3. April 2016 - 18:00 Uhr
Heute war es an der Zeit, Hannah von meinen Qualitäten als aufstebende Alchemistin zu überzeugen, und sie in die Grundlagen der Spagyrik einzuführen.
Mein "Labor" besteht aus einem schwarzen Tisch mit ein paar Erlenmeyerkolben in verschiedenen Größen, einem gasbetriebenen Bunsenbrenner, und einigen Halterungen für die Gläser und einem speziell für die Alchemie bestellten Brauereibottich mit Gärungsröhrchen. Außerdem sind da noch mein Mörser, verschiedene Keramikgefäße und Abdampfschalen, sowie getrocknete Kräuter wie Rosmarin und Zitronenmelisse, die von der Decke baumeln. Zugegeben - wer den Aufbau zum ersten mal sieht, der hält das Ganze wohl für eine Drogenküche.
»Wow, damit kann man ja wirklich Arbeiten«, meinte Hannah etwas überrascht. »Alles was wir an Ausrüstung sonst noch brauchen hab ich in meiner Reisetasche«
In meinem Bücherregal fielen ihr sofort die Werke von Paracelsus, Agricola und Hochmeier ins Auge - darunter einige Bücher die heute gar nicht mehr gedruckt werden. Ja, ich bin sehr stolz auf meine kleine Hausbiliothek, sogar ein Nachdruck des Voynich Manuskripts befindet sich darunter. Daneben der Koran, die Bibel und die Bhagavad Gita, eine der zentralen Schriften des Hinduismus.
»Du liest die Bibel, Meg?«, fragte Hannah nebenbei etwas verwundert.
»Natürlich«, antwortete ich. »Du würdest nicht glauben, wie viele Geheimnisse in den alten religiösen Schriften zu finden sind, wenn man nur weiß, wie man sie lesen muss...«
Hannah brachte ihr Reisegepäck ins Zimmer und ich half ihr mit dem Aufbau der Geräte. Das Labor wurde binnen kurzer Zeit noch um ein vielfaches Eindrucksvoller.
Während wir alles aufbauten, erklärte ich Hannah einige Grundprinzipien hinter der Alchemie: Wie jede Pflanze aus Sulfur, Merkur und Sal bestand, und wie die Natürlichen Heilmittel der Natur ihre volle Wirkung erst entfalten würden, wenn man die drei Bestandteile spagyrisch herauszog, und sie danach zu einem Elixir vermengte.
So weist jede Pflanze eine ätherisches Öl (Sulfur), einen Alkohol (Merkur) und ein Salz (Sal) auf, das man mit einer Folge alchemischer Prozesse aus dem Material extrahieren könne.
Ich schafelte ziemlich lange über diese drei Prinzipien, die man überall im Leben und in jeder Kultur finden könne. Sulfur, Merkur und Sal. Seele, Geist und Körper. Der Vater, der Sohn und der heilige Geist, etc. Vieles davon war Hannah allerdingszu esotherisch, und sie verlor rasch das Interesse an meinen Ausführungen.
»Danke nochmal, dass du gekommen bist«, sagte ich schließlich, als wir fertig waren. »Und von der Alchemie zeig ich dir am besten erst mal die Praxis, bevor ich dich mit trockener Theorie langweile«
Ich verschwand kurz aus dem Raum und kam mit einer randvollen Schachtel Rosen zurück, die ich heute Morgen besorgt hatte, als Hannah unterwegs war um die Stadt zu besichtigen.
»Wofür sind die denn?«, fragte Hannah.
»Die will ich heute Nacht auf dem Bett ausstreuen und dich verführen«
»Und wofür sind die wirklich?«
»Wir destillieren sie. Wir machen Parfüm.«
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Meg Out