Von Außen:
Sam sah wehmütig hinterher, als Kassie, Mo, Blaze und Maximilian spurlos verschwanden. Kurz darauf flackerte das silbrige Portal und verschwand wie ein Nebelhauch. Erst dann verschwand auch die unsichtbare Barriere.
„Was hältst du davon?“, fragte Elizabeth leise hinter ihm.
Elaine antwortete. „Ich glaube, das war Glas. Der Junge ist stark.“
Sam nickte. Maximilian hatte sich endgültig auf die Seite der Bösen geschlagen. Nur das Böse konnte auch in Realitas Magie wirken, weil nur das Böse genug Chaos enthielt, um sich über alle Regeln hinwegzusetzen. Anna van Helsing trat zu der Stelle, an der das Portal verschwunden war, und hielt ein kleines Gerät in die Luft.
„Keine Spur mehr“, stellte sie dann fest.
Elizabeth lenkte ihr Pony neben Sam. Da sie Samsung noch am Zügel führte, trottete der gescheckte hinterdrein und stupste Sam an.
„Wir müssen sie finden“, sagte Samstag und warf einen Blick auf Anna van Helsing, die als erfahrenste Jägerin ihre Anführerin war. Ganz zu schweigen davon, dass Anna am meisten über die Nox-Halbgeschwister wusste. Die Frau mit den schwarzen Locken nickte und schwang sich auf den Rücken von ihrem kräftigen, grau gesprenkelten Kaltblüter.
„Wir reiten zur Basis“, erklärte sie mit lauter Stimme, während auch Sam wieder aufsaß. „Ich denke, ich habe genug Informationen über Ifrits Welt, als dass wir ihnen folgen können.“
Anna riss an den Zügeln und ihr großes Reittier wendete schnaubend.
Der dunkelbraune Luzifer buckelte, als die ganze Gruppe erst in den Trab und dann in den Galopp fiel. Sam beugte sich dicht über Samsungs Mähne, während die Pferde die Nacht durchpflügten. Nur Andy hatte Probleme, weil er die störrische und faule Matilde am Zügel führen musste.
Auch der Ritt zurück dauerte nicht lange. Außerhalb der Stadt hielten sie an. Nur Anna und Andy gingen durch die Straßen, um Annas Informationen in ein tragbares Portal zu übersetzen.
„Wir sollten Matilde vielleicht hier lassen“, meinte Elaine und lenkte Nachtwind neben Samsung. Sam legte den Kopf in den Nacken, um Elaine auf ihrem großen Friesen ins Gesicht sehen zu können.
„Wir nehmen sie mit“, sagte er. „Sie wird uns nicht groß aufhalten, aber möglicherweise werden wir eine Menge Zivilisten retten können, die Reittiere brauchen werden.“
Elaine verzog das Gesicht und Sam wusste sofort, dass sie ihm widersprechen wollte.
„Was?“, fragte er gereizt.
„Wir denken, dass Ifrit und Asmodai diesmal an der Tour teilnehmen“, erklärte Elizabeth mit sanfter Stimme. „Es gibt also nur fünf Zivilisten, einer davon hat sein eigenes Gefährt. Wir wissen, dass Max auf der Seite der Bösen ist; Anna wird ihn nicht mitnehmen. Diese Karo hat ihre Seele verkauft, also können wir auch ihr nicht mehr helfen. Es gibt nur noch Mo und Kassandra, und … naja, sie sind Schüler. Auch, wenn sie unsere Schüler sind, wir haben ihnen nicht viel beibringen können.“
Sam ballte die Hände zu Fäusten, bis die Knöchel weiß heraus traten. Ein plötzlicher, kalter Windstoß rauschte durch die Haare der Wartenden und ließ die Pferde tänzeln.
„Sie werden es schaffen“, knurrte er und sah die beiden Schwestern grimmig an. „Und ich gebe sie nicht auf!“
„Wir geben ja auch nicht auf“, sagte Elizabeth. „Wir überlegen nur, ob wir ohne Matilde schneller wären!“
Sam schüttelte den Kopf. „Wir nehmen sie mit.“
Den Rest der Zeit schwiegen sie, bis Anna und Andy endlich zurückkehrten. Anna schleppte eine schwere, graue Tasche, die sie auf den Rücken ihres Pferdes lud.
„Wir haben ein großes Portal genommen, immerhin müssen die Pferde mit durch“, sagte Andy, der sich wohl als Techniker genötigt fühlte, eine Erklärung abzugeben.
„Heißt: Wir werden länger für den Aufbau brauchen“, erklärte Anna und stieg wieder auf. „Wir werden uns also jetzt beeilen. Sorgt dafür, dass diese Stute da mithält“, sie deutete auf Matilde, die auf ihrem Zaumzeug kaute wie sonst nur die weiblichen Antagonisten in High-School Filmen.
„Natürlich“, sagte Elaine und trieb Nachtwind zu der schlanken Matilde, um den Strick aufzunehmen. „Ich mache das schon.“
Sam atmete leise aus, als sich die Gruppe für einen neuerlichen Ritt formierte. Er warf Elaine einen dankbaren Blick zu und sie zwinkerte ihm zu. „Vertrau mir“, hieß diese Geste in ihrem Team. Und „Wir halten eben zusammen.“