,,Schau nicht so ungläubig, es ist alles in Ordnung, ich erkläre es dir später!" lachte Juli hinter mir. Ich ignorierte ihn und sah mich weiter um. Als wir nämlich auf dem Hügel stehen blieben war ich erst recht sprachlos, nach dem Aufzug der Reiter und der Art der Wege, hatte ich fast erwartet zurück ins Mittelalter versetzt worden zu sein, aber die Stadt, die ich in der Ferne sah, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem Mittelalter, sie glich eher einer Metropole wie Tokio oder New York, sie sah eher noch fortschrittlicher aus. Ich staunte über die Bauten, die ich für Häuser hielt, selbst in allen Zukunftsversionen gab es keine vergleichbaren Ideen für solche Bauten.
Als wir näher kamen sah ich auch Menschen, von den Klamotten hätte man keinen Unterschied zwischen meinen und denen der Bewohner bemerkt, aber irgendetwas war gänzlich anders, nämlich die Augen, alle hatten farbige Augen, rot oder pink, gelb oder orange. Gerade als ich nachfragen wollte warum diese Augen so merkwürdig waren bogen unsere Pferde scharf nach rechts ab und ritten auf einen Wald zu, den ich bis jetzt noch nicht bemerkt hatte. Wir ritten eine Weile durch den Wald, bis die ersten stehen blieben. Juli sah mich fragend an: ,,Bereit?" Ich stieg nach ihm vom Pferd und sah mich irritiert um. Wir waren mitten im Nirgendwo, mitten im Nichts, außer Bäumen war hier nichts zu sehen. Carina ging auf einen Baum zu und zog an einem Ast, da bildete sich zwischen zwei Bäumen etwas das aussah wie eine riesige Seifenblase, wobei Blase das falsche Wort war, eher glich es einer Scheibe. Der erste unserer Gruppe nahm sein Pferd und führte es in die Scheibe und verschwand!
Ich starrte die Scheibe an, aber der Mann war nicht mehr zu sehen und kam auch nicht wieder. ,,Tessa, komm mit!" Carina und Juli nahmen mich in die Mitte und führten mich auf die Blase zu, ich sträubte mich, ich wollte nicht verschwinden! Ich wich vor der Blase zurück, aber Juli und Carina schoben mich immer weiter. Ich blieb stehen, ich vertraute den beiden zwar, konnte mir aber nicht vorstellen, dass sie alle Konsequenzen bedacht hatten, das Gebilde konnte gefährlich sein. Da kam auf einmal ein Schrei von hinten, ich drehte mich schnell um und sah wie einer unserer Begleiter zu Boden stürzte, ich dachte er sei einfach nur gestolpert, bis ich den Pfeil aus seiner Brust ragen sah. Jetzt fing auch ich an zu Schreien. Und auf einmal ging alles ganz schnell. Die nächsten zwei Reiter stürzten zu Boden. Da reagierten die anderen, zogen ihre Waffen, das was ich für Schwerter gehalten hatte entpuppte sich als eine merkwürdige Waffe, mit denen man Schüsse abgeben konnte. Ich wollte irgendwie helfen, aber Juli hielt mich fest, erst da fiel mir auf, dass auch Carina angefangen hatte zu kämpfen. Ich schrie noch mehr, dass konnte doch nicht wahr sein, in welchen Albtraum hatten mich die beiden da entführt, ich sah mich gehetzt um, immer weniger der Reiter standen. Da rief Carina: ,,Bring sie endlich weg, ich komm gleich nach!" Meine Starre, die von meinem Entsetzen über die Verletzten und Toten kam, ausnutzend hob mich Juli hoch und trug mich in die Scheibe, Carina folgte sogleich mit fünf Reitern, mehr waren nicht übrig geblieben. Ich war immer noch wie gelähmt als wir wieder das Tageslicht sahen. Um uns herum sah es genauso aus wie die Stadt vorhin, allerdings hatten sie Menschen hier normale Augen. Juli setzte mich sanft auf einer Bank ab: ,,Was war das? Was ist mit den anderen passiert? Wo bin ich hier? Kann mir bitte mal jemand das alles erklären?" Beim letzten Satz hatte ich die Kontrolle über meinen Körper wieder sprang auf und funkelte die anderen an. Juli trat vor ,,Willst du dich nicht erst ausruhen, dich etwas frisch machen, es war ein langer Weg..." ,,Nein, ich möchte wissen was hier los ist, ihr zerrt mich aus dem Unterricht, setzt mich auf ein Pferd, dann reiten wir ewig weit, reiten durch einen Wasserfall, der uns zu einem Feldweg bringt und von dem wir nicht nass werden. Danach reiten wir an einer Stadt vorbei, deren Bewohner pinkfarbene Augen haben, kommen in einen Wald in dem Leute durch Scheiben verschwinden und dann werden auch noch Leute getötet, ich will sofort wissen wo hin ihr mich verschleppt habt!" Carina kam zu mir: ,,Dann komm mit, wir bringen dich zu einem Ort an dem wir reden können." Wir gingen zu einem großen Glasshaus, es sah wunderschön aus. der Flur den wir betraten war allerdings leer, dass Haus schien vollkommen unbewohnt, bis auf einen Raum, den wir nun auch betraten.
Es war eine große Bibliothek, hohe Bücherregale überall im Raum, wir liefen durch dieses Labyrinth bis wir zu einer Lücke zwischen den Regalen kamen, dort standen gemütlich aussehende Sessel und ein Sofa um einen kleinen Tisch mit einigen Gläsern Wasser. Juli lümmelte sich sofort in einen der Sessel, als wäre es für ihn eine Selbstverständlichkeit hier zu sein, Carina setzte sich neben ihn, So blieb für mich nur das Sofa. Als wir saßen bleib es erstmal still, nach einer Weile begann Carina zu reden.
,,Im Jahre 1850 entdeckte ein Forscher auf einer Expedition durch Europas Wälder den Wasserfall durch den wir geritten sind. Er beschloss die Höhle dahinter zu erkunden, doch als er hinter dem Wasser keine Höhle entdeckte, sondern den Feldweg, wollte er nicht weiter gehen, sondern erst mit einer Expertengruppe wieder kommen. Die kamen auch, und entdeckten ein wunderbares Land, in dem Menschen friedlich zusammenlebten, keine Kriege führten, in dem eben alles Perfekt war. Sie beschlossen für immer dort zu bleiben und mit diesen Menschen zu leben. Das klappte lange Zeit gut. Aber der Forscher wollte unbedingt wissen was hinter nach diesem Land, dem er den Namen Paxin gab, lag. Obwohl er gewarnt wurde, dass von solchen Expeditionen noch keiner zurückgekehrt war, machte er sich auf den Weg. Er gelangte an die Grenzen, an ein großes Meer, er baute ein Boot und fing an zu segeln. Als er schon fast aufgeben wollte, da er schon fast ein Jahr unterwegs war sah er in der Ferne eine Insel. Als er diese endlich erreicht hatte war er fast enttäuscht, es sah genauso aus wie Paxin, er ging auf die Stadt zu, wollte in sein Haus, da er dachte, dass er im Kreis gefahren war. Doch als er die Stadt betrat merkte er, dass alle Menschen merkwürdige Augen hatten. Viel zu grell. Diese Menschen waren nicht so friedlich, man sah überall Leute, die verprügelt worden waren. An einem Baum hing ein Zettel mit einer Werbung für einen Krieg, und der Forscher war darüber entsetzt wie er diese Grausamkeit nur mit Paxin verwechseln konnte. Seine Ankunft blieb natürlich nicht unentdeckt, er wurde festgenommen und in ein Gefängnis gesperrt. Und er wurde ausgefragt. Über das Land aus dem er kam, wer es regierte, wie er es fand. Und er verriet alles, in der Hoffnung sein Leben behalten zu dürfen. Er war sehr lange im Gefängnis, und irgendwann kam er hinter die Sache mit den Augen, und dass erschreckte ihn zu tiefst. Die meisten Menschen hatten keinen eigenen Willen, wenn einer der Gefangenen kurz davor war zu sterben kam eine Wache und hielt ihm ein Tuch vor die Nase, zugleich gab er ihm aus einem Becher zu trinken. Wenn der Becher leer war stand die jeweilige Person auf, verneigte sich vor dem Wärter und hatte farbige Augen. Die Veränderung des Wesens bemerkte er erst, als einer seiner Freunde im Gefängnis an der Reihe war und als er farbige Augen hatte wurde er aus der Zelle geholt, unser Forscher rief ihm hinterher er solle sich nicht unterkriegen lassen, bald würden sie diese Schweine von Herrschern von Mullorch, wie diese Stadt hieß, loswerden. Nach diesem Satz rannte der ehemalige Freund zu der Zelle des Forschers und fing an zu zischen, dass keiner jemals dem Königspaar von Mullorch etwas antun würde, dafür werde er zu Not auch mit seinem Leben sorgen. Unser Forscher war geschockt. Er grübelte darüber, was er als nächstes machen sollte. Im kam keine Idee wie er sich selbst retten konnte, aber er wusste wie er Paxin warnen konnte. Er nahm eine der Tauben, die ihn immer besuchten, band ihr ein Stück Papier mit den wichtigsten Details an das Bein und schickte sie weg, in der Hoffnung das sie nach Paxin fliegen würde. Die Taube kam leider zu spät, sie erreichte das Königshaus von Paxin leider erst zwei Tage bevor die Truppen von Mullorch vor den Toren der Stadt standen. Es war unmöglich noch etwas der Übernahme der Stadt entgegen zu setzten. Die Stadt wurde eingenommen, nur wenigen gelang die Flucht, sie versteckten sich im Wald. Die Mullorcher Truppen hatten den Befehl alle Menschen zu töten, und wieder mit farbigen Augen zu mobilisieren, aber sie sollten mit dem König und den Religionsführern anfangen. Sie fingen mit dem König an. Als sie aber beim Hohen Gelehrten angekommen war, erinnerte er die übrigen Bewohnern von Paxin an die Rettung die schon vor Jahrhunderten angekündigt wurde, in Form einer Prophezeiung:
Unbezwingbar wird sie sein,
Und sicher nicht allein!
Auch wenn keiner mehr glaubt,
Seid der Hoffnung nicht beraubt.
Ein Jahrhundert sei vergangen,
Nun sie wird das Licht der Welt erlangen.
Den 17 Sommer nicht überschritten
Kommt sie im Sonnenuntergang geritten.
Dem Forscher gleich,
Aber nicht so weich.
Vom selben König entsprungen
Der uns zum Frieden gedrungen.
Obwohl sie noch nichts ahnt,
Wird sie doch stark getarnt
Doch beachte bitte eins,
Allein ist sie selbst auch keins!
Dies war im Jahre 1899. Keiner wusste, wer diese Prophezeiung erfüllen sollte, da die Familie des Königs der den Frieden brachte schon lange ausgestorben war, es hatte noch einen kleinen Jungen gegeben, der aber schon länger verschwunden war. Es vergingen viele Jahre. Es wurde eine Widerstandsbewegung gebildet, die nicht besonders groß war. Irgendwann fand man die Nachfahren des Junges. Diese lebte nun in eurer Welt. Sofort wurde er von der Widerstandsbewegung informiert. Aber da in der Prophezeiung von einem Mädchen die Rede war, folgten viele Enttäuschungen. Bis zum 09.09.1999, exakt 100 Jahre nach der Tötung wurde ein kleines Mädchen geboren. Prinzessin Fiona von Paxin. Kurz nach ihrer Geburt wurde ein Anschlag auf die Familie ausgeübt, alle starben, bis auf die kleine Prinzessin und ihre erwachsene Cousine. Man machte allen Glauben, dass diese beiden auch gestorben waren, und die beiden fingen ein neues Leben an. In dem die kleine Prinzessin unter ständiger Beobachtung der Widerständler aufwuchs. Sogar ihr bester Freund war ein geborener Paxiner. Was aber nicht die Freundschaft beeinflusste, da dieser es erst in seinem zwölften Lebensjahr erfuhr. Aber nun ist Fiona fast 17, also mussten wir ihr die wahre Geschichte erzählen und sie zurück in ihre richtige Heimat bringen. Da Fionas vollständiger Namen zu auffällig war, bekam sie von den Eltern einen gutbürgerlichen Namen. Sie nannten sie Tessa, Tessa Darisch" ...