sie sieht wirklich schrecklich aus.“
Alex sieht mich an und an seinem Blick kann ich erkennen, dass er ebenfalls besorgt ist. Besorgt um Luna, die gerade in den Fängen von diesen kranken Leuten ist. An seinem Blick erkenne ich auch, dass er versucht nachzudenken. In seinem Kopf versucht er gerade eine Lösung zu finden. Das erkenne ich daran, wie er seine Augenbrauen zusammenzieht und sich dazwischen eine Falte bildet. David versucht ebenfalls ruhig zu bleiben und einen Plan zu schmieden. Er stellt sich vor mich und sucht meinen Blick, bevor er mit mir spricht und versucht, etwas von seiner Ruhe auf mich zu übertragen.
„Anna, wir werden versuchen Luna zu retten. Aber versteh bitte, dass wir nicht einfach alles überstürzen können. Das Schloß ist sicherlich gut gesichert und ich bin mir ebenfalls sicher, dass sie nur darauf warten, dass wir heute schon kommen. Somit hätten sie morgen ein leichtes Spiel und keiner würde sich ihnen, bei der Durführung des Rituales in den Weg stellen. Sie werden Luna bis dahin nichts antun. Sie brauchen ihre Kraft für das Ritual. Also werden wir versuchen uns für morgen vorzubereiten und sie ein für alle mal auszuschalten.“
Ich versuche seinen Worten zu folgen. Doch als ich wieder zu Alex blicke, der noch immer nervös hin und her läuft, kommen mir Zweifel. Was, wenn ihr bis dahin etwas passiert? Aber irgendwie hat David ja recht. Morgen ist es soweit und sie werden Luna bis dahin am Leben lassen. Sie brauchen sie.
„David, ich weiß ja nicht einmal, bei was ich euch helfen soll? Was soll ich den machen, um euch zu helfen? Ich habe meine Kräfte nicht einmal unter Kontrolle.“
Ein beruhigendes Lächeln kommt über seine Lippen und er sieht mich mit diesen sanften braunen Augen an. Sein Blick beruhigt mich ebenso wie seine Stimme.
„Anna, du hast Kräfte von denen du keine Ahnung hast, zu was sie im Stande sind. Zu was DU im Stande bist. Aber du wirst wissen was zu tun ist. Du wirst uns beschützen. Ich bin dazu da um es dir leichter zu machen. Hast du vergessen? Ich bin dein Anker. Ich werde immer für dich da sein und wir sind unser Leben lang aneinander gebunden. Es gibt so vieles, was uns leichter fällt. Wir sind Geschwister. Wir sind die Kinder einer mächtigen Hexe. Wir sind Zwillinge und wir sind unsere Anker. Wir haben eine der größten Mächte und keiner weiß davon. Keiner von unseren Feinden. Das wird sie überraschen und du kannst uns mit deinen Kräften beschützen, während wie uns um diesen Verrückten Jäger und dieses Hexenbiest kümmern.“
Alle um uns herum hören gespannt seinen Worten. Besonders Alex hört aufmerksam zu. Er hat seine Nachdenk-Phase unterbrochen um David's Worten zu lauschen. Ich selbst bin ebenfalls von diesen Worten fasziniert. Ich wusste ja, dass er mein Anker ist und mein Bruder. Aber die anderen Sachen die er noch erwähnt hat, lassen mich neugierig werden. Auch Alex klingt überrascht.
„Wann hattet ihr vor mir zu sagen, dass du ihr Anker bist?“
Alex blickt David und mich an, als hätten wir irgendetwas verbrochen. Doch David versucht ihn zu besänftigen.
„Was ist daran so schlimm?“
„Es ändert einfach alles. Jetzt wird mir so Vieles klar. Deswegen hat sie so schnell deine Gestalt annehmen können. Zuerst dachte ich noch, dass es so schnell funktioniert hat, weil ihr Zwillilnge seid. Ihr könnt eure Kräfte austauschen. Tötet sie Anna, tötet sie auch dich und hätte dafür gesorgt, dass sie eine weitere Gefahr ausgeschaltet hat.“
„Was hat das zu bedeuten? Wenn ich sterbe, stirbt auch David.“
Ich blicke die beiden fragend an und warte ungeduldig auf eine Antwort. David wirkt betrübt, als er meinen Blick sucht.
„Ich wollte dir noch sagen, was es bedeutet seinen Zwillingsbruder als Anker zu haben, aber ich musste zuerst sicher gehen, dass du dich auf deine Kräfte konzentrierst. Es tut mir leid.“
„Deswegen bist du hier her gekommen? Um sicher zu gehen, dass ich nicht sterbe und du ebenfalls am Leben bleiben kannst?“
„Anna, jetzt beruhige dich. Du weißt, das ist nicht die Wahrheit. Du bist meine Schwester und mein Anker und ich würde niemals wollen, dass dir etwas zustößt. Nicht um meinetwillen, sondern wegen dir. Bitte glaub mir.“
Er blickt mich mit flehendem Blick an und seine braunen Augen durchbohren mich. Ich glaube ihm. Keine Ahnung wieso, aber seine Aura wirkt so ehrlich. Ja, ich kann seine Aura sehen, so wie ich sie in letzter Zeit bei vielen sehen kann. Es ist eine Gabe die manchmal kommt und manchmal geht. Aber jetzt gerade zeigt sie mir klar und deutlich, dass ich meinem Bruder glauben kann. Und plötzlich wirkt Alex wieder ruhiger, als er etwas flüstert. Es ist kaum zu hören und doch hat es jeder verstanden.
„Es ist Zeit.“
Wir antworten fast alle im Chor. „Für was?“
„Ich kann es euch noch nicht sagen, aber ich habe etwas, dass Marius aufhalten wird. Vertraut mir einfach. Jetzt sollten wir uns besser bereit machen für Morgen. Wir müssen es aufhalten. Wenn diese Macht wirklich ausgelöst wird, sind wir nicht mehr sicher. Sie wird einen Krieg gegen das Gute führen und zu meinem Bedauern wird sie stärker sein als das Gute.“
Wir sehen ihn noch immer verwirrt an. Also zumindest David und ich. Denn die anderen scheinen zu wissen was er damit meint. Sie stellen keine Fragen und nicken zustimmend. Mike ist der Erste, der Alex nach der weiteren Vorgehensweise fragt.
„Also Alex, was ist der Plan?“
Seine Haltung wird aufrechter. Sein Blick ernster und dieses helle Blau verschwindet aus seinen Augen. Ich habe ihn schon einmal so gesehen, aber es ist fühlt sich diesmal anders an.
„Also, ich habe einen Plan. Aber da jetzt Luna nicht mehr hier ist, müssen wir jemanden finden der für sie einspringt. Der Schutzzauber ist zu stark für eine Hexe. Wir brauchen jemanden, der ihn mit ihr spricht. Leider fällt mir nur ein Hexe ein, die stark genug ist.“
Er stoppt und in seiner Stimme höre ich so etwas wie Reue. Und schon spricht Mike diesen Namen aus, bei dem Alex's Augen traurig und doch voller Zorn wirken.
„Lexa.“
Ich spüre, wie Alex sich dagegen sträubt. Wie er nach einer anderen Lösung zu suchen scheint. Aber ich weiß das Lexa stark ist. Ich habe es selbst gesehen. Aber sie wird nicht so einfach zurückkehren. Alex hat sie verbannt und jetzt will er es einfach wieder zurücknehmen, weil er sie braucht. Ich denke das wird sie nicht gerade erfreuen. Doch ich weiß auch, dass wir sie irgendwie davon überzeugen müssen. Ich kann sie überzeugen. Und schon kommen diese Worte auch über meine Lippen.
„Ich werde gehen und sie holen.“
Alle, außer David blicken mich ungläubig an. Alex wirkt jetzt noch verärgerter als vorhin.
„Du bist wohl verrückt geworden. Du kannst nicht einfach wieder in diese Welt spazieren. Sie werden dein Bathory-Blut riechen. Du wärst schon einmal fast aufgeflogen.“
Ich weiß und ich kann mich noch gut daran erinnern. Doch ich weiß auch, dass sie sonst keinem hier mehr vertrauen wird als mir. Bevor ich noch etwas sagen kann, stellt sich David schützend vor mich.
„Ich werde sie begleiten. Mit unserer Kraft, kann sie auch meinen Geruch annehmen und keiner wird merken, dass Bathory Blut in ihr fließt. Ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas passiert. Das weißt du!“
Alex wirkt nachdenklich, als er sich mit seinen Fingern durch das braune Haar streicht. Ich merke, wie sich in seinem Kopf ein Durcheinander entwickelt. Er versucht abzuwägen, was er tun soll. Doch David kommt mir zuvor.
„Ich werde mit Anna dorthin gehen. Ich kenne diese Welt. Ich war schon oft dort. Ihr werdet versuchen hier alles in Ordnung zu bringen. Ich verspreche dir Alex, ihr wird nichts passieren. Du weißt, wir haben jetzt nicht mehr allzu viel Zeit. Und wenn diese Lexa genauso stark ist, wie du sagst, dann ist das unsere Einzige Möglichkeit.“
Alex nickt widerwillig. Fast so, als müsste er seinen Körper mit aller Kraft zu diesem Nicken zwingen. Ich weiß, er würde mich nicht gehen lassen, wenn er David nicht vertrauen würde und ich würde ebenso nicht gehen, wenn ich ihm nicht vertrauen würde.
„Na gut. Dann macht euch auf den Weg. Aber seid vorsichtig und ich gebe euch einen wohlgemeinten Ratschlag: Meine Schwester ist ein Sturkopf. Sie wird sich nicht so einfach überzeugen lassen. Wir werden uns hier um den Rest kümmern. Seht zu, dass ihr bald wieder hier seit.“
Jetzt weiß auch David, dass Lexa, Alex's Schwester ist. Und ich bin ebenso überrascht, dass es eigentlich bei ihnen fast genauso ist, wie bei David und mir. Nur, dass ich meinen Bruder erst jetzt gefunden habe und Alex seine Schwester vor Jahren verloren hat. Aber sie ist eine Hexe und er ein Werwolf. Genauso wie bei mir und David.