Am Morgen:
"Hey!", Milo wurde von einem Ellbogen geweckt, den ihm jemand in die Seite stieß. Verschlafen blinzelte er und fragte sich, warum er auf einem klapprigen Stuhl im Freien saß. In seinem Kopf herrschte Nebel.
"Aufwachen, alle miteinander!", fluchte die Person neben ihm. Träge erkannte Milo Samira.
"Jetzt kommt die beste Stelle!"
Er blinzelte und setzte sich langsam auf. Jeder Muskel tat ihm weh.
Zwei Reihen von Klappstühlen, auf denen die anderen Mitglieder der Tour saßen, erstreckten sich vor und neben ihm. Vor den Stühlen war eine weiße Leinwand aufgebaut, über die ein Film flackerte. Langsam erinnerte Milo sich.
Sie waren um 8 Uhr aufgestanden, kaum erholt, um sich "Psycho" anzusehen. Natürlich hatte Niemand lange aufgepasst und sie mussten wieder eingeschlafen sein. Auf dem Bildschirm schrie eine junge Frau. Dann wurde ein Vorhang zur Seite gerissen.
"DasisdieDuschszene?", nuschelte Luca vor ihm verschlafen.
"Ja. Der Schatten ist Norman Bates, verkleidet als seine Mutter -", setzte Samstag zu einer Erklärung an, doch Fay unterbrach ihn: "Du sollst doch nicht immer alles verraten!"
"Sie werden den Film eh nicht zu Ende gucken", meinte Samstag.
Samira beugte sich vor, um Mira in den Rücken zu stoßen. Die Blonde hing noch schlafend in ihrem Stuhl, hinter einem Vorhang aus unordentlichen Haaren verborgen.
"Die kriegst du nicht wach", erklärte Samstag: "Sie hat in der Nacht Wache gehalten."
Benebelt schloss Milo die Augen wieder und legte den Kopf auf Evelyns Kopf, der wiederum auf seiner Schulter lag. Er gähnte und trieb wieder davon.
Nach dem Film wurden sie von einem weißen Bus abgeholt, kurz nachdem ihre Handys zurück verteilt worden waren. Das lief nicht ganz reibungslos ab, weil die übermüdeten Teenager und Erwachsenen mehrfach ihre Mobilgeräte verwechselten. Am Ende waren sie jedoch alle wieder vereint. Ihr Abholdienst war ein ziemlich futuristisch anmutender Bus, dessen Form eher an einen ICE erinnerte. Milo kümmerte sich nur darum, dass der Bus weiche Sitze hatten und sank dankbar hinein. Amy musste jeden von ihnen nochmals wachrütteln, damit sie sich anschnallten. Milo saß direkt neben Eve, Amy und Liam auf der einen, Samira und Dimitri auf der anderen Seite, die Seitenfenster des Busses im Rücken. Ihnen gegenüber sahen Mira, Fay, Tee-jo, Lily und Wild Child, zwischen denen aus irgendeinem Grund Luca saß, während Samstag auf dem einzigen Sitz war, der in Fahrtrichtung stand, und zwar neben dem Busfahrer, dessen Gesicht durch einen weißen Helm verborgen war.
Milo war so dankbar dafür, dass er schlafen konnte, dass sie das unheimliche Motel verließen und diesmal auch alle zusammen bleiben konnten, dass er beinahe sofort einschlief. Während der Fahrt wurde er mehrmals wach, sah die Straße vorbei gleiten und hörte das sanfte Schnarchen der Anderen. Irgendwie schien immer eines der Mädchen ihm gegenüber wach zu sein, aber ansonsten waren wohl auch alle anderen von der Müdigkeit und der warmen Sitzheizung überwältigt eingeschlafen.
Ohne überhaupt zu wissen, wohin die Reise nun ging.