Als sie Schritte hörte, die sich näherten, sprang sie über den Tisch zwischen zwei Sitzreihen und schob das Fenster nach oben. Der Wind schlug ihr ins Gesicht. Laut rauschend glitten nahe Sträucher vorbei, doch erst mal lagen noch zwei Paar Schienen zwischen ihrem Zug und dem steinigen Abhang.
Phoebe streckte vorsichtig den Kopf aus dem Fenster und hielt nach Schildern Ausschau, die ihre Flucht vielleicht vorzeitig beenden könnten. Die Schilder standen zum Glück ein Stück entfernt.
Dann schwang sie den Oberkörper durch die Lücke und klammerte sich mit den Armen an einem kleinen Vorsprung nahe vom Dach des Zuges fest.
Aus dem Abteil drangen laute Stimmen, als die anderen Menschen ihre waghalsige Flucht bemerkten. Phoebe wollte sich weiter nach oben ziehen, doch eine Hand packte ihr Bein und zog. Sie drohte, den Halt zu verlieren und mit dem Oberkörper nach hinten zu kippen. Schreiend zappelte sie und trat nach den Händen, bis sich deren Griff löste.
Sie kroch durch das Fenster, bis nur noch ihre Knie, dann nur noch ihre Füße auf dem Fensterbrett waren.
Mit beiden Händen umklammerte sie den Vorsprung, doch in ihrer Reichweite war kein neuer Halt. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Der Wind riss wütend an ihr. Neue Schreie, neue Hände griffen nach ihr. Sie machte einen weiten Satz zur Seite und erreichte einen ähnlichen Vorsprung, an den sie sich mit aller Kraft klammerte. Ihr Gewicht hing jetzt nur an ihren Armen. Auf dem Fenster sah ein bleiches und entsetztes Gesicht, ein Mann.
"Was tust du?", brüllte er sie an.
»Ja, was tue ich hier?«, fragte sich Phoebe. Sie hing nur an einem kleinen Kasten, ihre Füße baumelten über den Steinen, kurz über dem Tod.
Und ihre Finger rutschten ab.