Ein Team aus Zivilisten:
„Runter!“, schrie Mira.
Amy ließ sich gehorsam flach auf den Bauch fallen. Der Schuss krachte durch den engen Gang und warf ein verzerrtes Echo. Die Silbermunition zerriss das billige Plastik zu beiden Seiten und traf den Werwolf direkt ins Gesicht. Der Rückstoß riss Mira aus ihrem ohnehin unsicheren Stand und nach hinten.
Sie kämpfte sich wieder auf die hochhackigen Stiefeletten. Die Absätze ihrer Schuhe federten und machten das Rennen leicht. Sie war bei Amy, noch bevor diese aufgestanden war, lief an ihr vorbei und baute sich mit neu geladener Waffe über dem Werwolf auf.
Der wand sich ein wenig auf dem Boden und erschlaffte dann.
„Puh“, machte Amy. Sie hatte ihre eigene Waffe irgendwann fallen lassen, was Mira ihr noch eine ganze Weile lang vorhalten würde. Sich den Schweiß von der Stirn wischend trat Amy neben sie. „Ist er tot?“
„Mausetot“, sagte Mira nicht unzufrieden.
Amy schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch. Es war offensichtlich, dass die Anspannung zu viel für sie war. Mira rechnete jeden Moment damit, dass sie einen Nervenzusammenbruch erlitt, aber das geschah nicht. Amy war tapfer. Mira musste widerstrebend zugeben, dass sie Amys Mut bewunderte. Sie hatten jetzt den zweiten Werwolf erledigt.
Als sich Schritte näherten, wirbelten sie beide herum. Doch um die Ecke bog keine neue Gefahr, nur Samstag, dicht gefolgt von Luca.
„Braucht ihr Hilfe?“, fragte Samstag.
„Nein“, erwiderte Mira stolz und trat zur Seite, damit er den toten Werwolf sah.
Luca machte einen Schritt nach hinten.
„Hmm“, machte Samstag kritisch, aber von dem Fell des Wolfs stieg Rauch auf. Es bestand kein Zweifel daran, dass er tot war.
„Dann fehlen noch zwei“, meinte er nachdenklich.
„Einer“, berichtigte Mira. „Das ist schon unser zweiter für heute.“
Sie wusste, dass das Hotel nur vier Werwölfe hatte. Gemeinsam mit Amy war sie im Keller gewesen und hatte die vier Zwinger entdeckt.
Luca schluckte hörbar. „Wir müssen noch einen töten?“
Mira schenkte ihm ein süffisantes Lächeln: „Wenn du Angst hast, darfst du gerne gehen.“
„Nichts da!“, fuhr Samstag dazwischen. „Wir kriegen den Wolf noch vor euch!“
„Wetten?“, fragte Mira und Samstag streckte die Hand aus.
„50 Euro?“
„Nein. Wenn wir gewinnen, krieg' ich deine Sniper“, forderte Mira.
„Und wenn wir gewinnen“, sagte Samstag, „verrätst du mir, wie ihr damals meinen PC gehakt habt.“
„Deal.“
„Deal.“
Amy und Luca sahen ihnen entgeistert zu.
„Komm, Luca“, meinte Samstag und schulterte seine Waffe. „Wir haben einen Wolf zu erlegen!“
„Such deine Flinte!“, zischte Mira Amy zu. „Er darf nicht gewinnen, sonst zieht er mir das Fell über die Ohren!“
Amy sah sie sprachlos an. „Habt ihr gerade ehrlich eine Wette abgeschlossen? Wäre es nicht viel einfacher, zusammen zu kämpfen?“
„Ach was“, Mira winkte ab. Sie hatte erstaunlich gute Laune. „Wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht?“
„Ihr seid doch verrückt!“, stieß Amy hervor.
„Berufsrisiko“, rief Mira über die Schulter. Sie ging bereits den Gang hinab, denn sie hatte nicht vor, zu verlieren.