Badria hörte sich Vanessas Geschichte ruhig und geduldig an und stellte fast keine Zwischenfragen. Sie fand gefallen daran, dass ein Engel zu einem Menschen geworden war, auch wenn sie Vanessas Einsatz zum Schutz von diesem erbärmlich fand.
"Okay!", Badria klopfte auf den Tisch "wir machen das so: du bleibst hier und nimmst dir ein Zimmer, Saphira darf das dann bezahlen, und redest in Ruhe mit dem Elf, Celles und Saphira werden mir dafür einen Gefallen tun!"
Vanessa winkte ihre Schwestern zum Tisch.
"Ihr beide!", fuhr Badria fort "begebt euch mit Cecilia nach Limbus City, und helft ihr ein paar Dinge zu erledigen, und ihr haltet die Augen und Ohren offen, vielleicht weiß jemand etwas über den Aufenthaltsort meines Vaters! Dafür sorge ich dafür das Vanessa geholfen wird!"
Saphira und Celles gefiel der Gedanke nicht, sie wussten aber das ihnen keine Wahl blieb. Janina beschloss die beiden in die Hauptstadt des Limbus zu begleiten. Schließlich hatte sie von dieser Welt noch nichts gesehen.
"Ich verstehe dich ein bisschen!", gab Badria kleinlaut zu als die beiden abends alleine im Gasthaus saßen "ich würde denke ich auch alles tun um meinen Vater wieder zu bekommen!" Vanessa lächelte, Badria schien doch auch viel von Mari zu haben. "Jetzt leg dich hin!", befahl Badria ihr "du wirst gut zu tun haben wenn Allister dich findet!"
"Bist du gekommen um zu bezahlen?", Vanessa schreckte hoch, sie hatte gut geschlafen, bis zu dem Zeitpunkt als die arrogante Stimme von Allister sie weckte.
Sie setzte sich auf und starrte den Elf an. Sein langes schwarzes Haar fiel ihm leicht ins Gesicht, seine spitzen Ohren waren gut zu sehen.
"Du hast wenig Kraft!", stellte er fest "das müssen wir ändern! Mit der Dunkelheit zu spielen ist gefährlich, die Dunkelheit zu beherrschen wird dir helfen dein Leben zu behalten!" Er zog ihr die Decke weg und reichte ihr die Hand.
Vanessa wusste nicht was er tat, aber seine Hand schien ihr Kraft zu geben.
"Vanessa?", Badria schaute durch die offene Türe "ich habe dir ein Lunchpaket gepackt, schreibe es auf Saphiras Rechnung!"
Vanessa musste lachen, Badria war fast schon fürsorglich, aber immer bemüht zu betonen das sie sich das sowieso bezahlen lassen würde.
Vanessa folgte Allister aus dem Gasthaus. Sie gingen die Wiese entlang hinter das Gasthaus und folgten dem kleinen Bach, der sich nach ein paar Gehminuten in einen Fluss verwandelte.
"Stell dich auf den Stein der aus der Mitte des Flusses ragt!", Allister grinste sie an "allerdings ohne das Wasser zu berühren! Lass dich von der Dunkelheit tragen!"
"Ich soll levitieren?", fragte Vanessa verwirrt "das kann ich nicht!"
Allister schloss die Augen, sein Körper begann sich zu verdunkeln, wurde in dunklen Nebel gehüllt. Er schwebte über dem Boden, als er seine Augen öffnete waren sie schwarz und strahlten dunkel.
"Siehst du!", er schwebte über den Boden "mit der Dunkelheit ist alles möglich! Du musst dich auf die Dunkelheit in dir konzentrieren, lass sie in dein Herz, nutze sie, lass dich aber nicht beherrschen!"
Vanessa versuchte es, sie fühlte die Dunkelheit in sich pullsieren, sie fühlte wie sie in ihr Herz stieg in ihren Kopf, sich über ihre Gedanken legte.
Als sie die Augen öffnete konnte sie nichts sehen, sie war von Dunkelheit umgeben. Plötzlich stand Allister vor ihr, riss sie aus der Dunkelheit. Sein Körper strahlte einen eigenartigen Glanz aus, seine Augen glänzten in einem goldenen Braun. "Ich sagte dir, dass du dich nicht beherrschen lassen sollst!", fuhr er sie an.
Vanessa sah sich um, der Fluss, alles war wieder normal. Sie stand nun in der Mitte des Flusses, auf dem Stein, wie er es gewollt hatte.
"Ich habe es geschafft!", stellte sie fest. "Ja, aber du hast die Dunkelheit in deinen Kopf gelassen!", erklärte Allister.
Vanessa übte weiter, versuchte den perfekten Punkt zu finden damit die Dunkelheit sie nicht wieder übermannte. Es gelang ihr immer wieder, allerdings musste Allister sie auch genau so oft wieder heraus holen.
Am Nachmittag saßen sie am Flussrand und erfreuten sich an den Köstlichkeiten die Badria eingepackt hatte. Allister nahm einen großen Schluck aus der Flasche die Badria ihnen dazu gegeben hatte und verzog das Gesicht: "Das würde ich nicht trinken, Schnaps mit einem Schuss Menschenblut, deine Nichte hat einen komischen Geschmack!" Vanessa lachte, wenigstens war sie nicht die einzige in der Familie die gerne ein bisschen Alkohol konsumierte.
"Gib schon her!", sie nahm ihm die Flasche ab und trank einen großen Schluck "du musst mir sowieso noch erklären wie es sein kann das du einerseits mit der dunkelsten Magie die ich je gesehen habe spielst, andererseits strahlst du ein Licht aus das diese Dunkelheit in die Knie zwingt. Ich weiß das es Elfen gibt, aber warum bist du hier? Woher kommst du?" Allister nahm ihr die Flasche weg und trank nun auch einen Kräftigen Schluck: "So viele Fragen. Es geht dich zwar im Grunde nichts an, aber ich komme aus einem sehr weit entferntem Land, einem schönen Land. Dort herrschte Krieg und ich war ein Teil davon. Ich hatte die Gabe andere zu heilen und ihnen ihre Schmerzen zu nehmen. Die Grausamkeit in diesem Krieg hat mich fast wahnsinnig gemacht, ich merkte das mich eine innere Leere. Eines Tages kam ein dunkler Wanderer in unsere Stadt, er füllte mein Herz mit Dunkelheit um die Stadt ins Chaos zu stürzen. Er hat mir meinen Bruder genommen, und mich so mit diesem "Geschenk" wie er es nannte, zurück gelassen. Ich bin geflohen, habe mich im Limbus verkrochen und suche seit dem nach einem neuen Sinn für mein Dasein!" Vanessa trank einen großen Schluck : "Das war die übelst geschnittene Fassung die ich je von einer Lebensgeschichte gehört habe! Aber okay, du hast Recht, es geht mich nichts an!" Allister nahm ihr die Flasche aus der Hand und trank wieder: "Gegenfrage, wie kommt man als Teufel auf die Idee mit einem Engel zusammen zu sein und sich für diesen mit meiner Hilfe beinah umzubringen?" Vanessa fühlte sich schon leicht benebelt, Badrias Mischung war ziemlich stark: "Und wie kommt man dann auf die Idee mir dabei zu helfen und so eine Art von Bezahlung von mir zu verlangen?"
Allister entriss ihr die Flasche: "Du hast genug, und falls es dir entgangen ist, ich habe bis jetzt nichts von dir verlangt und helfe dir schon wieder!"