Karl hatte Renate nie vergeben, dass sie sich damals, nach ihrer kurzen aber heftigen Liebschaft, plötzlich für den besser situierten Hans entschieden hatte. Die beiden sind sich deshalb die letzten 20 Jahre aus dem Weg gegangen. Karl und Hans aber, sind Freunde geblieben, wenngleich Hans sich oft darüber gewundert hatte, dass ihn Karl immer nur in der Firma, niemals aber in seinem Heim besuchte. Bei Gemeindefesten gab man sich ganz normal, aber Renate und Karl schienen keinen gemeinsamen Nenner zu finden...
Renate war es nur recht, dass Hans von ihrer kurzen Liaison mit Karl nie erfahren hatte. Als Renate aber Karl nun angerufen und ihn um seine Hilfe gebeten hatte, war es überhaupt keine Frage gewesen, da zu sein für die Familie des verunglückten Freundes. Hier war es einfach notwendig, den Gegebenheiten zu folgen, die Familie mit dem gebührenden Anstand zu unterstützen...
"Was bist du nur für ein selbstherrliches Arschloch geworden, Karl Faber?" fragte er sich plötzlich, "Du beteiligst dich am Auftragsmord an einem Zunftkollegen, bist einer der Initiatoren und hältst dich für einen Ehrenmann, weil du der Familie eines zweiten Freundes, der ebenfalls daran beteiligt ist, nach dessen Tod zur Seite stehst..."
Karl Faber fühlte sich plötzlich ganz klein und armselig... und fragte sich, ob Peter nicht vielleicht doch Recht hatte.
Schließlich hatte Hans, genauso wie Peter und er geglaubt, Josefs Tod würde alles regeln. Dass einer der drei Mordbuben, dazu noch der Redelsführer, noch vor ihm sterben sollte, damit hatte keiner gerechnet...
Mit gemischten Gefühlen fuhr er die Auffahrt zu Mayerhofers luxeriösem Anwesen hoch...
Josef und Sonja hatten gut und ausgiebig gegessen und fuhren nach Hause, Zu ihr nach Hause, weil er Sonja dort ablieferte, bevor er zu einer Aussprache mit seinem Vater fuhr. Sonja küsste ihn, bevor sie ausstieg und versuchte ihre Frage wie beiläufig klingen zu lassen:
"Danke Sepp! Es war ein großartiger Ausflug! Sie hauchte ihm noch ganz unverfänglich einen Kuss auf die Wange... "Sehen wir uns heute noch?"
Peter Muhr eilte zum Telefon. "Muhr?"
"Papa, hast es schon g´hört? Der Mayerhofer hat si darennt. Mit sein Audi auf der Thalgaueckstrass´n!"
"Was, der Hans?"
"Ja, wer denn? Mia san mit der Feuerwehr aufi und hab´n in rausgschnittn! Des Auto hättst nimmer kennt... und eahm a net! Den hat´s brutal hergricht! Bist du deppert!"
Josef Brantner Senior wartete geduldig auf die Ankunft seines Sohnes! Er war ihm schuldig, ihm seine Erkenntnisse mitzuteilen und er hatte einen Entschluss gefasst. Er wollte nicht der Sündenbock sein, der an allem schuld war. Und da er nie wirklich eine strafbare Handlung gesetzt hatte, genau so wenig wie einen Amtsmissbrauch oder gar eine Bestechung, wollte er der Wahrheit die Ehre geben und genau das, was er noch heute Morgen verhindern wollte, eine Untersuchung von Jansens Baustelle, sollte nun von ihm persönlich ausgehen. Nur so konnte er sich vor seinem Sohn und vor den erbosten Gemeindebürgern rehabilitieren...